Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2800]

Konrad Zwick
an [Bullinger]
Konstanz,
7. Februar 1547

Autograph: Zürich StA, E II 364, 79-82 (ohne Siegel) Ungedruckt

[1]Auf Bullingers Brief [Nr. 2787] an Ambrosius Blarer hin hat Zwick nach Ulm geschrieben, um sich [über die eidgenössische Gesandtschaft] zu erkundigen. [2] Die Konstanzer versuchen auf jegliche Art und Weise, eine Aussöhnung [mit Kaiser Karl V.] so lange wie möglich hinauszuschieben. Hans Jakob von Landau möchte sich für sie einsetzen, desgleichen der Landkomtur Johann Werner von Reischach, Graf Friedrich von Fürstenberg und Wilhelm Truchsess [von Waldburg-Trauchburg]. Sogar Bischof Johann von Weeze hat über einen Boten [...] seine Hilfsbereitschaft versichert. Was dies bedeutet, ist ja klar, auch wenn viele diesbezüglich noch blind sind. [3] Zwick vermutet, dass Sebastian Schertlin sich nach Zürich begeben wird. Der Geheime Rat von Konstanz wurde nämlich von einem guten Freund [...] gewarnt, dass der Kaiser in Bezug auf Schertlin schreiben [und dessen Auslieferung fordern] wird, was bestimmt unangenehme Folgen für die Stadt hätte. Der Rat hat also daraufhin Schertlin darüber informiert, weil er ihm wohlgesinnt ist. [4]Fernando Alvarez de Toledo, Herzog von Alba, zieht mit 2'000 Soldaten in Richtung Augsburg. Auch sollen sich etwa 1'200 Soldaten nach Memmingen begeben, um sich der Stadt zu bemächtigen und sie zu plündern. [5]Es geht das Gerücht um, dass der Kaiser einen Frieden mit König Franz I. geschlossen habe, weshalb alle Handlungen des Letzteren [die angeblich zugunsten der Schmalkaldener unternommen werden] nur eine Täuschung seien. [6]Falls die Zürcher von dem aus Ulm an Zwick gerichteten Schreiben eine Abschrift anfertigen ließen, sollten sie unbedingt darauf achten, dass die Stellen, aus denen die Identität des Briefschreibers [Georg Besserer]abgeleitet

1561 gründete er eine Sonderkirche. 1565 (vielleicht schon früher) ließ er sich unter dem Schutz von Piotr Zborowski in Stopnica definitiv nieder. Von 1568 an kehrten seine Gemeinden allmählich zur Reformierten Kirche zurück, und nach der in Sandomierz (Sandomir) im April 1570 abgehaltenen Generalsynode verlor er seine letzten Anhänger. Er hielt an der Trinitätslehre und Zweinaturenlehre in Christus fest, betonte aber so sehr die Einheit in der Trinität sowie Christi menschliche Natur, dass er des Sabellianismus bzw. Nestorianismus bezichtigt wurde. Schon vor 1547 war er als wankelmütiger, profilierungssüchtiger Hitzkopf bekannt (s. Graubünden, Korr. I 1340, und gegen Ende seines Lebens befürwortete er sogar die Hinrichtung seiner Gegner. — Außer vorliegendem Brief ist noch ein Brief Bullingers vom 7. Juni 1548 an Stancaro und Mainardi und ein Schreiben Stancaros an die Schweizer Theologen (inklusive Bullinger) aus Dubiecko vom 4. Dezember 1560 erhalten. — Lit.: ADB XXXV 436-439; BBKL X 1148-1152; HBBW XVIII 280, Anm. 6; 309, Anm. 72; Wotschke Reg.; Bernhard, Stephanskrone 220. 273. 359. Ruffini, Stancaro. Dass Bullinger der Adressat des Briefes ist, ergibt sich aus den Angaben in unten Z. if und aus dem Aufbewahrungsort des Briefes.


