Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2576]

Johannes Haller
an Bullinger
[Augsburg],
9. September 1546

Autograph: Zürich StA, E II 370, 41 (Siegelspur) Ungedruckt

Am Nachmittag erhielt Haller Bullingers Brief [Nr. 2564] vom 4. September. Er verdankt auch die Exemplare [von Bullingers "Hoffnung der Glöubigen"], die zwei Kronen und Bullingers Lukaskommentar, über den sich [Hans]Welser sehr freute. Letzterer wird Bullinger schreiben, sobald der [nach Zürich abgefertigte]Bote [...], dem er [bereits]zwei Gulden mitgab, zurückgekehrt ist. Die [an Welser gerichtete]Widmung [zum Lukaskommentar] wird Haller (wie von Bullinger und auch von Welser gewünscht) ins [Deutsche]übersetzen. Gut, dass Bullinger wie geplant seinen Kommentar Welser widmete! Viele kritisieren ihn zwar, doch wäre an seinen Kritikern auch einiges auszusetzen. Die Animositäten [unter den Augsburgern] machen Haller sehr zu schaffen, zumal er sich bemüht, beide Seiten zu versöhnen. Am 1. September empfing Haller durch [Johann]Vogler [d.Ä.]Bullingers Brief vom 24. August [Nr. 2543]. Er vertraute darauf sogleich seine Antwort [Brief Nr. 2560] dem Augsburger Boten [...] an. In Augsburg erwartet man nun den Bescheid der Zürcher auf das Gesuch [um Pfarrer]. [Wolfgang] Musculus, [Johann Heinrich] Held [von Tiefenau] und Haller wurden vom Pfarrkonvent zur Errichtung der Kirchen im Einzugsgebiet Augsburgs abgeordnet, doch erhielten nur Musculus und Held die Erlaubnis des Rates dazu; eine Entscheidung, die Haller begrüßt. Über [Hans Wilpert] Zoller hat Haller mit einem ausführlichen Brief berichtet. Es geht diesem gut. Er wird von allen geschätzt. Was er nach dem Krieg tun wird, ist noch ungewiss. Er liebt nämlich eine Tochter [...]des Stadtschreibers [Georg Frölich]. Aus gewichtigen Gründen jedoch kann Haller zu dieser Verbindung nicht raten. Bullinger soll dies für sich behalten. Gemäß dessen Wunsch wird Haller Zoller zu einem Brief an [...]ermutigen. Doch wird Zoller derzeit kaum zum Schreiben kommen. Das [schmalkaldische Haupt]heer bewegt sich täglich. Von Ingolstadt ist es nach Donauwörth gelangt. Weshalb, weiß man nicht. Es soll einen heimlichen Plan geben. Zum gut verschanzten Kaiser [Karl V.]vermochte man nicht vorzudringen. Am [6. September] haben zwei Fähnlein Appenzeller die großen Kanonen nach [Augsburg] zurückgebracht. Die zwei Einheiten wurden dann weiter zur Klause [Ehrenberg] gesandt. Heute nächtigen die anderen sechs eidgenössischen Fähnlein in Augsburg (etliche [Söldner dieser Fähnlein] sind gerade zu Gast bei Haller). Diese Einheiten wurden mit der Überwachung des Passes bei der Klause beauftragt. Nachdem die Tiroler die Burg bei der Klause zerstört haben, wird dort wohl ein neuer Krieg entfacht. [Maximilian von Egmont, Graf] von Büren, zieht [in Richtung Süden]. Haller macht sich deswegen keine großen Sorgen, da Gott denen, die ihn lieben, alles zum Guten gereichen lässt [Röm 8, 28]. Am 4. September kam Bullingers Cousin M[ichael]Hedinger zusammen mit dem Bruder [...] von Georg Binder in Augsburg an. Der Stadtschreiber, Nikolaus [Müller, gen.] Maier, Welser und Haller haben sich sehr bemüht, den beiden eine Anstellung [als Soldat] in Augsburg zu verschaffen. Es kommen täglich [eidgenössische Söldner] nach Augsburg. Haller hilft diesen nach Möglichkeit, eine Anstellung zu erhalten, doch können nicht alle angenommen werden! Über [Wolfgang], den Sohn des [Zürcher]Bürgermeisters [Hans Rudolf]Lavater, weiß Haller nichts zu berichten, außer dass er laut Vogler weggezogen sei. Die von Bullinger aufgezählten Studenten hat Haller nicht gesehen, auch nicht Fridolin Hospinian. Die Nürnberger verhalten sich jetzt gut. Sie schickten [den Schmalkaldenern) Geld und verwiesen eine kaiserliche Gesandtschaft aus der Stadt, die um Durchzug für die niederländischen Truppen Bürens ersucht hatte. Der Pfarrer von Kahla (Sachsen), Thomas Naogeorg, ein gelehrter und bescheidener Mensch, kam dieser Tage nach Augsburg, wo er vermutlich bald als Pfarrer angestellt sein wird. Er hält viel vom [Zwinglianismus]. Bullingers Büchlein "De sacramentis"gefällt ihm gut. Die Zahl der Anhänger des [zwinglischen]Glaubens nimmt zu. Naogeorg sagt offen, dass


