Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2573]

Bullinger
an Oswald Myconius
Zürich,
8. September 1546

Autograph: Zürich StA, E II 342, 149 (Siegelabdruck) Ungedruckt

Am 1. September schlugen 60 Schmalkaldener bei einem Ausfall aus der Klause Ehrenberg 200 Italiener in die Flucht. Daraufhin nahmen die [Kaiserlichen] den in der Nähe liegenden Katzenberg ein und schossen auf die Festung Ehrenberg, so dass die Konstanzer am 7. September den Belagerten Hilfskräfte zusandten. Andere Städte werden das Gleiche tun. - Bullinger hatte Myconius in seinem vorhergehenden Brief [nicht erhalten] über den von Heiterwang ausgehenden Zug des [Francesco di] Castellalto berichtet. Heiterwang liegt nicht weit von Ehrenberg, doch kennt Bullinger den Ort selbst nicht. Er übermittelt einfach die nach Zürich gesandten Nachrichten. Myconius soll selbst in einer Karte nachschauen. Falls die [Basler]Nachrichten aus [Niederdeutschland]erhalten, sollen sie diese mitteilen. Die Augsburger haben die Zürcher um Prädikanten gebeten. Heute wurden drei [Kandidaten] dazu verordnet. Der Bote [aus Augsburg] wird wohl auch in Basel [um Prädikanten gebeten haben]. Gruße an [Johannes] Gast, dem Myconius diese Nachrichten mitteilen und das beiliegende Verzeichnis [der Basler Neuerscheinungen]geben soll. [Rudolf]Gwalther, [Konrad] Pellikan, Theodor [Bibliander] lassen grüßen. Empfehlung des Überbringers, eines frommen französischen Druckers [...].

geforderten Unterstützung des Schmalkaldischen Krieges und dem darauffolgenden böhmischen Widerstand s. Bucholtz VI 352-358.
67 da.
68 Aus diesem Zeitraum sind ein Brief des Konstanzer Rats an den Zürcher Rat vom 5. September sowie zwei Briefe vom 7. September (Zürich StA, A 205/1, Nr. 224-226) erhalten, die jedoch nicht alle hier übermittelten Nachrichten beinhalten.
69 bedürfen.
70 Vgl. Apg 14, 22; Jak 1, 12; 1 Petr 1, 7; Apk 2, 10.
71 Vgl. Ps 145 (Vulg. 144), 3. 14; 147 (Vulg. 146), 5f.
72 Dieser Brief wurde Bullinger durch einen Angehörigen der Konstanzer Familie Armbruster übermittelt; s. Nr. 2577, Anm. 7.


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Gnad und frid. Die uff Eerenberg an der Cluß 1 sind mitt 60 mann september 1. 2 heruß gefallen. Habend in die 200 Walchen 3 dannen geschlagen 4 . Daruff die fygend 5 den Katzenberg 6 nitt unferr 7 darvon bestigen und yngenommen, dadannen geschossen und so vil gehandlet, das gestern 7. septembris die von Constantz uußzogen sind, sy 8 9 10 ze retten und entschütten . Zu den Costentzern werdent ouch andere stett 11 kummen.

Ich hab üch 14 vor geschriben, 12 wie der Castellalter 13 darfür gezogen mitt 6 stuck büchsen und 10 fenli von Ayterwangen 15 har. Vragend ir, was Ayterwangen? Was solts sin? Loci nomen, nitt unferr von Erenberg. Sunst bin ich nie da xin 16 . Verzeychnens üch, wie 17 es har geschriben wirt. 18 Suchend ir dann in mappen 19 . Ich weiß sunst nut wyter.

Habend ir ettwas unden heruff 20 , lassend michs wüssen. Die von Augspurg habend predicanten von uns begart. Hatt man hütt 3 hinuß geordnet. 21 Acht wol der löuffer 22 sye umb glychs ouch nun mer by üch gewesen.

1 Klause Ehrenberg. — Siehe dazu Nr. 2561,85-87.
2 Richtig: am 31. August; vgl. schon Nr. 2561,85-87 mit Anm. 59 und Anm. 60.
3 Hier sind die Italiener gemeint; vgl. die in Nr. 2558, Anm. 46 angeführten Stellen.
4 dannen geschlagen: zurückgedrängt.
5 Feinde.
6 Der Katzenberg, unmittelbar nördlich von der Klause Ehrenberg gelegen.
7 nitt unferr: in der Nähe.
8 die Schmalkaldener.
9 befreien; vgl. SI VIII 1555.
10 Siehe dazu Nr. 2572,6-8 und 44-46.
11 Nämlich Truppen, die der Klause von Augsburg aus zu Hilfe geschickt wurden; s. Herberger, Schertlin 184. — Diese Hilfe kam zu spät. Die Klause wurde am 5. September aufgegeben; s. Nr. 2507, Anm. 7. Bullinger wusste dies aber noch nicht.
12 Nicht erhaltener, aber bezeugter Brief; vgl. Nr. 2563,46f.
13 Francesco di Castellalto.
14 dorthin.
15 Heiterwang (Bez. Reutte, Tirol, Österreich), knapp 5 km von der Burgruine Ehrenberg entfernt.
16 gewesen.
17 hierher.
18 Siehe das Schreiben von Konstanz an Zürich vom 27. August 1546 (Zürich StA, A 177, Nr. 29).
19 Landkarten.
20 unden heruff: von Norden (hier: Niederdeutschland) nach Süden (hier: Basel).
21 Siehe Johannes Hallers Gesuch in Nr. 2560,75-104. — Entsandt wurden Rudolf Schwyzer d.J., Lorenz Meyer (Agricola) und Thoman Ruman (alias Rauman, lat.: Romanus). Sie trafen am 22. September 1546 in Augsburg ein (s. Nr. 2596,3-6). Bald darauf verließen sie Augsburg, "damit sie mit weib und kinnder vor winters hiehere khommen mögen" (Rat von Augsburg an den Rat von Zürich. 8. Oktober, Zürich StA, A 202/1, Nr. 18). Am 19. November waren sie wieder in Augsburg. Allerdings hatte nur Ruman seine Familie mitgebracht (Augsburg an Zürich, 19. November; Haller an Bullinger, 20. November, aaO, A 202/1, Nr. 20, bzw. E II 370, Wf). Angesichts der für die Schmalkaldener ungünstigen Kriegsentwicklung forderten die Zürcher Ende Dezember 1546 ihre Prädikanten zurück (Haller an Bullinger, 27. Dezember, E II 370, 67). Am 5. März 1547 ließen die Augsburger nur Meyer und Schwyzer ziehen (Augsburg an Zürich, 5. März; Haller an Bullinger, 5. März, A 202/1, Nr. 23, bzw. E II 370, 55). Mitte Mai forderte der Zürcher Rat erneut Haller und Ruman zurück. Doch bat der Augsburger Rat, diese länger behalten zu dürfen (Augsburg an Zürich, 24. Mai, A 202/1, Nr. 24). Erst am 22. Juli reiste


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Diser zyt nitt mee. Grüssend mir Gastium, mitteylend imm diß nuwe zytung 23 und gäbend imm diß sin register 24 . Salutant te Gvaltherus, Pellicanus, Theodorus 25 et reliqui. Gott mitt üch.

Datum Zürych, 8. septembris. 9. antemeridiana, 1546.

Commendo tibi hunc Gallum praesentium latorem, impressorem, hominem pium. 26

Bullinger.

[Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo viro d. Osvaldo Myconio, domino et fratri semper colendo. Basel.