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werden könnte, ausgelassen oder geändert werden: So dort, wo vom Aufenthalt des venezianischen Botschafters [Alvise Mocenigo]im Hause des Briefschreibers, vom Aufbrechen von dessen Scheune durch die kaiserlichen Soldaten und der darauf erfolgten Unterbringung von 15 deren Pferden, oder auch vom Landgrafen Philipp von Hessen die Rede ist; das Gleiche gilt für die Stelle, wo der Briefschreiber bedauert, Kriegsrat gewesen zu sein. [7]Zwick denkt, dass es dienlich wäre, wenn der Zürcher Geheime Rat einen Gesandten an die Geheimen von Konstanz mit folgender Botschaft schickte: Nachdem die Zürcher von dem unlängst bei ihnen erschienenen Konstanzer Gesandten [Zwick]und aus dem Brief [der Konstanzer an die vier protestantischen Orte vom 1. Februar]erfahren haben, dass der Rat und die Bürger von Konstanz befürchten, sich dem Kaiser ergeben zu müssen (woraus den Zürchern und den Eidgenossen Nachteile entstehen werden, für die sie sich bereits entschuldigen), und dementsprechend [die vier protestantischen Orte] um Rat und Mittel bitten, damit ein Friedensvertrag mit dem Kaiser vermieden werden könne, haben die Zürcher Geheimen beschlossen, einen Gesandten an Konstanz mit folgender Mitteilung abzufertigen: Erstens, dass die Zürcher den Konstanzern verzeihen, wenn diese zwangsweise Maßnahmen ergreifen müssten, die für die Eidgenossen ungünstig wären. Zweitens, dass in Bezug auf die von Konstanz erbetene Hilfe die Zürcher sich mit ihren [drei]anderen eidgenössischen Verbündeten beraten und das Ergebnis der Absprache mitteilen werden. Drittens, dass die Zürcher die Konstanzer warnen möchten, dass man von allen Seiten höre, wie der Kaiser in den Städten [die sich ihm unterworfen haben] ausländische Soldaten stationiert; und dass dies also Konstanz ebenfalls bevorstehe. Dann aber werden die kaiserlichen Truppen wohl alles daran setzen, die Zürcher und die anderen Eidgenossen von Konstanz aus zu schmähen und ihnen vielleicht sogar zu schaden; woraus nicht nur eine schlechte Nachbarschaft, sondern auch schlimme Folgen resultieren werden. Dies mögen die Konstanzer doch in Erwägung ziehen, damit die gute Nachbarschaft weiterhin bestehe; wofür sich auch die Zürcher und die anderen Eidgenossen einsetzen wollen. [8] Ein solcher Antrag bei den Konstanzern könnte den Zürchern nicht schaden und die anderen Eidgenossen kaum verärgern. Dies würde ferner den Konstanzer Rat dazu veranlassen, bedächtiger und vorsichtiger zu handeln, um eine fremde Besatzung in der Stadt zu vermeiden. Zudem wären die Bürger dazu geneigt, sich von dieser Gesandtschaft mehr zu versprechen [als es tatsächlich zutrifft], und würden die Bischöflichen um Konstanz umso mehr zögern, etwas gegen die Stadt zu unternehmen. [9]Bullinger möge diese Aufforderung wohlwollend aufnehmen, da Zwick nur Gutes für Zürich und Konstanz möchte. [JO]Falls Zürich und die drei anderen protestantischen Orte melden sollten, dass sie weder Mittel noch Rat wüssten, wie sie Konstanz helfen könnten, sollen sie unbedingt dafür sorgen, dass dies geheim bleibt, damit daraus keine schlimme Folgen entstehen. [11]Falls Bullinger dem gegenwärtigen Boten [Jörg]Regelin (das Gleiche gilt auch für andere von Zwick abgefertigte Boten) in Angelegenheiten, die mehr die Zürcher als die Konstanzer betreffen, Geld gibt, soll dies ihnen nicht als Geschenk [sondern als Botenlohn]übergeben werden, denn sonst würden die eigennützigen Boten trotzdem noch einen Lohn von Zwick verlangen, was ja ungerecht wäre! [12]Bullinger möge für die Konstanzer beten, und ganz besonders für Zwick, damit er nach Gottes Willen handle.