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Luther eine fleischliche Präsenz [des Herrn] im Abendmahl behauptet, und dies, auch wenn die Katze [Bucer] und die Maus [Musculus](zwei Lebewesen, die er gar nicht mag) Luther zu entschuldigen versuchen. Haller kann leider Bullinger kein Exemplar des [kaiserlichen] Ächtungsschreibens zukommen lassen, da dieses noch nicht veröffentlicht ist. Er hat es auch noch nie gesehen. Er übersendet aber die Mahnschrift, mit der die Fürsten [Johann Friedrich I. von Sachsen und Philipp von Hessen] vor einer vom römischen Drachen [Papst Paul III.] ausgehenden Vergiftungsgefahr warnen. Diese römische Bestie lässt wirklich in ihrem Eifer nicht nach! In Augsburg starben bereits einige Soldaten, nachdem sie Wasser getrunken hatten. Wenn das Zögern der [Schmalkaldener] sich nur als sinnvoll herausstellen würde! Unterdessen misstraut man dem allzu ängstlichen Kurfürsten von Sachsen und ist der Meinung, dass dieser besser zu Hause geblieben wäre. Am 5. September soll es zu einem Gefecht gekommen sein. Heute kamen Flüchtlinge aus Neuburg [a.d. Donau] und berichteten von der Plünderung der Vorstadt durch die Welschen". Diese seien aber von der dort zurückgelassenen Wache [der Schmalkaldener] in die Flucht geschlagen worden. Bullinger möchte Hallers ungepflegtes Schreiben verzeihen: Es ist schon 11 Uhr nachts! Haller hat die Gäste schlafen geschickt. Morgen muss er anstelle von Held schon sehr früh predigen. Dieser ist heute zusammen mit Musculus abgereist. Grüße an die Familie, an die Kollegen, an die Bürgermeister [Johannes Haab und Hans Rudolf Lavater] sowie an Hallers Schwiegervater [Ulrich Kambli].

S. per dominum lesum Christum. Amen. Literae tuae 4. septembris date al eiusdem mensis 9. die mihi redditae sunt, hodie videlicet horam circa secundam pomeridianam una cum libris 2 et 2 coronatis 3 . Ago tibi gratias, qui meas ita res curaveris, tum quod exemplar miseris commentariorum in Lucam 4 . Obtulimus Welsero librum 5 , quem magna gratulatione accepit. Scripturus tibi, 6 ubi nuncius 7 hic fuerit reversus. Ipsi duos dedit fl. Praefationem, ut petis, 8 his diebus vulgari reddam lingua. Rogavit etiam Welserus, ut hoc facerem. Et meo quidem iudicio recte fecisti, quod illi dedicaris, cui iam dudum promissum erat hoc. Bene vult nobis. Desyderant in ipso multi multa, in quibus tamen ego plus quam in ipso desyderem. 9

