[2469]
Autograph: St. Gallen Kantonsbibliothek (Vadiana), Ms 35 (VBS VI), 149 (Siegelspur)
Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 451f, Nr. 1294
Bullinger hat zwei Briefe Blarers empfangen, den ersten vom 8. Juni [Nr. 2458], dem ein von
[Georg] Frölich verfasster Brief [Nr. 2453] beigelegt war. Es beunruhigt ihn aber, dass
Blarer nichts von [Barbara Winzürn]empfangen hat, die wegen ihres ihr von [Agathe]Studler
zugefallenen Erbes in Zürich war. Bullinger ließ ihr nämlich ins [Gasthaus] von Michael
Meinrad ein zur Übermittlung [nach Konstanz] bestimmtes Bündel Briefe schicken. Darunter
befand sich ein Schreiben Gwalthers nach Augsburg. Blarer soll sie ausfragen. —Bullinger
bedauert, dass die Ravensburger Kirche auf so unglückliche Weise reformiert wird. Blarer soll
ihr weiterhin zu Diensten stehen. — Kaiser [Karl V.] hat die rheinischen Adligen betrogen.
Seine süßen Worte sind Gift. Auch den Eidgenossen hat er in einem Schreiben viel versprochen.
— Zum zweiten Brief Blarers vom 21. Juni [Nr. 2468]: Es stimmt nicht, dass [BischofBriefe_Vol_17-106 arpa
Johann von Weeze] 14 Tage kostenfrei in Zürich beherbergt wurde. Er traf am Abend des [10.
Juni] in Zürich ein. Erst am nächsten Morgen erfuhr der Rat von seiner Ankunft. Bürgermeister
[Hans Rudolf Lavater] und einige Räte statteten ihm als Reichsfürst einen Besuch ab. Sie
bewirteten ihn mit zwei Maltern Hafer, Fischen und Wein, ohne großen Aufwand zu betreiben.
Der Bischof erzählte, er sei von den [Innerschweizern] gewarnt worden, dass die Zürcher
Pfarrer ihn rechtlich belangen wollten, weil er sie zu Ketzern erklärt habe; doch hat er dies
nicht getan und wolle es auch nie tun. Daraufhin erklärte ihm der Bürgermeister, dass sich die
Pfarrer nicht beklagt hätten, dass aber der Rat gegen ihn gerichtlich vorgehen würde, falls er
sie verketzern sollte. Am Nachmittag ritt der Bischof mit den Seinen wieder davon, weil er zum
[Pfingst]fest [in Konstanz] sein wollte. Niemand hielt etwas von ihm; viele sagten, der Teufel
hätte ihn nach Zürich getrieben. —Blarer möge Bullinger weiterhin auf dem Laufenden halten,
denn er ist besorgt. — Der gegenwärtige Briefbote [...] war es, der gegenüber Bullingers
Tochter [...] nicht freundlich war, als diese ihm einen Brief Bullingers ins [Gasthaus] "Zum
Roten Hus" mitgeben wollte. Bullinger gegenüber war er gefällig. Es würde jedoch nicht
schaden, wenn Blarer die Boten generell ermahnen würde, ohne sich dabei auf Bullinger zu
beziehen. —Bullinger hat [Konrad]Hofherr Blarers Meinung mitgeteilt. Mehr kann er nicht
tun. — [Der Zürcher Rat] wird sich bei den Eidgenossen [für den Schmalkaldischen Bund]
einsetzen. Blarer soll die Brüder in Schwaben stärken.
Gratiam et pacem. Binas a te literas accipio, frater omnium charissime, priores 8. iunii datas 2 , quibus fratris amicissimi Laeti 3 literas 4 inclusisti. Magis vero miror et maxime solicitus sum, quod nullas te accepisse ais per mulierculam illam 5 , quae Stüdlerae 6 haereditatem adiit et obtinuit, 7 cui, nisi prorsus desipiam, misi fasciculum literarum in aedes Michaelis Meinradi 8 tibi deferendum. Inclusae tuis 9 erant Gvaltheri Augustam scripta 10 , etc. Vocatam ergo diligenter examinabis, an in itinere amiserit aut quid excusationis afferat. Nisi enim totus insaniam, scio illi creditum fasciculum.
Ravenspurgensem ecclesiam valde doleo post turbas tot tam misere reformari. Tu non cessabis hic tuum facere officium."
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Caesar 12 nobilibus Rheni imposuit. 13 Omnibus mellita proponit, imo propinat verba, ut veneno occidat. Multa eaque varia promisit Helvetiis scriptis nuper literis. 14 Ich gloub, es sye bübery 15 .
Alteras 21. junii datas 16 modo recepi. Und ist nitt waar, das er 17 14 tag hie Zürych xin 18 oder das man inn kostfry gehallten. Also ists ergangen: Vor pfingsten donstags 19 ze nacht ist er yngeritten und ist des abendts nie niemandts 20 zu imm kummen. Morndes 21 ist sin zukunfft 22 imm radt anzeigt. Ist ein wunder xin, 23 das er kummen. Abgeradten 24 , der burgermeister 25 solle ettlich der radten mitt imm nemmen, imm schencken wie einem fürsten des rychs 2 malter 26 haber 27 , visch und den wyn 28 und damitt nitt vil wäsens mitt imm triben. Das ist also beschähen. Da hatt der bysdschaff 29 anzeigt, er sye gewarnet in lendern 30 , er sölle nitt gen Zürych ryten, dann die predicanten werdint inn annemmen mitt rächt 31 alls die er solte kätzert 32 haben. Das habe er nitt than, und sölle sich nimmer finden 33 , etc. Hatt der burgermeister geantwort, von predicanten habe er kein klag. Das sölle aber der bysdschaff wüssen: so er kätzeret, wurdent inn min herren annemmen und rächtens nitt erlassen, 34 etc., mitt vil worten. Weyß nitt, wie imm die sach gfallen. Nach mittag ist er uffgsässen - a er sagt, er müste heim uffs fest 35 — und ist mitt den sinen darvon geritten, und hatt nieman nutt uff imm gehept 36 , merteyls gesagt, der tusentüfel 37 habe inn herin tragen, etc.
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Der böuff begar ich, wöllind mich eigentlich 38 alle zyt berichten, dann ich vast 39 angsthafft bin. Besorg übel, untrüw und verrätery. Doch wollend wir [gott]b trüwlich bitten.
|| 149v. Diser löuffer 40 was den abendt, alls er vormals kummen, gägen miner dochter 41 , die ich hinab zum Rooten huß 42 gesandt, nitt willig xin. Ward aber 43 gen mir gar willig und stalt sich früntlich. Den brieff hat ich aber schon geschriben. Mag nut schaden, wenn ir schon mitt inen redent, das er und ander willig syend, wenn man inen brieff uffgäbe. Wölt aber nitt, das imm insonders und umb minetwillen ettwas sölte gesagt werden, und bitt darfur. 44
Curioni 45 hab ich üwere meinung gesagt. Mee kan ich nitt. 46
Gott mitt üch. Min herren werdent ernstlich gen eydgnossen handlen. 47 Confirma fratres per Sueviam. Oremus dominum. Gott mitt üch.
Datum Zürych, 22. iunii ze nacht umb 10 ur.
Bullinger.
[Adresse darunter:] Suo charissimo fratri et colendissimo domino d. Ambrosio Blaurero, Constantiensi antistiti. Constantz. c