Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2847]

[Ambrosius Blarer] an
Bullinger
[Konstanz],
17. März [1547]

Autograph: Zürich StA, E II 357a, 555 (Siegelabdruck) Zusammenfassende Ubersetzung: Blarer BW II 608, Nr. 1423

[1] Blarer hat durch diesen Boten [...] nur mitzuteilen, dass Konrad Zwick über die Erfolge des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen berichten wird. Gott wird auch weiterhin wunderbaren Beistand leisten, wenn man sich nur auf ihn verlässt und nicht auf den weltlichen Schein! [2]Esslingen muss Kaiser Karl V. 40'000 und Reutlingen 20'000 Florin zahlen. Wie sollen diese Städte das Geld aufbringen? Lindau wurde nur mit 4'000 belegt. Man ist der Meinung, dass Konstanz einen Frieden sogar ohne Geldstrafe und mit guten Bedingungen erlangen würde. Zwick wird darüber vermutlich auch berichten. [3]Straßburg hat sich nun wohl schon ergeben. Die Stadt soll gute Friedensbedingungen erhalten haben und nicht [mit einer kaiserlichen Garnison]beschwert worden sein. Hoffentlich stimmt das! Denn alles kann noch anders kommen. [4]Marcell Dietrich von Schankwitz wird anstelle der Burg Dübelstein vielleicht eine andere Liegenschaft erwerben, die ihm zum Kauf angeboten wurde. Blarer

3 Siehe dazu oben Anm. a.
1 Das Jahr ist am Briefinhalt zu erkennen.


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dankt für Bullingers Einsatz. [5]Er hatte wirklich keine Zeit, das von Bullinger übersendete Büchlein ["Usszüg der fürnemisten Eesatzungen"] einzusehen. Dieser soll doch nur mit Ja oder Nein die an ihn gerichteten Fragen (bezüglich der ihm [in Nr. 2841] geschilderten Eheprobleme) beantworten. [6]Das [von Rudolf Gwalther] an Hans Widenhuber gesandte Schreiben wurde anders aufgefasst, doch ist dies nicht weiter wichtig. [7]Hoffentlich stimmen die Gerüchte über Landgraf Philipp von Hessen doch nicht! Möge Gott ihn nicht so tief fallen lassen! [8] Segenswunsch. Bullinger bete für Konstanz. Grüße. [9] [P.S.:] Den beiliegenden, aus Augsburg gekommenen Brief soll er an Bernardino Ochino weiterleiten. [Von dort]wird gar nichts über den Landgrafen berichtet.

Alles liebs und guts. By disem botten 2 nichts sunders ze schriben, dann 3 das ir von meinem lieben vetter 4 vernemen werdt des churfursten halber, wie glucklich es une geht. 5 Gott welle diß werck fortbringen 6 und seiner hand wunder beweysen, alls er dann wol kan, auch wurde, Wa 7 das vertruwen uff inn gstellet wurde und wir nitt an menschlichem schowfalt verglarrten 8 .

Esslingen gibt dem kaiser 9 40'000 fl und Reutlingen 20'000 fl 10 Wissend nitt, wa 11 sy das gellt uffpringen söllen oder mögen. Lyndauw gibt nun 12 4'000 fl 13 Man achtet, wir 14 möchten diser zeyt wol on gellt hindurch kommen und sonst auch mitt güten conditionen, davon euch, acht ich, mein lieber vetter anzögung thüt.

Mitt Straussburg, achten wir, seye es nunmehr ouch überhe 15 . Sollend nun gar ain güten bericht 16 haben und niener nitt 17 beschwerdt werden. Gott well, das die sach güten grund habe! Dann 18 es mugend dise ding noch seltzam fallen, etc.