a date über der Zeile nachgetragen.
1 Brief Nr. 2564.
2 Die von Johannes Fries übersetzte Schrift Bullingers "Hoffnung der Glöubigen", die Ende August 1544 erschienen war und von der Haller im Mai 1546 (HBBW XVI 402) und erneut Anfang August (Nr. 2524,91-94) einige Exemplare bestellt hatte. — Die ebenfalls bestellten Exemplare von Theodor Biblianders "Relatio fidelis" hatte Haller schon am 1. September von Hans Vogler d.Ä. erhalten; s. Nr. 2560,1-3.
3 Zum Betrag s. Nr. 2526,7-9. 15f; Nr. 2560,32f. — Die Stadt Zürich erstattete Haller den Betrag zurück, den dieser den reisenden Zürchern Meinrat Oggenfuß und Hans Hug vorgeschossen hatte, und beauftragte Bullinger, das Geld an Haller
zu übermitteln; s. Zürich StA, Seckelamt Rechnungen F III 32, Rechnungsbuch 1546/47, S. 83 der Ausgabenabteilung.
4 Builingers Lukaskommentar; s. Nr. 2545, Anm. 2.
5 Ein gebundenes Exemplar des Lukaskommentars. Der Kommentar war nämlich mit einer an Hans Welser gerichteten Widmungsepistei versehen; s. Nr. 2545, Anm. 1.
6 Welser schrieb am 15. September (Nr. 2588).
7 Der unten Z. 18-20 erwähnte unbekannte Augsburger Bote, der um den 2. September nach Zürich mit der Bitte um Prediger abgefertigt worden war.
8 Vgl. Nr. 2560,34. — Mit der "Praefatio" ist die Widmungsepistel gemeint.


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Scribam aliquando tibi mirabilia. Ego profecto his sirnultatibus'° tantumnon enecor, quibus inter se laborant, quibus ego ex utraque parte fido et bene volo. Utinam scires solide statum rerum omnium! Ego tacendo, intercedendo, precando vivo cum illis ita, ut neutram partem offendam, utramque tamen conciliare satagam. Caeterum, quia non vacat nunc plura scribere, pauca ad tua rescribam.

Calendis septembris redditae sunt mihi ab ammano Voglero 11 tuae literae 24. augusti datae 12 , ad quas superioribus statim respondi diebus 13 per tabellarium Augustanum 14 , quas te puto jam accepisse. Expectamus vestrum ad nostram petitionem 15 responsum. 16 Praevenimus id, quod tu suades in proximis literis 17 , ut scilicet scribatur senatui 18 messern esse copiosam, operarios vero paucos, 19 etc. Deputati eramus d. Musculus 20 , Heldius 21 et ego, ut proficisceremur ad instaurandas ecclesias in agro Augustano, a conventu fratrum. lllis tamen duobus hodie dimissis non placuit dominis, ut ego abirem. Qua in re ut prudenter ita rem mihi fecerunt gratissimam.

De Zollero 22 scripsi, quaecunque novi, copiose proximis literis 23 . Vivit, valet, suis et nostris omnibus gratissimus et charissimus est. Quomodo post finitum bellum victurus sit, nondum scire possum. Archigrammateus 24 filiam 25 habet, quae ipsum amat, sed non possum illi consulere, ut eam ducat

9 Möglicherweise eine verborgene Kritik an Georg Frölich, der Welser tadelte; s. die Verweise dazu in Nr. 2574, Anm. 6.
10 Gemeint sind hier die Spannungen zwischen Augsburgern, wie z.B. zwischen Welser und Frölich (s. oben Anm. 9 und Nr. 2574,11-16), zwischen Welser und Michael Keller (s. HBBW XVI 399f,18-22), und vielleicht auch zwischen Wolfgang Musculus und den lutherisch gesinnten Kollegen (s. Nr. 2560, 105f).
11 Johannes Vogler d.Ä.
12 Brief Nr. 2543. Zu dessen Übermittlung s. Nr. 2560,1-3.
13 Mit Brief Nr. 2560 vom 1. September.
14 Unbekannt. —Vgl. Nr. 2561, Anm. 4. 15 Die Bitte um Pfarrer; s. Nr. 2560,75-104 und Anm. 48.
16 Siehe dazu Nr. 2573, Anm. 21.
17 Wohl in dem an Georg Frölich gerichteten Brief Bullingers vom 4. September, der nicht mehr erhalten, aber bezeugt ist; s. Nr. 2564,9f; Nr. 2574,1f.
18 Dem Rat von Zürich.
19 Mt 9, 37f par.
20 Wolfgang Musculus. Er wurde mit einem Ratsbeschluss vom 7. September für die Zeit vom 10. bis zum 16. September in das Kloster Wettenhausen an der Kammel
(Lkr. Günzburg) geschickt. An seiner Stelle predigte Thomas Naogeorg im Dom (über diesen s. unten Anm. 64); s. Roth, Augsburg III 424, Anm. 60; 543; Rolf Kießling, Wolfgang Musculus und die Reformation im Schwäbischen Einzugsgebiet der Stadt Augsburg, in: Wolfgang Musculus und die oberdeutsche Reformation, hg. v Rudolf Dellsperger, Rudolf Freudenberger und Wolfgang Weber, Berlin 1997 —Colloquia Augustana 6, S. 130. 152 (dementsprechend ist in Bodenmann 244, Anm. 242, die Datierung von Naogeorgs Predigten von 1545 auf 1546 zu korrigieren).
21 Johann Heinrich Held von Tiefenau, der nach Edelstetten, heute Ortsteil der Gemeinde Neuburg ad. Kammel (Lkr. Günzburg), geschickt wurde. An seiner Stelle predigte Haller in St. Ulrich (s. unten Z. 89f). — Wegen der Kriegswirren mussten beide nach einer Woche nach Augsburg zurück; s. Blarer BW II 532.
22 Hans Wilpert Zoller.
23 Wohl mit dem an Vogt Bernhard von Cham gerichteten Brief Hallers; s. Nr. 2560,35-41 und Anm. 22.
24 Georg Frölich.


