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Autograph: Zürich StA, E II 351, 183 (ohne Siege) a Ungedruckt
Auch wenn Bullinger über dieses Geschehen wohl informiert sein wird, will Hans Vogler [d.Ä.]
ihm trotzdem den am 10. Juli verfassten Brief von Bürgermeister [Caspar Zeller] und Rat der
Stadt Kempten [an Konstanz]abschreiben. Das Schreiben wurde ihm und seinem [Gastgeber
Hieronymus]Sailer in aller Frühe vom Konstanzer [Ratsherrn] Ulrich Hochrütiner mitgeteilt:
—Aus dem [schmalkaldischen Feld]lager wurde berichtet, dass das [Schmalkaldische]Heer,
das am Morgen [des 9. Juli] in Füssen einrücken wollte, in der Nacht zuvor einen Brief in die
Stadt geschickt hatte, um die Lage zu erkunden. Man erfuhr, dass das kaiserliche Heer am
Abend [des 8. Juli]Füssen heimlich verlassen hatte und nach Bayern abgezogen war. Danach
nahmen die Schmalkaldener die Stadt ein und wurden dabei meist freundlich und untertänig
empfangen. Aus Füssen wurden den Kemptenern befohlen, keinen Proviant mehr zu schicken
und dies auch den Konstanzern mitzuteilen, die diesbezüglich wiederum an Lindau schreibenBriefe_Vol_17-196 arpa
sollen. —Der Bote [Hochrütiner]hat gestern um 10 [Uhr abends]Konstanz verlassen. Man ist
der Meinung, dass [Herzog Wilhelm] von Bayern nicht lange Frieden halten wird. — Hieronymus
Sailer lässt grüßen und bedankt sich für [Bullingers] Buch [...]. Vogler bittet um
Nachrichten aus Zürich.
Gotteß gnad mitt unß. Wiewol ich achten, das ir der zithung wissen tragend 4 , thun ich doch nicht dester weniger uch diß, so mir durch minen geliepthen Ulrich Hochruthiner, botten von Costentz, sampt minem hern schwager, dem Sayler 5 , der mich ab dem pet gweckt, mittailt hat und mich lesen lassen, von wort zu wort also im von Costentz zu gschickt:
"Item v[il]grus. Es ist unß in diser stundt uß dem leger 6 ware und gruntliche kuntschaft zukomen, das uff jetz donstag 7 zu nacht unser kriegsfolck, so morgens fur Füssen zu rucken furnemens gwest 8 , haben sy zuvor gegen der nacht ain schrift hinin geschickt, wie inen dieselbig gfallen oder was sy darin 9 vernemen. Sy das kayserlich kriegsfolck frü in der nacht in aller stille den weg hinab in das land Payern gnomen, und also abzogen und die statt Füssen verlassen. Nachmals haben die unsern die statt ingnomen und die burger allgmainklich sy gantz willigklich mitt gebognen und ufghepten henden ghuldigt ergeben. 10 Es sin unß och darneben schriben, das wir jetzumal mitt witer schickung aller proviant still zü sten, gschriben worden, welche wir u[wer]w[ysheiten]glichsfals, damit si sich deren proviant halber untz 11 uf witern bevelch darnach haben zü richten. Wellen ouch unsern lieben und guten frunden, deren zü Lindow, mit aller yl zü wissen ton machen. Das haben wir u.w., etc. Datum yn yl, den 10. iulii anno 1546. Burgermaister 12 und b rat der stat Kempten."13
Briefe_Vol_17-197 | arpa |
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Der bott 14 ist gestern 10 15 noch zü Costentz ußgangen. Achtet man, der Payer 16 werd frid nit lang halten oder warten 17 .
Jheronimus Sayler last uch grussen, deß buchs 18 fruntlich dancken. Pit wir, ir wellend unß uwer zitung mitailen han.
Uwer w[illiger] J. Voglar.
[Adresse auf der Rückseite:] An meyster Heinrichen Bullinger zu selpst handen.