[2492]
Autograph: Zürich StA, E II 357a, 679 (Siegel) Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 466f, Nr. 1307
Blarer übergab gestern an [Konrad]Hofherr einen ausführlichen Brief [Nr. 2489]für Bullinger. Heute nur dieses. — Kürzlich wollten 15 Eidgenossen über die Brücke nach Kempten gelangen. Da erkannten sie fünf kaiserliche Kriegsknechte und bezeichneten sie mit Schimpfworten. Letztere schlugen sie sogleich in die Flucht. Dies ist aber nur ein Scherz! [Konrad] Zwick wollte, dass Blarer Bullinger diese Geschichte so erzählt. In Wirklichkeit war es anders: 15 Kaiserliche erkannten fünf sich nach Kempten begebende Schweizer und beschimpften sie. Daraufhin wurden sie sogleich von den Schweizern in die Flucht geschlagen. — Ein kaiserlicher Vogt [...] kam mit 20 Pferden nach Kempten und kehrte in ein Gasthaus ein. Als er herauskam, trieben einige Reiter (wie es Brauch ist) ihre Pferde zum Galopp an. Einer hetzte sein Pferd gegen umstehende Schweizer und verletzte dabei einen von ihnen. Es kam zu einem Kampf bei dem die Reiter aus der Stadt gejagt und beinahe getötet wurden. — Die in Ulm versammelten schmalkaldischen Verbündeten wurden durch diese Gerüchte veranlasst, den Kemptenern zu verbieten, künftig kaiserliche [Soldaten] bei ihnen einzulassen. [Diese Erzählungen] sind aber wohl Zeichen eines baldigen Sieges! — Blarer wird weiterhin getreu Neuigkeiten mitteilen. Die [Zürcher] sollen für die [deutschen Protestanten] beten. — [PS..] Es heißt, dass die Eidgenossen wegen ihrer Söldner, die den [Deutschen] zugezogen sind, uneins sind und dass ein Bote [...] unterwegs sei, um diese zurückzurufen. Wenn das stimmt, so hat Blarer das schon geahnt. Gott möge alles zum Guten wenden!
Heri ad te per Curionem 2 omnia; sed ne omnino nihil, en tibi ista.
Item kurtz verruckter tag sind funff kaiserisch kriegsknecht zu Kempten uff der bruck gestanden und sind aber funffzechen Aidgnossen daher zogen. Habend inn die statt gewellt. Und alls sy die kaiserischen knecht ernstlich besechen 3 , haben sy gesagt: "Botz wunden 4 , diß sind merhen gschnyer 5 !", etc. Da habend die funff von leder zuckt 6 und die funffzechen Schweytzer hinder sich hinauß geschlagen in die flucht, das inen die schuch 7 empfallen sind und ubel wund worden. Sed haec iocatum me puta. 8 Tu omnia converte simpliciter, et id, quod res est, intelliges. Zviccius 9 ita iocari iussit. Der
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Schweytzer sind funff und der andern 15 gewesen. Die habend gesagt: "Botz marter 10 , diß sind Schweytzer!" Der ander glich druff: "Ey, es sind küschneyer 11 !" Daruff haben inen die funff gut gschirr gmacht 12 ut supra.
Item so ist ain kaiserischer vogt 13 zu Kempten ingeritten mitt 20 pferden. Hat da in ain wirtshauß einkert. Alls er nun widerum hinweg gewelt, sind ettlich knecht erstlich, wie dann bruchig 14 , uffgesessen und in die gassen herusß gesprengt 15 . Sind aber drey oder funff Schweytzer by ainander gestanden. Hat ain raissiger 16 den gaul angehowen 17 und gebaret, sam 18 er durch die Schweytzer sprengen wellt. Haben sy gesagt: "Nun stand still!" Aber er hat so hart uff sy drungen, das sein gaul dem ainen Schwytzer auff ainen fusß getretten, derhalb er und die andern zuckt 19 und uff den und seinen gaul gehouwen und gestochen. Sind die andern reuter ouch gleich herzu und uff sy drungen, etc., dessgleichen ander Aidgnossen, die daselbst hin und wyder gestanden, ouch zugeloffen und den iren zugesprungen. Habend die raisigen dermassen geengstigt, gestochen, gehowen und verwundt, das sy inen mitt marter 20 zu der statt hinusß entrunnen sind. Und wären nitt ander heut darzwyschen kommen, hettind sys gar (maint man) usß mitt inn gemacht 21 .
Auff sölichs ist denen zu Kempten von Ulm, da die unsern yetz sind und tagend, 22 geschriben worden, das sy kaine kaiserischen mehr inlassen sollind, damitt man nitt teglich ursach hab, dermassen zu rumoren, etc. Sunt ista non mala, ni fallar, mox sequuture victorie omina.
Sonst uff dißmal nichts newes. Wir warten aber all stund, was wir weyter von den unseren hörind. Alsdann schreib ich euch weyter. Bittend ernstlich und treulich für unß und die unseren, das sy all heldenhertzen 23 habind. 9. iulii.
Es kompt ain fliegend geschray 24 her deren knecht halber, die ausß den eweren hingezogen, 25 das die Aidgnossen zu Baden 26 der sach gar unainig
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worden, 27 und reyte ain post 28 ylends, sy widerumb uff das ernstlichest und hochst abzuforderen 29 . Id si est, hoc plane est, quod prius mihi animus praesagiebat. 30 Dominus omnia bene vertat!
[Ohne Unterschrift.]
[Adresse auf der Rückseite:] Bullingero suo. Tiguri. 31