Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2522]

Ambrosius Blarer
an Bullinger
[Konstanz,
2. oder
3. August 1546]

Autograph: Zürich StA, E II 357a, 688 (Siegelspur) Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 485, Nr. 1323

Blarer empfing den sehnlichst erwarteten Brief Bullingers [nicht erhalten]. Daraus ersieht er aber nicht, ob Bullinger sein [vor]letztes Schreiben [Nr. 2514] mit seinen und [Konrad Zwicks]Vorschlägen zu einem Rundschreiben an die im [schmalkaldischen] Dienste stehenden [eidgenössischen] Söldner empfangen hat. Er wird sich um die Weiterleitung von Bullingers

6 Die eidgenössischen Eide.
7 Wohl die Drohung, Kaiser Karl V. würde die Eidgenossen strafen, wenn diese die bereits nach Deutschland gezogenen eidgenössischen Söldner nicht abrufen und ihn nicht unterstützen.
8 Nämlich von den Befürwortern der Abberufung aller eidgenössischen Söldner; s. dazu die Verweise in Nr. 2505, Anm. 48.
9 Gemeint sind die süddeutschen Städte des Schmalkaldischen Bundes.
10 Im Bauernkrieg.
11 In einem nicht erhaltenen, auch unten Z. 23f erwähnten Brief Myconius'.
12 Vgl. Nr. 2501,3-5.
13 Vgl. z.B. Z IX 128,32: 538,15-17.
14 Mit Nr. 2519.
15 Erzbischof Hermann von Wied.
1 Das Jahr ergibt sich aus dem Inhalt des Briefes. Da unten Z. 8-10 das erste Schreiben vom 30. Juli aus dem Briefpaket Nr. 2518 erwähnt wird, kann vorliegender


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Brief an [Georg] Frölich [nicht erhalten] bemühen. Er muss [wegen seines Leistenbruchs] immer noch liegen und hat daher seit zwei Tagen keinen Ratsherren gesehen, ja nicht einmal seinen Bruder [Thomas] oder Zwick. Daher hat er auch nichts Neues zu berichten, mit Ausnahme dessen, was Bullinger bereits durch Frölichs Brief [Nr. 2510] erfahren haben wird. [Am 30. Juli] hat er nämlich diesen Brief dem eilig [nach Zürich]aufbrechenden Boten [...] anvertraut, ehe er [das erste] Schreiben [seines Briefpakets Nr. 2518]fertigstellen konnte. Mit der Ankunft des geschätzten Landgrafen [Philipp von Hessen in Süddeutschland] ist alles gut. Je mehr Feinde es sind, desto besser wird bei einem Sieg Gottes Ehre zum Ausdruck kommen. Blarer kann sich nicht vorstellen, dass Gott sein Evangelium den Feinden preisgeben wird, doch werden wohl zuvor [die Protestanten]ihren Leichtsinn und ihren Unglauben büßen müssen. Bullinger soll [für Blarers Genesung] beten. Blarer wundert sich, dass Bullinger das Treffen der [protestantischen Stadtkantone in Zürich] nicht einmal erwähnt. Wegen der häufigen und langen Ratssitzungen in Konstanz erfährt er oft tagelang nichts außer dem, was er seiner Korrespondenz entnehmen kann.

Summo desiderio tuas 2 accepi. Nam seculum videbatur, quod nullas abs te acceperam, nec satis ex tuis intelligo, an meas proxime ad te datas 3 acceperis, in quibus admonuere a vestris militibus in nostris castris quid scribendum ego et consobrinus meus 4 putaverimus. Fac igitur sciam. 5

Tuas literas Laeto 6 nostro quamprimum reddendas diligenter curavero. Ego etiamnum decumbo, 7 nec heri nec hodie ullum senatorem vidi adeoque ne germanum fratrem meum 8 aut Zviccium. Proinde novi quoque nihil habeo extra ea, quae Laetus quoque ad te puto scripsit. 9 Quas literas ad te nudius tertius, 10 ni fallor, absque meis 11 dedi. Abiturientem enim tabellarium 12 nolebat" b ut remorarer.

Bene habet, postquam advenit lantgrafius 13 , qui secundum deum vice nobis multorum millium fuerit. 14 Quo plures fuerint adversarii, hoc clarior erit domini per pauciores et infirmiores vincentis gloria, 15 qui est per omnia deus benedictus in secula; 16 quem precamur, ne unquam vere se invocantibus deficiamur.

Non expecto, mi Bullingere, ut evangelion suum hostibus prodat dominus; aber ich sorgen danecht 17 , wie billich 18 nach dem wir handlen 19 , wir

a In der Vorlage admonui. —
b In der Vorlage nolebant. Brief nur nach diesem Schreiben verfasst worden sein, und zwar (sollte Blarers Zeitangabe stimmen) am 2. August. Da Blarer sich aber seiner Angabe unsicher ist (,,nudius tertius, ni fallor"), muss der 3. August als Abfassungsdatum des vorliegenden Briefes ebenfalls in Betracht gezogen werden.
2 Nicht erhalten.
3 Die darauffolgenden Aussagen zeigen, dass hier nicht das letzte Schreiben Blarers (Nr. 2518), sondern dessen Brief Nr. 2514 vom 27. Juli gemeint ist.
4 Konrad Zwick.
5 Siehe dazu Nr. 2535,15-17.
6 Georg Frölich. — Ein nicht erhaltener Brief Bullingers.
7 Blarer musste wegen eines Leistenbruchs das Bett hüten; s. Nr. 2503,112-114.
8 Thomas Blarer.
9 mit Frölichs Brief an Bullinger vom 24. Juli (Nr. 2510). —Aus vorliegender Stelle geht hervor, dass Blarer am 30. Juli Frölichs Brief einem nach Zürich reisenden Boten anvertraut hatte; vgl. Nr. 2518, Anm. 1.
10 Siehe dazu oben Anm. 1.
11 Das erste Schreiben vom 30. Juli aus dem Briefpaket Nr. 2518; vgl. Nr. 2518,16.
12 Unbekannt.


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müssen noch ain herte nusß drob beyssen 20 . Gott wirts aber doch entlich uff unser seyten haben. Verum interim imprudentie pariter et diffidentie poenas dignas dabimus.

Bittend gott trulich trulich für mich. 21 Miror te ne gry 22 quidem de comitiis istic 23 habitis ad me. Nostri perpetuum senatum habent, ut non raro integro biduo, immo etiam triduo nihil certi a nostris accipiam, sed ea solum, quae literis amicorum aliunde ad me perscribuntur.

[Ohne Unterschrift.]

[Adresse auf der Rückseite:]Bullingero suo. Tiguri.