Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2862]

Ambrosius Blarer
an Bullinger
[Konstanz],
26. März 1547

Autograph: Zürich StA, E II 338, 1419f (Siegelspur) Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 612-614, Nr. 1427

[1]Bullinger möge das vorliegende flüchtige Schreiben verzeihen. Blarer leidet nämlich seit zwei Tagen an Durchfall und liegt im Bett. [2] Mit den [süddeutschen] Städten steht es so, wie Bullinger es schreibt [nicht erhalten]. Möge Gott sich ihrer erbarmen und sie wieder aufrichten! Bullinger soll beten, dass die Konstanzer nicht der Versuchung erliegen. [3]Aus den letzten Briefen vom Straßburger Rat und von Martin Bucer geht hervor, dass sich die Stadt unterdessen ergeben haben wird. Bucer ist darüber sehr verstimmt. Mit einigen anderen hat er sich energisch, aber vergebens dagegen gewehrt. Die Stadt soll allerdings von allen Städten die besten Friedensbedingungen erhalten haben. Wolfgang Rehlinger hat dabei stark intrigiert. Vor einigen Wochen hatte er auch den Konstanzern angeboten, sich für sie in Ulm einzusetzen, worauf aber der Rat nicht einging. [4]Blarer dankt für Bullingers Urteil in den Eheangelegenheiten. Er teilt völlig dessen Meinung, ihm wird aber von den anderen

Augustinerklosters gelebt; s. Paul Wernle, Calvin und Basel bis zum Tode des Myconius 1535-1552, Basel 1909, S. 4. — Durch Enzinas' Wohnort erklärt sich nun auch, wie dieser zu einer handschriftlichen Abhandlung tiber das Abendmahl des verstorbenen Grynäus gekommen ist; s. Nr. 2840, Anm. 3.
3 Siehe Nr. 2819, Anm. 6. — Zum Wohnwechsel kam es vermutlich durch den mit dem jungen Isaak Keller (ein Sohn aus erster Ehe von Grynäus' zweiter Gattin, Katharina geb. Lompart) geknüpften
Kontakt während der mit diesem Ende Januar 1547 unternommenen Reise nach Zürich, s. Nr. 2766, Anm. 2.
4 Vgl. Nr. 2798.[8].
5 Jacob t'Serclaes, Herr von lilly, und Maria van Bossinel, Herrin von Ballast; s. André Monteyne, T' Serclaes. Une famille bruxelloise, Brüssel 1987 (eingelegtes Faltblatt mit genealogischer Übersicht). Die Angabe dort, dass beide Eheleute nach 1535 starben, kann nun dank vorliegender Briefstelle mit "nach 1547" präzisiert werden.


