[2505]
Autograph: Zürich StA, E II 357, 184-186 (Siegelspur) Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 474-476, Nr. 1314
Blarer hat das Schreiben des [Zürcher Rats] an den Augsburger [Rat] sowie den Brief Bullingers
an [Georg] Frölich [nicht erhalten] nach Augsburg weitergeleitet. Es war unnötig,
dass der Zürcher Rat Blarers Boten [...] einen Florin schenkte, da dieser aus Konstanz kam
und er wohl nun auch von den Augsburgern (die Blarer baten, Briefsendungen [von oder an
sie] nur einem besonders damit beauftragten Boten anzuvertrauen) einen Lohn erhalten wird.
—Bullinger wird mittlerweile Blarers Brief [Nr. 2503] mit dem Geheimalphabet empfangen
haben. Er soll es in alphabetischer Reihenfolge in eines seiner Bücher schreiben und diese
Liste mit denjenigen Buchstaben beginnen, denen kein Wert zugeordnet ist, damit niemand
weiß, wo das Alphabet wirklich anfängt. Es ist nämlich Vorsicht geboten. — Blarer hat [den
aufgezeichneten] Vortrag der päpstlichen Gesandtschaft [am Tag zu Baden] auch an Frölich
geschickt. Der Papst [Paul III.] und seine Anhänger sind alle gleich [schlecht]! — Es ist
schmeichelhaft zu erfahren, dass Blarers Briefe Bullinger so sehr beglücken. — Der [Hans
Rych anvertraute]Brief [Nr. 2493] ist noch nicht eingetroffen. Blarer will sich u.a. bei [Johannes]
Haller in Augsburg nach dem Boten erkundigen. — Ein Priester [...] aus Überlingen,
der sich schon früher an einer Konstanzerin [...] vergangen hatte, wurde mit einer verheirateten
Frau [...] (deren Mann [...] vor Längerem in den Krieg gezogen ist) im Hause eines
bereits im Gefängnis befindlichen Konstanzer Küfers [...]ertappt. Dessen Gattin [...](die das
Treffen arrangiert hatte) wurde mit dem Priester und der Ehebrecherin ins Gefängnis geworfen.
Der Priester wird wohl gefoltert werden. — Blarer weiß nicht, warum die Augsburger
[Sebastian] Schertlin zurückgerufen haben, wo doch Schertlin vorhatte, Innsbruck und andere
Orte einzunehmen. — Frölich schrieb am Vorabend, dass Kaiser [Karl V.] seine Truppen in
Bayern sammeln lasse, aber noch keinen Angriff plane, sondern auf die spanischen und italienischen
[Truppen] warte. In Trient rechnet man auf Ende Juli mit dem Eintreffen von 20000
Fußsoldaten und 5000 Reitern. Angeblich sollen diese Söldner sich nur deshalb zu diesem
Unternehmen haben bewegen lassen, weil man ihnen Leib, Hab und Gut der Lutheraner
versprochen hat. Venedig soll ferner den Truppen freien Durchzug gewährt haben. Bei Friedberg
haben [kaiserliche Lands]knechte ein Manöver veranlasst, um Schertlins Vormarsch zu
stoppen. — [Vom Städtetag] in Ulm schreibt der Konstanzer Gesandte [...], dass sich die
eidgenössischen [Söldner] gut betragen, dass sie beliebt sind und sich nur ungern trennen
werden, jetzt, wo die Neun Orte sie abfordern. Blarer kann gut verstehen, dass Bullinger den
[Pensionenempfängern] misstraut. — Man erwartet, dass der fromme Landgraf [Philipp von
Hessen] bei seinem Vorrücken [Weigand von Redwitz], den Bischof von Bamberg, überfalle
und Nürnberg bestrafe. Viele würden das begrüßen. —Anbei ein Brief an Wolfgang Haller, der
aus Ulm kommt und vielleicht von Johannes Haller stammt. —Grüße. —[Konrad]Hofherr soll
sobald wie möglich an [Jakob] Herbrot schreiben und Blarer den Brief mit Bullingers nächstem
Brief zukommen lassen. Als Blarer dies gerade schrieb, erhielt er Bullingers Brief [nicht
erhalten] zusammen mit Hofherrs Schreiben! Dieser soll noch nicht [nach Konstanz] zurückkehren.
Blarer will diesbezüglich zuerst Herbrots Meinung einholen. — Nun zum letzten [soeben
eingetroffenen]Brief Bullingers. — Blarer wird umgehend über den Empfang von Brief
[Nr. 16183]informieren. —Bullinger hat das nützliche [Geheimalphabet] richtig verwendet.
