[2558]
Autograph: Zürich StA, E II 357, 194-196 (Siegelspur)
Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 498-500, Nr. 1339
Blarer wundert sich, dass weder er noch Bullinger all ihre gegenseitigen Briefe erhalten. Doch
wird Bullinger wohl den von Jakob [Ruf] übermittelten Brief [Nr. 2546]empfangen haben.
Blarer seinerseits hat außer Bullingers letztem Brief [nicht erhalten] nur ein weiteres Schreiben
[nicht erhalten] bekommen, nämlich den an ihn gerichteten Begleitbrief Bullingers, den
dieser seinem Schreiben an die [eidgenössischen] Söldner [im schmalkaldischen Heer] beigelegt
hat. Auch hat er den darin [anhand des Geheimalphabets verfassten]Abschnitt betreffend
die [Zürcher oder Eidgenossen] gut verstanden, und dies, obwohl Bullinger die Buchstaben
'n' und 'r' verwechselte. — [Hans] Welser schrieb: [Karl V. / hat bei Neustadt [a.d.Briefe_Vol_17-369 arpa
Donau] mit Hilfe von eigens errichteten Brücken die Donau überquert. Die [schmalkaldischen]
Truppen sind [in Eile donau]aufwärts gezogen und liegen etwa zwei Meilen vom Kaiser
entfernt. Bleibt dieser [nördlich]der Donau, plant man, ihn bald anzugreifen. Eine Truppe mit
400 Pferden hat einen Ausfall aus Ingolstadt gewagt. Die hessischen Truppen konnten sie
zurückdrängen, töteten dabei etliche, nahmen einen Spanier und einen Italiener gefangen und
erbeuteten etwa 600 Ochsen. —[Maximilian von Egmont, Graf] von Büren, hat bei Bingen den
Rhein überquert und zieht dem Heer [des Kaisers] zu. [Der im Dienst der Schmalkaldener
stehende Graf Christoph] von Oldenburg folgt ihm mit 20000 Fußsoldaten und 2'000 Kavalleristen
nach. — Der Briefüberbringer [...] wird Bullinger vom Unglück in Mechelen erzählen.
Man berichtet auch über weitere Vorzeichen, die sich in den Niederlanden zugetragen
haben sollen. —Bullinger möge über die Tagsatzung [von Aarau]berichten. Viele ausgezeichnete
eidgenössische Söldner ziehen in den Krieg. Die [Kriegs]kosten werden groß. Gott verleihe
den Sieg und mache es möglich, dass man sich dank [einer Beschlagnahmung] der
Schätze des Papstes [Paul III.]entschädigen kann! — Täglich erscheinen Flugschriften, die
nichts Gutes für den Kaiser vermuten lassen. Möge der Herr seine Strafe bald vollziehen, und
mögen [die Protestanten] sich so verhalten, dass sie von Gott nicht noch übler bestraft werden,
sondern ihr himmlisches Erbe antreten dürfen! —Grüße an [Konrad]Pellikan und Theodor
[Bibliander]. Ruf wird Letzterem das ihm von Blarer anvertraute Geld übermittelt haben,
um die [offenen Rechnungen Konrad] Hofherrs [begleichen zu können]. — Titel der Flugschriften:
— Die "Ursachen" von Philipp Melanchthon. — Der "Ursprung unnd ursach diser
Auffrur Teütscher Nation ". — Die "Verschreibung" des Kaisers. — Das [Gesprech] des Teütschen
Lands und der Hoffnung" von Bernardino Ochino. — Es gibt noch andere Schriften,
deren Titel Blarer nicht mehr einfallen. — Aus Wien und aus anderen Orten berichtete man,
dass König Ferdinand den Besitz [von protestantischen Eidgenossen] in seinen Erblanden
konfisziert hätte. Doch will man ihm auch jetzt nicht den Krieg erklären, obwohl es offensichtlich
ist, dass solche Menschen nur auf die Niederlage der [Protestanten] lauern. — [P.S.:]
Gerade traf Bullingers Brief [Nr. 2556] mit dessen vom Heiligen Geist inspirierten Lukaskommentar
ein. Blarer wird sich dafür niemals revanchieren können! —[Hans]Schöner rühmt
Bullingers Freundlichkeit, wofür Blarer Letzterem ebenfalls verpflichtet ist. — Viele [eidgenössische
Söldner]ziehen [nach Deutschland], viele davon zum Feind. Die Kriegskosten werden
enorm. Hoffentlich erreichen [die Schmalkaldener noch]Rom, um ihre Ausgaben mit dem
Schatz des Papstes bezahlen zu können. — Blarer hat nichts Neues über die Niederlande,
Mechelen oder Bayern zu melden. Nürnberg hat [den Schmalkaldenern] Geld gegeben. Ingolstadt
wurde nicht vom Kaiser besetzt, ist aber auf dessen Seite und hat [sein Versprechen
gegenüber den Schmalkaldenern]gebrochen. Der Papst mit seinem Ablass steckt hinter dem
[von den Protestanten]erduldeten Leid. Hoffentlich werden die Feinde bald merken, wie sehr
Gott die blutrünstigen und schurkenhaften Menschen verabscheut! —Bullinger möge für [die
Schmalkaldener] beten. [Thomas Blarer, Konrad Zwick und Jakob Funcklin] lassen grüßen.
