Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2860]

Joachim Vadian
an Bullinger
St. Gallen,
24. März 1547

Autograph: Zürich StA, E II 351, 47 (Siegelspur) Druck: Vadian BW VI 608f, Nr. 1526

[1] Vadian hätte sich dem Druckergesellen 1 , [Franz]Spitz, 2 den Bullinger mit seinem Brief [nicht erhalten]3 empfohlen hat, gerne behilflicher erwiesen. Schließlich aber hat auch Spitz einsehen müssen, dass seine Erwartungen unrealistisch waren. Den Umständen zufolge hätte er nämlich nach dem kürzlich erfolgten Tod seiner Mutter nicht noch mehr erben können.

c Richtig 24.: s. oben Anm. ].
d
Textverlust bei der Entfernung des Siegels.
16 In Nr. 2850,22f. —Angesprochen ist die Nachricht von dem Bündnis, das die Hansestädte angeblich mit England, Frankreich, Dänemark. Polen und Sachsen geschlossen hatten.
17 Die Devise von Karl V.; s. Brandi, Karl V. I 48f.
18 In Nr. 2855,12f.
19 Unbekannt.
1 Das im Original verwendete Wort "chalcographus" kann sowohl einen Formschneider, einen Schriftgießer als auch
einen Druckergesellen bezeichnen. Wir entscheiden uns für Letzteres, ohne dies als richtig behaupten zu können.
2 Im Original wird der Name "Spitzius" (ohne Vornamen) angeführt. Dass es sich vermutlich um Franz handelt, geht aus folgender Beobachtung hervor: Ein Franz Spitz ist in Zürich für die Jahre 1550/51 belegt. Johannes Comander hatte nämlich auf Bullingers Empfehlung hin in den genannten Jahren seine Tochter Sarah in Zürich bei Spitz unterbringen lassen, als die Pest in Chur wütete. Am 16. März


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Diese wurde trotz ihrer großen Armut im Hospiz aufgenommen und dort bis zu ihrem letzten Atemzug drei Monate lang gepflegt und gut ernährt. Zuvor hatte sie ihren Hausrat aufgelöst, um nicht mit ganz leeren Händen im Hospiz aufgenommen werden zu müssen. Dennoch hatte sie ihrem Sohn vier Gulden und einen Mantel nach Zürich übermittelt. Für die seiner Mutter erwiesene Fürsorge zeigte sich Spitz letztlich dankbar. [2] Die Nachricht über Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen ist verbürgt. ' Sie wurde durch glaubwürdige Männer ebenfalls den St. Galler Kaufleuten übermittelt. Der Rat ließ aus diesen Briefen eine Aufstellung für den Zürcher Rat anfertigen, die auch Bullinger zum Lesen erhalten wird. [3] Jener Martin von Rossem, der von allen Bewohnern der südlichen Niederlande gefürchtet wird, soll von den Bremern und den Hansestädten geschlagen worden sein! Dies soll Landgraf Philipp von Hessen ermutigt haben, den Krieg wieder aufzunehmen. 5 Auch die süddeutschen Städte freuen sich über die Nachricht und wünschen nichts anderes, als den von den Spaniern verübten Verwüstungen ein Ende zu setzen! Einzig Konstanz macht seinem Namen Ehre. Auch hofft man immer noch Gutes vonseiten Straßburgs. Der alte Herzog Ulrich von Württemberg hingegen ist vor Kaiser Karl V. in die Knie gegangen. Mögen sich bald Männer erheben, die den angeborenen Mut der Deutschen wiederherstellen! [4] Martin Frecht schrieb nur kurz [aus Ulm]. Auch wenn er sich dabei angesichts der vielen Spione mit Vorsicht und Zurückhaltung äußerte, erwies er sich immer noch voller Hoffnung. Er lässt grüßen und empfiehlt sich Bullinger wärmstens. [5] Vadian liest mit Vergnügen die [ihm von Bullinger zugesandte] Schrift aus Köln. 6 mutig ist doch dieser ehrwürdige greise Erzbischof Hermann von Wied! Er ist wohl der einzige Deutsche, dem es gebührt, als apostolischer Nachfolger bezeichnet zu werden. Der Herr bewahre ihn für bessere Zeiten! [6] Gruß. Vadian wird die Schrift [aus Köln]zurücksenden, sobald er sie fertig gelesen hat. Er kann sie nicht in einem Zug lesen, da er ständig durch Amtsaufgaben unterbrochen wird. 7