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widersprüchen. [5]Bullingers Angebot in der Angelegenheit betreffend [Hans] Widenhuber ist unnötig. Blarer ist zufriedengestellt. [6]Momentan kann er nichts Sicheres über Landgraf Philipp von Hessen berichten. Er glaubt aber nicht, dass dieser gegen [die Schmalkaldener] handle, auch wenn erneut berichtet wird, dass er untätig sei und täglich bei Kassel mit dem jungen [Karl Viktor] von Braunschweig jage. Aus verschiedenen Orten, u.a. aus Augsburg, wird gemeldet, dass er Martin von Rossem und den Grafen [Otto] von Rietberg (die beide in der Nähe von Bremen von den Hansestädten geschlagen worden sein sollen) erlaubt, Braunschweig und Westfalen im Namen des Kaisers einzunehmen. Das kann aber kaum stimmen, denn sonst stünde es wirklich schlimm um ihn! [7]Blarer hat die zwei Briefbündel empfangen. Sebastian Schertlin (der noch in Konstanz weilt) befördert sie derzeit nach Augsburg. Beiliegend erneut ein Brief der nach Basel an Bernardino Ochino übermittelt werden muss. [8] Blarer hat noch nicht erfahren, was der Zürcher Rat dem Konstanzer Rat mitgeteilt hat. Jedenfalls hat man auch in Konstanz von den zwei Schlachten [bei Rochlitz]gehört, in denen Herzog Moritz von Sachsen einer Gefangennahme knapp entkommen sei. König Ferdinand I. sei auch beinahe in die Hände [des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen]gefallen, wäre der Angriff ein wenig später erfolgt. Bischof Julius Pflug, Markgraf Albrecht Alcibiades von Brandenburg, Landgraf [Christoph] von Leuchtenberg, Graf [Georg] von Helfenstein und andere wurden festgenommen. Der Kurfürst soll immer noch über 30'000 Söldner und 5'000 Kavalleristen verfügen. Möge der Herr ihm Kraft verleihen und ihn stärken. Im Lager des Kurfürsten fiel nur ein namhafter Mann, nämlich der Herr Wolf Dietrich von Pfirt, welcher jedoch ein armer Mensch war! Die Schlacht soll acht Stunden gedauert haben. Vielleicht weiß Bullinger bereits davon und wird dies auch im oben erwähnten Brief der Zürcher ausgeführt sein. Den Inhalt des Schreibens wird aber Blarer erst später zur Kenntnis nehmen können, wenn er nicht den Boten [...] verpassen will, der den vorliegenden Brief übermitteln soll. [9] Herzog Ulrich von Württemberg hat erneut durch seinen Hofrat [Johannes] Knoder einen Boten [...] an Blarer gesandt. Er wollte wissen, wie es ihn die Ergebung von Konstanz stehe, zumal er gehört habe, dass der Kaiser der Stadt einen guten Frieden gewährt hätte. Er bat auch, über die Eidgenossen und deren gegenwärtige Tagsatzung informiert zu werden. Am letzten Donnerstag [24. März] beantwortete Blarer diese Fragen brieflich. [10] Die jetzige schwierige und unstabile Lage ist rätselhaft! Das Volk ist unzufrieden und könnte bald gewalttätig werden, besonders wenn im Bedarfsfall der Kaiser seine Besatzungstruppen abziehen würde (es gelingt ihm nämlich kaum, neue Landsknechte anzuwerben). Peter Scher d.Ä. von Schwarzenburg schrieb Blarer, dass diese Truppen eine Epidemie eingeschleppt haben, und dass um den Hohenasperg und an anderen ihrer Stationierungsorte viele Menschen an einer Kopferkrankung sterben. [11] Blarer bedauert die Unzufriedenheit, die die Zürcher Geheimen nach der Rückkehr ihres Gesandten Georg Müller aus Konstanz überkam. Den Grund dafür kennt er nicht. Er wird versuchen, ihn von seinem Bruder [Thomas] und seinem Vetter [Konrad Zwick] zu erfahren. Es wäre höchst bedauerlich, wenn der Konstanzer Rat sich einem guten Plan widersetzt hätte. Gott möge die Obrigkeiten zum Guten leiten, damit sie nicht von seinem Weg abkommen! [12]Blarer bedankt sich für die Auskünfte über die beiden [Pfarrer Joachim Gachnang und Johannes Gisling]. Der Herr bewahre seine Kirche vor solchen Wölfen! [13]Bullinger soll für Konstanz beten. Grüße. Blarers Frau [Katharina, geb. Ryff] lässt Bullingers Gattin [Anna, geb. Adlischwyler]grüßen. Blarer war immer noch nicht bei seinem Bruder oder seinem Vetter. In Eile.

Alles gütz mir möglich. Ich bin zwen tag inngelegen 1 und ain harten bauchflusß 2 gehapt, derhalb ich nitt wol auff. Wellt mein ylend schreiben zü güt haben, etc.

Die sachen haltend sich mitt den stetten, wie ir davon schreibend. 3 Gott well sich iren erbarmen und, was gefallen, widerum auffrichten, was noch

1 im Bett gelegen.
2 harten bauchflusß: schweren Durchfall.


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auffrecht steht, mitt seiner hand vätterlich erhalten, damitt es nitt ouch falle! Bittend mitt ernst und glouben für unß, das wir nitt ouch in anfechtung gangind. 4

Straussburg halber achten wir nach dem letsten schreiben, so meinen herren, ouch mir von dem Bucer kommen, 5 es werde nunmehr mitt inen hinüber sein. 6 Der Bucer gehept 7 sich sehr ubel. Hat mitt andern, sovyl möglich, das best thon, aber nitt erhalten mögen, wiewol die conditiones lydlicher und mylter sein sollen dann aller andrer usgesönten. Wolf Rechlinger 8 hat sehr practiciert 9 , sich auch unserthalb vor ettlichen wochen selbst angeworffen 10 gegen ainem 11 zü Ulm, aber meine herren habend sich gar nichts angenommen.

