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Briefe_Vol_19-206 | arpa |
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Insonders vertrauwter, allerliebster brüder, ewer getrüw schreiben 2 hab ich abermals 3 zü grossem, hertzlichem danck vernommen. Der lieb gott welle sein trüw und barmhertzigkait ewig uber euch und die ewern walten lassen!
Ich hyn meins tails (dem herren seye lob und preys in ewigkait!) b wol getrost. Er hat mich nunmehr lang genüg mitt grosser kommelichait 4 und vyl seinen gutthaten leben lassen, mich offt meinen finden 5 ausß dem rachen gezogen. 6 Wann, wie und wa er will, geschech sein gnediger, allerbester will an mir. Ich waiß doch, das ich diß angefochten 7 , ellend leben an ewige ru und himlische sicherhait vertauschen wird, und von allem ubel seligklich erlöst.
Aber gmain sachen, und das es alls 8 ellendklich zügaht (haide, auff der find und unser seyten, sy alls 9 frevel 10 , die unsern alls verzagt sind) und sovyl frommer hertzen und gotteskinder als erbermlich desshalb gequelt werden, das thüt mir billich wee. Ach mein gott und getruwester vatter! Hab ain gnedigs insechen. Verzich unser allte und newe schuld. Erreddt unß mitt deiner gerechtikait. 11 Mach groß an unß dinen hailgen nammen. 12 Gib verstand, weyshait 13 und hertz, c das wir c in disem schwären creutz erkennen und thain 14 mögind, das dir gefellig und ehrlich und deinem gnadreychen wort und evangelio furderlich seye. Amen.
Meine herren schicken den ewern 15 gethonen aid der funff stett 16 dem kaiser 17 . Da werdt ir aber jomer uber jomer sechen! Gott seye unß gnedig.
Briefe_Vol_19-207 | arpa |
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Das ich wenig schrib dißmal, ist unzalbarer geschefft und frombder gest, ouch vyl anders schreibens schuld, das ych yetz verrichten müß. In summa: An ewer 18 truw, liebe und vleyß gegen unß und der sach gottes haben wir kamen mangel. Das irs aber nitt alles bringen kondt, dahin ir gern wollt, 19 glaub ich hertzlich wol. Wir wellen den herren gott von hertzen anrüffen und zü im schreyen, er welle alle gute anwisung 20 auß seinem wort wurklich machen durch seines gaists krafft und sterck.
Was meiner herren anlygen und beger allezeyt were, berichteten sy euch 21 , auch Basel, Bern und Schaffhausen gern. 22 Diewyl sy aber sechend und erfarend, das ir on die anderen Aidgnossen nichts handlen wellend oder dörffend, und sy daneben wissend, wie die anderen 23 gesynnet seind, müssend sy es underlassen und gott bevelchen. 24 Dem stond wir allso bloß. 25 Mögend nitt wyssen, wie und was wider unß gehandelt wirt. 224 Man sagt, und schreibends ettlich rund 26 , das gemain Aidtgnossen sich entschlossen uff disem tag 27 , das sy sich weder Costentz noch kainer anderen statt annemen wellen. 28
Und ist ain frommer Turgöwer 29 yetz zü Zell 30 gesin. Dem hat doctor Christoff 31 alles erzellt, was uff ewerm tag gehanndelt diser sach, ouch der knecht strauff 32 und anderer ding halber. Ist zü Zell nitt geringe fröd, 33 d dann man sücht zü Zell und allenthalb 34 die hoptleut und ander, so disen stenden 35
Briefe_Vol_19-208 | arpa |
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Weht nitt lassen und 37 mich by disem botten 38 berichten, wann der tag mitt dem Frantzosen 39 angehn werde.
Man versicht sich 40 gentzlich, der kaiser werde die Aidgnossen ankommen 41 , damitt sy die von Basel dahein vermögind 42 , damitt sy den jungen hertzog Christoph von Wirtemperg, darzü auch grauff Törgen 43 , nitt ufthaltind 44 . Das wirt dann aber ain newe unrü geberen. O was gedancken hab ich diß Orts! Aber der herr wirts wol recht alles schicken.
Mitte dem Maximilian, des königs 45 sun, ists nichts. 46 Man hats her ouch geschriben, aber nichts daran.
Necht 47 ist des hoptmans Marcell Dietrichs knecht 48 , ainer von Ulm, den allernechsten 49 kommen. Sagt, das es allenthalb um Ulm voller volck lyge, ouch vyl Spanyer und Italiäner in der statt. Seye der kaiser zü Gyslingen 50 gewesen. Achte, er seye nunmehr gewisslich zü Ulm. 51 Sagt ouch von ettlichen, die inn auff dem gaul habind sechen sytzen, seye kain zwyfel, er seye noch by leben; lasse auch kuntschafft machen auff diejhenigen, so seines tods halber gewett thon haben. 52 Er soll vier wochen zü Ulm bleyben, sich allda inn das holtz lassen legen. 53 Man achtet aber, er werde Ulm nitt bald verlassen usß vyl ursachen.
Aber der lieb gott wirts alles wol und vyllicht noch besser schicken, ouch zytlich 54 , dann 55 es sich ansechen lasst. Im wellen wir trauwen und glouben durch tod und leben. Er gebe hertz und ain starcken, vertrauwten gaist uff seinen gwaltigen bystand, damitt wir auch im lyden und tod selbs sygen und alle dise wellt sampt iren fürsten im glouben uberwynden mögend. 56 Amen.
Briefe_Vol_19-209 | arpa |
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Min lieber brüder 57 und vetter 58 empietend euch alles liebs und guts. Bittend ernstlich für uns mitt allen frommen. Sagt allen güten herren und freunden alles gutz und vyl grütz, sonderlich ewerm gantzen hausgesind. Gott mitt euch! Datum 27. ianuarii 1547.
[Ohne Unterschrift.]
[Ohne Adresse.]