Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2474]

Bullinger
an Ambrosius Blarer
[Zürich],
26. Juni 1546

Autograph: St. Gallen Kantonsbibliothek (Vadiana), Ms 35 (VBS VI) 151 (Siegelabdruck) Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 455, Nr. 1298

Bullingers schriftliche Angabe [nicht erhalten], dass die Tagsatzung zu Baden am 28. Juni beginnen würde, ist falsch. Vielmehr ist sie für den 5. Juli ausgeschrieben. Als Gesandte auf die Tagsatzung sind in Zürich soeben [Johannes] Haab und [Itelhans] Thumysen bestimmt worden. Beide sind Konstanz wohlgesinnt. Bullinger ist zuversichtlich. Blarer soll beten, dass die [Schmalkaldener]tapfer seien. Die Spanier sind schließlich auch nur Menschen. Da Bullinger auch nach Augsburg geschrieben hat, dass die Tagsatzung am 28. Juni stattfinde, soll Blarer [Georg]Frölich das richtige Datum mitteilen. Als [Johann von Weeze], Bischof [von Konstanz], sich in Unterwalden aufhielt, bezichtigte ihn ein betrunkener Landstreicher [...]des Betrugs. Als der Bischof davon hörte, erhob er Klage. Während seiner Gefangenschaft in Schwyz sagte der Landstreicher, dass er den Bischof nicht bezüglich seines Glaubens des Betrugs bezichtige, sondern wegen seiner Hurerei, woraufhin man ihn laufen ließ.

Gnad und frid. Lieber herr und brüder, ich hab geirrt in dem tagsatz 1 gen Baden, dann ich hab geschriben, er gange an uff mentag künfftig 28. iunii. 2 Das ist nitt. Er wirt angan uff mentag nach des brötinen hergotts 3 applaßwuchen 4 , das ist 5. iulii, mentag nach Ulrychi 5 . 6 Hütt sind botten genommen 7 : h. burgermeister Hab 8 und m. Dumysen 9 . Die wöllend üch heid wol. Ich hör so vil, das ich der sach wol truw. Nitt mee, dann sind mannlich 10 , bittend gott. Omnis virtus et victoria e coelis. Die hispanischen mägerling 11 habend so lynde büch 12 als wir, etc. Diewyl ich aber ouch gen Augspurg geschriben 13 , der tag werde ze Baden angan uff 28. iunii, so ist min pitt, ir wöllinds durch uwer schryben an Laetum 14 verbessern.

Alls der bischoff von Lundis 15 ist ze Unterwalden xin 16 , hat ein trummeter 17 lantstrichling 18 in trunckner wys geredt: der byßdschaff 19 gang mitt

1 Ansetzung eines Rechtstages; s. SI VII 1564.
2 In einem von Bullinger verfassten, aber nicht mehr erhaltenen Brief oder Nachtrag zu einem Brief.
3 Die Reformierten bezeichneten die Hostie als "brötinen hergott". Im Jahre 1546 ist also mit dem brötinen hergotts Tag der Donnerstag, 24. Juni (Fronleichnam; Corpus Christi), gemeint.
4 Die Ablasswoche oder Oktavwoche ist die Woche, die auf Fronleichnam folgt. — Im Jahre 1546 entspricht dies der Woche vom 27. Juni bis Samstag, 3. Juli.
5 Der Ulrichstag ist der 4. Juli.
6 Zu den Akten dieser Tagsatzung, die am 5. Juli begann, s. EA IV/ld 631-646, Nr. 301.
7 botten genommen: Delegierte [für die Tagsatzung] bestimmt.
8 Johannes Haab.
9 Itelhans Thumysen, damals Mitglied des Kleinen Rates und Zunftmeister zur Schmiden; s. Schnyder, Ratslisten 308. Reg.
10 tapfer.
11 magere Personen.
12 lynde büch: weiche Bäuche (die verwundbar


Briefe_Vol_17-119arpa

bübery 20 umb. Hiemitt ist er uff Schwytz gfaren. Der byßdschaff hatt des bericht empfangen, imm nachgeschriben 21 Ze Schwytz ist er gefäncklich angenommen. Der armm xell 22 hat gesagt: "Ich sag nitt, das sin gloub bübery sye, sunder das er hury 23 halb mit bübery umbgange." Daruff hat man inn lassen louffen und die hüry des byßdschaffs lassen bübery blyben, etc.

Gott mit üch! 26. juni 1546.

Bullinger.

[Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo viro d. Ambrosio Blaurero, vigilantissimo ecclesiae Constantiensis antistiti, domino suo observando. Constantza.