Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[578]

Hans Vogler an
Bullinger
St. Gallen,
5. Mai 1535

Autograph: Zürich StA, E II 351, 164 (Siegelspur) Ungedruckt

Voglers Frau dankt für die Segenswünsche der Zürcher. Er rüstet sich, um noch vor dem 25. Juli in Zürich zu sein. Wird sich für die beiden [Überbringer des Briefes] in Zürich um das Bürgerrecht und um ein Haus bemühen. Möchte wissen, ob ihm Kaspar [Nasal] und [Johannes] Haab ein Haus beschaffen konnten. Die St. Galler haben Verständnis für seine Einbürgerung in Zürich; er wird sich vor dem Großen Rat rechtfertigen. Franziskus Studer reiste mit einer Geldspende für die Brandgeschädigten nach Bern. In Worms soll eine Tagung wegen Münster stattfinden. Landgraf [Philipp] ist bei König [Ferdinand]; auch Herzog Ulrich gedenkt zum König [nach Wien] zu reisen. Auf der Kirchweih in Urnäsch geschah ein Totschlag. Im Rheintal hat sich ein alter Mann das Leben genommen. Grüße. Dankt [Bürgermeister] Röist, [Nasal] und Haab.

Gott mitt unns. Amen.

Min herr und bruder, min husfrow 1 hat den segen gottes, mir zu Zürich durch m[ine]g[nedigen]h[erren], üch und ander geben 2 , mit fröden empfangen. Gott segne für hin.

Ich rüst mich fast 3 , wais aber nitt, ob ich vor Jacobi 4 kom, wie ich lieber morn; doch wils gott dann etc.

Disse bede menschen sind willens, och inhe 5 ; doch acht ich, wenn ich inhe kom, werd ich mitt üch irthaib handlen, burgkrecht und huses, die wil still zu

2 unzählige (Georges II 2636).
3 Theodor Bibliander.
4 Leo Jud.
1 Voglers Ehefrau Appolonia, geb. Baumgartner.
2 Vogler hatte sich wohl - im Zusammenhang mit seiner Einbürgerung - in Zürich aufgehalten (vgl. oben Nr. 552, Anm. 6).
3 sehr (SI I 1112).
4 vor dem 25. Juli.
5 hinein, nach Zürich.


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halten, damit es im hie nitt nachtail bring. Ich hab im verbotten, sich nitt zu mercken lassen gegen yemand, dann gegen üch etc. 6

Item ob mir min herr maister Kaspar, maister a Hab etc. ain hus empfangen, möcht er mich by zöger 7 wissen lon 8 , und ob es nitt fersumpt, daß der zins erst Jacoby angieng ongfar. Dann ich acht 9 , si habend ghandlett etc.

lttem min burgkrecht hab ich geoffnet 10 , wie wol empfind, daß man mich wol liden und etwas bedurens darab, so wirt doch im grund erkent die nott etc. Die nächsten woch bin ich beschaiden für ain grossen rat, ergernus abzulainen und ursach dar zethun etc. 11

lttem ich hab mitt ernst eroffnet der fromen von Bernn schaden. Also hat man Franzist Studer gestern gen Bern abgferget mit 50 kronen, den armen lüten zu brand stür 12 , mitt grossem willen, gott lob 13 . Item ich acht b , Franzist werd für üch für Zürich herwert ritten 14 etc.

Item die sag, ain grosser tag zu Wurms, air sagt, Münster halb 15 , die ir botschaft da haben, ainen in air gulden kettin mit aim gulden krütz daran 16 verglaitet.

Item der lantgraff soll gwiss komen sin; grosse er ain ewigen gnädigen küng 17 . Och sag, hertzog Ulrich well och hinab, der künig beger sin 18 .

Item sontag vergangen 19 habend in Apenzell, an air kilwy 20 zu Urnäschen im dorff, dem ainen den kopff abghowen, vom lib gfallen; der ander och nach ab 21 .

Item air im Rinthal sontag sich erhenckt, ain gut alt from man geacht 22 . Min frow und ich grüssend üwer hus gar gut.

a Vor maister gestrichenes Hab.
b acht fehlt in der Vorlage.
6 Die Überbringer des Briefes (wohl ein Paar), die in aller Stille ihren Umzug nach Zürich vorbereiteten, sind nicht bekannt.
7 Briefboten (vgl. oben Anm. 6).
8 Über den Erfolg der Bemühungen Kaspar Nasals und Johannes Hubs, für Vogler und dessen Familie in Zürich ein Haus zu beschaffen, ist nichts bekannt. Erst im folgenden Frühjahr ist im Briefwechsel wieder davon die Rede (vgl. Voglers Briefe vom 27. März und 12. April 1536; Zürich StA, E II 351, 182 und 178).
9 ich nehme an (SI I 80).
10 [in St. Gallen]angezeigt (SI I 114).
11 Über diese Rechtfertigung ist weiter nichts bekannt.
12 Hilfeleistung, Spende (SI XI 1279f).
13 Zur Feuersbrunst in Bern vgl. oben Nr.
576, 4-12 mit Anm. 2. Über die sich anschließende Hilfsaktion berichtet Anshelm VI 229-231 ausführlich.
14 über Zürich zurückreisen und bei Bullinger vorbeigehen.
15 Auf den 4. April 1535 war ein Kreistag zur Behandlung der Fragen um das täuferische Münster nach Worms einberufen worden (vgl. Kirchhoff 135f und oben Nr. 570, Anm. 9).
16 Welcher Prälat gemeint sein könnte, ist nicht auszumachen.
17 Zur Reise von Landgraf Philipp von Hessen zu König Ferdinand in Wien s. oben Nr. 569, Anm. 14.
18 Zur Absicht Ulrichs von Württemberg, nach Wien zu reisen s. unten Nr. 584, Anm. 23.
19 2. Mai 1535.
20 Kirchweih.
21 Der Vorfall ist weiter nicht bekannt.
22 Unbekannt, vgl. aber EA IV/1c 511 yy 3.


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Wo ir yendert 23 zu mim hem Rösten 24 komend, so danckend im; denn ich wais sin ernst ghept etc. maister Kasparn, Haben etc.

Actum, yl, S. Gallen, mitwoch, den abend der gedächnus der uffart Christy anno 1535. jar.

U[wer]williger

Hans Vogler.

[Adresse auf der Rückseite:] An min gelieptten hernn und fründt, Maister Hainrich Bulligem, prediger, zu handen.