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Autograph: Zürich StA, E II 357, 176f a ; [Beilage:] 54 (ohne Siegel) b Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 461-463, Nr. 1304
Blarer dankt für Bullingers Brief [Nr. 2483] mit den darin enthaltenen wichtigen Nachrichten
für Konstanz und die [Verbündeten]. Bullingers (Briefbündel]für Augsburg (nicht erhalten]
hat er weitergeleitet. Er ist seiner Aufgabe nachgekommen, indem er ebenfalls viele Briefe
nach Augsburg schickte. — Auch in Konstanz erkundigt man sich über die Spanier und die
Italiener. Der Bischof von Trient [Cristoforo Madruzzo], der Vizekönig von Neapel [Pedro
Alvarez de Toledo] und [Ippolito II.?], der Bruder des Herzogs von Ferrara [Ercole II. Este],
wurden nach Rom gesandt, um Geld und Truppen zu beschaffen. — Papst [Paul III.] soll
todkrank oder gar schon tot sein. Mit Gottes Hilfe könnte das dadurch entstandene Interregnum
vorteilhaft werden. —Zu Innsbruck wurde ein blutiger Stern gesehen, der wohl auf GroßesBriefe_Vol_17-143 arpa
hinweist. Möge Gott den Seinen beistehen! — In Sachsen und Hessen wird gerüstet. Der
Landgraf [Philipp von Hessen] hat den evangelischen Ständen zur Wahl gestellt, dass er
entweder in Hessen bleibt oder Vorkehrungen trifft, nach [Süddeutschland] zu kommen. Letzteres
wurde befürwortet. — Blarer bedankt sich für Bullingers Antwort auf seine Frage [nach
den Militärpflichten der Zürcher Pfarrer]. — [Georg von] Reckerode führt dem Landgrafen
tatsächlich die [bisher im]französischen [Dienst gewesenen]Truppen zu, so dass es zumindest
an [Soldaten] nicht mangeln wird und man hoffen darf dass die Pläne der Pfaffen vereitelt
werden. — Sollten die Eidgenossen keiner Partei zuziehen wollen, wird ihr Entschluss erträglicher,
wenn sie dem Feinde weder einen Durchzug [durch ihr Territorium] noch Unterstützung
zugestehen. —Bullinger soll berichten, ob der frühere Landvogt im Rheintal, Martin Im
Hof von Uri, der [protestantischen] Seite angehört. —Aus Italien und anderen Ländern hört
man, dass in Italien Gegenwehr gegen den unbeliebten Papst organisiert werden soll. — Kaiser
[Karl V.] und Papst [Paul III.] sollen über den anzuführenden Grund des geplanten
Angriffes gegen die [Schmalkaldener] nicht einig geworden sein. Der Kaiser wollte den Ungehorsam
etlicher Stände vorgeben und dabei die Religionsangelegenheit verschweigen, wogegen
der Papst ganz offen die Religion als Grund anführen wollte. Man entschloss sich
schließlich, in [Deutschland], wo das Luthertum sehr verbreitet ist, den Ungehorsam der
Stände als Grund anzugeben, [südlich der Alpen] aber die Religion. So soll man an etlichen
Orten Söldner angeworben haben, indem man diese zu einem Krieg gegen die Lutheraner
aufgerufen und ihnen einen Ablass sowie auch das Vermögen der Lutheraner versprochen
habe. — Bullingers Einschätzung des Kaisers ist korrekt. Wachsamkeit ist geboten. Die
[Schmalkaldener] sind guten Mutes, wie Blarer aus Lindau, Isny, Kempten, Memmingen,
Biberach, Ulm, Augsburg und Esslingen schriftlich erfahren hat. — [Thomas Blarer] und
K[onrad] Zwick lassen grüßen. [Zur Weiterleitung] schickt Blarer seinen Brief dem Konstanzer
Stadtschreiber [Jörg Vögeli d.Ä.].
Sonders vertrauwter, geliepter bruder. Ich hab ewer getreuw schreiben 1 wol vernommen und die ainen schrifft 2 , wie ir begert, gleich by dem potten 3 uff Augspurg geschickt, dahin ich dann sonst vyl brieff verfertiget hab 4 . Wellt gern meines thails, und sovyl an mir, nichts versummen. Ich bedanck mich ouch ewer getruwen sorgfeltikait für unß und die unseren, wiewol 5 es yederman gilt.