S. Miror vero, qui fiat, quod nec ego tuas omnes, de quibus scribis, nec tu
meas acceperis, nisi quod nihil dubito chirurgum lacobum 1 meas 2 tibi iam
reddidisse a . Ego praeter proximas 3 nonnisi unas 4 accepi. Vide igitur, cuiusBriefe_Vol_17-370 arpa
fidei illas credideris. Eas 5 autem accepi, cum quibus articulos ad milites
vestros 6 remisisti, nec ullas praeterea. Quae scripsisti de vestris, plane intellexi,
quamquam tu perpetuo n pro r scribis b , facile tamen quid velles, intelligere
potui.
Consul Welserus noster 7 ita ad me heri: Die kai[serlich]m[ajesta]t 8 ist bym Newen Stettli 9 uber die Tonauw zogen (hat prucken lassen machen 10 ) c 3 myl von Yngolstatt. Die unsern seind ouch wider heruff 11 . ain tag 5 myl, 12 ir mt. firzogen. Lygen uber 2 myl nitt von ir mt. Wa ir mt. da blypt, werden sy ir hail versuchen und bald. Zücht aber ir mt. wider uber die brucken, konden 13 sy aber nitt an inn kommen. Von Ingolstadt sind sy mitt 400 pferden herußgefallen. Allso habends die Hessischen widerum hinin gestochen 14 , etlich umbracht, ain Spanyer 15 und ain Ytalianer 16 gefangen, 17 ouch in 18 600 ochsen genommen und hinweg triben. 19 Wir warten all stund wyter und gute zytung 20 . Die geb gott mitt gnaden!
Der herr von Byren 21 ist by Byngen uber Rein. 22 Der von Oldenburg und ander ziechend in 20'000 zu fuß und 2'000 zu rosß nache. 23 Werden, so sy 24 mögen, ouch dem huffen zu wa sy nitt durch die unsern verhindert.
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So werd ir von zögern 25 wol vernemen von dem grausamen wetter 26 , so zu Mechel im Niderland gewesen, da es in das zeughausß geschlagen, all ding zerspeydel 27 , bey 700 heuser verbrent sampt den schönen kaiserlichen palesten, by 300 personen gar getödt, by 200 menschen gar ubel verletzt, deren noch vyl sterben müssen. 28 So schribt man heruff, das sonst ouch vyl zaichen daniden 29 teglich und wunderbarlich sich verlouffend.
