[2562]
Autograph: St. Gallen Kantonsbibliothek (Vadiana), Ms 35 (VBS VI), 191 r./v. (Siegelspur) Teildruck und zusammenfassende Übersetzung: Blarer BW II 500f, Nr. 1340
Bullinger hat Blarers Brief [Nr. 2546] erhalten und glaubte, dass Blarer dies seinem Brief
[Nr. 2556] entnommen hatte. Nun ist ja alles gut, da Blarer in seinem Brief [Nr. 2558] den
Empfang von Bullingers [letztem]Brief bestätigt, und auch Bullinger Blarers Briefe empfangen
hat. — Gerne hat Bullinger die [in Blarers Brief Nr. 2558 übermittelten]Neuigkeiten von
[Hans] Welser gelesen. Mittlerweile hat er auch eine Schrift über den vernichtenden Blitzeinschlag
von Mechelen erhalten. Möge dies ein Zeichen für das Schicksal des Kaisers [Karl V.]
und der papistischen Religion sein! — Der Kaiser zieht hin und her, um ein Gefecht zu vermeiden.
Wenn man ihn nur ergreifen würde! Bullinger hat gehört, dass bei Ingolstadt ein
Gefecht für die [Schmalkaldener]unblutig ausging. Möge Gott dem guten Anfang ein besseres
Ende verleihen! — Es wäre gut, wenn man verhindern könnte, dass sich das Heer [unter
Maximilian von Egmonts Führung] dem kaiserlichen Lager anschließt. Blarer wird sehen,
dass die Pläne des Kaisers scheitern werden und allen Feinden ein sehr [schlechtes] Ende
beschieden sein wird! —Angeblich sind 12'000 Italiener auf dem Weg nach Deutschland. Man
muss aufpassen, dass sie nicht die Pässe und die Klause Ehrenberg besetzen, um so die Städte
im alemannischen Raum angreifen zu können und eine Aufteilung des [schmalkaldischen]
Heeres verursachen. —Bullinger hat alle die [von Blarer erwähnten]Schriften gesehen, außer
das Gesprech des Teütschen Lands und der Hoffnung" und die Abhandlung "Ursachen
— Dass [König] Ferdinand den [Schmalkaldenern]feindlich gesinnt ist, stimmt natürlich! Es
gilt aber, sich ihm gegenüber so lange wie möglich klug zu verstellen. — Blarer konnte Bullingers
[Lukas]kommentar ja noch gar nicht lesen, so dass sein Lob allein seiner Zuneigung
zuzuschreiben ist! Wenn er zur Lektüre kommt, soll er allfällige Kritik mitteilen. Wenn nicht,
soll er wissen, dass er sich nur schon durch seine zuverlässigen Berichte verdient macht. Was
[Hans] Schöner betrifft, so braucht Blarer nicht zu danken, da Bullinger sich seiner kaum
anzunehmen vermag. — An der Tagsatzung zu Aarau wurde wenig ausgerichtet. Die Berner
schlugen vor, in die [drei katholischen Orte Uri, Schwyz und Unterwalden]Boten zu schicken,
um diese über die genauen Kriegsursachen aufzuklären. Doch angesichts deren zunehmender
Abneigung gegen den [protestantischen] Glauben ist es fraglich, ob solch eine Gesandtschaft
überhaupt sinnvoll wäre. Man beschloss außerdem, den Papst [Paul III.]und den Kaiser nicht
mit einer schönen Antwort zu würdigen. — Wenn [die Schmalkaldener] von den Stadt[kantonen]
noch 12'000 bis 16'000 Söldner bräuchten, würden sie diese bestimmt erhalten, wenn sie
im Durchschnitt einem Hauptmann 50, einem Leutnant 40, einem Fähnrich 25 bis 30 und
einem gewöhnlichen Söldner fünf oder sechs Gulden anbieten würden. Dies stellt eine geringere
Entlohnung dar, als man von Frankreich verlangen würde, zumal die AngelegenheitBriefe_Vol_17-389 arpa
schließlich auch die [protestantischen Eidgenossen] betrifft. Es ist klar, dass Bullinger hier
nur eine Vermutung äußert und nichts verspricht. Sicher ist allerdings, dass die [protestantischen
Stadtkantone] den [Schmalkaldenern] sehr gewogen sind! — Blarer möge Bullinger in
jedem Fall über Neuigkeiten informieren. Gruße. — Dieser Tage schickt Bullinger Welser mit
einem Brief [nicht erhalten] ein Exemplar [seines Lukaskommentars]. Blarer soll ihn dann
Welser schriftlich empfehlen. Von Letzterem erwartet Bullinger nur Standhaftigkeit im Glauben.