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propter causas non exiguas. Nolim tamen haec vulgari. Tibi serves. Hortabor eum, ut scribat his 26 , sicut iussisti, quamvis certo sciam non tantum ocii ipsi dan, ut possit scribere.

Quottidie movetur exercitus. Zu Ingolstatt ist man abzogen. 27 Uff hütt litt der groß huff 29 zu Werd 30 Ist wider obsich 31 gruckt, dann sich der keiser 32 vergraben, das man weder mitt gschütz noch sunst imm zu hatt mögen. 33 Was man imm sinn hab, weiß ich nitt. Es ist ein verborgner anschlag 34 verhanden.

Nechst montag 35 sind zwei fennli Eidtgnoßen, Appentzeller houptlüt, 36 har kon, das gschütz heim bleitet 37 , 38 was von großen stucken was; darnach uff die Kluß 39 zugschickt. Hinacht 40 liggend die anderen 6 fenli Eidgnoßen 41 hie zu Augspurg. Hab vil gest 42 . Scribo ex mediis turbis. Die 43 mußend auch der Klus zu dann die Tiroler habend das schloß an der Klus, darinn die 44 unseren ein zusatz ghept, zerschoßen; aber den durchzug 45 der Klus hatt 46 man noch inn. Es hept sich daselbst ein junger 47 krieg. Die Pündter 48 köntent jetz wol das best thun.

Der 49 von Büren zücht heruff . Was drus werden well, nimpt jederman wunder. Gott wende es zum besten! Ich achts sin wenig 50 . ||41V. Quod ad meam personam, scio enim, quod diligentibus deum omnia cooperantur in bonum. 51

25 Eine der fünf in HBBW XV 399, Anm. 8, aufgezählten Töchter.
26 Unbekannte; wohl Familienangehörige Zollers aus der Stadt oder der Landschaft Zürich; s. dazu Nr. 2585, Anm. 12.
27 Vgl. Nr. 2574,37-42.
28 liegt.
29 Das Hauptheer der Schmalkaldener.
30 Donauwörth.
31 Hier donauaufwärts gemeint, nach Rain.
32 Karl V.
33 Vgl. Nr. 2561,6-9; Nr. 2572,50f; Nr. 2574,30. 40f.
34 Kriegsplan.
35 Nechst montag: Letzten Montag, also der 6. September.
36 Zu den zwei Appenzeller Fähnlein s. schon Nr. 2529, Anm. 13.
37 begleitet, geführt.
38 Gemeint sind große Kanonen; wohl jene, die in Nr. 2531,91-93, erwähnt wurden.
39 Klause Ehrenberg. — Diese Männer wurden als Verstärkung entsandt; vgl. Nr. 2572,6-8; Nr. 2573, Anm. 11. Man wusste damals noch nicht, dass die Klause am Tag zuvor (am 5. September) von den Schmalkaldenern aufgegeben werden musste; s. Nr. 2572,44-46.
40 Heute nacht.
41 Siehe dazu Nr. 2529, Anm. 13; und Nr. 2598, Anm. 28.
42 Gäste, die den sich auf der Durchreise befindlichen eidgenössischen Fähnlein angehörten.
43 Die "6 fenli Eidgnoßen".
44 Besatzung.
45 Der Pass unterhalb der Festung. — Zum Kampf um die Klause Ehrenberg s. Nr. 2542, Anm. 9.
46 hept sich: erhebt sich, beginnt.
47 neuer.
48 Gemeint sind die Bündner; vgl. Nr. 2484, 2-8; Nr. 2491 und Anm. 17; Nr. 2498, 174-177; Nr. 2500, Anm. 9; Nr. 2548,76— 79.
49 nach Süden. — Zu diesem Zug des kaiserlich-niederländischen Heeres unter Maximilian von Egmont, Graf von Büren, s. zuletzt Nr. 2572,49f; Nr. 2574,32— 36; Nr. 2575,7-11.
50 Ich achts sin wenig: Ich mache mir deswegen wenig Sorgen.
51 Vgl. Röm 8, 28.