Umb ewern beschaid im ehhandel sag ich euch fleyssigen danck. 12 Gefalt mir ewer urtail sehr wol, dann es ouch y[e]a vorhein 13 mein urtail gewesen, aber von andern anderst geben ist worden. Ich waiß im 14 ye nitt anderst ze thain 15 .

Des Widenhubers 16 halber hat es nitt not. Bin wol züfriden. Von dem landtgrauffen 7 kan ich euch stracks 18 gar nichts gewisses schreiben, sonderlich diewyl ich nitt gloub, das er ubel an den unsern faren 19 und handlen sollt. Es wirt wol von newem geschriben, er seye sicher und rübig 20 , jage teglich zü Cassel mitt dem jungen von Braunschwig 21 . Er lasse auch den Marte von Rosshaim 22 und den grauffen von Rytberg 23 , die dann yetz

a Textverlust durch Papierverlust.
3 Dieser Brief Bullingers, auf den sich Blarer hier des Öfteren bezieht, ist nicht erhalten.
4 D.h. sich auf einen Friedensschluss mit Kaiser Karl V. einlassen.
5 Das Schreiben Martin Bucers vom 17. März (Blarer BW II 608-610, Nr. 1424). Darin wird auch ein gleichzeitiger Brief des Straßburger Rats an den Konstanzer Rat erwähnt.
6 D.h. sie werden sich nun ergeben (gehuldigt) haben. — Dazu war es tatsächlich nach Bucers Brief und vor vorliegendem Schreiben gekommen; s. Nr. 2822, Anm. 16.
7 beklagt; s. SI II 912. — Allerdings hatte Bucer Myconius gegenüber den Beschluss seiner Behörden verteidigt; s. Henrich, Myconius BW 944f, Nr. 1060.
8 Zum Einsatz Wolfgang Rehlingers für Straßburg s. Nr. 2813,21-24.
9 im Geheimen verhandelt (hier eher im negativen Sinn von "intrigiert").
10 angeboten; s. Fischer I 285.
11 gegen ainem: gegenüber einer [unbekanten Person [aus Konstanz].
12 Zu diesen Eheangelegenheiten s. Nr. 2841, 137-194; Nr. 2842,74-81; Nr. 2847,18— 22.
13 vorher.
14 dem.
15 tun.
16 Hans Widenhuber. — Siehe dazu Nr. 2847,23f, und die dort angeführten Verweise. —Bullinger hatte vermutlich angeboten, eine Kopie von Rudolf Gwalthers Antwort auf Widenhubers Brief für Konstanz anfertigen zu lassen.
17 Philipp von Hessen.
18 "jetzt sofort" oder "genau"; vgl. SI XI 2155.
19 ubel an den unsern faren: den Unseren schaden.
20 ruhig; s. Fischer V 475f.
21 Karl Viktor, der wie sein Vater Herzog Heinrich d.J. von Braunschweig-Wolfenbüttel vom Landgrafen gefangen gehalten wurde; vgl. schon Nr. 2812,33-35.
22 Martin von Rossem (Maarten van Rossum), niederländisch-geldrischer Feldhauptmann im Dienste des Kaisers. Vgl. Nr. 2860. — Der Landgraf hatte Kurfüst


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nitt weyt von Prem 24 durch die Seestett geschlagen sein sollend, das land Braunschwyg und Westval in des kaisers 25 nammen innemen. 26 Das schreibt man mehr dann von ainem ort. Und ist erst uff dunstag nechst 27 her ouch von Augspurg dermassen geschriben worden. 28 Wann es ain sach werd, die ich gern gloubte, so wurd ichs gantz für war halten, aber ich kans nitt glouben, byß ich es müsß thain. Dann ists war, wirts im 29 wirß 30 dann all andern ergohn! Die zway paccetle brieff sind mir zükommen. Hoff, seyen schon underwegen auff Augspurg durch den herrn Schärtlin 31 . Der ist noch ymmerdaren hie by unß. ||1419v. Item so schick ich euch abermals 32 ain brieff an den frommen Bernhardinum 33 . Wellt une uff Basel züschaffen.

