Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2487]

[Bullinger]
an Ambrosius Blarer
[Zürich],
4. Juli 1546

Autograph: St. Gallen Kantonsbibliothek (Vadiana), Ms 35 (VBS VI), 156 (Siegelabdruck) Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 463, Nr. 1305

Bullinger bezeugt, dass [Konrad]Hofherr treue und geschätzte Dienste in den Kirchen der Landschaft [Zürich]geleistet hat. Manchmal ist er unbedacht, was aber verzeihlich ist. Er wird sich mit der Erfahrung und mit dem Alter bessern. Bullinger kann Hofherr daher empfehlen. Man erwartet [den Beginn der]Badener Tagsatzung. Manch einer zeigt einen vorher nie bekundeten Eifer zur Verteidigung Deutschlands gegen die [Italiener und Spanier]. Bullinger predigt so heftig wie nie zuvor gegen [die Innerschweizer], die von den Päpstlern sehr umworben werden. Blarer soll über die Lage berichten und den Aufenthaltsort von Landgraf [Philipp von Hessen] mitteilen. Bullinger vermisst Blarers Briefe. Er selbst schreibt öfter!

Gratiam et vitae innocentiam a domino. Curioni 1 compatri hoc fero testimonii, quod multum et fideliter fratribus in agro inservivit 2 neque modicam inde ab ecclesiis laudem retulit. Imprudentior est aliquando, fateor, sed condonandum hoc ipsi. Corriget rerum usus 3 et aetas maturior, quod jam depravatum esse quaerimur. Commendo igitur hominem illum certe non malum tuae humanitati.

Jederman wartet uff den tag zu Baden 4 , und ist mench biderman lustig 5 , Tütschland zu retten von Walchen. Sag das, das diewyl 6 ich hie Zürych xin 7 , hab ich sölichen willen nie gesähen. Gott gäb es ze gutem, und das wir nitt habind ettlich schädlich lüt, die untrüwlich handlind! Die lender 8 habend vil nachlouffs 9 von bäpstischen. Wider die hab ich all min läptag nie so häfftig geprediget, 10 alls grad jetzund.

Lassend mich wüssen, wie die sachen standint. Wo ist doch der lantgraff 11 , oder wie gadt es imm?

1 Konrad Hotherr.
2 Vgl. HBBW XVI 100,26-28.
3 U.a. ging Hofherr verschwenderisch mit Geld um; s. HBBW XVI 201, Anm. 10.
4 Dieser Tag zu Baden begann am 5. Juli; s. Nr. 2474 und Anm. 6.
5 ist mench biderman lustig: manch ein rechtschaffener Mann ist begierig.
6 Sag das, das diewyl: Ich sage dies, weil seitdem.
7 gewesen bin. —Bullinger war am 20. November 1531 nach Zürich gekommen und am 9. Dezember 1531 zum Antistes gewählt worden.
8 Die Orte der Innerschweizer.
9 Zulauf; s. Fischer IV 1891. — Vermutlich eine Anspielung auf den vor kurzem dort erfolgten Besuch des Bischofs von Konstanz, Johann von Weeze, wie auch auf die damals dort durchreisenden päpstlichen Gesandten auf dem Weg zur Badener Tagsatzung; s. Nr. 2494 und Anm. 55.
10 Vom 19. Dezember 1544 bis zum 15. August 1546 predigte Bullinger freitags über 2Sam, und vom 20. Juni bis zum 8. Juli 1546 sonntags über die Apostelgeschichte; s. HBD 32,17f; 34,6f und 12f; 36,12.
11 Philipp von Hessen. — Am Tag der Abfassung


Briefe_Vol_17-151arpa

Aegre tuis tanto tempore careo. Scio et gaudeo me frequentiorem esse in scribendo! Vale. 4. juli 1546.

Tuus qui semper.

[Adresse auf der Rückseite:] Ambrosio Blaurero, domino et fratri suo semper colendo. Const[antz]a .