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Autograph: Zürich StA, E II 345, 3371 (Siegelspur) Ungedruckt
Frölich hätte schon eher geschrieben, aber es gab nichts Besonderes mitzuteilen. Auch jetzt
hat er nicht viel zu berichten, will aber den [Rats]boten [...] nicht ohne einen Brief gehen
lassen. — Kaiser [Karl V.]lagert mit seinen Italienern und Spaniern an einer schwer zugänglichen
Stelle, die zwischen einem Sumpfgebiet, Ingolstadt und der Donau liegt. Er wartet auf
die 3'000 niederländischen Kavalleristen und 15'000 Infanteristen, die bei Bingen den Rhein
überquerten. Bei Frankfurt werden die etwa 18'000 Fußsoldaten und 2 '000 Reiter der
[Schmalkaldener] ihnen den Weg versperren. — Das Heer unter Kurfürst [Johann Friedrich]
von Sachsen, Landgraf [Philipp] von Hessen und sieben anderen Fürsten liegt [nur] eine
halbe Meile vom Lager des Kaisers entfernt. Man will Wege aus Reisig und Holz [durch das
Sumpfland] bauen, um einen Angriff zu ermöglichen. — Täglich gibt es heftige Gefechte mitBriefe_Vol_17-383 arpa
Gefangenen und Toten. Die [Schmalkaldener] haben aber dabei weitaus größeren Erfolg.
— Am 29. August hat Sebastian Schertlin im Dorf (Gerolfing] 200 von über 1'000 Spaniern
getötet und den Papstfreund Alessandro Vitelli lebensgefährlich verletzt. Andere konnten
durch die Hilfe von [Ottavio Farnese], Herzog von Camerino, fliehen. Auf [schmalkaldischer
Seite] starben zwei Knechte [Melchior Rhau und Georg Bruch] sowie ein sächsischer Edelmann
[Christof von Bodenhausen]. Schertlins Hengst wurde tödlich getroffen. — Die kaiserlichen
deutschen Landsknechte hinterbringen den [Schmalkaldenern] die Angriffsabsichten
des Kaisers. Dieser ist ihnen gegenüber misstrauisch und lässt sie nicht an den Kämpfen
teilnehmen. — Weitere Nachrichten werden folgen. Bullinger soll für die [deutschen Protestanten]
beten. Sie erhalten überaus viel Zulauf und haben an die 9'000 Mann Kavallerie und
60'000 Mann Infanterie. —Beiliegend sendet Frölich ein Pasquill [von Sixt Birck]und den Eid
des Kaisers [mit dem dieser sich 1519 dem Reich gegenüber verpflichtet hatte]. Das Bündnis
zwischen Kaiser und Papst [Paul III.] kennt Bullinger ja schon. — Grüße. — Die Zürcher
Ratsherren sollen diese Mitteilungen auch erfahren. Wären Letztere bedeutend gewesen, hätte
der Augsburger Rat selbst darüber berichtet. — Gerade kommt Hans Vogler [d.Ä.] mit Bullingers
Brief [nicht erhalten] und der Cosmographia" [von Johannes Honter]. Herzlichen
Dank. —Bullinger wird wohl recht haben, wenn er sich entschlossen hat, seinen Lukaskommentar
[doch nicht den Augsburger Ratsherren, sondern Hans Welser allein] zu widmen. Um
Ambrosius [Blarer, der Welser verteidigt], nicht zu beleidigen, [hatte Frölich: sich über Welser
positiver geäußert], auch wenn er weiterhin der Meinung ist, dass Letzterer im Glauben
unbeständig und scheinheilig ist, und es somit fraglich ist, ob er im kommenden Jahr wieder
Bürgermeister wird. Allerdings wären auch die Augsburger Ratsherren einer Widmung nicht
würdiger gewesen, zumal es unter ihnen mit der einen oder anderen Ausnahme (Haller kann
dies bestätigen) an regierungsfähigen Männern von der Art eines [Lucius]Aemilius [Paullus]
und eines [Marcus Porcius] Cato völlig mangelt. Die Kaufleute verfolgen eben ihre Privatinteressen
... Im [Groß]rat jedoch finden sich viele integre, wenn auch ungebildete Männer.
