Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2558]

Ambrosius Blarer
an Bullinger
Konstanz,
31. August und 1. September 1546

Autograph: Zürich StA, E II 357, 194-196 (Siegelspur)

Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 498-500, Nr. 1339

Blarer wundert sich, dass weder er noch Bullinger all ihre gegenseitigen Briefe erhalten. Doch wird Bullinger wohl den von Jakob [Ruf] übermittelten Brief [Nr. 2546]empfangen haben. Blarer seinerseits hat außer Bullingers letztem Brief [nicht erhalten] nur ein weiteres Schreiben [nicht erhalten] bekommen, nämlich den an ihn gerichteten Begleitbrief Bullingers, den dieser seinem Schreiben an die [eidgenössischen] Söldner [im schmalkaldischen Heer] beigelegt hat. Auch hat er den darin [anhand des Geheimalphabets verfassten]Abschnitt betreffend die [Zürcher oder Eidgenossen] gut verstanden, und dies, obwohl Bullinger die Buchstaben 'n' und 'r' verwechselte. [Hans] Welser schrieb: [Karl V. / hat bei Neustadt [a.d.

c In der Vorlage voluerit.
11 Petrus Dasypodius, Schulleiter in Straßburg.
12 Gemeint sind hier vielleicht schon die beiden früheren Zürcher Studenten Forrer und Hans Zart aus Winterthur (s. HBBW
XIV, aaO), gewiss aber Lavater und Jakob Gessner (zu Letzterem s. HBBW XVI 70, Anm. 15).
13 Lk 22, 19; 1 Kor 11, 24.


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Donau] mit Hilfe von eigens errichteten Brücken die Donau überquert. Die [schmalkaldischen] Truppen sind [in Eile donau]aufwärts gezogen und liegen etwa zwei Meilen vom Kaiser entfernt. Bleibt dieser [nördlich]der Donau, plant man, ihn bald anzugreifen. Eine Truppe mit 400 Pferden hat einen Ausfall aus Ingolstadt gewagt. Die hessischen Truppen konnten sie zurückdrängen, töteten dabei etliche, nahmen einen Spanier und einen Italiener gefangen und erbeuteten etwa 600 Ochsen. [Maximilian von Egmont, Graf] von Büren, hat bei Bingen den Rhein überquert und zieht dem Heer [des Kaisers] zu. [Der im Dienst der Schmalkaldener stehende Graf Christoph] von Oldenburg folgt ihm mit 20000 Fußsoldaten und 2'000 Kavalleristen nach. Der Briefüberbringer [...] wird Bullinger vom Unglück in Mechelen erzählen. Man berichtet auch über weitere Vorzeichen, die sich in den Niederlanden zugetragen haben sollen. Bullinger möge über die Tagsatzung [von Aarau]berichten. Viele ausgezeichnete eidgenössische Söldner ziehen in den Krieg. Die [Kriegs]kosten werden groß. Gott verleihe den Sieg und mache es möglich, dass man sich dank [einer Beschlagnahmung] der Schätze des Papstes [Paul III.]entschädigen kann! Täglich erscheinen Flugschriften, die nichts Gutes für den Kaiser vermuten lassen. Möge der Herr seine Strafe bald vollziehen, und mögen [die Protestanten] sich so verhalten, dass sie von Gott nicht noch übler bestraft werden, sondern ihr himmlisches Erbe antreten dürfen! Grüße an [Konrad]Pellikan und Theodor [Bibliander]. Ruf wird Letzterem das ihm von Blarer anvertraute Geld übermittelt haben, um die [offenen Rechnungen Konrad] Hofherrs [begleichen zu können]. Titel der Flugschriften: Die "Ursachen" von Philipp Melanchthon. Der "Ursprung unnd ursach diser Auffrur Teütscher Nation ". — Die "Verschreibung" des Kaisers. Das [Gesprech] des Teütschen Lands und der Hoffnung" von Bernardino Ochino. Es gibt noch andere Schriften, deren Titel Blarer nicht mehr einfallen. Aus Wien und aus anderen Orten berichtete man, dass König Ferdinand den Besitz [von protestantischen Eidgenossen] in seinen Erblanden konfisziert hätte. Doch will man ihm auch jetzt nicht den Krieg erklären, obwohl es offensichtlich ist, dass solche Menschen nur auf die Niederlage der [Protestanten] lauern. [P.S.:] Gerade traf Bullingers Brief [Nr. 2556] mit dessen vom Heiligen Geist inspirierten Lukaskommentar ein. Blarer wird sich dafür niemals revanchieren können! [Hans]Schöner rühmt Bullingers Freundlichkeit, wofür Blarer Letzterem ebenfalls verpflichtet ist. Viele [eidgenössische Söldner]ziehen [nach Deutschland], viele davon zum Feind. Die Kriegskosten werden enorm. Hoffentlich erreichen [die Schmalkaldener noch]Rom, um ihre Ausgaben mit dem Schatz des Papstes bezahlen zu können. Blarer hat nichts Neues über die Niederlande, Mechelen oder Bayern zu melden. Nürnberg hat [den Schmalkaldenern] Geld gegeben. Ingolstadt wurde nicht vom Kaiser besetzt, ist aber auf dessen Seite und hat [sein Versprechen gegenüber den Schmalkaldenern]gebrochen. Der Papst mit seinem Ablass steckt hinter dem [von den Protestanten]erduldeten Leid. Hoffentlich werden die Feinde bald merken, wie sehr Gott die blutrünstigen und schurkenhaften Menschen verabscheut! Bullinger möge für [die Schmalkaldener] beten. [Thomas Blarer, Konrad Zwick und Jakob Funcklin] lassen grüßen.

