Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[1339]

Johannes Zwick an
Bullinger
[Konstanz],
17. Dezember 1539

Autograph: Zürich StA, E II 364, 62 (Siegelspur) Ungedruckt

Freut sich, daß Bullinger gesund ist, und wünscht John Butler gute Besserung. Ambrosius [Blarer] wird [aus Augsburg] zurückerwartet. Zwick blickt mit Bangen dem Bericht der Gesandten über den Bundestag [in Arnstadt] entgegen; man hört von bedenklichen Plänen der Konstanzer, sich mit den Eidgenossen -auch mit jenen, die der Reformation feindlich gesinnt sind - zu verbünden. Grüße.

S. De valitudine tua gaudeo 1 , quam dominus sua bonitate diuturnam faciat. De morbo Io[annis]Buttleri 2 graviter sum affectus; semper enim michi visus est animo in deum esse integerrimo. Hinc precor, ut restitutus sit.

Ambrosius adhuc non rediit, sed est in itinere 3 ; comitentur illum boni angeli dei.

dk iudex zuerst gestrichen, dann über der Zeile wiederholt.
dl in der Vorlage sentis (falsch korrigiert aus sentiamus).
dm Links neben den Namen eine gestrichene, unlesbare Notiz.
17 Vgl. Mt 25, 41.
18 Vgl. Ps 65, 12 (Vulg.); Jer 6, 16.
l Zwick antwortet offenbar auf einen nicht
erhaltenen Brief Bullingers.
2 John Butler war im Herbst, bereits krank, vor der Pest in Basel nach Zürich zu Pellikan geflohen; vgl. Pellikan, Chronikon 149.
3 Ambrosius Blarer hatte Augsburg um den 6. Dezember verlassen, hielt sich jedoch noch mehrere Wochen im Allgäu auf; s. Roth II 449 und 469f, Anm. 98; Blarer BW II 39. 42f.


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Utinam, utinam, utinam comitia 4 non abeant in vitia; sic tecum clamo ad dominum 5 . Expectamus nunc, quid allaturi sint legati 6 . Sed, o frater, licetne aliquid in sinum tuum effundere? Aiunt nostros a , hoc est Constantienses, nescio quid societatis ambire cum vestris 7 ; iam vero vestros non intelligo eos tantum b , qui religioni nostrae dederunt nomina, sed qui tantum non coniurati sunt in religionis nostrae perditionem. O meo iuditio lubrica consilia, o vanam fidutiam!

Vale, mi frater, et me ama.

17. decembris 1539.

Tuus Io. Zvick.

Uxorem 8 , liberos 9 , matrem 10 , fratres optimos saluta.

[Adresse auf der Rückseite:] Domino Hainricho Bullingero, pastori Tigurino, fratri observando. Zurch.

a Endung undeutlich korrigiert.
b tantum am Rande nachgetragen.
4 Gemeint ist der Schmalkaldische Bundestag in Arnstadt, der auf den 19. November ausgeschrieben war und dessen Abschied vom 10. Dezember datiert; s. PC II 645-656; Georg Mentz, Johann Friedrich der Großmütige, Bd. II, Jena 1908, S. 197-212.
5 Zwicks Befürchtungen bezogen sich wohl vor allem auf die Verhandlungen über ein Religionsgespräch, dem Konstanz ablehnend gegenüberstand; vgl. die Instruktion vom 5. November im Stadtarchiv Konstanz, Ref. A. 18, Nr. 121.
6 Felix von Schwarzach und Joachim Maler, s. ebd. sowie Wolfgang Dobras, Ratsregiment, Sittenpolizei und Kirchenzucht in der Reichsstadt Konstanz 1531-1548. Ein Beitrag zur Geschichte
der oberdeutsch-schweizerischen Reformation, Gütersloh 1993. —QFRG 59, S. 70 und 85f.
7 Zwick spielt auf die Bestrebungen der Konstanzer "Heimlichen" an, die katholischen Orte der Innerschweiz für einen Anschluß von Konstanz an die Eidgenossenschaft zu gewinnen, nachdem Zürich und Bern bereits positiv reagiert hatten; vgl. Moeller, Zwick 226-228; Martin Burkhardt, Wolfgang Dobras, Wolfgang Zimmermann, Konstanz in der frühen Neuzeit. Reformation - Verlust der Reichsfreiheit - Österreichische Zeit, Konstanz 1991. — Geschichte der Stadt Konstanz 3, S. 116-119.
8 Anna, geb. Adlischwyler.
9 Siehe oben Nr. 1217, Anm. 46, und Nr. 1277, Anm. 17.
10 Anna, geb. Wiederkehr.