||195 Was ir hören werdt, lasst mich wissen ab dem tag 30 . Es louffend vyl waidlicher 31 Aidgnossen fur und fur 32 . Der kost ist grosß, aber gott wirt, hoff ich, sig und gluck geben, das man noch dem papst 33 uber seine schetz kommen und des schadens ergetzt 34 wirt. 35
Eduntur quidam libelli quotidie, quibus caesari male ominantur. 36 Nos precemur dominum, ut ultionem suam tempestiviter 37 videamus, verum sic nos ipsi deinde geramus, ne de nobis quoque non paulo atrocior ultio sumatur, sed ut promissam filiis dei et in caelis repositam haereditatem feliciter consequamur. 38
Saluta tuam domum cum d. Theodoro 39 , Pellicano ac caeteris. Non dubito, quin Ruffus vester 40 Theodoro 20 fl. minus 10 cr[uciatos] meo nomine numerarit. Totidem enim a me accepit idque Curionis 41 nomine. 42
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Libellorum titulus:
—Ursach, warumb die stend, so der augspurgerischen confession anhangend, christlich lehr erstlich angenommen und endtlich daby zu verharren gedenckend, auch warumb das vermaindte trientisch concilium weder zu besuchen noch darin zu willigen seye. Gestellt usß churfurstlichem bevelch durch Philippum Melanchthon. 43 d 8 bogen. d
—Ursprung und ursach diser uffrur teutscher nation. Am lied in bruder Veyten thon. e 2 bogen. e44
— Item die verschreibung kaiser Carlis gegen dem römischen reych. f 2 bogen! f45
—Klag des teutschen lands und antwurt der hoffnung. Bernarden Ochin. 46
Es sind ir noch mehr. Fallend mir nitt zu.
|| 196 Der könig Ferd[inand] hat in seinen erblanden den unß verwandten 47 ir lyb, hab und gut arrestieren lassen, das sy gar nichts enderen dörffen. Ist alles inventiert 48 und verbittschiert 49 , schribt man von Wien heruff, ouch von andern orten. Und habend inn doch die unsern 50 bys anher nitt fur ain find erkenen wellen! Aber dise leut spannen allenthalb uff unß 51 Sollt uns g die sach 52 missraten und ain schlapp werden, sy wurden allenthalb empor sein 53 , und wir h wurdind ubel darbey leyden müssen und herhalten. 54
Datum in yI. den 31. augusti 1546.
Tuus Ambr. Bl. —
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Sed ecce nunc redduntur mihi tuae literae 55 cum elegantissimis et eruditissimis planeque Christi spiritum resipientibus in Lucam commentariis 56 quibus me quemadmodum etiam superioribus ita, mi Bullingere, beas, ut interim etiam vehementer excrucior, quum pro mea sterilitate non habeam, unde vicissim tibi gratificer. Id, quod ut habeam aliquando, totis visceribus meis dominum precor, qui ipse sit copiosa tua merces 57 viresque benigne suppeditet, ut tot non ferendis laboribus non sufficias solum, verum etiam supersis. Es ist mir warlich gar zu vyl mitt ewerm verehren fur und fur 58 so ichs nitt verglichen kan.
Schönerus 59 tuam erga se humanitatem et officiositatem mire praedicat, ut huius etiam caussa non leviter me tibi obstrictum esse agnoscam.
Der eweren ziechend teglich vyl (vyl zu find 60 ) i ansechlich leut. Der kost ist grosß. Wa es gott nitt füegt, das man der sach ain end machen kan, wirt es ain verderblicher krieg. Ich hoff zu gott, die unsern kommind noch mitt der zyt gen Rom und suchind des papsts schatz selbs, damitt man des kostens widerum ergetzt werde. 61 Amen, amen.
Ausß dem Niderland hör ich weyter kain wort, von Mechelen ouch nichts, dann vom grossen wätter; 62 dessglichen aus Payern. Wir warten aber teglich zu vernemen. Nürenberg hat den unsern gellt geben. Waiß nitt, wie vil. 63 Yngolstatt ist nitt vom kaiser ingenommen. Sind aber sonst gut kaiserisch. 64 Haben den unsern nitt gehalten. 65 Es ist alles des papsts gnad und applasß 66 , wie man unß laichen 67 , betrügen und mitt allem falsch und untrüw belaidigen kan. Sed experientur, spero, propediem, quam abominetur dominus viros sanguinum et dolosos. 68
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Ora pro nobis et nostris diligenter. Bene vale. Constantiae, 1. septembris. Salvere te vicissim iubent nostri, quos salutasti j69 .
[Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo viro d. Heinricho Bullingero, amico et fratri modis omnibus summo.