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4. septembris advenit M. Hedinger 52 , tuus consobrinus, una cum fratre 53 M. Georgii Binden 54 . Laboravimus valde, archigrammateus, N. Major 55 Welserus et ego, ut sint recepti in urbe nostra. Stipendii quantitatem adhuc nescio. Advolant innumeri quotidie, quos omnes, quantum in me est, promoveo. Sed quia tantae sunt nobis 56 copiae et sumptus fiant immodici, non facile ulli recipiuntur amplius. Consulis Lavateri 57 filium 58 nec vidi nec de eo audivi quicquam, nisi quod referebat mihi Voglerus eum abiisse.

Ex studiosis quoque, quos commemoras, 59 nullum vidi, ne Frid[olinum] Hospinianum 60 .

52 Michael Hedinger. Er war Sohn des Bremgarter Schultheißen Hans Hedinger und dessen Frau Anna Bullinger, der Schwester von Bullingers Vater Heinrich, und somit Bullingers Cousin. Von Beruf Scherer (d.h. Barbier und Chirurg; vgl. Grimm 14, 2579) und Bruchschneider (d.h. Chirurg, der Unterleibsbrüche operiert; s. SI IX 1133), diente er in Kriegen als Feldscherer (Kriegschirurg); s. [Emil] E[gli], Aus dem "Verzeichnis des Geschlechts der Bullinger", in: Zwa 1/16 1904, 447; und die neue, von Bernhard Stettler erstellte Ausgabe von Bullingers Familienchronik in Zwa 42, 2015, 451.
53 Unbekannt.
54 Georg Binder, vormals Lehrer am Großmünsterstift, verstorben 1545; s. HBBW XV 409,13-15.
55 Nikolaus Müller, gen. Maier, Syndikus (Stadtadvokat) in Augsburg.
56 den Augsburgern, zur Verteidigung der Stadt.
57 Hans Rudolf Lavater.
58 Wolfgang. Er war von Bullinger an Haller empfohlen worden; s. Nr. 2564,1-6.
59 In einem nicht erhaltenen Brief oder in einem nicht abgeschriebenen Nachwort zu Bullingers Brief Nr. 2564 vom 4. September. — Gemeint sind die seit 1545 in Marburg studierenden Zürcher (s. dazu HBBW XV 5421, Anm. 2) Johannes Schmid (Fabricius Montanus), Karl Schweninger, Heinrich Hindermann (Opisander) und Hans Rudolf Funk, deren damaliger Aufenthalt in Marburg zusätzlich durch eine nachträgliche Abrechnung aus dem Jahre 1547 belegt ist (s. Zürich StA, E II 356a, 968f). Bullinger muss durch Verwandte eines dieser Studenten erfahren haben, dass diese Marburg
verlassen hatten. Aus der in Prosa verfassten Autobiographie des Fabricius (hg. v Siegmar Döpp in: Ioannes Fabricius Montanus. Die beiden lateinischen Autobiographien, Stuttgart 1998 — Akademie der Wissenschaften und der Literatur. Abhandlungen der Geistes- und Sozialwissenschaftlichen Klasse 8, S. 36f; deutsche Übersetzung von Theodor Vulpinus [= Renaud] in: Der lateinische Dichter Johannes Fabricius Montanus. Seine Selbstbiographie in Prosa und Versen, Straßburg 1894 —Beiträge zur Landes-und Volkeskunde von Elsass-Lothringen 18, S. 10-12) erfährt man, dass die Zürcher Studenten sich im Gefolge der Truppen Philipps von Hessen (also Mitte Juli; vgl. Nr. 2519,11-15) nach Nürnberg begaben und dabei auch das Frankenland erkundeten. Auch wenn Montanus dies nicht erwähnt, sind wohl alle Studierenden von Nürnberg wieder nach Marburg zurückgekehrt, ehe Montanus in Begleitung von Funk nach Wittenberg aufbrach. In dem während der zweiten Hälfte September verfassten Brief Nr. 2603 wird nämlich nicht eine etwaige Abreise eines Teils der Zürcher Studenten gemeldet. Aus der erwähnten Autobiographie Montanus' erfährt man ferner, dass Letzterer und Funk erst, als die Verschwörung des Herzogs Moritz von Sachsen bereits bekannt war und das Reisen gefährlich wurde (also Ende Oktober/Anfang November - vgl. Moritz von Sachsen PK 11/2 4781), in Richtung Wittenberg aufbrachen und dort eintrafen, als der Unterricht an der Universität schon eingestellt worden war und Melanchthon sich im Aufbruch befand. Da dieser Wittenberg am 12. November verließ