Was ewere herren den unsern züschreibend zeytung 34 halb, hab ich noch nitt vernomen. Man verlisst vyllicht erst yetzund im rat. Aber von den zway schlachten 35 ist vor ettlichen tagen zeytung herkommen, und das hertzog Ma[u]ritz b36 kommerlich 37 entritten, der konig 38 selbs ouch in das stettlin 39 habe sollen kommen. Der were inen ouch worden 40 , hetten sy die sach nitt zü frü angefangen. So ist Julius Pflug, der erbar bischoff 41 , ouch mitt marggrauff Albr[echt]42 und dem landtgrauffen von Lüchtenberg 43 gefangen,

b Hier und unten Text im engen Einband verdeckt.
Johann Friedrich von Sachsen vor diesem gewarnt; s. Rommel III 199-205, Nr. 46.
23 Graf Otto IV. von Rietberg, kaiserlicher Heerführer; s. Mameranus, Exerc. 23.
24 Bremen.
25 Karl V.
26 Zur erfolglosen ersten Belagerung der durch andere Hansestädte unterstützten Stadt Bremen (s. Nr. 2848, Anm. 4) durch die Kaiserlichen und zu den Vorgängen im Braunschweigischen und in Westfalen s. Henne VII 304-306; PC IV/1 657. 660; Rudolf Häpke, Die Regierung Karis V. und der europäische Norden, Lübeck 1914, S. 240-257; Helmut Lucke, Bremen im Schmalkaldischen Bund. 1540-1547, Bremen 1955 — Veröffentlichungen aus dem Archiv der Freien Hansestadt Bremen 23, S. 72-90.
27 am letzten Donnerstag (24. März).
28 Der Brief findet sich nicht in Blarer BW.
29 dem Landgrafen.
30 schlimmer; s. Fischer VI/I 875.
31 Sebastian Schertlin. — Die von Bullinger für seine damals in Augsburg lebenden Korrespondenten verfassten Briefe, mit denen er vermutlich deren Briefe Nr. 2837, Nr. 2838 und Nr. 2839 vom 5. März beantwortet haben wird, sind nicht
erhalten. Das zweite Bündel wird wohl aus Briefen des Zürcher Rats bestanden haben, u.a. aus einer Antwort auf den an ihn gerichteten Brief des Augsburger Rats (s. dazu Nr. 2850, Anm. 29) und vielleicht auch aus einem Schreiben an Johannes Haller und (Hans) Thoman Ruman (Römer).
32 erneut. —Vgl. Nr. 2847,34f. — Siehe aber schon Nr. 2824,72-74.
33 Bernardino Ochino.
34 Nachrichten.
35 Zu den Gefechten bei Rochlitz s. Nr. 2848, Anm. 33, und Nr. 2855,3f. Zu den Gefangennahmen s. Nr. 2849,17-21 und Nr. 2850,7f.
36 Herzog Moritz von Sachsen.
37 noch knapp.
38 Ferdinand I.
39 Rochlitz.
40 in die Hände gefallen.
41 Ironisch gemeint. — Pflug war Bischof von Naumburg-Zeitz und hatte zu dieser Zeit seinen Bischofssitz wegen des Einmarsches der kursächsischen Truppen verlassen; s. ADB XXV 688-691. Er wurde aber nicht gefangen genommen.
42 Albrecht II. Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach.


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sampt dem grauffen von Helffenstain 44 und ettlich andern. Der churfürst 45 soll noch 30'000 zü füß und 5'000 pferdt bey ainander haben. Gott verlich im krafft und stercke, vyl gütz auszerichten, wie es im noch gantz gleich sicht. Der herr welle, das man das gluck nitt widerum 46 verschertz[e]! Der fromm churfürst hat gesagt, er welle all sein leyb und güt dem lieben evangelio Christi schencken! Da well inn der herr c bestätigen 47 und allweg 48 erhalten! Es ist im nieman namhaffter umkommen dann herr Wolff Dietrich von Pthiert 49 : Ist ain ellender man gewes[en]. 50 Die schlacht soll byß in acht stund geweret haben. Aber vy[l]licht wisst jr diß alles vorhin, und steht vyllicht in ewer herren schreiben an die unsern auch. Hab mitt dem schreiben nitt verziechen 51 können, byß es mir ze lesen wurde. Besorgt, ich versumpte mich des botten 52 .

