[2484]
Autograph: St. Gallen Kantonsbibliothek (Vadiana), Ms 35 (VBS VI), 154 (Siegelabdruck) Druck: Blarer BW II 459f, Nr. 1302
Einem Brief [nicht erhalten]zufolge, den Bullinger heute aus Chur von einem Freund [...] erhielt, haben die Drei Bünde beschlossen, [Italienern und Spaniern]den Durchzug durch das Veltlin zu verwehren, da diese gegen Deutschland ziehen. Der Mailänder Gouverneur [Ferrante I. Gonzaga] muss vier italienische und spanische Regimenter aufnehmen. Bullinger schrieb gestern an Blarer [nicht erhaltene Beilage zu Nr. 2483] über die Lage der Bündner und deren Brief an die Eidgenossen. —Der [Schmalkaldische Bund]soll [Kaiser Karl V.]nicht erlauben, seine Truppen zu vereinigen. Würden sie eine nahe gelegene Truppeneinheit besiegen, würden sie den anderen Angst einflößen. Den Eidgenossen hat ein sofortiges Abwehren von Feinden immer genützt. Wie verheerend ein Abwarten ist, zeigt die Niederlage im [Zweiten] Kappeler Krieg. — Heute hat der kaiserliche Gesandte [Jean Mouchet de Poligny] bei seinem Erscheinen vor dem Zürcher Rat vorgegeben, dass die Rüstungen des Kaisers gegen einige ungehorsame Fürsten zielen. Diese Verlogenheit missfiel dem Rat sehr. Der Zürcher Rat wird wohl selbst darüber nach Konstanz berichten. Der Kaiser hetzt mit seiner spanischen List gegen rechtschaffene Menschen. Gott möge seinen Schutz verleihen!
Gnad und frid. Hütt dato empfach ich brieff 1 von Chur von einem vertruwten,
güten fründ 2 uff diß meynung 3 : Die 3 Pündt 4 sind hie by einandren.Briefe_Vol_17-141 arpa
Habend einhellig beschlossen, die Walchen 5 nitt durch das Veltlin (wie sy
begärt) ze ziehen ze lassen, 6 dann 7 es wider Tütschland gällten sol. Und hat
der gubernator in Meyland 8 befälch, vier regiment anzenemmen von Italier
und Hispaniern. Doch hab ich üch gester durch den botten von Augspurg 9
eigentlich 10 geschriben, 11 wie 12
es stat in Pündten und was sy an die eydgnossen
geschriben habend 13 .
Lieber, lassend inn 14 mitt sinen huffen 15 nitt zamen kummen. Schlahend den nächsten 16 ze boden, so macht ir ein forcht in überigen. Gott wirt gnad gäben. Die eydgnossen hat nie nut baas 17 geholfen, dann 18 das sy den fygend 19 nitt vil über nacht habend uff irem boden ligen lassen. Das lang uffziehen 20 verdarpt uns 21 in dem Cappier krieg, 22 , und insonders, das wir die nitt woltend für find haben, die es aber warend; 23 deren guten worten wir glouptend, biß das es inen rächt kamm und uns unglägen was. Do was gut knuttschen. 24
Hüt dato hat der keysser 25 hie Zürych einen Burgundier, sinen botten 26 , vor radt gehept. Sagt vil guts zu (ist bübenwerch 27 ). Entschuldigt den keysser
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der rüstung halb, etc. a Der bott hatt heyter 28 fürgäben, der keyser [wölle] b ettlich ungehorsamm fürsten straaffen. 29 Der gantz radt ein unwillen daran gehept a . Ich trüw 30 , min herren werdent selbs üch des berichten 31 . Es ist des verlognen wäsens, das er ouch gägen andren eerenlüten tript. Gott behüt uns vor Hispangischen listen. Gott mitt üch.
Datum zu 2 urn zu Zürych, 2. iulii 1546.
Bullinger.
[Adresse auf der Rückseite:] Praestantissimo viro d. Ambrosio Blaurero, fidelissimo ministro Constantiensis ecclesiae, domino et fratri suo semper co[l]endoc. Constantzd. 32