S. D. Recepi a chirurgo 1 tuas 2 , ac te, amice et frater charissime, id ex meis 3 intellexisse putavi. Sed bene habet; in fine enim literarum 4 significas te accepisse omnes, et ego vicissim tuas omnes accepi. 5
Welseri nostri nova 6 libenter legi. Interim et de attacta fulmine Mechlina libellum impressum ut folium accepi. 7 Mira profecto dei iudicia! 8 Utinam prognostico quodam significant dominus, quid facturus sit caesari 9 et papisticae religioni! Lego enim nullum templum intactum mansisse!
Caesar, ut detrectet certamen et pugnam, in hunc modum iam huc, iam illuc se confert. Utinam apprehendatur tandem! Certamen ad Ingoistadium commissum libenter audivi nostris fuisse incruentum 10 . Faxit dominus, ut bono principio melior finis respondeat! 11 Video nostros alacres esse et vigilantes.
Si Belgicus exercitus 12 prohiberi potent, quominus caesaris castris coniungatur, bene habebit res. Videbis et multa consilia caesaris perire et plurimum omnibus nostris male a decedere adversariis.
Fama rursus est Italorum 12'000 b13 festinare in Germaniam. Vigilate, obsecro, ne forte occupatis faucibus et recuperato castro Eerenfels 14 novus iste
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exercitus illac transeat et urbes invadat Almannicas 15 cogatque dividere exercitum iunctum c16 .
"Quaerelam Germaniae"7 nondum vidi, neque vidi "Cur receperint rehgionem hanc nostri nolintque communicare cum consilio Tridentino". 18 Reliquos 19 vidi.
Non est, quod dubitetis de inimicitia Ferdinandi. 20 Est profecto hostis vester. Prudenter autem dissimulatis; 21 utinam liceat diu!
Commentarios meos 22 nondum inspicere potuisti. 23 Laudem ergo amori tribuo, quam predicas. Lege, ubi vacat, deinde si quid reprehensione dignum iudicaris, indica. Annon plurimum mihi gratificaris, qui toties et tam diligenter iam multo tempore et nunc praesertim scribis; res est mihi iucundissima. Perge sic et abunde satis rependisti mea in te officia et dona, 24 quae sane exigua sunt. Nec Schönero 25 quicquid praesto humanitatis. Raro illum video. Nam mea negotia prohibent d .
Zu Aarow verganges tags 26 ist nut sunders gehandlet, onet 27 daß Bern gewöllt, für die gmeinden ||191v. in die Läender 28 botten schicken, sy ze berichten, wie sich der krieg erhept, etc. 29 Diewyl aber die Lender ye länger ye verherter 30 in irem unglouben werdent, etc., weiß ich nitt, ob ützid 31 uß dem schicken wirt. Sunst 32 wirt man dem bapst 33 und keyser nitt vil guts bescheidts gäben. 34
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Ich acht 35 , vertruws üch in gutem, wenn ir bedörfftend 12'000 oder 16'000 mann und die begärtend, einem houptman gäbind 50 gl. 36 , lütinampt 37 40, fenrych 30 oder 25, einem gemeinen knächt 5 oder 6 gl. durch und durch 38 , ir wurdint nitt unwillig lüt finden, und das vilicht die Stett 39 selbs schicken wurdint, so es nodt thät. Und wurde man dorumb nitt so schwerr 40 söld wie in Franckrych forderen, daß 41 die sach ouch uns betrifft und jeder das sin ouch darzu setzen wurde. Ego haec ex coniecturis scribo et ex iis, quae audio; nihil certi promitto. Das ist aber gewüß, daß der unsern 42 hertz gantz und gut gen wch ist, etc. 43
Ich bitt, ob 44 güte bottschafft heruff käm, ir wöllind mich eigentlich wie allwäg 45 berichten. Also 46 wenn böß (daß gott wend 47 ) e ouch käm. Gott mitt üch!
His diebus mittam d. Welsero librum 48 et literas 49 . Quaeso, commenda me ei, ubi ei scripseris. Nil ab eo postulo, quam ut firmus sit in vera religione.
Tiguri, 3. septembris 1546.
Bullingerus.
[Adresse darunter:] f [Dem hoc]h und wolgelerten [Ambr]osien Blaureren [predicanten z]ü Constantz si[nem fürgeliepte]n herren. g