Min willig dienst voran, lieber herr und güter fründ. Uff ewer schriben 2 m. A[mbrosio]gethün, hab ich min kuntschafft gen Ulm gemacht. Zum anderen wellend wir die versünung 3 3 3 uffziechen 4 4 so lang wir mögent. Wir süchent zu dem alle mittel. 5 5 Herr Hans Jacob von Lando 6 will ouch von

2 Bullingers Brief an Ambrosius Blarer vom 2. Februar, mit dem Bullinger gebeten hatte, nähere Informationen über die eidgenössische Gesandtschaft einzuholen, die in dem aus Ulm stammenden
Schreiben an Zwick (s. dazu unten Anm. 28) erwähnt war; s. Nr. 2787,8-13.
3 mit Kaiser Karl V.
4 hinauszögern.
5 Politisch maßgebend waren die sechs


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unsertwegen handlen. Glicher gstalt 7 habent der landtkommenthur 8 , item graf Friderich von Furstenberg 9 und h. Wilhalm Truckseß 10 sich gegen minen hernn angepotten. Der bischoff 11 hatt by uns ain pottschafft 12 gehapt und sich vil guts vernemmen lassen. Waß das alles bedüte, ist güt zü gedencken, aber vil menschen sind jetz mit sehenden ougen blind 13 .

Ich acht, h. Bastion Schertlin werde zü uch kummen. Minen hernn, den gehaimen räten, 14 ist ain warnung von ainem güten frund 15 zükummen, das

Mitglieder des Geheimen Rates unter der Führung von Thomas Blarer und Zwick. die damals in der Hoffnung auf göttlichen Beistand eine geheime Verzögerungspolitik verfolgten, die der Stadt die Reichsfreiheit und die freie Religionsausübung garantieren sollte, worüber nur der Kleine Rat informiert war. Nach einem am 24. Dezember 1546 von den Kanzeln der Stadt verlesenen Ratsvortrag christlich-sittlichen Inhalts wurde erst am 29. Januar 1547 der Große Rat über die Ereignisse seit Auflösung des Schmalkaldischen Heeres Ende November 1546 in Kenntnis gesetzt und die weiteren Absichten teilweise skizziert. Am Tag darauf wurden die Zünfte wie auch die Gemeinde noch knapper über die Lage der Stadt informiert. Dem Kaiser und der Eidgenossenschaft gegenüber betrieb Konstanz zu dieser Zeit eine Doppelpolitik: Während man von den Eidgenossen mit Verweis auf die drohende Einnahme der Stadt durch den Kaiser Unterstützung einzufordern versuchte (so im Schreiben an die vier protestantischen Orte vom 1. Februar; s. Nr. 2787, Anm. 30), signalisierte man dem Kaiser gegenüber Versöhnungsbereitschaft. um eine Einnahme der Stadt hinauszuzögern; s. Maurer, Übergang 15-21. 25-29; Konstanz 136f; Dobras, Ratsregiment 147-153.