— Wegen der grassierenden Klage, dass die Hilfeleistung der Eidgenossen ungenügend sei,
senden die Bürgermeister [Georg Herwart und Simprecht Hoser] im Namen des Augsburger
Rats eine Entschuldigung an den Rat von Zürich. Damit bekunden sie, dass man im Gegenteil
mit den Eidgenossen sehr zufrieden ist. Auf die Anfrage der Zürcher bezeugen sie ferner, dass
viele Söldner aus den Neun Orten den (Schmalkaldenern und nicht dem Kaiser] zugezogen
sind. — Im kaiserlichen Lager betrauert man drei am Sonntag (29. August] erschossene Italiener
oder Spanier. Die [Schmalkaldener] hatten vor, heute anzugreifen. Darüber wird Frölich
wohl morgen mehr erfahren. — Hans Wilpert Zoller wurde vor drei oder vier Wochen
durch seinen Leutnant [...] verwundet, ist aber schon nach vier Tagen wieder genesen.
—Musso [Gian Giacomo de' Medici]wird auch in [Deutschland]auf ebenbürtige Widersacher
stoßen! Schertlin erweist sich als sehr nützlich. — Gestern hat Hauptmann [Balthasar Füger]
mit 60 Mann einen Vorstoß aus der Klause Ehrenberg gemacht und die 200 vor dem Schloss
liegenden Italiener verjagt. — Größe an [Anna, geb. Adlischwyler], an die Kinder, die Bürgermeister
[Johannes Haab und Hans Rudolf Lavater], an den Stadtschreiber [Hans Escher
vom Luchs] und [Rudolf] Gwalther.
Gnad unnd friede von gott. Fürgeliebtister herr unnd bruder, ich kan eur
verlanngen nach meinen brieffen leichtlich abnemen 2 , unnd bets so lanng nit
verzogen, wa 3 schrybenwirdigs verhanden gewesen. Unnd wiewol noch wenig
verhannden, hab ich doch diesen aigen botten 4 nit leer zu euch komen
wollen lassen.Briefe_Vol_17-384 arpa
Der keyser 5 mit seinen Walhen 6 unnd Hispaniern hat sich bei Ingolstat inn ein vortail 7 gelegt. 8 Ist ain moß 9 hinder ime, die stat vor ime unnd die Thunaw 10 an der seitten, allso das nit wol zw ime zu kumen. So will er nit schlahen 11 sonnder warttet 12 auff den niderlendischen hauffen. Der soll sein 3'000 pferde unnd 15'000 zw fueß, welche glichwol 13 uber Rein unnder 14 Menntz bei Bingen komen 15 . Denen werden die unnsern, dem auch bis inn 18'000 zw fueß unnd 2'000 zw roß nit ferr von Franckfurt liegen, 16 underston den zug ze wehren oder sich mit ine zu schlagen.
Unnser gewaltiger hauff, darinn der churfürst zw Saxen 17 , der landgraf zw Hessen 18 unnd annder 7 deutsch fürsten persönlich sind, liegen ain halbe meil 19 von des kaisers geleger. Verhoffen, mit reißig unnd holtz wege ze machen, darüber sie den feynnd mögen haimsuchen.
Es tragen sich täglich grosse scharmutz! gegen ainander zw. Werden zw beden tailn viel gefanngen unnd umbracht. Aber (gott lobe) haben die unnsern noch kainen sonndern schaden genumen, sonnder allmal dreimal so viel als der feynndt ußgericht.
Auff 29. augusti hat herr S[ebastian] Schertlin sampt anndern ob 20 1'000 Spanier inn aim dorff 21 funden, darunnder sie ob 200 erlegt. Die anndern synnd entrunnen, uß ursach das ine ir oberster duco de Chamerin 22 mit
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1,000 zu hilff komen. Inn diesem scharmutz ist Alexander Vitello 23 , des babsts 24 freund ainer, bis 25 uffn todt geschossen. Den unnsern seien zwien knecht 26 dahinden a plieben unnd ain saxischer edlman 27 , desglychen dem herr Schertlin sein henngst geschossen worden.
Die Teutschen uffs fynndts seitten empieten den unnsern frei rund zw 28 . Were ine möglich, sie wollten zw unns fallen, etc. Darumb trawt me der k[aiser] nit. Lasst sie auch weder uff scharmutz noch inn annder wege 29 uß seinem geleger.
Was sich ferner fuegt 30 , thu ich euch schreyben. Bittend gott hertzlich fur unns. Yederman ist getrösst unnd vertrawt gott unnd der gerechten guten sach. Wir haben ain übermaß von volkh. 31 Ist ain sollicher zulauf an allen ortten, das es kain mensch ||337v. glaubt het. Meins erachtens synnd unnsers tails ob 9'000 zw roß unnd bis inn 60 tausent zw fueß. Unnd gefallt mir am allerbassten, das niemand uff diese, sonnder uff gottis macht bawet unnd traut.
