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Autograph: Zürich StA, E II 351, 185 (Siegelspur) Ungedruckt
Vogler schreibt in Eile. — Er ist auf Bitten seines [alten schwachen]Schwagers Hieronymus
Sailer für diesen vor den 13 Kriegsräten der Stadt Augsburg erschienen. Deren Bescheid hat
er an Sailer nach Lindau weitergeleitet. Gestern erhielt er dessen Antwort. Er wird diese nun
dem Rat vorbringen. Vadian weiß wohl davon. Vogler muss also noch warten. —Heute sind die
beiden Bürgermeister [Jakob Herbrot und Hans Welser] in das ungefähr sechs Stunden von
Augsburg entfernte Feldlager [Donauwörth]geritten, um Landgraf [Philipp von Hessen] und
die anderen Fürsten zu empfangen. Vogler will auch (da dies in zwei Tagen möglich ist und der
Stadtschreiber [Georg Frölich]und der [Feld]prediger [Johann Meckart]ihn dazu ermutigen)
dorthin reiten, um seinen [Hans Wilpert] Zoller wiederzusehen. Bullinger soll das dem [Zürcher]
Pannerherrn [Andreas Schmid] und [Zollers] Mutter [Agnes, geb. Schmid] mitteilen.
—Bürgermeister Welser lässt grüßen. —Herbrot hat Vogler, [Johannes]Haller und [Wolfgang]
Musculus gestern Abend zum Essen eingeladen. Dabei hat man vieles besprochen. —Augsburgs
Zuneigung für Zürich konnte Vogler an dem Empfang spüren, den man ihm in Augsburg
bereitet hatte. — Er durfte sogar neben [Herbrot] und den [Augsburger] Musterherren die
Musterung der Landsknechte miterleben! —Vogler fühlt sich in Augsburg sehr wohl und wartet
gerne [auf den Ausgang von Sailers Rechtshandel mit der Stadt]. — Während der drei letzten
Tage hat die Kaufleutezunft (deren Hauptmann Herbrot und deren Fähnrich Herbrots Sohn
[Jakob d.J.] ist) 65 Kavalleristen mit ihren Pferden gemustert. Diese sind heute durch die
Stadt geritten. —Irgendwo [an der Donau -gemeint ist Marxheim] haben die Kaiserlichen
eine Brücke zerstört. Die [schmalkaldischen] Landsknechte bauten sogleich eine neue, die sie
dann überquerten. — Als [Oberst Sebastian] Schertlin, Vogler und der [Feld]prediger beim
Bürgermeister Welser zu Besuch waren, lud Schertlin Vogler ins Feldlager ein. — Um die Zeit,
als Vogler in Augsburg eintraf wurde Haller ein Sohn geboren. Dieser erhielt den gleichen
Vornamen wie Vogler, der sein Taufpate ist. Vogler wünscht der [Verwandtschaft in Zürich]ein
gutes Festessen zu diesem Anlass! — Der Stadtschreiber ist überaus freundlich. — Viele begrüßen
das in Zürich geplante Treffen der Vier [protestantischen Stadtkantone]. Letztere solltenBriefe_Vol_17-275 arpa
die versprochene Gesandtschaft an die Schmalkaldener abfertigen. Man hat nämlich große
Erwartungen an die [Eidgenossen]. — Bei seiner Rückkehr wird er Erstaunliches berichten.
— 25'000 [Italiener und Spanier] sollen nach Innsbruck ziehen. — Kaiser [Karl V.]befindet
sich noch in Regensburg. Auch wenn viele glauben, dass er [mit dem Angriff] nicht abwarten
wird, ist Vogler der Meinung, dass ihm die Zusammenführung aller Truppen doch wichtig ist.
— Herzog [Heinrich von Braunschweig] ist nach Dänemark geschickt worden. — Musculus
erzählte, dass der dänische König [Christian III.] sich beim Psalmensingen mitten unter die
Menschen mische, sich auch der Kranken annehme und dennoch ein tapferer Krieger sein soll.
— Der [Feld]prediger hatte den Augsburger Predigern brieflich mitgeteilt, wie, als er eines
Tages mit Schertlin und zwei Mönchen am Tisch saß, ein Augsburger [...] einen der Mönche
erkannte und wusste, dass dieser vor Jahren ein Kind in Augsburg gezeugt hatte und daraufhin
verschwand. Der Täter wurde aber noch nicht gehängt. —Bullinger soll [Hans Rudolf]Lavater
und den Zürcher Ratsherren erklären, warum Vogler sich derzeit in Augsburg aufhält. — Voglers
Frau [Appolonia, geb. Baumgartner] soll wissen, dass es ihm gut geht. Er würde sie am
liebsten auch nach Augsburg holen! —Bullinger soll Voglers Nachrichten Jakob Rordorf vermitteln.
Dieser soll sich bis zu Voglers Rückkehr um das Hauswesen kümmern. —Voglers Brief
soll auch seiner Frau mitgeteilt werden. — Die beigelegte [Flug]schrift [...] wird Bullinger
vermutlich schon haben.
Min dienst. Wass ich vermocht, vernumpt yn yl von mir so vil muglich biß uff wither bricht 1 .
Erstlich das mich, wie ir wist, min lieber kranckher 2 her schwager, Jherominus Sayler (uff das ernstlich pieten der stat Ogspurg by aiden har zu ziehen oder sich anderwert mit in verglichen), 3 mich alher ernstlich gepeten. Daruff ich vor den 13 der kriegsßräten zu Ogspurg erschinen, antwurt erlangt, die gross ist und schwär 4 ; diß anthwurt ime, Jheronimus, zugschickt, daruf wither sin befelch alhie erwartet. Diesalb dann gester dato uß Lindow 5 komen. Daruf ich wither handeln und fur 6 die hem 7 sinthalb 8 keren, wie her Vadianus wol waist. Wie lang das verzug 9 , müß ich warten.