6 Hans Jakob von Landau, österreichischer Landvogt zu Neuenburg, der schon öfters zwischen Kaiser und Konstanz verhandelt hatte. — Bereits am 28. Januar hatte der Konstanzer Rat Landau um Vermittlung mit dem Kaiser gebeten. Begleitet von einer persönlichen Ermahnung, die Sache nicht hinauszuschieben, übermittelte dieser am 5. Februar ein Schreiben Johann von Naves' an die Stadt (vgl. dazu auch unten Anm. 40), in dem Naves den guten Willen des Kaisers bekräftigte.
Zur gleichen Zeit boten auch die im vorliegenden Brief weiter unten aufgezählten Personen ihre Vermittlerdienste an, was aber der Rat brieflich am 21. Februar mit Verweis auf die Vermittlertätigkeit Landaus ablehnte. Der Geheime Rat zögerte allerdings seine Antwort an Landau hinaus, auch wenn dieser darauf drängte. Mit einem Brief vom 19. Februar erklärte endlich Zwick diesem die Gründe, warum Konstanz bisher eine Versöhnung mit dem Kaiser aufgeschoben habe und bat diesen, das an den Kaiser weiterzuleiten. Am 12. März, nach längeren Verhandlungen, wurde schließlich Landau vom Rat darüber informiert, dass man keine Aussöhnung mit dem Kaiser anstrebe, sondern diesen um "Stillstand" der Stadt gegenüber bitten möchte, woraufhin Landau sich zurückzog. Erst im Juni nahm die Stadt erneut Kontakt mit ihm auf; s. Maurer, aaO, 17-21.
7 7 Glicher gstalt: Auf gleiche Weise.
88 Johann Werner von Reischach; s. Nr. 2771, Anm. 7.
9 Friedrich II. von Fürstenberg.
10 Der schon lange in kaiserlichem Dienst stehende Wilhelm d.Ä. Truchsess von Waldburg-Trauchburg; s. dazu Maurer, aaO, 19.
11 Johann von Weeze.
12 Unbekannt.
13 Vgl. Jer 5, 21; Mt 13, 13.
14 Neben Bürgermeister Thomas Blarer und Zwick gehörten 1547 dem Konstanzer Geheimen Rat Hans Wellenberg, Sebastian Gaisberg, Peter Labhart und Bastian Bär an; s. Hermann Buck, Die Anfänge der Konstanzer Reformationsprozesse, Österreich, Eidgenossenschaft und Schmalkaldischer Bund, 1510/22-1531, Tübingen 1964, S. 522.
15 Unbekannt.


