Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

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Johannes Buchser an
Bullinger
[Suhr] ,
1. Juni 1532

Autograph: Zürich StA, E II 355,44. Siegelspur. —Ungedruckt

Berichtet lobend über einen namentlich nicht genannten Diakon, den Bullinger für eine andere Aufgabe erbeten hatte, und ist bereit, ihn dafür freizugeben. Grüße.

Gnad und frid von got durch Christum unsern heyland zuvor.

Wussend, geliebter M. Heinrich, alß dan ir mir nechstmal 3 zugeschriben 4 von wägen unsers diacons 5 , an mich 6 begert, so wit und wir sin manglen möchtend 7 , und syten, berden 8 , frommes wesen und andre geschicklikeyten 9 an imme befunden mochtend werden einess eerlichen predicanten, inne dannenthin 10 uch zuzeschicken, an ettliche uns gemelte mangelhaffte 11 ort in zu fertigen 12 etc.

Uff semlichs ist mir a nit witers dan rechtz in alwäg 13 mit sampt allen, so ich hierum erfaren 14 , ze wussen, nutzid anders, dan daß erlichen, mit sitten, gewonheyten wolgezierten predicanten wol anstat etc. Und wiewol wir sunderlichs fliß halb, so byßhar er by und umm unß gebrucht, sinen nit wol manglen mögen 15 , noch 16 sol unser aller gemüt 17 so vyl witer 18 by unß geneygt sin, witere frucht evangelyuß zu furderen an sinen unerkanten orten 19 ; dann unß oder unserem nutz, so on semlichen yetzund vilicht 20 enthalten 21 , nit bedunckt uff dyß zyt kumlich 22 , inn zu versagen 23 . Doch semlicher gentzlicher zuversicht zu uch, werdend in nach sinem verdienst, by unß erobret 24 , nit verwysen 25 etc. Hieby sond ir gentzlich uch deß versehen,

a nach mir gestrichen ouch ander, so wit ich erfaren.
1 Johannes Buchser, gest. 1541, aus Aarau, studierte in Freiburg und Köln und wurde Leutpriester im aargauischen Suhr, wo er offenbar früh seine Sympathien für die Reformation äußerte. Im Sommer 1527 bereitete ein Kreis um Buchser eine Petition an den Rat von Bern vor, in welcher die Abschaffung der Messe und die Erlaubnis der Priesterehe gefordert wurde. 1528 nahm Buchser an der Berner Disputation teil und unterschrieb alle zehn Schlußreden. Im gleichen Jahr wurde er Dekan des Aarauer Kapitels. Buchser stand mit Megander in Verbindung, der im Juni 1535 dem Berner Rat vorschlug, ihn als Pfarrer nach Bern zu holen, um dadurch entlastet zu werden (Haller an Bullinger, 24. Juni 1535, Zürich StA, E II 360,25). Buchser blieb aber bis zu seinem Tod in Suhr. Weitere Stücke einer Korrespondenz zwischen Bullinger und Buchser sind nicht erhalten. — Lit.: ABernerRef 318.598.1295.1465,S. 596; EA IV/1a 351; Z IX 286,5-8; Beat Rudolf Jenny, Bullingers Briefwechsel mit dem Elsässer Reformator Matthias Erb (1539—1571), in: HBGesA II 66; Pfister 136.
2 Vgl. Anm. 1.
3 kürzlich, letzthin (vgl. SI IV 147).
4 Ein Brief Bullingers an Buchser ist nicht erhalten.
5 Unbekannt.
6 von mir.
7 wenn wir ihn entbehren könnten.
8 Gebaren, Benehmen (SI IV 1540).
9 Fähigkeiten (SI VIII 527f).
10 daraufhin (SI II 1356f).
11 mangelhaft bezüglich geistlicher Versorgung; ohne Pfarrer.
12 schicken, senden (vgl. SI I 1004).
13 in jeder Hinsicht.
14 bei denen ich mich darüber erkundigt habe (SI I 896).
15 seiner nicht leicht entbehren können.
16 dennoch, so.
17 Absicht, Wille (SI IV 587).
18 umsomehr.
19 an Orten, wo es noch unbekannt ist.
20 vermutlich (SI III 1049).
21 bewahrt, erhalten bleibt (SI II 1229).
22 hilfreich (SI III 285).
23 ihn (euch) zu verweigern; es abzulehnen, daß er zu euch kommt (SI VII 410f).
24 das er sich bei uns erworben hat (vgl. SI I 52).
25 verschicken; an einen Ort weisen, wo seine Fähigkeiten brachliegen (SI I 907f, 4b und 5).


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daß ir uwer begird und pyt, eines angezeigten an sin stat zu nemmen, minß vermugens geeret werden 26 etc.

Yetz nemmend in einer yl dyß kurtzen bericht vergut 27 von mir, so es not wirt, witers zu erwarten etc.

Grützund b unß alle, so unß grützt hand, insunders unseren getruwen Leonem 28 , mit begird, wellend altzyt mit uffsähen 29 unser sachen, alß uch, unseren vettern 30 , gewonlich, nach uwer truw gelegenheyt 31 , alle zyt zieren etc.

Datum 1. junii anno 32.

Joannes Buchser,

den ir den uweren kennend.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem ersamen, wysen, sunders gelerten Meister Heinrichen Bulli 32 , predicanten zu Zürich, sinem insunders geliebten herrn und bruder.