[2493]
Autograph: St. Gallen Kantonsbibliothek (Vadiana), Ms 35 (VBS VI), 159 (Siegelspur)
Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 468f, Nr. 1310
Seit Bullingers letztem Brief [Nr. 2487] wollten ungefähr 2 '000 Mann, darunter viele Ehrbare,
Reiche und auch Greise, aus Stadt und Landschaft Zürich nach Konstanz ziehen, [um den
Schmalkaldenern zu Hilfe zu eilen], so dass es den Zürchern an [Verteidigungskraften]fehlen
könnte. Deshalb ließ gestern Abend die Zürcher Obrigkeit die Stadttore schließen und wies
auch die Gemeinden am [Zürich]see zum Stillsitzen an. — Heute ging auf der [Zürcher] Ratsund
Bürgerversammlung ein Schreiben aus Baden ein, aus dem man erfuhr, dass die Neun
Orte vorhätten, nach [Deutschland] zu schreiben und die Rückkehr der bereits aufgebrochenen
[Söldner] zu verlangen. Die Orte schrieben diesbezüglich auch dem Zürcher Rat. An der
Versammlung beschloss man aber, niemanden zurückzurufen und die Söldner auch nicht zu
strafen. Ferner sollen die sich [auf der Badener Tagsatzung befindlichen] Gesandten [Itelhans
Thumysen und Johannes Haab] bemühen, die Neun Orte von ihrer Forderung abzubringen.
Die Zürcher wollen keinesfalls die [protestantischen] Reichsstädte im Stich lassen. Da sie
jedoch der Meinung sind, dass die [Schmalkaldener] nun genügend Kriegsknechte haben, wird
man morgen in allen Kirchen der Stadt und der Landschaft die Bevölkerung zum Stillsitzen
aufrufen und zu einem etwaigen Schutz des Landes verpflichten. Die Zürcher sind den
[Schmalkaldenern] nie so wohlgesinnt gewesen wie jetzt. — Die Basler schrieben, dass über
800 Italiener, die im Dienst von König [Heinrich VIII.] von England gestanden hatten, durch
die Eidgenossenschaft nach Hause ziehen wollen. Die Zürcher antworteten, man solle sie nicht
durchziehen lassen. —Die Zürcher Gesandten [in Baden]melden, dass die Boten [des Schmalkaldischen
Bundes] aus Württemberg, Straßburg und Konstanz gestern eingetroffen sind und
heute angehört werden. Gesandte von Kaiser [Karl V.] und Papst [Paul III.]sind ebenfalls da
und nehmen Bestechungen vor. —[Hans Rych], den Überbringer des vorliegenden Schreibens,
hat Bullinger einen halben Tag lang aufgehalten, um Blarer alles genau mitteilen zu können.
Blarer soll öfter als bisher schreiben. Was gibt es denn Neues aus Sachsen, Hessen, Dänemark
und Köln?Briefe_Vol_17-168 arpa
Fürgeliepter herr und brüder. Sid ich den letsten brieff 1 beschlossen, kompt so vil kundtschafft, das wir eigentlich 2 vernommen, das in die 2'000 man uß miner herren land 3 uffbrächen wöllen und in rüstung xin 4 , hinauß gen Constantz ze ziechen, dann alle wällt willig ist. 5 Daruff habend noch nächt 6 min herren der statt thor belegt und verwaret, deßglich offen brieff an see 7 hinuff 8 gesandt, still ze sin. Dann wo man nitt darzu than, werend wir blooßgelegt. 9 Und sind vil gar eerlicher, rycher, dappffer, allter, grawer 10 lüt in der faart 11 xin.
Hütt dato hatt man rädt und burger gehept 12 von der sach ze reden. Da kumpt sunst 13 ouch von Baden schryben, 14 das die 9 ort (die üch, wie ir wüssend, zügeschriben)15 trachtend, die zu üch gelouffen, abzemanen 16 , das sy ouch minen herren zugeschriben. 17 Daruff habend sich rat und burger einhällig erkendt, nieman abzemanen, sunder, die zum rych gelouffen, blyben ze lassen und inen die hüser nitt ze schliessen, 18 wie die satzung vermag 19 , ouch zu schryben den botten 20 , das sy daran syend, das a sy, die 9 ort a , des abmanens abstandint, etc., dann Zürych werde und wölle den rychstetten 21 in keinen wäg abstan 22 . So hat man sich erkent 23 , diewyl man acht 24 , ir habind nun mee knächten gnug 25 , das man morn 26 in allen kylchen zu statt und land alles volck by eer und eyd manen wirt, imm land ze blyben und nitt wyter ze louffen, sunder uff min herren zu warten 27 zu schirm des lands, und
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was 28 min herren nöt anstieß, das jederman gerüst sye, etc. Und das sag ich üch in der warheit, das ich in Zürich [nie]b sömliche einigheit und güt hertz gen üch nie gesähen 29 hab. Es ist nun [gar] kein spaan. Trüw, es bedüt guts. [Ir]c söllend üch gwüßlich alles guts zu [uns] versähen 30 .
Demnach 31 alls Basel heruffgeschriben, 32 es zühind heruff 33 800 knächt Italier, die bim könig uß Engelland gelägen, begärind durch die eydgnoschafft in Italiam, ||159v, ein herren 34 zu suchen, etc., schrybend min herren, das sy die nütt durchzechen la[s]sind", sunder hinder sich wysind, 35 etc.
Wyter zeigend unser botten, 36 das gester kummen syend des rychs potten, Wirtemberg, Straßburg, Constantz. 37 Hüt hört man sy. Der keyser 38 und bapst 39 sind gantz gwalltig da. 40 Gäbend redlich, 41 e[t]c. Gott wolle es zu gütem schicken.
Disen botten 42 hab ich ein halben tag uffgehept 43 , das ich üch den räch[ten] grund schryben könde, und dem al[le]m ist gewüß also. Lieber, schribend mee, dann ir thund. Mich belangt übel. 44 Was habend ir von unden 45 heruff uß Sa[chs]en, Hessen, Dennmarck, etc., Cö[l]n?
Gott mitt üch. 11. antemeridian[a], 10. julji anno 1446. In grosser yl.
Bullinger.
[Adresse darunter:] Sinem fürgeliepten herren und brüder m. Ambrosien Blaureren, predicanten zu Constantz.