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Norimbergenses haltend sich jetz wol. Misere nostris 61 nummos. Caesaris legationem ex urbe pepulerunt; 62 quae egit apud ipsos, ut transitum praeberent exercitui Belgico 63 .

Venit his diebus ad nos Thomas Naogeorgus TM parochus in Cala 65 Saxoniae, vir doctus et modestus, aliquoties a senatu nostro vocatus, 66 quem puto

(MBW-Reg X 572) und da aus der in Versen verfassten Autobiographie des Montanus (in Döpps Ausgabe auf S. 43; in Vulpinus' Übersetzung auf S. 24) hervorgeht, dass die beiden Zürcher Studenten nur zwei Tage in der Lutherstadt verbrachten, ist deren Ankunft dort auf etwa den 10. November anzusetzen. Aus der in Prosa verfassten Autobiographie erfährt man ferner, dass die beiden Zürcher auf ihrer Rückkehr nach Marburg, wo sie "mitten im Winter" wieder eintrafen, einige Tage in Leipzig verbrachten. Montanus datiert die Heimkehr aller Zürcher Studenten aus Marburg auf März 1547.
60 Fridolin Hospinian (Wirth), geb. um 1512, ein Bruder Leonhard Hospinians. Er war Wundarzt in Stammheim und wurde 1541 Zürcher Bürger; s. Alfred Farner, Altes und Neues. Ein Beitrag zur Stammheimer Reformationsgeschichte, Andelfingen 1899, S. 24f.
61 Den Schmalkaldenern. —Zu diesem Darlehen s. Nr. 2541, Anm. 13.
62 Eine übertriebene Aussage. Sie bezieht sich auf das Gesuch des kaiserlichen Truchsess Lazarus von Schwendi vor dem Rat von Nürnberg um freien Durchzug für die niederländischen Truppen. Der Rat antwortete ausweichend; s. Franz Ludwig von Soden, Kaiser Karl V. in Nürnberg. Zur Kriegs- und Sittengeschichte des sechszehnten Jahrhunderts, Nürnberg 1858, S. 90f. — Lazarus von Schwendi kehrte am 7. September in das kaiserliche Lager zurück; s. Viglius van Zwichem 92 und 102, Anm. 16. — Nürnberg duldete am 10./11. September den Zug der niederländischen Truppen nahe an der Stadt vorbei; s. Georg Voigt, Die Geschichtschreibung über den Schmalkaldischen Krieg, Leipzig 1874, S. 754f; Kannengiesser 101. 112f; Nr. 2585,39— 42.
63 Die niederländischen Truppen Bürens; s. oben Anm. 49.
64 Thomas Naogeorg (Kirchmeyer, Kirchmair; Spitzname: Heubelschmeisser; Pseudonyme: Neubauer und Johannes Hecalius), geb. ca. 1506/1509 in Straubing (Niederbayern), gest. am 29. Dezember 1563, Theologe, Reformator und bedeutender neulateinischer Schriftsteller. Zunächst Dominikanermönch in Regensburg bis 1525. 1533-1535 Pfarrer in Mühltroff (Vogtland), 1535-1541 in Sulza an der Ilm, von September 1541 bis August 1546 in Kahla (Thüringen). Am 26./27. August 1546 wurde er wegen seiner Abendmahlsauffassung in Weimar verhört und floh daraufhin nach Augsburg, wo er bei Frölich unterkam. Nachdem er sich Ende September/Anfang Oktober einige Tage in Lauingen verstecken musste (s. Nr. 2594,44-56 und Anm. 34), wurde ihm heimlich Unterschlupf in Augsburg gewährt. Vom 22. Oktober 1546 bis 8. August 1548 wirkte er als Pfarrer in Kaufbeuren. Wegen des Interims musste er seine Stelle aufgeben, durfte aber dort weiter leben. Nach einem Besuch bei Haller in Bern (Oktober 1548) wurde er von November 1548 bis November 1550 Pfarrer in Kempten. Wegen seiner Kritik am Interim musste er seinen Rücktritt einreichen. Daraufhin besuchte er Bern und Basel, verbrachte einige Zeit in Kempten und Isny (Winter 1550/51), ehe er Ende März 1551 wieder in Basel eintraf und sich dort bis spätestens September aufhielt. Anfang November 1551 ist er in Stuttgart nachgewiesen. Dort wirkte er zunächst als Diakon am Spital und von Herbst 1553 bis Februar 1560 als Pfarrer an der St. Leonhardskirche, ehe er erneut abgesetzt wurde. Nach einem kurzen Aufenthalt in Straßburg als Lehrer wurde er spätestens Anfang Juni 1560 Diakon in Backnang (Rems-Murr-Kreis), von wo er erneut weichen musste. Von Mitte Januar 1561 bis Ende Januar 1563 wirkte er als Oberpfarrer in Esslingen


