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Autograph: Zürich StA, E II 370, 41 (Siegelspur) Ungedruckt
Am Nachmittag erhielt Haller Bullingers Brief [Nr. 2564] vom 4. September. Er verdankt auch
die Exemplare [von Bullingers "Hoffnung der Glöubigen"], die zwei Kronen und Bullingers
Lukaskommentar, über den sich [Hans]Welser sehr freute. Letzterer wird Bullinger schreiben,
sobald der [nach Zürich abgefertigte]Bote [...], dem er [bereits]zwei Gulden mitgab, zurückgekehrt
ist. Die [an Welser gerichtete]Widmung [zum Lukaskommentar] wird Haller (wie von
Bullinger und auch von Welser gewünscht) ins [Deutsche]übersetzen. Gut, dass Bullinger wie
geplant seinen Kommentar Welser widmete! Viele kritisieren ihn zwar, doch wäre an seinen
Kritikern auch einiges auszusetzen. — Die Animositäten [unter den Augsburgern] machen
Haller sehr zu schaffen, zumal er sich bemüht, beide Seiten zu versöhnen. —Am 1. September
empfing Haller durch [Johann]Vogler [d.Ä.]Bullingers Brief vom 24. August [Nr. 2543]. Er
vertraute darauf sogleich seine Antwort [Brief Nr. 2560] dem Augsburger Boten [...] an. In
Augsburg erwartet man nun den Bescheid der Zürcher auf das Gesuch [um Pfarrer]. [Wolfgang]
Musculus, [Johann Heinrich] Held [von Tiefenau] und Haller wurden vom Pfarrkonvent
zur Errichtung der Kirchen im Einzugsgebiet Augsburgs abgeordnet, doch erhielten nur
Musculus und Held die Erlaubnis des Rates dazu; eine Entscheidung, die Haller begrüßt.
— Über [Hans Wilpert] Zoller hat Haller mit einem ausführlichen Brief berichtet. Es geht
diesem gut. Er wird von allen geschätzt. Was er nach dem Krieg tun wird, ist noch ungewiss.
Er liebt nämlich eine Tochter [...]des Stadtschreibers [Georg Frölich]. Aus gewichtigen Gründen
jedoch kann Haller zu dieser Verbindung nicht raten. Bullinger soll dies für sich behalten.
Gemäß dessen Wunsch wird Haller Zoller zu einem Brief an [...]ermutigen. Doch wird Zoller
derzeit kaum zum Schreiben kommen. —Das [schmalkaldische Haupt]heer bewegt sich täglich.
Von Ingolstadt ist es nach Donauwörth gelangt. Weshalb, weiß man nicht. Es soll einen heimlichen
Plan geben. Zum gut verschanzten Kaiser [Karl V.]vermochte man nicht vorzudringen.
—Am [6. September] haben zwei Fähnlein Appenzeller die großen Kanonen nach [Augsburg]
zurückgebracht. Die zwei Einheiten wurden dann weiter zur Klause [Ehrenberg] gesandt.
Heute nächtigen die anderen sechs eidgenössischen Fähnlein in Augsburg (etliche [Söldner
dieser Fähnlein] sind gerade zu Gast bei Haller). Diese Einheiten wurden mit der Überwachung
des Passes bei der Klause beauftragt. Nachdem die Tiroler die Burg bei der Klause
zerstört haben, wird dort wohl ein neuer Krieg entfacht. —[Maximilian von Egmont, Graf] von
Büren, zieht [in Richtung Süden]. Haller macht sich deswegen keine großen Sorgen, da Gott
denen, die ihn lieben, alles zum Guten gereichen lässt [Röm 8, 28]. —Am 4. September kam
Bullingers Cousin M[ichael]Hedinger zusammen mit dem Bruder [...] von Georg Binder in
Augsburg an. Der Stadtschreiber, Nikolaus [Müller, gen.] Maier, Welser und Haller haben
sich sehr bemüht, den beiden eine Anstellung [als Soldat] in Augsburg zu verschaffen. Es
kommen täglich [eidgenössische Söldner] nach Augsburg. Haller hilft diesen nach Möglichkeit,
eine Anstellung zu erhalten, doch können nicht alle angenommen werden! Über [Wolfgang],
den Sohn des [Zürcher]Bürgermeisters [Hans Rudolf]Lavater, weiß Haller nichts zu
berichten, außer dass er laut Vogler weggezogen sei. — Die von Bullinger aufgezählten Studenten
hat Haller nicht gesehen, auch nicht Fridolin Hospinian. —Die Nürnberger verhalten
sich jetzt gut. Sie schickten [den Schmalkaldenern) Geld und verwiesen eine kaiserliche Gesandtschaft
aus der Stadt, die um Durchzug für die niederländischen Truppen Bürens ersucht
hatte. —Der Pfarrer von Kahla (Sachsen), Thomas Naogeorg, ein gelehrter und bescheidener
Mensch, kam dieser Tage nach Augsburg, wo er vermutlich bald als Pfarrer angestellt sein
wird. Er hält viel vom [Zwinglianismus]. Bullingers Büchlein "De sacramentis"gefällt ihm
gut. Die Zahl der Anhänger des [zwinglischen]Glaubens nimmt zu. Naogeorg sagt offen, dassBriefe_Vol_17-425 arpa
Luther eine fleischliche Präsenz [des Herrn] im Abendmahl behauptet, und dies, auch wenn
die Katze [Bucer] und die Maus [Musculus](zwei Lebewesen, die er gar nicht mag) Luther zu
entschuldigen versuchen. — Haller kann leider Bullinger kein Exemplar des [kaiserlichen]
Ächtungsschreibens zukommen lassen, da dieses noch nicht veröffentlicht ist. Er hat es auch
noch nie gesehen. — Er übersendet aber die Mahnschrift, mit der die Fürsten [Johann Friedrich
I. von Sachsen und Philipp von Hessen] vor einer vom römischen Drachen [Papst Paul
III.] ausgehenden Vergiftungsgefahr warnen. Diese römische Bestie lässt wirklich in ihrem
Eifer nicht nach! In Augsburg starben bereits einige Soldaten, nachdem sie Wasser getrunken
hatten. — Wenn das Zögern der [Schmalkaldener] sich nur als sinnvoll herausstellen würde!
