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Autograph: Zürich StA, E II 347, 361 (ohne Siegel) a Druck: Boehmer, Dryander 410f, Nr. 23; Druck und spanische Ubersetzung: Enzinas BW 208-211, Nr. 26
[1] In Bullingers Brief [nicht erhalten] 1 stand, dass Enzinas [Bullingers] Schrift [,,De sacramentis"]
2 innerhalb von 14 Tagen zurücksenden soll. Diesen Brief erhielt Enzinas vor achtBriefe_Vol_19-393 arpa
Tagen. Jetzt hält er die Schrift für die Rücksendung bereit, doch ließ sich noch kein zuverlässiger
Bote finden. — [2] Nur Enzinas hat die Schrift gelesen und mit der Abhandlung von
Simon Grvnäus [,,De coena domini Simonis Grynaei dictata in cap. XI. 1. Cor. "]3 verglichen.
Hier nun in aller Kürze und Offenheit seine Meinung dazu. — [3] Die Aufzeichnungen von
Grvnäus zeugen von einem scharfsinnigen und philosophisch geschulten Geist, allerdings ist
sein Gedankengang kompliziert und demzufolge unklar. Vielleicht liegt das an Grynäus' Wesen,
der schwierige, strittige Fragen nicht auf klare Weise darzustellen vermochte, vielleicht
aber auch am Thema selbst, das so subtil ist, dass es keine Erklärung duldet. Möglicherweise
wollte Grvnäus zudem die zerstrittenen Parteien [unter den Protestanten] aussöhnen, was
gerade unter den Gelehrten zu mehrdeutigen oder ungeeigneten Aussagen führt, die nur für
Verwirrung sorgen. Denn auch wenn man die Syntax ihrer Aussagen begreifen mag, versteht
man deren Sinn noch längst nicht, und es entstehen dadurch nur noch größere Probleme.
—[4] Ganz anders ist die Schrift [,,De sacramentis "]. Darin formuliert Bullinger sein Anliegen
auf klare Weise, und dort liest man, was gemeint ist. Allerdings maßt Enzinas sich nicht
an, sich in dieser schwierigen Kontroverse als Schiedsrichter aufzuspielen. Er fühlt sich auch
nicht dazu berufen, einen so langen Streit zu schlichten, den selbst die Gelehrtesten nicht zu
beschwichtigen vermochten. Er meint aber, dass diejenigen, die die Allgegenwart (grec
des Leibes Christi befürworten, sich selbst in die Enge treiben, weil sie Sachen
behaupten, die nicht nur absurd sind, sondern sich auch gegenseitig widersprechen. Es gibt
nämlich kaum etwas Abwegigeres als die Auffassung, dass Leib und Geist gleich seien! Genauso
widersprüchlich ist es zu sagen, Christus sei mit dem Körper anwesend, und sofort
danach, er sei spirituell anwesend! Und diejenigen, die vorgeben, dass der Körper vom Himmel
wieder herunterkommt, oder dass der Sohn Gottes einen wie die Luft unfassbaren oder
willkürlichen Körper habe, und damit leugnen, dass er uns in allein ähnlich ist (außer natürlich
in der Sünde), wie es die Schrift selbst bezeugt. 4 diese entziehen uns dabei die größte
Hoffnung 5 und werden zu Verleumdern. Sie könnten sich auch nicht von der Beschuldigung
reinwaschen, frevelhaft zu sein! —[5]Enzinas wird [Katharina, geb. Lomnpart]6 , der Witwe von
Grvnäus, den Rat geben, die Schrift bei sich zurückzubehalten und zum jetzigen Zeitpunkt nicht
zu veröffentlichen. —[6] In Bezug auf den betagten Exulanten [Bernardino Ochino]7 erwartet
Enzinas den Bescheid der Zürcher Obrigkeit. — [7] Er wartet auch auf die Antwort des
Buchdruckers [Christoph Froschauer] wegen des gewünschten Papiers. Gern würde er wissen,
wieviel und wann Froschauer liefern kann. Sollte dieser das Geld schon brauchen, ist
Enzinas bereit, es ihm auf Anforderung zukommen zu lassen. Bullinger möge Genaueres mitteilen.
—[8] Dem Francesco Stancaro hat Enzinas schonend erklärt, was Bullinger ihm ausrichten
ließ. Stancaro nimmt auch allein schon die Bemühungen Bullingers ebenso dankbar
auf wie wenn dieser ihm tatsächlich zu einer Steile verholfen hätte. —[9]Gruß.