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Autograph: Zürich StA, E II 357a, 690f (Siegeifragment) Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 501-503, Nr. 1341
Da Bullinger alle Briefe Blarers empfangen hat, ist ja alles gut. Beiliegend ein vor zwei Tagen
eingetroffener Brief [Georg] Frölichs an Blarer. Ein ähnliches Schreiben wurde auch dem
Konstanzer Rat gesandt. — Die Konstanzer haben 150 Männer nach Lindau geschickt, wo sich
diese weiteren 150 bis 200 [Lindauern]anschließen werden und mit anderen die BewachungBriefe_Vol_17-412 arpa
der Klause Ehrenberg sicherstellen sollen. — Viele betrachten die verheerenden Blitzeinschläge
in Mechelen und zuvor schon [im Königreich]Neapel als ganz schlechtes Omen für
Kaiser [Karl V] und Papst [Paul III.]. Wer würde angesichts dessen nicht eine baldige
Befreiung der Kirche für wahrscheinlich halten? — Das niederländische Heer wurde aufgelöst
oder abgehalten, sich mit dem Heer des Kaisers zu vereinigen. —[König] Ferdinand hat sich
schon mehr als einmal als Feind [der Schmalkaldener] entpuppt. — Ehe Blarer seinen letzten
Brief [Nr. 2558]abfasste, konnte er einige Stellen von Bullingers [Lukas]kommentar ansehen
und sich dabei an der Würdigung Luthers durch Bullinger sehr erfreuen. Kürzlich hat er
[Hans] Welser über die an diesen gerichtete Widmung [in Bullingers Lukaskommentar] geschrieben.
Welser wird sich bestimmt darüber freuen, auch wenn er kein Latein versteht.
—Blarer empfiehlt [Hans]Schöner. —Da [der Krieg]Bullinger offensichtlich sehr beschäftigt,
würde Blarer diesen gerne öfter mit Nachrichten versehen; nur steht ihm manchmal kein Bote
zur Verfügung, dann fehlt ihm wieder die Zeit dazu, oder gibt es nichts Mitteilenswertes. — Es
sollen immer mehr italienische [Truppen vor der Klause Ehrenberg] zusammenkommen. Die
[Schmalkaldener] werden jedoch diese davon abhalten, sich den Truppen des Kaisers anzuschließen.
— Die Auswirkungen des Tages zu Aarau muss man Gott überlassen. — Blarer freut
sich [aber] über den guten Willen, den die Eidgenossen den Schmalkaldenern gegenüber
bekunden. — Er wird Bullinger weiterhin über die Kriegsentwicklung informieren. — Der [Rat
von]Augsburg hat Konstanz und wohl auch Zürich um die Entsendung von Predigern gebeten.
Am Vortag verordnete man [Johannes]Schnell nach Sonthofen im Allgäu sowie Johannes Jung
nach Leutkirch, wo [Johannes] Fabri lange für Irrlehren gesorgt hat. Der dritte Prediger
[Martin Wetzler] begleitet nun die [nach Lindau] entsandten Soldaten. — Soeben erfuhr der
Rat, dass die [Schmalkaldener] die Klause Ehrenberg aufgegeben haben! Genaueres darüber
weiß man nicht. Wie bestürzend! — Auch [Maximilian von Egmont, Graf von] Büren, konnte
mit 7'000 Reitern und 20000 Fußsoldaten den Main ungehindert überqueren und kann nun
zum Kaiser gelangen! Dieser hält sich verschanzt und wartet auf Büren. Blarer wusste es ja:
[Die Schmalkaldener] müssen zuerst noch etwas durchmachen, ehe Gott ihre Feinde bestrafen
wird! —König [Ferdinand] wollte den Böhmen eine vierjährige Steuer auf Hab und Gut zur
Finanzierung des Kriegs auferlegen. Sie lehnten dies ab mit der Begründung, dass der Krieg
sie nicht betreffe. Als Ferdinand die Gesandten gefangen nehmen ließ, kam es in Prag zum
Aufstand, was den König dazu bewog, die Verhafteten wieder freizulassen. —Bullinger wird all
dies wohl schon aus den Briefen des [Konstanzer Rats] an den [Zürcher Rat]erfahren haben.
Fest steht, dass Gott uns das ewige Leben schenken wird!
S. Bene vero habet, mi observande Bullingere, postquam meas omnes accepisti. 2 Nunc mitto, que Laetus 3 nudius tertius ad me dedit 4 queque ad nostrum etiam senatum scripta sunt.
Hodie ex nostris missi sunt 150 selecti milites 5 Lindavium, ubi totidem aut forte 200 addentur, qui cum aliis nonnullis 6 apud castrum Erenfels 7 advigilabunt, ne periculum ex faucibus istis accidat.