Unterdessen misstraut man dem allzu ängstlichen Kurfürsten von Sachsen und ist der Meinung,
dass dieser besser zu Hause geblieben wäre. Am 5. September soll es zu einem Gefecht
gekommen sein. Heute kamen Flüchtlinge aus Neuburg [a.d. Donau] und berichteten von der
Plünderung der Vorstadt durch die Welschen". Diese seien aber von der dort zurückgelassenen
Wache [der Schmalkaldener] in die Flucht geschlagen worden. — Bullinger möchte
Hallers ungepflegtes Schreiben verzeihen: Es ist schon 11 Uhr nachts! Haller hat die Gäste
schlafen geschickt. Morgen muss er anstelle von Held schon sehr früh predigen. Dieser ist
heute zusammen mit Musculus abgereist. Grüße an die Familie, an die Kollegen, an die
Bürgermeister [Johannes Haab und Hans Rudolf Lavater] sowie an Hallers Schwiegervater
[Ulrich Kambli].
S. per dominum lesum Christum. Amen. Literae tuae 4. septembris date al
eiusdem mensis 9. die mihi redditae sunt, hodie videlicet horam circa secundam
pomeridianam una cum libris 2 et 2 coronatis 3 . Ago tibi gratias, qui
meas ita res curaveris, tum quod exemplar miseris commentariorum in Lucam
4 . Obtulimus Welsero librum 5 , quem magna gratulatione accepit. Scripturus
tibi, 6 ubi nuncius 7 hic fuerit reversus. Ipsi duos dedit fl. Praefationem,
ut petis, 8 his diebus vulgari reddam lingua. Rogavit etiam Welserus, ut hoc
facerem. Et meo quidem iudicio recte fecisti, quod illi dedicaris, cui iam
dudum promissum erat hoc. Bene vult nobis. Desyderant in ipso multi multa,
in quibus tamen ego plus quam in ipso desyderem. 9Briefe_Vol_17-426 arpa
Scribam aliquando tibi mirabilia. Ego profecto his sirnultatibus'° tantumnon enecor, quibus inter se laborant, quibus ego ex utraque parte fido et bene volo. Utinam scires solide statum rerum omnium! Ego tacendo, intercedendo, precando vivo cum illis ita, ut neutram partem offendam, utramque tamen conciliare satagam. Caeterum, quia non vacat nunc plura scribere, pauca ad tua rescribam.
Calendis septembris redditae sunt mihi ab ammano Voglero 11 tuae literae 24. augusti datae 12 , ad quas superioribus statim respondi diebus 13 per tabellarium Augustanum 14 , quas te puto jam accepisse. Expectamus vestrum ad nostram petitionem 15 responsum. 16 Praevenimus id, quod tu suades in proximis literis 17 , ut scilicet scribatur senatui 18 messern esse copiosam, operarios vero paucos, 19 etc. Deputati eramus d. Musculus 20 , Heldius 21 et ego, ut proficisceremur ad instaurandas ecclesias in agro Augustano, a conventu fratrum. lllis tamen duobus hodie dimissis non placuit dominis, ut ego abirem. Qua in re ut prudenter ita rem mihi fecerunt gratissimam.
De Zollero 22 scripsi, quaecunque novi, copiose proximis literis 23 . Vivit, valet, suis et nostris omnibus gratissimus et charissimus est. Quomodo post finitum bellum victurus sit, nondum scire possum. Archigrammateus 24 filiam 25 habet, quae ipsum amat, sed non possum illi consulere, ut eam ducat
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propter causas non exiguas. Nolim tamen haec vulgari. Tibi serves. Hortabor eum, ut scribat his 26 , sicut iussisti, quamvis certo sciam non tantum ocii ipsi dan, ut possit scribere.