Dietrich Marcellen 19 halber hat es kain not mehr. Er a wirt Diepolltstain 20 nitt kouffen. Ist im ain ander kouff zugestanden 21 . Wirt inn 22 vyllicht treffen. Bedanck mich gantz flyssig unnd fruntlich gehapter müh und arbait.

a In der Vorlage es.
2 Unbekannt.
3 als.
4 Konrad Zwick.
5 Anspielung auf den Sieg des Kurfürsten Johann Friedrich I. von Sachsen über Markgraf Albrecht II. Alcibiades von Brandenburg-Kulmbach; s. Nr. 2832. Anm. 35. Zudem wollten die böhmischen Stände nicht gegen den Kurfürsten ziehen. Dieser stand damals bei Altenburg und wollte Zwickau zurückerobern; s. Nr. 2797,50f; MBW-T 201, Nr. 4654.
6 fördern.
7 wenn; sofern.
8 wir nitt an menschlichem schowfalt verglarrten: wir uns nicht von der menschlichen Pracht verblenden lassen.
9 Karl V.
10 Siehe dazu Nr. 2845,6 und Anm. 8.
11 woher.
12 nur.
13 Der gleiche Betrag wird auch in Johann Georg Saladins Straßburger Chronik (MGEGDE2 XXIII 352) angegeben.
14 Konstanz. —Falls die Stadt einen Frieden mit dem Kaiser schließen wollte. -
15 hinüber. — Die Ergebung Straßburgs stand damals unmittelbar bevor; s. Nr. 2822, Anm. 16.
16 Vertrag; s. Fischer I 874.
17 17 niener nitt: durch nichts; s. Fischer IV 2042. — Gedacht ist hier an eine kaiserliche Besatzung. die der Stadt aber erspart blieb.
18 Denn.
19 Dietrich Marcell von Schankwitz. — Siehe dazu Nr. 2824,38-71; Nr. 2841,49f; Nr. 2842,34-37.
20 Dübelstein (bei Dübendorf, Kt. Zürich).
21 angeboten (worden).
22 den Kauf.


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Kurtzen bschaid uff meine zwen casus, 23 euch vormals zugeschriben, beger ich von euch ze vernemmen, dann ich warlich, warlich nitt zeyt gehapt, mich nach notturfft in ewerm überschickten büchlin 24 zü ersechen 25 . Habs b euch doch nitt lenger behalten wellen, 26 diewyl ir des nitt geraten 27 mögen. Ir köndt mitt aim wort schreiben ja oder nain.

Von Widenhubers 28 schriben, im worden, will man anderst verstanden haben. Ligt aber gar nichts daran. 29

Des landtgrauffen 30 halber will ich auch noch ausß allerlay anzögungen das besser vermüten, 31 byß ich nitt mehr kan. Hoff, der herr lasß inn nitt

O 32 dermassen zü schanden werden und alls grosß unehr inlegen.

Damitt, mein liebster hertzbrüder und herr, gott bevolchen! Den bitten on alles uffhören für unß unnd unser kirchen: Wie er unß mitt seinem namen ziert, das er unß ouch mitt seinem gaist stercke und mitt seiner gwaltigen hand gnedigklich zü seinem ewigen preyß erhalte! Grüst all güt herren und fründ. 17. martii.

[Ohne Unterschrift.]

Hiemitt ain brieff. Wellt dem herrn Bernardino 33 verschaffen. Ist mir yetz von Augspurg zükommen. Schreibt man vom landtgrauffen ain wort nitt.

[Adresse auf der Rückseite:] An maister Hainrich Bullinger zü Zürich. 34

b In der Vorlage hab.
23 Die zwei Eheprobleme, die Blarer mit Nr. 2841,137-194, darstellte. — Siehe ferner Nr. 2842,74-81 sowie Nr. 2845,8f.
24 Der Druck mit den Zürcher Ehesatzungen; s. Nr. 2842, Anm. 88.
25 mich ... zh ersechen: mich umzusehen; kundig zu machen; s. SI VII 564.
26 Gemeint ist das von Bullinger zugesandte Buch.
27 entbehren; s. Fischer III 386. —Vgl. nämlich Nr. 2842,80f.
28 Hans Widenhuber. — Gemeint ist hier ein Brief Rudolf Gwalthers an diesen; s. dazu Nr. 2841,51-57; Nr. 2842,38-42.
29 Zu verstehen: Es ist aber unwichtig.
30 Philipp von Hessen.
31 Wie auch Bullinger; s. Nr. 2842,46f.
32
33 Bernardino Ochino.
14 Vorliegender Brief wurde zusammen mit Brief Nr. 2849 vom 18. März übersandt; s. Nr. 2849,1f.