Der Hyspanier und Italiäner halber habend die unsern auch stäts ir kuntschafft. 6 Dann der bischoff von Trient 7 , ouch vicerey zu Naploß 8 , des hertzogs
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zu Ferrer 9 bruder 10 , sind uff Rom abgefertiget, gelt und leut ze machen. Man wirt sorg haben, damitt sy nitt ins land komend. 11
Der papst 12 soll tötlich kranck sein. Sorgend ettlich, er seye schon tod. 13 Möcht das interregnum ouch etwas bringen, wann gott der herr hertz und gluck darzu geben wellt.
So ist gewisß, das ob Ynspruck kurtzverruckter tag ain blutiger stern gestanden, den vyl heut gesechen habend. 14 Wurt etwas grosser sachen bedeuten. Gott well die seinen im blut lesu Christi vätterlich erhalten!
Sachsen und Hessen sind in grosßer rüstung. Landtgrauff 15 hat sich gegen unsern stenden empotten, es solle inen haimgestellt sein: Wellen sy, so belybe 16 er in seinem land und were daniden 17 , oder er welle sein land besetzen und versechung thain 18 und dann verlassen und heruff 19 ziechen. Allso 20 wellend sy inn hie oben 21 haben usß vyl beweglichen 22 ursachen.
Ich bedanck mich ewers beschaids uff mein frag. 23
So ist das war, das der Reckenrott 24 dem lantgrauffen den frantzösischen fuszug ouch zufürt. 25 In summa: Man wirt heut gnug haben, wann nun sonst nieneran mangel were 26 . Es soll, hoff ich, den pfaffen der brey wol gesaltzen werden 27 und der hagel 28 , den sy lang gesotten 29 habend, 30 sy selbs treffen. Gott verleich, das es alles im zu lob und unß zur besserung gerathe.
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Wann ewer eidgnossen gar kainer partey zuziechen wellen, ist sovyl dest lydlicher 31 wann sy nun kain pasß 32 noch furschub 33 gestattend unsern widerwertigen. Ist gnug und vyllicht vyl besser dann das ander uß vyl ursachen, etc.
||177 Wellt mich by nechstem berichten und nitt vergessen, ob Martin im Hof zu Uri, der im Rintal landtvogt gewesen, 34 darfur, das er dem gotteswort gunstig und hold seye, gehalten werd. Hat ursach, darum ichs gern wisst c35
Die unsern habend vyl guter und mancherlay kuntschafft und warnungen von namhafften leuten usß Italia und anderschwaher, die all dem papst find sind, deren etlich wäg anzögend, wie dem papst in Italien ain gegenfuhr 36 möcht gemacht werden, das im zu schaffen wurde. 37 Dann es ist im nieman holdt 38 , dem teufelskopff.
Die unsern habend kundtschafft, das kaiser 39 unnd papst mitt ainander certiert 40 haben, 41 was für ursachen sollind offenlich fürgewendt 42 werden im überzug 43 der Luterischen. 44 Kaiser hat geacht, das best sein, das er die ungehorsame etlicher stend fürwende unnd der religion geschwige; so mög die sach dest baß 45 hindurch truckt werden. Hinwider der papst gewellt, man solle on alle fürwort 46 die religion an die hand nemmen, etc. Allso zuletst hat es sich trent und ist für das best angesechen, das hie ussen 47 , da die Lauterey 48 als weyt um sich gefressen, die ungehorsame ettlicher stend anzogen werde, damitt die anderen still sytzind. Dinnen 49 aber seye es plausibilius 50 , die Lauterey und religion fürzewenden, wie dann glouplich kuntschafft ist, das an ettlichen orten ain ruff gangen seye, das man wider die Lutherischl[en] d ziechen welle, und was die knecht eroberind, sölle alles
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preyß sein; welcher dann umkomm, der soll gnad und applasß für pyn 51 und für schuld haben und on all mitte[1] mitt dem teuffel gen himel faren. 52 Aber gott hab lob in ewigkait, das man all diser ding gewar wirt 53 . D[er] geb gnad, das man zytig insechen hab, dann der find ist emsig, umsichtig und geschwind 54 .
Was ir vom kaiser e schribt, 55 dem ist allem allso, und hat man wol uffzesächen 56 , will man nitt mutwillig blind sin. Die unseren sind frutig 57 und unverzagt. Das schreibt man mir allenthalb her, ouch von Lyndaun, Ysni, Kempten, Memmingen, Biberach, Ulm, Augspurg, etc., Essling[en], das man wol getrost seye uff gott.
Den bittend für uns und grützt all gut herrn und freund. ||[177a]f Euch grützend min lieber bruder 58 und vetter g C. Zwick mitt andern. Ich schick disen brieff unserm stattschriber 59 . Waiß nitt, wie bald er euch wirt.
Datum 3. iulii, etc., aubends zu 5 ur 1546.
Tuissimus.
[Ohne Adresse.]