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brevi nobis futurum symmistam. Is de nostra optime sentit religione. Legit tuum de sacramentis libellum scriptum 67 , qui illi perplacet. Gott sye glopt 68 , quod numerus noster indies augetur. Is aperte dicit Lutherum carnalem statuisse praesentiam, quomodocunque tandem hac in re eum defendant et excusent Felinus 69 et Musculus, diversa animantium et sibi inimicissima genera.

Cupis habere literas, quas vocant den echtbrieff, 70 sed non vulgatae sunt. Man halts als heimlich, als man iemer mag. 71 Mir hatt er noch nitt werden mögen zläsen.

Mitto cautionem principum 72 de venenis a Romano dracone 73 emissis, ne unquam cesset suum facere officium. Vides, in quantis simus periculis. Iam in urbe nostra aliquot perierunt milites ex potis aquis. Sed ambulabimus

Nachdem er erneut seines Amtes enthoben wurde, war er spätestens im Mai 1563 und dies bis zu seinem Tod als Pfarrer in Wiesloch (Rhein-Neckar-Kreis) tätig. Bereits in Kahla ergaben sich Meinungsverschiedenheiten mit Luther und Melanchthon. Naogeorg galt als theologischer Außenseiter. Es sind zehn von ihm an Bullinger gerichtete Briefe aus der Zeit von 1547 bis 1560 erhalten. Zu seiner Familie s. Nr. 2594, Anm. 39 und Anm. 40. — Lit.: Bullingers späterer Briefwechsel; Beat Rudolf Jenny, Basler Quellen zur Lebensgeschichte des Thomas Naogeorg, in Friedrich, Kirchmair; BZGA 69, 1969, 205-222; AK VIII 44f; Roth, Augsburg III 133. 259 (wo die Angabe "8. August 1549" in "8. August 1548" zu korrigieren ist). 287, Anm. 129. 397. 424, Anm. 60; BBKL VI 448-451; NDB XVIII 729f.
65 Kahla (Saale-Holzland-Kreis, Thüringen).
66 Der Augsburger Rat hatte Naogeorg schon im Juni 1544 eine Berufung zukommen lassen. Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen ließ aber Naogeorg nicht gehen; s. Roth, Augsburg III 397; Friedrich, Kirchmair 94f.
67 Bullingers Schrift "De sacramentis". Haller besaß eine Abschrift davon, die er aus Zürich mit nach Augsburg genommen hatte; s. HBBW XVI 299, Anm. 49. Naogeorg wird diese Schrift bei Haller gelesen haben.
68 gelobt.
69 Bucer, der in seinem Psalmenkommentar von 1529 (Bucer Bibl. Nr. 37) das Pseudonym Aretius Felinus gebraucht hatte.
70 Das von Haller erwähnte kaiserliche Ächtungsschreiben; s. Nr. 2548, und Anm. 79.
71 als man iemer mag: wenn immer möglich.
72 Von dieser von dem Kurfürsten von Sachsen und dem Landgrafen Philipp von Hessen verfassten Warnung betreffend die Vergiftung der Brunnen, die auf den 30. August 1546 "inn unserm Feldleger bey Erichessem" (in Moritz von Sachsen PK 11/2 791, Nr. 992 vom 28. August, ist vom Lager "bei Erichissen" die Rede) datiert wurde, sind mehrere, aber längst nicht alle Drucke erhalten (s. VD16 S1028-S1031), wobei die Ausgaben, die in Wittenberg (S 1030) und Coburg (S 1028) angefertigt wurden und zusätzlich ein auf den 22. September 1546 datiertes Schreiben des Kurfürsten betreffend die Festnahme eines Verdächtigen bei Weimar enthalten, erst später erschienen sind. Eine Augsburger Ausgabe, die es angesichts dieses Briefes gegeben hat und von Melchior Kriegstein gedruckt wurde (s. Roth, Augsburg III 430f, Anm. 81), ist nicht bekannt, es sei denn, dass der in Zürich StA, A 193, Nr. 5a, gut erhaltene Einblattdruck ein Repräsentant jener Ausgabe wäre. —Zur Angelegenheit s. auch Nr. 2577, Anm. 74; Nr. 2599, Anm. 33.
71 Gemeint ist der Papst, damals Paul III.