S. Miror vero, qui fiat, quod nec ego tuas omnes, de quibus scribis, nec tu meas acceperis, nisi quod nihil dubito chirurgum lacobum 1 meas 2 tibi iam reddidisse a . Ego praeter proximas 3 nonnisi unas 4 accepi. Vide igitur, cuius

a Das zweite di über der Zeile nachgetragen.
1 Jakob Ruf.
2 Brief Nr. 2546 vom 24. August.
3 Es handelt sich nicht um Brief Nr. 2556 vom 29. August (s. nämlich unten Z. 60-68). Gemeint ist eher der im letzten Brief Blarers vom 24. August erwähnte, aber nicht erhaltene Brief Bullingers; s. Nr. 2546,1-3.
4 Vielleicht ein vor dem 24. August verfasster Brief Bullingers (wie z.B. Nr. 2535 vom 14. August), noch wahrscheinlicher aber der in Z. 4f erwähnte Begleitbrief. — Wegen der Fertigstellung seines Lukaskommentars schrieb Bullinger damals weniger; s. Nr. 2559 und Nr. 2565,13-15. Dies wird der Grund gewesen


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fidei illas credideris. Eas 5 autem accepi, cum quibus articulos ad milites vestros 6 remisisti, nec ullas praeterea. Quae scripsisti de vestris, plane intellexi, quamquam tu perpetuo n pro r scribis b , facile tamen quid velles, intelligere potui.

Consul Welserus noster 7 ita ad me heri: Die kai[serlich]m[ajesta]t 8 ist bym Newen Stettli 9 uber die Tonauw zogen (hat prucken lassen machen 10 ) c 3 myl von Yngolstatt. Die unsern seind ouch wider heruff 11 . ain tag 5 myl, 12 ir mt. firzogen. Lygen uber 2 myl nitt von ir mt. Wa ir mt. da blypt, werden sy ir hail versuchen und bald. Zücht aber ir mt. wider uber die brucken, konden 13 sy aber nitt an inn kommen. Von Ingolstadt sind sy mitt 400 pferden herußgefallen. Allso habends die Hessischen widerum hinin gestochen 14 , etlich umbracht, ain Spanyer 15 und ain Ytalianer 16 gefangen, 17 ouch in 18 600 ochsen genommen und hinweg triben. 19 Wir warten all stund wyter und gute zytung 20 . Die geb gott mitt gnaden!

Der herr von Byren 21 ist by Byngen uber Rein. 22 Der von Oldenburg und ander ziechend in 20'000 zu fuß und 2'000 zu rosß nache. 23 Werden, so sy 24 mögen, ouch dem huffen zu wa sy nitt durch die unsern verhindert.