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er achte, der kaiser 16 werde uns sinethalb 17 schriben. Das hatt man im 18 in vertruwen anzaigt, dann mine hernn welltent niemandts 19 gern Er were minen hernn vast 20 lieb. Glüb, sy 21 lyttent ain schaden, das sy des schribens sinet halb, wann er hie bub, sicher werent 22 .

Der Duco de Alba 23 zücht mit 2'000 mannen gen Augspurg. So sollend by 1'200 gen Memmingen ouch kummen, damit es alles verderpt und bald geaignet 24 werde.

Es sind ettlich, die mainentt, der kaiser hab ain bestendigen friden mit dem Frantzosen 25 , und waß der Frantzoß jetz handle, 26 das geschech alain zü ainem schyn.

||80 Ferrer 27 ist min früintlich bitt, so ir den brief 28 , der mir von Ulm zükummen, hettent abschriben lassen, ir wellend versehen 29 , das die puncten,

16 Karl V.
17 Gemeint ist der sich seit dem 2. Februar in Konstanz befindende Schertlin (s. Nr. 2769, Anm. 18), dessen Auslieferung der Kaiser forderte; s. Nr. 2769,10f.
18 Schertlin.
19 niemandts verkürtzen: niemandem schaden; vgl. Grimm XXV 704.
20 sehr.
21 die Konstanzer.
22 das sy des schribens sinet halb sicher werent: wenn sie das kaiserliche Schreiben bezüglich Schertlin tatsächlich empfingen. —Schertlin verblieb in Konstanz, wo er noch am 2. November 1547 nachgewiesen ist (Blarer BW II 669). Auf seiner Reise nach Basel, wo er am 19. November eintraf (s. den Brief Johannes Gasts an Bullinger vom 21. November; Zürich StA, E II 369, 191) und etliche Jahre verbringen sollte, kam er auch durch Zürich, da Blarer ihn am 9. November durch Bullinger grüßen lässt (Blarer BW II 672). Auch in späteren Briefen an Bullinger erwähnt Schertlin seinen kurzen Aufenthalt in Zürich (Zürich ZB, Ms F 62, 388; Zürich StA, E II 335, 2126). Daraus geht zudem hervor, dass er, ehe er sich nach Basel begab. einen Aufenthalt im Zürcher Gebiet in Erwägung gezogen hatte. Am 27. Oktober 1547 gab ihm der Zurcher Rat die Erlaubnis, sich in seinem Territorium niederzulassen oder durchzureisen, solange er sich so verhielte, dass den Zürchern keine Gefahr daraus entstünde (Entwurf dieses an Schertlin gerichteten Briefes in Zürich StA, B IV 16, 159v.; und B IV 17, 185r.). Am 9.
November 1547 wurde ihm allerdings vom Zürcher Rat eine Niederlassung in Stein am Rhein untersagt (Zürich StA, B IV 16, 162r.).
23 Fernando Alvarez de Toledo.
24 angeeignet (hier: von den kaiserlichen Soldaten); s. Fischer II 574.
25 Franz I. — Ein falsches Gerücht.
26 Gedacht ist etwa an einen möglichen Einsatz für die Schmalkaldener; s. Nr. 2775, Anm. 39.
27 Ferner.
28 Das von Zwick über Ambrosius Blarer mit Brief Nr. 2790 übermittelte Schreiben aus Ulm, von dem eine Abschrift in Zürich StA, A 177, Nr. 166, vorliegt. Dabei handelt es sich nicht um eine wortgetreue Abschrift, sondern um eine zweite, gekürzte und abgeänderte Abschrift der ersten in Zürich angefertigten Kopie des Briefes, da in drei der hier im Folgenden von Zwick aufgezählten Stellen die gewünschten Streichungen tatsächlich vollzogen wurden, während die Angabe "in minem huß" zu "nit wyt von minem huß" geändert wurde. Doch ehe Zwicks Anweisung nach Zürich gelangen konnte, hatten die Zürcher bereits am 4. Februar die erste Abschrift dieses Briefes aus Ulm nach Basel, Bern, St. Gallen und Schafthausen gesandt; s. Zürich StA, B IV 16, f. 195. Ob die Zürcher schon bei dieser ersten Abschrift bei den hier erwähnten Stellen umsichtig vorgingen, bleibt offen. — Zum vermutlichen Verfasser des Schreibens aus Ulm s. unten Anm. 31.
29 dafür sorgen; SI VII 568.


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uß denen man verston und abnemmen 30 möht, wer sollichen brief geschriben, 31 herussen gelassen oder doch 32 geenderet werdint, als do ist, das er schribt: "Ich hab in minem huß die venedisch pottschafft"33 ; item: "Sy habent mir minen stadel 34 uffgestoßen 35 und 15 pferdt darin gestellt"; item, waß vom landtgraven 36 geschriben ist; item do er schribt, er wellt, das er kain kommissarius gewesen, etc. Sind 37 in denen dingen behutsam, damit niemandts gemärt werde.

Mich gedunckt, 39 lieber herr, 40 es were viler ursachen halben vast güt wann uwere herren, die gehaimen, 41 fürderlich 42 ain pottschafft 43 her geschickt hettent 44 der nit vor rat, sonder by den haimlichen erschinen were und ain solliche ungeferliche 45 mainung 46 anzaigt hette: Nachdem sine