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libere super aspides et basiliscos 74 , quia angelis suis de nobis mandavit, 75 etc., quia dominus asylum, arx, 76 rupes et turns 77 fortitudinis nostrae.

Nostri, sive prudenter sive imprudenter, tarde certe rem gerunt. Utinam cunctando nobis restituant rem! Elector Saxonicus 78 nostris est suspectus. Vellent omnes ipsum domi mansisse. 79 Er will nicht beißen. Fürcht sins venters 80 . Alii alia dicunt. 5. septembris, sagt man, habend si gscharmützt. Venerunt hodie transfugae ex Neoburgo 81 . Sagend, die Welschen 82 habind die vorstatt plünderet, sed a praesidio ibi relicto 83 repressi aufugerunt. In summa: Dubia est fortuna belli. 84 Dominus tandem dicet: "Adsum ego, salus vestra! 85 " Quod ut faciat, indesinentibus 86 ipsum fatigamus 87 precibus; id quod et vos pro nobis facere non dubitamus.

Vale et, quod minus diligenter scripsi, ignosce. Vix enim tempus mihi datum. Scribo iam instante 11. hora noctu, postquam hospites meos cubitum ablegavi, et crastina summo mane loco Heldii, qui hodie cum Musculo discessit, mihi concionandum 88 . Brevi plura dabo. Vale iterum. Saluta familiam, fratres, consules 89 aliosque amicos bonos, inprimis socerum meum 90 . 9. septembris 1546.

Tuus ex animo loan. Hallerus.

[Ohne Adresse].

74 Ps Vulg. 90, 13.
75 Ps Vulg. 90, II.
76 Vgl. Ps 91 (Vulg. 90), 2. 77 Vgl. Ps 71 (Vulg. 70), 3; Spr 18, 10.
78 Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen.
79 Das kommt auch in einem zeitgenössischen Spottlied auf den Kurfürsten zum Ausdruck; s. Günter Vogler, Kurfürst Johann Friedrich und Herzog Moritz von Sachsen: Polemik in Liedern und Flugschriften während des Schmalkaldischen Krieges 1546/47, in: ARG 89, 1998, 178f.
80 Fürcht sins venters: Er hat Angst um seinen Bauch. — Anspielung auf die Dickleibigkeit des Kurfürsten.
81 Neuburg ad. Donau. — Am 4. September hatte sich das schmalkaldische Heer nach Pettenhofen (Oberbayern), östlich von Ingolstadt, zurückgezogen und von da am 5. September nach Neuburg; s. Nr.
2581,105-108; Viglius van Zwichem 91f.; Schüz, Donaufeldzug 46; Paulus, Schertlin 67f. —Zum Gefecht am 5. September bei Neuburg ad. Donau s. Nr. 2581,109-116.
82 Gemeint sind italienische oder spanische kaiserliche Truppeneinheiten.
83 Drei Fähnlein, die die Schmalkaldener bei ihrem Abzug aus Neuburg am 7. September zurückgelassen hatten; s. PC 395, Nr. 372. 404, Nr. 380; Schüz, Donaufeldzug 47; Paulus, Schertlin (69): Weissmann 113.
84 Vgl. Cicero, Pro Marcello, 15: anceps fortuna belli.
85 Jer 42, 11.
86 Vgl. 1 Thess 5, 17.
87 Vgl. Lk 18, 1-8.
88 In St. Ulrich, Augsburg.
89 Johannes Haab und Hans Rudolf Lavater.
90 Ulrich Kambli.