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Autograph: Zürich StA, E II 366, 204 (Siegelspur) Ungedruckt
[1] Das Befinden des schwerkranken Myconius verschlechtert sich täglich. Gott möge ihn
wieder gesund machen! —[2]Graf Georg von Württemberg kam nach Basel mit einem jungen,
frommen Grafen von Castelberg aus Franken [Friedrich XI. von Castell], der von Kaiser Karl
V. um seinen Besitz gebracht wurde. — [3] Nicolas Perrenot, Herr von Granvelle, zog vonBriefe_Vol_19-346 arpa
Freiburg i.Br. über Breisach und Ensisheim nach Thann in Burgund. Als ihn der Bürgermeister
[Hans Schi rin] in Neuenburg am Rhein fragte, wann denn der Kaiser Frieden geben werde,
antwortete er, wann dieser es wolle. Man erfuhr auch von ihm, dass der Kaiser über 30'000
Mann verloren habe. — [4] In Freiburg, wo sich viele Landsknechte mit unbekanntem Ziel
befinden, wirbt man Truppen für den Kaiser an. —[5] Johann Hilchen von Lorch ist noch in
Frankfurt. Man wartet darauf dass Maximilian von Egmont, Graf von Büren, [aus Ulm] vom
Kaiser zurückkehrt. —[6]Die Straßburger haben Jakob Sturm und Mathis Pfarrer zum Kaiser
entsandt. Was diese erreicht haben, kann Gast noch nicht sagen. —[7] Es heißt, dass Johann
Friedrich von Sachsen gegen den Markgrafen Albrecht Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach
und auch gegen den Würzburger Bischof Melchior Zobel zieht. Der Herr möge ihm zum
Sieg verhelfen! Schenkt Gott keinen Frieden, kommt es zu einem gewaltigen Aufstand in der
Christenheit. —[8]Verbürgt ist, class ein Bauer [...] aus dem Dorf Häsingen, eine Meile von
Basel entfernt, schriftlich verlangt hat, dass seinem Junker Hans Ludwig von Eptingen 80
Hauptleute geschickt werden. Denn es gebe sehr viele Todesfälle bei ihnen, und von den neun
Söldnern, die der Junker aus ihrem Dorf angeworben hatte, seien bereits acht gestorben.
Mögen alle Feinde Christi und seiner Diener zugrunde gehen! —[9][P.S.:]Größe.
S. in domino. Myconius noster gravissimo morbo laborat, 2 qui in singulos dies crescit periculosiorque fit. Rogate itaque dominum, ut eum restituat, si ei visum fuerit, pristinamque sanitatem recuperet.
Nova: Graff Jörg von Wirtenberg 3 ist by unß. Hat mit im bracht ein graven von Castelberg uß Francken 4 , dem der keyser 5 alles genomen hatt: ein fast 6 frommer gotzförchtiger mann. Ist noch jung.
Granvella 7 ist zü Friburg 8 gsin, durch Ensisheim und Brisach zogen uff Dan 9 in Burgundt. 10 Hat inter prandendum zü Nüwenburg 11 gsagt, do im
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gfragt der burgenmeyster 12 , wann k[eyserliche] m[ajestat] frid weite machen: Der keyser mache frid, wann er wölle; so habe er uff den hüttigen tag mer dan 30'000 mann verloren.
Die von Friburg nemen im namen k. m. knecht an. Es louffen ouch vii lantzknecht by unß umb her. Wo sy hin wendt 13 , weiß ich nit.
Herr Johan Hilchi 14 ligt noch zü Francfurt. Wartet mann, wan der von Büren 15 widerumb komme vom keyser.
Die von Straßburg sollent hernn Jacob Sturm und Matthis Pfarrer, ammeyster 16 , zür a k. m. gschickt haben. Was sie wellen außrichten, kan ich noch nit wüssen.
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Mann sagt, elector Saxonic 17 sölle dem margraff Albrecht 18 entgegenziehen, in willens, mit den keyserischen zü schlagen. Got geb den sig! Der elector sol ouch den bischoff von Würtzburg 19 angriffen. Es wirt ein wunderberlicher lermen 20 werden in der christenheyt, ||204v wo 21 got nit wirt frid nemmen 22 .
Hoc certum est: Es hat ein bür 23 von Hägigen 24 (est pagus miliare 25 a Basilea distans) b geschriben, das mann sym junckeren solle 80 centner c26 schicken. Heist Hans Ludwig von Eptingen. 27 Scribt derby, wie ein grosser sterbent noch by inen sey. Dann 28 diser juncker hat 9 buren in den dorff uffgebracht 29 . Die 8 sindt gstorben; der nünt lebt noch. Utinam omnes perirent, qui male volunt Christo et eius verbo et ministris! Amen.
In die Mathie 1546 30 .
Tuus G.
Salutabis omnes fratres in domino.
[Adresse darunter:] Dem wolgelerten herren m. Heinrychen Bullingern, lütpriester zu Zürich, mynem geliebsten herren. Zurich.