— Über das Vorrücken des Landgrafen weiß man noch nichts Genaueres. — Blarer nimmt
Bullingers Entschuldigung an. — In Bezug auf die [von den Neun Orten geforderte] Abmahnung
der [eidgenössischen] Söldner hat Blarer einen ähnlichen Ratschlag vernommen wie
denjenigen, den Bullinger erteilt hatte. Möge man sich daran halten! —[Die Schmalkaldener]Briefe_Vol_17-210 arpa
planen einen Angriff auf den bei Salem liegenden sittenlosen [kaiserlichen]Haufen von etwa
4'000 Mann. Blarer befürchtet jedoch, dass dies zu spät sei, da [die Söldner] nun gemustert
werden sollen. Zu lange hat man untätig zugeschaut! —Möge Gott den rechten Ernst und Eifer
verleihen, damit man ohne Fahrlässigkeit gegen den Feind vorgehe. — Gott möge den Landgrafen
unterstützen. Dieser hat den Konstanzern geschrieben, dass er das Volk Gottes mit
Entschlossenheit gegen den Antichristen verteidigen wolle.
G[nad]. Ewer herren schreiben an die von Augspurg 1 , auch ewers an den Laetum 2 , hab ich gleich dahin verfertiget. Es were ouch von unnöten gewesen, das ewer herren dem botten 3 1 fl. geschenckt. Der bott ist von hinnen und würt im (als ich achten) noch ainmal gelont von denen von Augspurg, uff dero bevelch ich ouch den aignen botten hab schicken wellen, etc.
So acht ich, mein schreiben sampt dem gallokutischen a b c 4 seye euch wol zukommen. Das wellt fleyssig behalten und in ain buch schreiben, damitt irs nitt verlierind. Sollend aber sonst die buchstaben, so nichts gelten, voranhe setzen, ob glich etwar 5 uber das buch köm, das er nitt wysse, wa 6 das a b anfache. Es gilt uffsechens 7 und ist gut gwarsamlich handlen by diser mehr dann untreuwen wellt.
Des papsts bottschafft 8 furtrag 9 hab ich auch Leto geschickt 10 . Similes habent labra lactucas. 11 Es sicht alles ainander glich, papst 12 , seine gesandten und die, mitt denen er handelt.
Ir hapt mir den kopff gar sanfft demulciert 13 , so ir schreibt, 14 wie wol euch mein hand fröwe, so offt ir die secht; und das euch kain schreiben baß dann 15 das mein fröwe. Wie sollt mich sollichs nitt lustig 16 machen zu schriben, dann mir der arbait uffs best gelont ist, wa ich nun vernymm, das euch damitt zu gefallen gedient ist, etc.?
Das schreiben 17 , davon ir mir vormals meldung gethon, ist mir noch nitt zukommen. Will by nechster bottschafft desshalb gen Augspurg schreiben
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dem Hallero 18 oder sonst und erfarung haben, was dißer 19 fur ain gesell seye, etc. Die sach beschwärt mich nitt ain wenig.
Newer zeytung 20 dismals nitt sonders, dann das meine herren uff frytag ze nacht 21 ain pfaffen von Überlingen 22 by ainer ehfrouwen 23 , deren mann 24 in krieg zogen (nitt yetz), in aines kublers 25 hausß, der ain burger und aber yetzund umb sin nichtigs wesen ouch in gefencknüsß ist, uffgehept 26 , und inn sampt dem weyb und der hauswirtin 27 , die sy ingestossen 28 , in gefencknüsß gelegt. Acht, man werde in strecken 29 , dann er vorhin ouch schantlich mit ainr Costentzerin 30 gehandlet. Diß gsind schempt sich nichts dann der ehren. 31 Kan nitt für unehr achten, das wider den waren 32 , sonder allain, was wider sinen abgott ist. Gott well ainmal drin sechen!
||185 Ich waiß nitt, was man zu Augspurg für gschray gemacht hat. Der Schärtlin 33 zeucht widerum hinder sich uff Augspurg, 34 welcher doch yetz, wa man seinem rath gefolgt, Ynspruck unnd anders ingenomen hette. 35 Der verzug raicht dem find zum vortail.
Laetus schreibt 36 mir under anderm uff necht, der kaiser 37 bringe sein kriegsvolck alles zusamen im Payerland, seye aber noch weder zur belegerung noch zur schlacht gefasst; warte uff die Spanier und Italiäner. Deren sollen 20'000 zu fuß und 2'000 zu ross 38 kommen uff ultima iulii, versicht man sich 39 ir gewisslich, zu Trient. Schreibt dabey, sy habind nitt ziechen wellen, inen werde dann der Luterischen leyb, hab und gut gantz frey und preyß gemacht. Das seye ouch beschechen. 40 Aber der herr Zebaoth 41 hat
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noch nitt ja darzu gesagt. Item er schreibt, die Venediger habind sich nach langem vermögen lassen 42 , das sy dem eilenden volck den pasß zügelassen, etc. 43 Es habend ettlich knecht ain zutz 44 gmachet zu Fridberg 45 Ist mitt uffsatz 46 beschechen, damitt Schertle widerum hinder sich ruckte, so man doch der sach wol sunst thon hette.