30 entnehmen; schließen.
31 Vermutlich handelte es sich beim Verfasser des Briefes aus Ulm um ein Mitglied der Familie Besserer. Zu denken ist an Georg Besserer, der damals nachweislich Verbündete und Glaubensverwandte über den Kriegsverlauf informierte (s. HBBW XVII 289, Anm. 6), mit Konrad Zwick und Konstanz in brieflichem Kontakt stand (vgl. Nr. 2813,7f) und zur damaligen Zeit als Kriegsrat (,,commissarius"; s. PA I 582) fungierte. Demzufolge werden Georgs Bruder Sebastian oder deren Verwandter Eitel Eberhard Besserer (die auch als schmalkaldische Kriegsräte nachgewiesen sind; s. PC IV/1-2 und V Reg.) hier weniger in Frage kommen.
32 wenigstens.
33 Der venezianische Botschafter Alvise I. Mocenigo hielt sich ab dem 23. Januar in Ulm auf; sein letzter Brief aus Ulm datiert vom 4. März 1547; s. Venetianische Depeschen II 147-187.
34 Scheune.
35 aufgebrochen, s. SI XI 1624.
36 Philipp von Hessen.
37 Seid.
38 verraten; s. Fischer IV 1470.
39 Mich gedunckt: Mir scheint.
40 Der Inhalt der vorliegenden Z. 31-67 entspricht ziemlich genau (abgesehen von zahlreichen orthographischen und stilistischen Änderungen und einigen seltenen inhaltlichen Abweichungen) einem von Konrad Zwick am gleichen Tag verfassten und offensichtlich an einen der beiden Zürcher Bürgermeister adressierten Brief, der heute in Zürich StA, A
205.2, Nr. 6. erhalten geblieben ist, allerdings in einer von Bullinger angefertigten Abschrift; was die Möglichkeit offen lässt, dass Zwicks Brief fiktiv und von Bullinger anhand des vorliegenden Briefes für die Zürcher Bürgermeister angefertigt worden sein könnte. Dass Letzteres aber kaum zutreffen kann, geht aus folgender Beobachtung hervor: Anders als vorliegender Brief endet der von Bullinger abgeschriebene Brief mit den oben in Z. 4-9 übermittelten Nachrichten, allerdings (was entscheidend ist) mit folgender zusätzlichen Angabe: "II. Hanns Jacob von Landow embüt sich von unsern wägen ze handlen, und nacht spaadt 6. Februarii hat er minen herren geschriben, darinn ein verschloßner Brieff vom Herren Naves, dem obristen keyserischen radt. Der embüt sich, vil guts min herren ze befürdern ...", eine Angabe, die Bullinger kaum von selbst verfasst haben könnte.
41 Der Geheime Rat von Zürich bestand damals aus den zwei Bürgermeistern (Hans Rudolf Lavater und Johannes Haab) und den drei Obristmeistern (zu deren Namen s. Nr. 2787, Anm. 11); s. HBBW XVIII 462, Anm. 71.
42 sehr bald.
43 Georg Müller erschien gemäß dem hier geäußerten Wunsch tatsächlich vor dem Geheimen Rat in Konstanz, und zwar am 11. Februar. Dabei trug er weitestgehend das im Folgenden Skizzierte vor; s. EA IV/1d 767f (dort auch die Erwiderung des Konstanzer Geheimen Rats).
44 geschickt hettent: schicken würden.


