[2544]
Autograph: St. Gallen Kantonsbibliothek (Vadiana), Ms 35 (VBS VI), 183 (Siegelabdruck) Druck: Vadian BW VI 561f, Nr. 1493
Ammann [Hans]Vogler [d.Ä. ]hat alles überreicht, was Vadian ihm anvertraut hatte, u.a. auch
den Brief in dem Vadian die Gründe für sein Schweigen 1 darlegte. Bullinger hat selbstverständlich
nie an Vadians Freundschaft gezweifelt, würde aber nur ungern dessen Briefe entbehren.
—Er bedankt sich für die Sendung von Luthers Schrift 2 , die er lesen wird, wenn er Zeit
dazu hat. —Er bedauert sehr, was den Sankt Gallern zugestoßen ist. 3 Sie dürfen aber wissen,
dass die Zürcher sie nie im Stich lassen würden. Diese müssen ebenfalls öfters Unerwünschtes
hinnehmen. Dies kann man aber nicht vermeiden, wenn man mit ruppigen Bauern zu tun hat!
— Vadian wird vom nächsten Städtetreffen in Aarau am kommenden Sonntag [29. August]
bereits erfahren haben. 4 Diesbezüglich werden die Zürcher wohl noch heute einen Boten
[Melchior Schlosser 5 ]nach St. Gallen schicken. —Über Norddeutschland wird Vadian schon
alles gehört haben. Die Dänen, die Schweden und die Hansestädte sollen das kaiserliche
Brabant bedrohen. Ihnen widersetzen sich [Maximilian von Egmont, Graf von] Büren undBriefe_Vol_17-334 arpa
Martin von Rossem, die ansonsten vorhaben, das Lager Kaiser [Karls V.] zu erreichen.
—Heute konnte Bullinger die neun Bücher seines Lukaskommentars beenden. Er hat das Werk
Bürgermeister Hans Welser gewidmet. In vier Tagen werden die vier letzten Blätter (4 folia
imprimenda)6 erschienen sein. Wegen der Kriegswirren wird sich [Christoph] Froschauer
nicht zur [nächsten Herbstbuchmesse] nach Frankfurt begeben. Weiteres wird Vogler 7 melden.
—Gruß. — [P.S.:] Vadian möchte die beigelegten Briefe [darunter Nr. 2543] nach Konstanz
weiterleiten.