b in der Vorlage sind 'n' und 'r' in Blarers Geheimaiphabet geschrieben; s. dazu Nr. 2503, 42-48. Abbildung des Geheimalphabets oben auf S. 12.
C Klammern ergänzt.
sein, warum Blarer das Gefühl hatte, nicht alle Briefe Bullingers erhalten zu haben.
5 Ein nicht erhaltener, an Blarer (und vielleicht auch an Konrad Zwick) gerichteter Begleitbrief Bullingers, der vor dem am 29. August verfassten Schreiben Bullingers Nr. 2556 (welches noch während der Abfassung des vorliegenden Briefes eintraf - s. unten Z. 62-70) aus Zürich abgeschickt worden sein wird. — Dieser Brief enthielt (s. folgenden Satz) einen anhand des Geheimalphabets verfassten Abschnitt über die Zürcher Behörden oder die Eidgenossen.
6 Nicht erhalten. — Gemeint ist das von Blarer und Zwick vorgeschlagene Schreiben an die eidgenössischen Söldner im schmalkaldischen Heer. Es wurde in Brief Nr. 2514 vom 27. Juli von Blarer skizziert. Anfang August erkundigte sich Blarer danach; s. Nr. 2522,2-4. Am 14. August stellte Bullinger es für bald in Aussicht; s. Nr. 2535,16f.
7 Hans Welser Bürgermeister von Augsburg. — Der hier zitierte Brief findet sich nicht in Blarer BW. Das Zitat umfasst entweder Z. 8-17 oder Z. 8-20.
8 Karl V.
9 Neustadt ad. Donau; vgl. Nr. 2551,22— 25; Nr. 2561,6-9; Zürich StA, A 177, Nr. 30 (Schultheiß und Rat zu Bern an den Rat von Zürich, 2. September 1546).
10 Vgl. Paulus, Schertlin 65 und Anm. 118.
11 D.h. die Donau aufwärts, also nach Südwesten; vgl. Nr. 2551,23-25.
12 Dies war doppelt so schnell wie das übliche Marschtempo; vgl. Schüz, Donaufeldzug 26f, Anm. 5.
13 die Kaiserlichen.
14 zurückgedrängt; s. Fischer V 1674 (mit Bezug auf diese Stelle).
15 Unbekannt.
16 Unbekannt.
17 Vgl. Nr. 2551, Anm. 17.
18 etwa.
19 Vgl. Hallers Bericht in Nr. 2551,29-31.
20 Nachricht.
21 Maximilian von Egmont, Graf von Büren.
22 Siehe Nr. 2548, Anm. 50.
23 Der schmalkaldische Truppenführer Graf Christoph von Oldenburg stand bei Frankfurt und hielt den Main besetzt; s. PC IV/1, 359. Nr. 340; Viglius van Zwichem 84; Zürich StA, A 177, Nr. 30 (Rat


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So werd ir von zögern 25 wol vernemen von dem grausamen wetter 26 , so zu Mechel im Niderland gewesen, da es in das zeughausß geschlagen, all ding zerspeydel 27 , bey 700 heuser verbrent sampt den schönen kaiserlichen palesten, by 300 personen gar getödt, by 200 menschen gar ubel verletzt, deren noch vyl sterben müssen. 28 So schribt man heruff, das sonst ouch vyl zaichen daniden 29 teglich und wunderbarlich sich verlouffend.

||195 Was ir hören werdt, lasst mich wissen ab dem tag 30 . Es louffend vyl waidlicher 31 Aidgnossen fur und fur 32 . Der kost ist grosß, aber gott wirt, hoff ich, sig und gluck geben, das man noch dem papst 33 uber seine schetz kommen und des schadens ergetzt 34 wirt. 35

Eduntur quidam libelli quotidie, quibus caesari male ominantur. 36 Nos precemur dominum, ut ultionem suam tempestiviter 37 videamus, verum sic nos ipsi deinde geramus, ne de nobis quoque non paulo atrocior ultio sumatur, sed ut promissam filiis dei et in caelis repositam haereditatem feliciter consequamur. 38

Saluta tuam domum cum d. Theodoro 39 , Pellicano ac caeteris. Non dubito, quin Ruffus vester 40 Theodoro 20 fl. minus 10 cr[uciatos] meo nomine numerarit. Totidem enim a me accepit idque Curionis 41 nomine. 42