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hernn 47 durch unser pottschafft 48 , so jüngst by inen gwesen, und demnach 49 uß unser schrifft 50 so vil verstanden, das wir sorg trügent 51 , die rat und gmaind wurden sich nebent anderen mit kay[serlicher] may[estat] ouch inlassen müssen, etc., mit bitt, wo sollichs sinen herren 52 und gemainen Aidgnosen zü beschwernus raichen wurde, das sy uns 53 fruintlich entschuldiget haben, deßglichen, wo sy mittel, rat oder trost wisstent, dardurch wir des vertrags 54 uber sin 55 möchtent, das sy uns dieselben nit verhalten 56 welltent, etc., hettent sy im 57 bevolhen, uns daruff anzuzaigen: Erstlich, ||81 so vil die entschuldigung betreffe, welltent sy uns in allem dem, das wir uß getrungner not oder sunst billichen 58 ursachen thün wurdent, fruintlich entschuldiget haben. Waß dann belange, ob sy mittel oder rat wisstent, etc., davon wellend sy mit den anderen iren Aidgnosen, 59 denen wir ouch geschriben, reden und demnach uns ir gemüt und mainung nit verhalten. Zum letsten vernemment sy uß allen kuntschafften, das der kaiser in alle stett frömbd volck lege. Daher habent sy zü gedencken, wo wir ainen vertrag annemment, das man on zwiffel ouch in unser statt volck leggen wurde. Nun kuindtent 60 wir aber ermessen, das ain sollich volck nit underlassen wurde, ire und anderer Aidgnossen underthonen mit schmachwortten und vilicht ouch mit der that in und usserthalb unser statt zü beschwären; daruß aber gar bald vil unnachpurschafft und wyterung 62 ervolgen möcht. Derhalben were siner hernn bitt, wir welltent sollichs wol bedencken, diser fruintlichen erinnerung nit vergessen und uns in aller handlung des beflisen 63 , das die güt nachpurschafft nit zerrüttet, sonder erhalten wurde, wie dann sy, so vil inen möglich, ouch gern thün welltent, etc.

Dise mainung 64 kuindt uweren herren nit schad sin. Die anderen Aidgnosen möchtents inen nit verargen 66 . So 67 were es ain getruwe warnung. Item mine herren möchtent daher bewegt werden, dester langsamer oder doch gwarsamlicher 68 zü handlen. damit sy mit frömbden volck nit beladen

45 ungefähre.
46 46 Ansicht; Überlegung.
47 Der Zürcher Rat.
48 Zwick selbst, der Ende Januar in Zürich war; s. Nr. 2778, Anm. 2.
49 danach.
50 Gemeint ist der Brief der Konstanzer an die vier protestantischen Orte vom 1. Februar; s. Nr. 2767, Anm. 21.
51 sorg trügent: besorgt seien.
52 Die des Zürcher Rats.
53 Die Konstanzer Räte.
54 mit dem Kaiser.
55 uber sin: ledig sein.
56 vorenthalten.
57 Dem mit diesem Schreiben befürworteten Gesandten, den die Zürcher nach Konstanz schicken sollten.
58 berechtigten.
57 D.h. Basel, Bern und Schaffhausen, an die der oben erwähnte Brief der Konstanzer vom 1. Februar ebenfalls adressiert war.
60 könnten.
61 unfreundliche Nachbarschaft.
62 schlimme Folgen; s. Fischer VII/I 658.
63 des beflisen: darum bemühen; s. Fischer I 756.
64 Antrag.
65 Die katholischen Orte.
66 übel nehmen.
67 Auch.
68 vorsichtiger; s. SI XVI 837.


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wurden. Item unsere burger, wann sy die pottschafft sechent, ||82 wurden sy vermainen, es were ettwas vil bessers. Die vorussen 69 wurdent dester minder 70 ettwas beschwerlichs gegen uns fürnemmen.

Dise anmanung 71 wellend mir zü güt halten. Ich thüns im besten, den uweren und unseren zü gütem. Das waißt gott.

Wann hienach die uweren sampt anderen 72 sich entschliesen 73 wurdent, das sy unserthalb weder mittel noch rat wisstent, so sind daran 74 umb gottes willen, das sy sollichs in gehaim haltent, damit es nit lutprecht 75 werde; dann daran ist uns vil gelegen.

So ir hernach dem Regelin 76 oder anderen unseren potten, die ich zü uch schick, sachen halb uwere hernn mer dann mine hernn betreffen, pottenlon bezaltent, so sagent nit, das ir sy darmit vererent 77 , dann sunst sind sy so aigennützig, wellend den ion nichts dester minder von mir haben und das ander zum vortail behalten; welchs doch nit billich ist!

Bittent gott für uns a on underlass, sonderlich fur mich, das ich handle nach sinem willen. Amen. Datum Costentz, den 7. februarii 47.

Conrat Zwick, üwer williger.

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