Diewil sich aber zutragen, das hüt dato 2 burgermaister 10 mit vil pfarten 11 in das leger gen 6 stund hiedan 12 geriten 13 (minß achtens 14 war sin a , den
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lantgraffen und andre alda persönlich zu finden b (sy komen die [fu]rsten c all dahin graisst) b , bin ich lustig (och mich der her statschriber 15 , och prediger 16 pret 17 ) d diewil eß um 2 tag ongfar zu thun. mit den hem alhie inß leger zu riten, zu besechen, och sehen, wo min schwetzer 18 fenrich, der Zoller 19 , syg 20 . Das sagen dem panerher 21 und siner 22 muter 23 . Was da zugetragen, wirt die zith bringen.
Item der her burgermaister Walser 24 sagt uch fruntlichen grus.
Item der burgermaister Hernbrat 25 hat Hallery 26 mich 27 genot 28 in sinem garten vornacht 29 zu essen; da vil geret worden, daby och der her Müsly 30 gwest, wie ich uch anzaigen 31 wirdt. Item spur och gantzen willen 32 zur stat Zurich, dann 33 sy mir armen so fruntlich vorreit, och 3 knecht mit 6 kanten gschenkt. 34
Mich och mit in 35 gnomen, die musterher zu in gsetzt, die lantzknecht zu sechen mustern. 36
Alhie möcht ich von hertzen ligen, dann ich allenthalb finden frölich sin und mit guther gwissen zu warten. 37
Hut den 3. tag 38 haben hie in der stat zu ir gwarsamy 39 allain uß der koflut 40 zunft oder stuben, darin der burgermaister Hernbrat hoptman, und
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sin son 41 fenrich, 65 schoner raysiger pfart 42 gmusterert, all in schwartzer klaidung in der stat geriten. 43
Item die find haben an aim ort 44 ain brugg nit wit abgworffen, da aber die knecht mit grosser angst 45 ain andre prugg gmacht, und der gantz huff schon hinniber. Ich vergis der namen. 46
Item alhie hat her Schärtly 47 muntlich (mit dem prediger 48 och mir, in dess hem burgermaisters Walsers huß gwest - so gantz fruntlich mit unß, allain under allen menschen) e sagt zmir: "Hern gstatthalter 49 , lieber, kompt ainmal zu unß inß leger."
Item als ich har kom, hat 50 der gethruw Haller ain sun 51 uberkomen. Haist wie ich. Bin ich gfatter 52 worden, das mich gantz frow 53 Wir wunschen uch 54 ann alle und jetz da 55 , essen jetz da.
Item glopt nit, so fruntlich ist der her statschriber! 56
||185v. Item hör vil och das die 4 statt 57 Zurich 58 ain tag 59 haben werden. Vil tapfrer 60 achtend für guten tapfferkait 61 . Und diewil die protestierden so ernst liden 62 , das inen och von den 4 zugschickt, zugsprochen, 63 da vil an uch glegen sin, gret wirt; 64 davon ich nit schriben wil 65 hab.
Ir werden noch wunder horn 66 , so ich komm. 67
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Item entlich sag 68 , das waltsch volck 69 25'000 sollen uff Ynsprug zuziehen, da dann das wasser nider. 70
Item der kayser ligt noch in Regenspurg. Vil sorg, er warte nit und spil sach nit f uff langen banck. Mich aber sicht an 71 er werd warten und bringe noch groß volck zusamen.
Item den Brunschwiger 72 hat man in Tenmarck gschickt, damit er versorgt 73 .
Item ich hör warhaft vom hern prediger Musly ob dem tisch 74 , das der kung uß Tenmarck 75 , so man psalmen sing, under das volck stand, singe, item vil krancken selb säche 76 , und sich nit schame, dorgegen 77 ain tapfer krieger syg. 78
Item der prediger 79 , so hie dann inß leger mit hern Schärtlin gschickt, der schript 80 denn predigern hie, sagt mir Haller, das sy am ort 2 munch 81 funden, die der Schärtli g an tisch gsetz. In dem 82 syg ain burger 83 von Ogspurg komen, der den ainen munch bekent 84 , das er vor jarn ain kint gmacht. Alß er in ansichtig worden, hat der burger gsagt: "Botz martern h , 85 munch! Find ich dich da! Wo hast din kind? Flucks här ain strick!", da sy nit anderst vermaint, sy mußen hangen. 86 Aber noch nit bschechen. 87
Item pitt, ir wellend diß, wo not ist, minem hem gfatter Laffater 88 anzaigen, von mir minen gnädigen herren 89 zu sagen, und was ursach ich alhie.
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Och miner husfrowen 90 sagen, das sy frölich 91 . Ich hab gut leben; ich well sy och holen! 92 O wie wär eß mir ain frod 93 , hie zu sin! 94 So wol stat eß in der klichen und gmain!
Item minem lieben gfatter Jackoben Rordorff 95 sagen diß zithung 96 von mir, und das er mir huß halty, biß ich kom.
Item diß brieff gend miner frowen.
i Item acht, ir haben den truck vorhin. 97
Actum ylentz uss Augspurg, den 3. augustus anno 1546.
Ü[wer] g[antz] w[illiger] Jo. Vogler.'
[Adresse auf der Rückseite von f. [185a]:] Dem wolgeclerthenn, wurdigen m. Henrich Bulligern zu Zurich, minem gunstigen hernn und guner zu seipster 98 handen. Zurych.