[2463]
Autograph: St. Gallen Kantonsbibliothek (Vadiana), Ms 35 (VBS VI), 148 (Siegelabdruck) Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 449f, Nr. 1292
Blarer möge den beiliegenden Brief [Nr. 2464]vertraulich nach Augsburg an (Georg Frölich]
weiterleiten. — Der Bischof von Lund und Roskilde [Johann von Weeze] verbrachte etlicheBriefe_Vol_17-093 arpa
Wochen in den Fünf Orten, wo er weihte und firmte. Allerdings befürchtet man, dass er Böses
im Schilde führte und die [katholischen Orte] dazu verleitete, sich dem Schmalkaldischen
Bund gegenüber ablehnend zu zeigen und dem Papst [Paul III.]Söldner zu überlassen, um den
alten Glauben zu schützen und den neuen zu unterdrücken. Genaues weiß man allerdings
nicht. Am [10. Juni] hat von Weeze auf der Durchreise in Zürich übernachtet. Einige Räte
haben brauchgemäß mit ihm in der Herberge gespeist, aber nichts erreicht. Er hat vorgegeben,
mit König [Ferdinand] und Kaiser [Karl V.] nicht völlig zufrieden zu sein, weil diese
einen Grafen in die Reichenau einsetzen wollten. Alles reine Täuschung! — Blarer soll dem
Kaiser [Karl V. ] nicht trauen. Er soll ferner Bullinger auf dem Laufenden halten, was er
seinerseits auch tun wird. — Den Teilnehmern am [Konzil] zu Trient ist nicht zu trauen; sie
geben keine Ruhe, bis es zum Krieg kommt. —Bullinger arbeitet an seinem Lukaskommentar,
der abschnittsweise gleich in den Druck geht. Momentan ist er beim dritten Kapitel des
neunten Buches. Blarer soll entschuldigen, dass er daher seltener schreibt. — Er soll die
Briefboten von Konstanz zur Gutwilligkeit ermahnen. Bullinger entlohnt sie ja.
Gnad und frid. Ich bitt gar trüwlich, ir wollind disen brieff 1 fürderlich dem stattschryber 2 gen Augspurg vertruwcklich 3 , und das er versorget sye 4 , schicken. Uns ligt ettwas dran.
Wyter wüssend, das der byß dschaff von Lundis und Roßhyld 6 in den V orten 7 xin 8 ettlich wuchen. 9 Da hat er gewycht 10 und gefirmpt. Manch biderman sorgt aber, er hab seltzame pratticken gefürt 11 , joch 12 zum minsten die ort abgewendt, das sy dester minder bescheid dem schmalkaldischen a pundt gäbind, 13 vilicht dem papst 14 knächt lassind, den allten glouben schirmen hälffind und den nuwen undertrucken. Man weist wol nut eigentlichs 15 . Man denckt aber nut guts. So kan man den lüten gar nut guts truwen, dann sy haltend sich darnach. 16 Als er hie Zürych durchgeritten, ist er donstags by nacht 17 kummen, ist nie uß der herberg gangen und morndes 18 darvon geylt.
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Ettlich von räten habend mitt imm geässen und, wie der bruch 19 , geschenckt 20 , doch alles bimm nächsten 21 blyben lassen. 22 Da hatt er der glychen than, alls ob er nitt wol mitt königen 23 und keysern 24 zefriden, und wie sy ein graffen wöllind in die Ow 25 setzen, das imm ungeneimm 26 , etc. Alles nut dann betrug.
Lieber, lugend 27 ir, das ir dem keyser nitt ze vil truwind 28 und üch fürsähind 29 . Lassend mich allwäg wüssen, wie die sachen stand; das wil ich üch ouch. Wyter hab ich jetzund nitt könen schryben.
Die 31 zu Trient 30 sind roete buben ; ruwend nitt, biß sy das schwert uß der scheyden bringend. Man fund ein, er gedächt und redt: diewyl sy es nitt in der scheyden lassen, werend sy nitt ungeschickt zue scheiden! 32
Scribo iam in Lucam 33 et imprimuntur simul, quae scripsi. Versor jam in cap. 9. libro tertio. 34 Condonabis ergo, quod hucusque scripsi rarius.
Vale. Tiguri, 18. iunii 1546.
Lieber, redent zur sach, wenn ettwan üwer löüffer her kummend und ich inen gern brieff gäb, das sy willig und holdtselig 35 syennd. Ich begärs nitt umb sunst. 36
Bullingerus tuus.
[Adresse auf der Rückseite:] Dem hoch und wolgelerten, frommen und getruwen m. Ambrosyen Blaureren, predicanten zu Constantz, sinem fürgeliepten herren b .