von Bern an den Rat von Zürich, 2. September); Werner Storkebaum, Graf Christoph von Oldenburg (1504-1566), Oldenburg 1959, S. 881. Oldenburg war mit 1'000 Pferden und 18 Fähnlein am 22. August bei Frankfurt a.M. eingetroffen, wo er bis zum 1. September liegen blieb. Dann überquerte er den Main und nahm den Weg zum Landgrafen über die Bergstraße. Am 14. September traf er im Lager vor Donauwörth ein; s. Rudolf Jung, Frankfurter Chroniken und annalistische Aufzeichnungen der Reformationszeit-Quellen zur Frankfurter Geschichte, Bd. 2, hg. v H. Grotefend, Frankfurt a.M. 1888, S. 299. 302f. 306. 328. 351; PC IV/1 386, Nr. 363; 391, Nr. 367.
24 Die kaiserlichen Truppen.
25 Ein unbekannter Briefüberbringer.
26 Gewitter.
27 zersplittert; s. Fischer VI/1 1151 (mit Verweis auf diese Stelle).
28 Zur Explosion des Sandtores in Mechelen s. Nr. 2551,16-21.
29 im Norden, in den Niederlanden.
30 Die Tagsatzung der Vier protestantischen Stadtkantone zu Aarau vom 29. August; s. Nr. 2544, Anm. 4.
31 ausgezeichnete. — Vgl. Bullingers ähnliche Äußerung in Nr. 2556,7f, die Blarer aber noch nicht gelesen hatte; s. nämlich unten Z. 60-68.
32 fur und fur: wiederholt. — Zum anhaltenden Zug eidgenössischer Söldner nach Deutschland s. Nr. 2548, Anm. 40 und unten Z. 71.
33 Paul III.
34 entschädigt; s. Fischer II 798.
35 So auch unten Z. 73-75. Auch Bullinger hatte diese Hoffnung geäußert; s. Nr. 2496,33-37. — Diese Erwartungen wurden natürlich durch die Erinnerung an die Plünderung Roms durch die deutschen Landsknechte im Mai 1527 geweckt.
36 Zu diesen Schriften s. unten Z. 39-50.
37 =tempestive.
38 Vgl. Hebr 9, 15; 11, 39; 1Petr 1, 4.
39 Theodor Bibliander.
40 Jakob Ruf. 41 Konrad Hofherr.
42 Das übersandte Geld diente zur Begleichung der Schulden des nach Konstanz zurückgerufenen Hofherr; s. Nr. 25 13,38— 48.


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Libellorum titulus:

—Ursach, warumb die stend, so der augspurgerischen confession anhangend, christlich lehr erstlich angenommen und endtlich daby zu verharren gedenckend, auch warumb das vermaindte trientisch concilium weder zu besuchen noch darin zu willigen seye. Gestellt usß churfurstlichem bevelch durch Philippum Melanchthon. 43 d 8 bogen. d

—Ursprung und ursach diser uffrur teutscher nation. Am lied in bruder Veyten thon. e 2 bogen. e44

— Item die verschreibung kaiser Carlis gegen dem römischen reych. f 2 bogen! f45

—Klag des teutschen lands und antwurt der hoffnung. Bernarden Ochin. 46

Es sind ir noch mehr. Fallend mir nitt zu.

|| 196 Der könig Ferd[inand] hat in seinen erblanden den unß verwandten 47 ir lyb, hab und gut arrestieren lassen, das sy gar nichts enderen dörffen. Ist alles inventiert 48 und verbittschiert 49 , schribt man von Wien heruff, ouch von andern orten. Und habend inn doch die unsern 50 bys anher nitt fur ain find erkenen wellen! Aber dise leut spannen allenthalb uff unß 51 Sollt uns g die sach 52 missraten und ain schlapp werden, sy wurden allenthalb empor sein 53 , und wir h wurdind ubel darbey leyden müssen und herhalten. 54

Datum in yI. den 31. augusti 1546.

Tuus Ambr. Bl. —

f-f Am Rande vermerkt.
g In der Vorlage
d-d Am Rande vermerkt.
e- e Am Rande vermerkt. und. —
h wir fehlt in der Vorlage.
43 Zu dieser Schrift s. Nr. 2548, Anm. 81. Wegen dem von Blarer im Original imitierten Zeilenumbruch nach "Ursach" und der Präzisierung von "8 bogen" ist hier wohl die Nürnberger Ausgabe von 30 Blatt im Quartformat (VD16 M2653) gemeint.
44 Zu dieser Schrift s. Nr. 2534, Anm. 62.
45 Zur Schrift "Verschreibung und Verwilligung" s. Nr. 2551, Anm. 28.
46 Es handelt sich wohl um die anonym erschienene Schrift "Ein Gesprech des Teütschen Lands und der Hoffnung, dise gegenwertige Kriegsleüff betreffend inn Welschland beschriben und hernach welscher Sprach verteütschet", die laut dem Titel ursprünglich auf Italienisch (zum Gebrauch des Wortes "welsch" in diesem Sinne s. z.B. Nr. 2494, Anm. 11: Nr. 2561,6. 74) verfasst, 1546 zuerst in Augsburg bei Heinrich Steiner gedruckt (VD16 G 1868) und im gleichen Jahr an
mehreren Orten nachgedruckt wurde (aaO, G 1869f), u.a. bei Hans Varnier in Ulm (aaO, ZV2 1375). Es handelt sich um eine Klagerede Deutschlands, auf die die Hoffnung antwortet, was wohl die paraphrasierte Titelangabe Blarers erklärt. — Welser der Italienisch sprach (s. HBBW XVI 150,80f), könnte diese Schrift übersetzt haben.
47 den Protestanten.
48 inventarisiert.
49 versiegelt; s. Fischer II 1265.
50 die Schmalkaldener und die protestantischen Eidgenossen; s. unten Anm. 54.
51 spannen ... uff unß: lauern auf uns; haben es auf uns abgesehen; s. SI X 254.
52 der Schmalkaldische Krieg.
53 empor sein: munter sein; die Oberhand haben.
54 Ferdinand I. hatte z.B. die Beschlagnahmung der Güter einiger Kaufleute aus St. Gallen angeordnet; s. EA IV/1d 679 e.