Quottidie movetur exercitus. Zu Ingolstatt ist man abzogen. 27 Uff hütt litt der groß huff 29 zu Werd 30 Ist wider obsich 31 gruckt, dann sich der keiser 32 vergraben, das man weder mitt gschütz noch sunst imm zu hatt mögen. 33 Was man imm sinn hab, weiß ich nitt. Es ist ein verborgner anschlag 34 verhanden.
Nechst montag 35 sind zwei fennli Eidtgnoßen, Appentzeller houptlüt, 36 har kon, das gschütz heim bleitet 37 , 38 was von großen stucken was; darnach uff die Kluß 39 zugschickt. Hinacht 40 liggend die anderen 6 fenli Eidgnoßen 41 hie zu Augspurg. Hab vil gest 42 . Scribo ex mediis turbis. Die 43 mußend auch der Klus zu dann die Tiroler habend das schloß an der Klus, darinn die 44 unseren ein zusatz ghept, zerschoßen; aber den durchzug 45 der Klus hatt 46 man noch inn. Es hept sich daselbst ein junger 47 krieg. Die Pündter 48 köntent jetz wol das best thun.
Der 49 von Büren zücht heruff . Was drus werden well, nimpt jederman wunder. Gott wende es zum besten! Ich achts sin wenig 50 . ||41V. Quod ad meam personam, scio enim, quod diligentibus deum omnia cooperantur in bonum. 51
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4. septembris advenit M. Hedinger 52 , tuus consobrinus, una cum fratre 53 M. Georgii Binden 54 . Laboravimus valde, archigrammateus, N. Major 55 Welserus et ego, ut sint recepti in urbe nostra. Stipendii quantitatem adhuc nescio. Advolant innumeri quotidie, quos omnes, quantum in me est, promoveo. Sed quia tantae sunt nobis 56 copiae et sumptus fiant immodici, non facile ulli recipiuntur amplius. Consulis Lavateri 57 filium 58 nec vidi nec de eo audivi quicquam, nisi quod referebat mihi Voglerus eum abiisse.
Ex studiosis quoque, quos commemoras, 59 nullum vidi, ne Frid[olinum] Hospinianum 60 .
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Norimbergenses haltend sich jetz wol. Misere nostris 61 nummos. Caesaris legationem ex urbe pepulerunt; 62 quae egit apud ipsos, ut transitum praeberent exercitui Belgico 63 .
Venit his diebus ad nos Thomas Naogeorgus TM parochus in Cala 65 Saxoniae, vir doctus et modestus, aliquoties a senatu nostro vocatus, 66 quem puto
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brevi nobis futurum symmistam. Is de nostra optime sentit religione. Legit tuum de sacramentis libellum scriptum 67 , qui illi perplacet. Gott sye glopt 68 , quod numerus noster indies augetur. Is aperte dicit Lutherum carnalem statuisse praesentiam, quomodocunque tandem hac in re eum defendant et excusent Felinus 69 et Musculus, diversa animantium et sibi inimicissima genera.
Cupis habere literas, quas vocant den echtbrieff, 70 sed non vulgatae sunt. Man halts als heimlich, als man iemer mag. 71 Mir hatt er noch nitt werden mögen zläsen.
Mitto cautionem principum 72 de venenis a Romano dracone 73 emissis, ne unquam cesset suum facere officium. Vides, in quantis simus periculis. Iam in urbe nostra aliquot perierunt milites ex potis aquis. Sed ambulabimus
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libere super aspides et basiliscos 74 , quia angelis suis de nobis mandavit, 75 etc., quia dominus asylum, arx, 76 rupes et turns 77 fortitudinis nostrae.
Nostri, sive prudenter sive imprudenter, tarde certe rem gerunt. Utinam cunctando nobis restituant rem! Elector Saxonicus 78 nostris est suspectus. Vellent omnes ipsum domi mansisse. 79 Er will nicht beißen. Fürcht sins venters 80 . Alii alia dicunt. 5. septembris, sagt man, habend si gscharmützt. Venerunt hodie transfugae ex Neoburgo 81 . Sagend, die Welschen 82 habind die vorstatt plünderet, sed a praesidio ibi relicto 83 repressi aufugerunt. In summa: Dubia est fortuna belli. 84 Dominus tandem dicet: "Adsum ego, salus vestra! 85 " Quod ut faciat, indesinentibus 86 ipsum fatigamus 87 precibus; id quod et vos pro nobis facere non dubitamus.
Vale et, quod minus diligenter scripsi, ignosce. Vix enim tempus mihi datum. Scribo iam instante 11. hora noctu, postquam hospites meos cubitum ablegavi, et crastina summo mane loco Heldii, qui hodie cum Musculo discessit, mihi concionandum 88 . Brevi plura dabo. Vale iterum. Saluta familiam, fratres, consules 89 aliosque amicos bonos, inprimis socerum meum 90 . 9. septembris 1546.
Tuus ex animo loan. Hallerus.
[Ohne Adresse].