Unser gesandter 47 schribt von Ulm, das sich die Aidgnossen gantz wol und zuchtig haltind. Seyen yederman lieb und werd. Werdend sich gar ungern von ainander trennen und schaiden, diewyl doch die Neun Ort die iren yetzund abforderend. 48 Es ist mir vorhin gantz im syn 49 gewesen, es wurde allso gehn. 50 Das ir den oligarchisas a51 nichts trauwend, ist kain wunder. Es sind mehr leut, die nichts guts da suchend.
Man versicht sich gentzlich, unser theurer, frommer landgrauf 52 werde ain güte that oder zwo thain 53 , am heruffziechen den bischof von Bamberg 54 uberzucken 55 und denen von Nurenberg 56 ouch ain banket schencken uff ain seltzam[e]b menier 57 , davon nitt ze schriben. Es sicht im 58 gantz gelich 59 uß vyl ursachen. Wer ain wolbeschuldte 60 sach.
Hiemitt brieff an den Wolfgang Haller. Sind von Ulm herkommen uff der post. Waiß nitt, ob sy vom Joanne Hallero kom[en]. 61
Vale, mi charissime et venerande Bullingere. Dominum pro nobis nostraque ecclesia nunquam non interpella. Saluta tuam domum cum omnibus amicis et fratribus. Salutant te nostri.
c Curionem 62 admone, obsecro, ut ad Herbrotum consulem 63 quamprimum scrib[at] easque literas tuis coniungat, ut proximo nuncio mihi reddantu[r]c. c .
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Sed jam hoc temporis articulo rursum mihi tuae 64 et Curionis literae 65 redduntur. Dic Curioni, ut tantisper reditum 66 differat, dum de Herbroti, ad quem scripsi 67 , animo certior fiam. Tum enim ipsi quoque, quid porro agendum sit, scribam. 68
||186 Iam ad proximas 69 .
So mir der brieff zukornpt des datum 10. iulii 70 , will ich euch unverzogelich wissen lassen.
Das rotwelsch 71 hapt ir wol troffen 72 . Es ist etwan gar gut, das man ainander on ander leut verston könne.
Von dem vorstraich 73 waist man noch nitt under den unseren, was es ist und was er 74 maint 75 . Bald 76 ich etwas erfar, lass ich euch wissen, so bald ich ymmer bottschafft hab. Ewer entschuldigung 77 hyn ich wol zufriden. Hab vorhin wol gedacht, man 78 hette den beltz zu vyl gefydert 79 .
So hab ich ain ratschlag vernommen, wie im ze thain werd sein 80 wann die knecht abgemanet werdind, ouch vast uff die mainung, wie ir davon schreibend. 81 Hoff, es werdt dem von den unsren gefolgt 82 . Mag es dann alles nichts verfachen 83 , muß man gott walten lassen.
Der knecht halber, so um Salmenschwyl 84 lygend, hat man ain guten anschlag 85 oder zwen. 86 Sorgen aber, man komme zu spat. Dann es ist die sag, man welle sy yetz musteren, 87 und seye gelt kommen. Wurt man bald gewar, ob es wahr oder nitt. Sy sind den armen lüten treffelich uberlestig. Man acht, es seyen iren ongefar vier tausend. Habend ain grosß unzibel 88
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von huren und trossbuben 89 . Sind ainlyff 90 fendlin. Man hat inn 91 nun ze lang zagesechen.
Gott geb rechten ernst und eyfer seiner ehren, das man gegen disen gotsfinden, wie sich gepurt, handle. Dann will den unsern nitt recht ernst sein, dapffer ze handlen, so wirt ainem anderen ernst sein. Aber die farlesikait wirt sich selbs strauffen. Dann lang in sölichem kosten lygen und nichts usrichten wirt unlidlich 92 sein.
Wolan! Ich hoff zu gott, er werd den landtgrauffen zu grossen sachen brauchen. Is scripsit nostris se aut celum pro terra accepturum aut defensurum ab antichristis populum dei.
Gott mitt euch hie und dort. 20. iulii 1546.
[Ohne Unterschrift.]
[Adresse auf der Rückseite:] Domino Heinricho [Bul]lingero d suo. Tiguri. 93