Hiemit ainen pasquillum 32 unnd des keysers aide 33 . Die bundtnus mit dem babst 34 habt vorhin.
Grüesst mir all liebe herrn unnd bruder.
Wollend diese geschicht meinen gunnstigen herrn vom rat 35 auch kundt thon. Myne herrn 36 hetten me gern selbs geschriben, da ichzit 37 besonnders geschehen were. 38
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Gleich wie ich bishere geschrieben, ist herr Hanns Vogler mit eurm mir allerangenembsten briefen kumen. 39 Sage euch der zugesanndten coßmographi 40 unnd annders fleissigen dannckh. Ich weiß es nit zu verglichen 41 . Will aber ain fromer, trewer bruder sein, so viel gott (darumb ich bitt)"gnad verleiht.
Prudenter scribis de mutatione consilii dedicationem Luce tui attingentis. 42 Nisi vero metuerem optimum virum Ambrosium 43 nostrum offendi per hoc posse, persisterem omnino in sententia priore. Nam vir ille, de quo mentio est, multis argumentis prodit suam in religione hipocrisim. Ipsum autem inconstantissimum esse, tota nostra urbs testatur, adeo ut multi dubitent, num futuro anno consulatum aditurus sit. Nihilominus tamen tecum sentio. Perge igitur cum instituto. Nollem te scire, quam egeni hic simus virorum ad res gubernandas habiliurn c . Mercatorum nil nisi privata curantium apud nos ingens numerus est. Dominus singulari benignitate hanc civitatem conservat. Disquire semel ex Hallero, fratre iucundissimo, quot Aemilios 44 et Cathones 45 habeamus. Disquire, inquam, quot literarum amatores ex magnatibus. Vix monstrabit duos. Ego, sic me deus amet, vix unicum novi! Reliqui omnes indigni sunt, quibus tua sacrosancta dedicentur. Senatui autem nostro, in quo illiterati atque innocentes multi sunt, nihil detraxerim.
Ich hab meinen herrn gnugsam angezeigt, was böser reden von den loblichen Eydtgnossen sollen ußgossen werden, wiewol ich by gutem glauben von keinem menschen ye gehört, der sich ob inen beclagt, als thetend sie nit alles guts by unns. Desglichen meinen herrn auch verwundert, wer solche wort ußschütt. Darumb schriben sie hiemit eurn herrn 46 unnd entschuldigen
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sich, beloben 47 me auch ir getrewe furdrung 48 , das die 9 ort wider unns nit, sonnder ettlich viel uß inen unns zuzogen synnd, 49 als euch on zwyffl die herrn burgermeister 50 sollichs nit verhalden werdind. 338r.
|| Es sollen drei furneme Welsch oder Spanier 51 am sontag 52 durch die unnsern erschossen syn, von dem wegen in des keisers geleger groß traum ist. Die unsern haben heut wollen dem kaiser inn sein leger fallen. 53 Wie es ergangen, kan ich nit wissen. Wills aber, ob gott will, morgen erfaren.
Hanns Hilpert Zoller ist vor 3 oder schier 54 4 wuchen ein wenig durch syn loitenant 55 gestochen worden, daran er nit uber 4 tag gelegen unnd zu stunnd an wider uffrecht worden. Waiß auch nit anders, dann das er frisch unnd gesundt sei. Er wurdt yetzt sehen, das me sein lebenlang erfrewen wurdt.
Der von Muß 56 mit seinen welschen lissten wurdt des orts auch lewt fynnden. 57 Unnser Schertlin erzaigt sich uß den gnaden gottis zum aller furstendigsten 58 .
Gestert 59 ist unnser hauptman 60 uff Ernberger Clausen mit 60 mannen ußgefallen 61 unnd hat wol 200 Walhen, die vor dem schloß gelegen, verjagt unnd im viel darunnder erstochen. Gott hat bishere wol bei diesem werckh gewirckt. Der wurdts on zwyfel zum bessten ennden. Amen.
Gruesst mir wyb 62 unnd kynnd 63 , die herren burgermaister 64 . stattschriber 65 unnd minen Gvaltherum. Eilend, 2. septembris 1546.
Tuus ex animo G. Laetus, etc.
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[Adresse auf der Rückseite:] Herrn Hennrichen Bullinger, vorgeern 66 der kirchen Zurch, meinem geliebten herren unnd bruder, zu hannden 67 . Zurch.