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Autograph: Zürich StA, E II 340, 63r.-64r. (Siegelspur) Ungedruckt
Die Mönche von Rüti haben den Pfleger [Hans Kilchrat]in Zürich verklagt. Bei der Untersuchung fällt
dann die Klage dank Intrigen der Mönche auf die wehrlose Frau des Pflegers, die das üppige Leben der
Mönche kritisiert hat. Diese stehen aber bei der Obrigkeit in Gnade, und statt daß sie für ihr Vergehen
am Pfarrer von Wald [Martin Manhart]bestraft werden, wird nun der unschuldige Pfleger zur Rechenschaft
gezogen. Stumpf bittet um Bullingers Einflußnahme zugunsten des Pfarrers von Wald.Briefe_Vol_04_0105 arpa
Gratiam et pacem a deo patre et domino nostro Iesu Christo etc.
Lieber M. Heinrich und bruder. Uff die nechstverschinen 1 beschrybung 2 der münchen von Rütti 3 ist unsers bedunckens nüt anders gehandlet, dan wie man denn frommen pfleger 4 dannen thun 5 und die lieben herren mit eym andern versehen möchte, der irs mels were a 6 , dan sy den gutten man vor den rechenherren 7 hoch verklagt habend, und als man in solt dargegen hören, waß die zyt, uffzewüschen 8 .
Uber das habend unßer herren ein bottschafft heruff geschickt, alle handlung des pflegers zu erkonnen 9 . In mittler zyt aber habend die münch das felt beritten 10 , alle knecht, megt und hußgsyndt im closter dem frommen man ungeneigt gemacht und angericht, uber den pfleger zu klagen. Und als gemelt unser herren die münch und alles hußgsind verhort, habend si nüts anderst funden (als 11 ich verston), dan das er frommklich 12 und wol gehandlet habe, und kan sich niemand ab im klagen. Allein das wyb 13 hatt den schaden thon. Diewyl nun des pflegers wyblin das lob 14 Zürch 15 gehept, das es räß 16 sy, habend die lieben herren 17 vermeynt, destbaß mit irer klag zu schaffen 18, und hatt doch das arbeitselig 19 wyb keynen gwalt 20 im closter, ouch mit den münchen nützid zu schaffen. Aber unser herren sollend also die leckers buben 21 von eynem arbeitseligen wyb klagende hören und von eins wybs wegen bottschafft heruff schicken, und aber alle klag synodi der ertzbuben halb soll nüt beschüsßen 22 ! Also tüff steckend die schölmen im regimenth 23 mit iren gaben und durch ire jegery 24 .
Die fürnemist ursach aber, darumb sy ab dem wyb klagend, ist, das sy ungedultig 25 ist, wen die münch by dißer grosßen, erbermblichen thüwrin so ein grosßen huffen hund spyßend. Den lochhündlinen 26 muß man (so man
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sonst erbßen oder linßen kochet) eyner anderley muß kochen, mit ancken 27 überschütten und zu fresßen geben, mit grosßer ergerniß und verletzung aller frommen und armen gotteskinder. Ja das klagt das arm wyb. Iro gefalt nüts der lekers buben hußhalten, und redt inen zu zytten darin. Das truckt sy, und so man den luwren 28 folgen will, müeste man den pfleger endern 29 || 63v. an den man doch kein ander ursach weyßt, dan das er fromm und gottsforchtig und ein liebhaber der warheit ist. Den solt man endern von synes arbeitseligen wybs wegen und die schölmen in irer hury, jegery sitzen lasßen. O we des regiments! Gerat den münchen, das sy den frommen man hinweg bringend, so geschicht es allein darumb, das ettwo 30 ein gyttiger 31 , glysßender 32 füllbuch 33 herußkomme 34 , der der münchen lied singe. Dan so ist die glogg gegosßen 35 und die kettin gantz, die unß armen schryeren 36 mit der zyt den hals abziehen wirt. Es ist by vilen frommen lutten ein verwundern, das unser herren uber so vil christliche mandat, ordnung unnd reformation dise münch also in irem mutwillen lassend sitzen. Aber es treit 37 häßlin, wiltpret und ander gut ding! Die münch könnend nit genug rüemen, wie erlich 38 man si Zürch gehalten und zum Rüden 39 uß der masßenn früntlich tractirt habe. Am b heimgon habend sy ins closter inhin gesungen c . Ich hab gemeind, sy werind beschriben 40 , ir schalckheit und mißhandlung 41 am pfarer von Wald 42 begangen 43 zu verantworten d . Wir habend all uffgelugt 44 , wie man sy straffen und endren wurde. So ist ein nachgang 45 druß worden uff des pflegers, des bidermans, hußhalten, und die kugel uff
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das arbeitselig wyb gewaltzet 46 . Das hieß schelmenwerck verstrychen 47 an , dem schuldigen anfachen und am unschuldigen ußmachen etc. Es ist under der münchen parthy groß freud und jubel. Was es bedüt, weyß ich nit. Wir werdend bericht, die sach des pflegers halb solle für rat kommen, wenn aber, mag man nit wisßen 48 . Wir besorgend ubel, den dregg, so die münch geschisßen, müesße der from pfleger ußwüschen, wie es dan zu Zurch gern also gad.
Darumb, lieber her und bruder, sind umb gottes eer willen vermand und von unsertwegen gebetten, so vil uch müglich diß pracktic 49 abzugraben 50 , und wo ir gut, getrüw 51 wüsßent, by denen 52 arbeitten, lupffen 53 ob 54 , doch des tüffels wagen ein fart 55 umfiele. Thünt das best, das des pfarers handel von Wald nit verstrichen, sonder er ouch verhort werde. Ir wüsßent wol, wo ir ankeren söllend 56 , wir aber wissends nit, dan denen wir eynest 57 zulüffend, sind todt. Helffend und rattend, das unß diser from man || 64r. nit genommen werde. Es sind leider sonst zu vil blöder 58 houpter im Grüeniger ampt. Item ob ir möchtent wüsßen, wan man darin wölte handlen, ob es gut were, das der pfarer von Wald hinin 59 keme, mogend ir unß des by disem botten berichten.
Hiemit sind dem herren gott befolhen, der uch syner kilchen und unß armen zu gut langwirig 60 erhalten wolle. Habend kein verdruß ab mynem ungesaltznen schryben, dan der bott hatt mych glych nach mitternacht ab dem bett genommen.
Datum Bubicken, hüd zinstag ann morgen früe, 31. martii anno etc. 1534.
Hanns Stumpff,
pfarer zu Bubicken.
[Adresse auf der Rückseite:] An Meyster Heinrichen Bullinger, predicantenn zu Zürich