Es hat hertzog Ulrich 53 ain aignen botten abermal 54 durch seinen hoffrath, doctor Knoder 55 , der im stäts allenthalb 56 beysein müß, heruff 57 geschickt. Der hat von mir ze wissen begert, wie es hie stande der auss[ö]nung halber. Dann der hertzog hab vernommen, das wir mitt gar güten conditionen angenommen worden. Item begert abermal, bericht ze werden, wie es in den Aidgnossen und auff yetzigem tag stande; darinn aber ain irrung, dann er gemaint, der tag seye angang[en]58 . Hab ich uff dunstag nechst daruff geantwort, so vyl ich g[e]wisst. 59

Kan nitt gedencken, warum sölichs alles geschicht. Es sind die sachen allenthalb schwyrig. Habend ain sandigen, ruttschenden boden, daruff sy nett lang bestehn mögen. 60 Das volck ist an allen orten ubel züfriden, und zü vermuten, es werde gar bald ruch 61 zügohn, wann das frömbd volck 62 allenthalb 63 hinweg kompt, wie 64 es dann hefftig heimzeucht und dem kaiser not ist. Dann wa 65 er u[mb]schlecht 66 , kan er doch nienen 67 knecht [an]k[o]mend

c In der Vorlage folgt erneut inn.
43 Christoph von Leuchtenberg.
44 Georg II. von Helfenstein-Wiesensteig.
45 Johann Friedrich I. von Sachsen.
46 Wie während des Donaufeldzuges.
47 stärken.
48 stets.
49 Wolf Dietrich von Pfir(d)t; s. Voigt, Albrecht I 154; MBW-T XVI 157, Nr. 4624.
50 Es ist unbekannt, worauf Blarer hier anspielt; vielleicht auf die in [Albrecht Rieber und Karl Schwaiger], Erasmus Rauchschnabel, ein Ulmer Ratsherr der Reformationszeit, in: Ulm-Oberschwaben. Mitteilungen des Vereins für Kunst und Altertum in Ulm und Oberschwaben, 31, 1941, 173, überlieferte Begebenheit, aus der hervorgeht, dass Pfirt sich beim Trinken nicht immer als maßvoll erwies.
51 warten.
52 Unbekannt.
53 Herzog Ulrich von Württemberg.
54 Vgl. Nr. 2772,102-105. — Der Bote ist unbekannt.
55 Altkanzler Johannes Knoder.
56 überall.
57 nach Konstanz.
58 Gemeint ist die erst am 28. März beginnende Tagsatzung zu Baden; s. EA IV/1d 797-802, Nr. 360.
59 Der Brief findet sich nicht in Blarer BW.
60 Vgl. Mt 7, 26.
61 unfreundlich; gewalttätig. — Vgl. Nr. 2853,10-12.
62 Das kaiserliche Kriegsvolk.
63 etwa; eventuell.
64 wenn.
65 wo (immer).


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d68 , die [zü]chen ||1420r. wellind. Ouch schreibt mir min schwager Peter Scher 69 ausß Wirtemperg, es seye durch das frembd volck, das im land gelegen, ain grosser sterbet 70 in das land komen. Um den Asperg 71 und wa sy gelegen seyen, sterbe es gantz hefftig an ainer pestilentzischen hauptsucht 72 . Allso, was dem schwert überblipt, müß der schelm 73 schlachen. Herr gott vom himel, lasß unß alles zur besserung graten!

Das jr mir schreiben in vertrauwen, das ewere gehaimen 74 etwas bedaurens 75 empfangen, nachdem m. Jörg Myller widerum anhaim kommen, etc., ist mir laid. 76 Waiß aber weder trumm 77 noch end daran. Frag disen dingen wenig nach. Were mir aber ain getruwes 78 laid, wa 79 durch meine herren was güts söllte verhyndert werden, das es nitt zü fürgang geriethe. Köndt ich etwas daran verbesseren, welk ichs mitt höchsten truwen 80 thain. Will mitt meinen l[ieben]br[üder]81 und v[etter]82 , so ich zü inen komm, etwas darausß reden 83 , ob sy mir vyllicht etwas, so vyl inen gepurt, davon sagtend. Ich bitt gott von hertzen, er welle sy und alle oberkaiten gwaltiklich in der krafft seines gaists laiten zü allem güten und das sy ausß seinen wegen in