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Sed ecce nunc redduntur mihi tuae literae 55 cum elegantissimis et eruditissimis planeque Christi spiritum resipientibus in Lucam commentariis 56 quibus me quemadmodum etiam superioribus ita, mi Bullingere, beas, ut interim etiam vehementer excrucior, quum pro mea sterilitate non habeam, unde vicissim tibi gratificer. Id, quod ut habeam aliquando, totis visceribus meis dominum precor, qui ipse sit copiosa tua merces 57 viresque benigne suppeditet, ut tot non ferendis laboribus non sufficias solum, verum etiam supersis. Es ist mir warlich gar zu vyl mitt ewerm verehren fur und fur 58 so ichs nitt verglichen kan.

Schönerus 59 tuam erga se humanitatem et officiositatem mire praedicat, ut huius etiam caussa non leviter me tibi obstrictum esse agnoscam.

Der eweren ziechend teglich vyl (vyl zu find 60 ) i ansechlich leut. Der kost ist grosß. Wa es gott nitt füegt, das man der sach ain end machen kan, wirt es ain verderblicher krieg. Ich hoff zu gott, die unsern kommind noch mitt der zyt gen Rom und suchind des papsts schatz selbs, damitt man des kostens widerum ergetzt werde. 61 Amen, amen.

Ausß dem Niderland hör ich weyter kain wort, von Mechelen ouch nichts, dann vom grossen wätter; 62 dessglichen aus Payern. Wir warten aber teglich zu vernemen. Nürenberg hat den unsern gellt geben. Waiß nitt, wie vil. 63 Yngolstatt ist nitt vom kaiser ingenommen. Sind aber sonst gut kaiserisch. 64 Haben den unsern nitt gehalten. 65 Es ist alles des papsts gnad und applasß 66 , wie man unß laichen 67 , betrügen und mitt allem falsch und untrüw belaidigen kan. Sed experientur, spero, propediem, quam abominetur dominus viros sanguinum et dolosos. 68

i Klammern ergänzt.
55 Nr. 2556 vom 29. August.
56 Bullingers Lukaskommentar, s. Nr. 2545, Anm. 2.
57 Vgl. Mt 5, 12.
58 mitt ewerm verehren fur und fur: mit euren wiederholten Verehrungen.
59 Hans Schöner, der offensichtlich auf Blarers Brief (belegt in Nr. 2546,9f) geantwortet hatte, den dieser seinem Schreiben an Bullinger vom 24. August beigelegt hatte. — Beide Briefe finden sich nicht in Blarer BW.
60 Wohl eine Vermutung Blarers, weil es sich dabei um Söldner aus den Neun Orten gehandelt haben wird. Doch erfährt man aus Nr. 2561,71f, dass viele der Söldner aus den Neun Orten nicht dem Kaiser, sondern den Schmalkaldenern zuzogen.
61 So schon oben Z. 28-30.
62 Siehe oben Anm. 28.
63 Siehe dazu Nr. 2541,81'.
64 Zur Situation in Ingolstadt s. Nr. 2556, Anm. 22.
65 Hier im Sinne von: haben den Unseren gegenüber ihr Versprechen nicht gehalten (zu dieser Konstruktion ohne Objekt s. SI II 1224). Ingolstadt hatte nämlich dem schmalkaldischen Heer im Falle eines Nichtangriffs freien Durchzug und Proviant versprochen; s. Nr. 2537, Anm. 6; Nr. 2548,20-29. — Bullinger hatte sich am 29. August nach dem Stand der Dinge an diesen Orten erkundigt; s. Nr. 2556, 12-16.
66 Siehe dazu Nr. 2485, Anm. 52.
67 täuschen; s. SI III 1012.
68 Vgl. Spr 6, 16-19.


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Ora pro nobis et nostris diligenter. Bene vale. Constantiae, 1. septembris. Salvere te vicissim iubent nostri, quos salutasti j69 .

[Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo viro d. Heinricho Bullingero, amico et fratri modis omnibus summo.