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Fulminum terrifica vis hoc magis a multis in malum omen caesaris 8 et pontificis 9 rapitur, quod non pridem ante ista, quae Mechlinae acciderunt, 10 nihilo clementiora Neapolis accidisse 11 certo affirmentur, ut nihil dubitent ista hostibus nostris extrema portendere. Quibus quis, obsecro, vel mediocriter bonus vir non omnibus digitis subscribat vota etiam faciens, ut de malis tam plusquam gravissimis ecclesia Christi quamprimum vindicetur?
Belgicus exercitus 12 a nostris vel fundetur vel certe prohibebitur, quominus caesari auxiliari queat.
Ferdinandus 13 non uno solum argumento 14 se hostem nostrum declaravit. Nemo enim fictam personam diu sustinet. 15
Commentarios tuos 16 in uno atque altero loco diligenter satis inspexeram, antequam proximas 17 scriberem, 18 ubi etiam candorem tuum valde sum exosculatus, quo Martino Luthero se plane dignum testimonium tulisti. 19 Scripsi nuper Welsero 20 de tua dedicatione, 21 nec dubito, quin gratum illi feceris, quantumvis non intelligat Latine. 22
Schönerum 23 tibi commendo.
Ego tibi et multa et diligenti scriptione lubentissime gratificarer, quum praesertim te videam ea re 24 tantopere capi; sed interim tabellariis, interim tempore, aliquando etiam argumento deficior. Boni igitur consules, quicquid id erit, quod accipies.
Italos magis atque magis agglomerari 25 audimus, sed fortiter obstabunt nostri, quominus caesaris copiis iungantur.
Was in mir dann vom tag zu Arow geschriben haben, 26 muß man gott bevelchen.
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Das so vyl gutz hertzens der eweren 27 gegen den unseren 28 ist, des lob ich gott von hertzen. 29 Hoff, es solle unß zu baiden taeien zu gutem kommen, so man mitt truwen ainander maint und zusamen setzt 30 .
Ubi primum vel laetum vel triste nuncium de belli successu accepero, curabo, ut mox resciscas.
Scribunt Augustani nostris 31 , puto etiam vestris 32 , ut, si evangelii praecones habeant, quibus aliquamdiu carere possint, illuc mittant. Nos hodie tertium 33 abmandavimus cum nostris militibus 34 ; heri seniorem Velocianum 35 in Algoiam, ubi officium faciet apud insignem pagum Sunthofen 36 ; praeterea Ioannes Iungius 37 opido Lukirch 38 , quod Faber 39 suis impiis artibus diu dementavit, Christi evangelium uno aut altero mense ministrabit. 691
|| Yetzund sind meinen herren zeytung kommen, das die unsern die Clausß verlassen haben. 40 Wie es zugangen seye, ob es ausß zwang des finds
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oder sunst beschechen, wartet man erst zu vernemmen. Ach gott, man hat liederlich 41 zu der sach thon! Die Clauss ist gar nitt der notturfft nach 42 besetzt gewesen.
So ist der von Püren 43 uber den Men 44 und mag yetz zum kaiser kommen unverhindert. Ist in 7'000 starck zu rosß und wol 20'000 zu fusß. So hat sich der kaiser ingelegt 45 , das im die unsern nitt zu können. Wirt des von Peuren erwarten, als 47 er wol kan. Aber allso soll es sein; ich habs warlich allweg 48 geacht und gesagt: wir müssend in sack 49 und ob 50 diser sach lyden! Aber doch wurt gott sein grosse macht entlich 51 an den finden beweysen und ehr inlegen. 52 Dem wellen wirs bevelchen. Es musß der rum des sygs sein 53 sein, wie billich. Im seye lob und preyß in ewigkait! 54 Müssend unser vyl drob 55 zegrund gohn, ey, so wirt er dapferhertz und gaist geben, das wirs rytterlich uberwynden, gen himel fliegend 56 und unsere find naher sechen lassend 57 .
Der könig 58 hat den Behemen 59 ain vierjerigen schatzung 60 ufflegen wellen auff all ir hab und gut, ligends 61 und farends 62 , zu underhaltung diß kriegs. Aber sy habends abgeschlagen und bottschafft zu ime geschickt, diewyl der krieg sy nichts belange, könen sy in sölich beschwerd nitt bewilligen. Daruff er die gesandten misshandlet und in fenknusß 63 gelegt. Derhalb die von Prag uffgewesen 64 Habend sy mitt gwalt wellen ledig 65 machen. Welchs da der konig gemerckt, hat er sy selbs widerum ledig geben. 66
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Aber von disem allem ist nitt not zeschriben, dann 67 mine herren die ewern des schon durch aigen botten bericht haben. 68 Bitten gott ernstlich und trulich für unß und sine kirchen. Des dorffen 69 wir wol! Es steht aber recht; wir müssend uff die prob. 70 Der ist starck, der unß bysteht. 71 Darum frysch uff und dran! Es gilt das ewig leben.
Datum 7. septembris.
[Ohne Unterschrift].
[Adresse auf f. [691a]v.:] Bullingero suo. Tiguri. 72