d Hier und danach unterer Rand beschädigt.
66 mit Trommelschlag (die Anwerbung von Söldnern) verkündigen lässt; s. Fischer VIIi 103.
67 nirgendwo.
68 bekommen. —Vgl. Nr. 2853,20-22.
69 Peter Scher d.Ä. von Schwarzenburg. — Der Brief findet sich nicht in Blarer BW.
70 Epidemie (nicht unbedingt die Pest).
71 Die Festung Hohenasperg bei Asperg (Lkr. Ludwigsburg, Baden-Württemberg).
72 pestilentzischen hauptsucht: ansteckende, von Kopfschmerzen gekennzeichnete Erkrankung.
73 das dämonische Wesen der Krankheit.
74 Siehe dazu Nr. 2800, Anm. 14.
75 Missfallen.
76 Mitte März wurde Georg Müller nach Konstanz entsandt; s. Nr. 2845, Anm. 10. Grund dafür wird der am 11. März verfasste Brief von Konrad Zwick an Johannes Haab gewesen sein: Zwick (wohl im Einklang mit Thomas Blarer) regte darin Zürich bzw. die vier protestantischen Orte dazu an, der Stadt Konstanz ein Darlehen anzubieten, um ihr die Aufnahme von Truppen (für den Fall eines etwaigen Angriffs des Kaisers) zu ermöglichen; s. Nr. 2843, Anm. 4 und Anm. 7; EA IV/1d 768f und EA IV/1d 783 zu 1 1 und 1 2. In Konstanz aber wird Müller festgestellt haben, dass dieses Angebot
bei den Konstanzer Ratsherren nicht auf Begeisterung stieß. Dies ist nämlich in Zwicks Brief an Müller vom 18. März (Zürich StA, A 205.2, Nr. 11) wie auch im Schreiben des Konstanzer Geheimen Rates an den Zürcher Geheimen Rat vom 21. März (aaO, A 205.2, Nr. 11) spürbar. Im zuletzt erwähnten Brief akzeptierten zwar die Geheimen das Darlehen, doch auf zurückhaltende Weise. Müller wird ferner festgestellt haben, dass viele Konstanzer Ratsherren eher für eine Versöhnung mit dem Kaiser waren; vgl. etwa Nr. 2762,49-53; Nr. 2778,30-34; Nr. 2782,39-48 und Nr. 2847,8-10. Das Bedauern des Zürcher Rats gegenüber dieser Entwicklung kommt auch in dessen Brief an Schafthausen vom 24. März (EA IV/1d 783 zu 1 3) zum Ausdruck. Schließlich sahen die Vier Orte von einer finanziellen Unterstützung der Stadt Konstanz ab; s. aaO, 783 zu 1 4.
77 Anfang (z.B. eines Fadens); s. SI XIV 1005.
78 echtes.
79 wenn.
80 mitt höchsten truwen: voller Treue.
81 Thomas Blarer.
82 Konrad Zwick.
83 darausß reden: darüber sprechen; s. Fischer II 70.


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disen schweren anfechtungen und bitteren gegenfellen 84 nienen schreytind, sonder seinen wolgefelligen, besten willen allweg treffind und darinn wider alle hellenporten 85 bestandind und erhalten werdind.

Des bschaids der zwayer 86 halber, davon ir wisst, sag ich euch fleyssigen danck. Der herr gott welle die kirchen von sölichen wolffen 87 gnedigklich und bald erledigen 88 und sy durch treuw gottselig diener zum besten erbauwen!

Damitt dem herren gott zytlich und ewig bevolchen. Den bittend sampt den ewern on uffhören für unß. Grützt ewer lieb hausgesind mitt allen güten herren und frunden. Mein liebe h[ausfraw]89 wunscht euch und der ewern 90 alles liebs und güts. Byn noch nitt gewesen by meinem lieben brüder 91 und vetter 92 . Datum in yl, den 26. mertzens 1547, sampstag.

[Ohne Unterschrift.]

[Adresse auf der Rückseite:] Praestantissimo viro d. Heinricho Bullingero, fratri et amico suo venerando atque charissimo. Tiguri.