Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

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Bullinger an
Johannes Stumpf
[Zürich],
28. April 1534

Abschrift von Johannes Stumpf: Zürich ZB, Ms S 313, 7v. Ungedruckt

Freut sich über den Eifer, mit dem gegen die Mönche [von Rüti] vorgegangen wird. Man hat es mit durchtriebenen Leuten zu tun, weshalb man gut vorbereitet sein muß. Konrad [Lüthard]hätte sich vorsichtiger äußern sollen. Die Mönche sollen entweder durch Stumpf oder den Dekan von Uster oder durch beide zur Synode aufgeboten werden, wo sie die Anklagepunkte hören werden.

Heynrichus Bullingerus primaeguardensis, ecclesiae Thuregiensis pastor primarius etc. Ioanni Stumpffio, ministro verbi ecclesiae in Bubickon.

Gratiam et pacem.

Placet mihi ille zelus vester, quo hypocrisim simul et malitiam in profligatissimis monachis 1 persequimini 2 . Operam dabimus, ut audacia hominum versutissimorum reprimatur. Vestrum fuerit singula ita communire, ut si illi negarint, quemadmodum nullius rei pudet, facile convinci possint. Res nobis est cum sepiis et Protheis 3 veteratoribus. Proinde probe instructos esse decet. Nihil nos delere potuimus. Nescimus enim, quae probabilia, quae dumtaxat verisimilia sint. Fratrem nostrum Conradum a4 optaremus vel prudentius vel modestius loquutum 5 . Sed quando semel emissum volat irrevocabile verbum

a am Rande von Stumpfs Hand: Conradus Lutharius, concionator in Rütti.
1 die Mönche im ehemaligen Prämonstratenserkloster Rüti (Kt. Zürich), s. oben S. 77, Anm. 8 und unten S. 161-163, Anm. 4. 21. 37.
2 Siehe Stumpfs Brief an Bullinger vom 31. März 1534, oben Nr. 346, sowie die der Zürcher Frühjahrssynode eingereichte Klageschrift des Wetzikoner Kapitels, unten Nr. 371.
3 Proteus als Sinnbild der Schlauheit, s. Otto 289, Nr. 1478.
4 Zweifellos Konrad Lüthard (s. Anm. a), gest. 1564. Er stammte aus Bremgarten (Kt. Aargau) und wurde 1531 ordiniert. Als Pfarrer in Rüti kompromittierte er sich 1534 derart (s. nächste Anm.), daß man ihn im Dezember aus seinem Amt entließ (s. unten S. 451, 3f) und seinen Weggang aus Zürich betrieb. Bullinger bat den mit dem Aufbau der reformierten
Kirche in Württemberg beschäftigten Ambrosius Blarer offenbar wiederholt, für Lüthard eine geeignete Pfarrstelle zu finden (s. Blarer BW I 653. 680). Dieser reiste im April 1535 nach Tübingen und traf sich dort mit Blarer (s. Blarer BW I 689). Ein Brief Lüthards an Bullinger vom 10. Juli 1537 aus einem nicht genannten süddeutschen Ort ist erhalten (Zürich StA, E II 355, 87r.-v.), worin er dem Antistes seine unglückliche Lage schildert und ihn bittet, ihm wieder zu einer Stelle in der Schweiz zu verhelfen. Er blieb aber in Württemberg. 1542 und 1545 wird er als Pfarrer in Seeburg bei Urach genannt (s. Bossert 37). Schließlich kehrte er nach Zürich zurück und wurde 1547 Pfarrer in Männedorf, 1549-1559 in Thalwil. Nach seiner altersbedingten Entlassung (s. Zürich StA, E II 1, 473) lebte er in Zürich. - Lit.: Pfarrerbuch 414.
5 Einer Beschwerdeschrift des Zürcher Rates an die am 5. Mai 1534 zusammengetretene


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6 et invidia causam aggravat, nihil in praesentiarum potuimus quam veniam precari errori alias non malitioso. Videntur autem citandi evocandique monachi sive per te 7 sive per decanum Ustrensem 8 aut per utrumque. Si affuerint, audient accusationis capita 9 . Si contempserint synodum, hoc magis gravabitur causa eorum.

Valeant in domino, qui Christo tecum fidunt ministri. Mementote ministerii vestri.

28. aprilis 1534.