Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2542]

Ambrosius Blarer
an Bullinger
[Konstanz,
kurz vor
22. August 1546]

Autograph: Zürich StA, E II 357a, 633 (ohne Siegel) Druck: Blarer BW II 492f, Nr. 1332

300 Spanier, die auf dem Weg nach Ingolstadt waren, wurden von [schmalkaldischen]Reitern aufgespürt und flüchteten sich in eine Kirche, wo sie wohl ihr Ende finden werden. [Francesco]

d In der Vorlage prosterenden.
32 Die Reichsstädte Leutkirch und Wangen im Allgäu (beide Lkr. Ravensburg). — Am 29. August und am 27. September 1546 lieh Leutkirch dem Bund 1'000 bzw. 500 Gulden; s. PC IV/2 1137, Anm. 3; Zürich StA, A 177, Nr. 29 (Rat von Konstanz an den Rat von Zürich, 27. August). Wangen seinerseits lieh am 28. August 1546 1'000 Gulden; s. Gerber, Kriegsrechnungen I 62.
33 Die Schmalkaldener.
34 Vonseiten dieser Ortschaften.
35 Treue geloben.
36 Weingarten (Lkr. Ravensburg); s. Gerwig Blarer BA I 573, Nr. 798f.
37 Aus Nr. 2538,32-34, und Nr. 2548,118— 121, geht hervor, dass hier eine Anspielung auf die in Nr. 2538, Anm. 39, erwähnte Zurückweisung des schmalkaldischen Gesandten durch den Kaiser vorliegt. Dieser drängte damals dem Gesandten seine auf den 20. Juli datierte "Absage"(Kriegserklärung; s. SI VII s.v. absagen) auf; s. Nr. 2548, Anm. 79.
38 München.
39 Wilhelm IV. von Bayern.
40 Vorliegendes nur auf einer Seite beschriebene Blatt wurde von Vogler wie ein abzuschickender Brief zusammengefaltet (die Faltung stimmt übrigens nicht mit der seines kurz zuvor verfassten Briefes Nr. 2531 überein). Der Schreiber aber brachte darauf weder Adresse noch Siegel an. Weil Bullinger in seinem Brief vom 24. August Vadian mitteilte, alles, was Letzterer Vogler anvertraut hatte, erhalten zu haben (s. Nr. 2544), und da ferner eine falsche Datierung von Bullingers Brief angesichts der darin übermittelten Nachrichten auszuschließen ist, wird Vogler sich aus unbekannten Gründen kurz nach Abfassung des vorliegenden Schreibens entschlossen haben, nach Zürich zurückzukehren. Demzufolge wird er seinen Brief persönlich überbracht haben.
1 Das Datum ergibt sich aus der Angabe, dass die schmalkaldischen Truppen Ingolstadt belagert hätten (Z. 7f) sowie aus


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di Castellalto führt Kaiser [Karl V.I 4 '000 Mann aus dem Etsch[tal] zu. Dänemark und die Hansestädte haben Groningen in Friesland umzingelt. Die [schmalkaldischen Truppen] belagern Ingolstadt, wo sich etliche kaiserliche Fähnlein befinden. Der bayerische Adel will neutral bleiben. [Der Schmalkaldische Bund] hat eine Gesandtschaft nach Nürnberg abgefertigt, die nicht vom Geheimen Rat, sondern vom Großen Rat gehört werden wollte. Auf die Nachfrage, zu welcher Seite [Nürnberg] halte, versicherte ihr [der Rat], dass er den [Bund] unterstützen würde, dass man ihn also in Ruhe lassen solle. Die Gesandtschaft, die dem Rat zu verstehen gab, dass sie über die Zuneigung der Stadtbevölkerung dem Bunde gegenüber bestens informiert ist, forderte aber eine klare Antwort, über die Blarer noch nichts weiß. Die deutschen Truppen des kaiserlichen Heeres liegen bei Landshut, die [italienischen und spanischen] bei Moosburg [an der Isar].

300 Spanyer habend uff Ingoldstad gewelt. Sind aber den unsern 2 verkuntschafft 3 worden und ettlichen raisigen 4 der unseren in ain kirchen entrunnen. Da sind sy belegert. Wirt ir kirchhof 5 sein. 6

Der Kastelalter 7 fürt ausß der Etsch dem kaiser 8 4'000 mann zu. 9 Dennmarckt und die handstett 10 habend Grieningen 11 im Friesland belegert. 12

Die unsern haben yetz Yngoldstat belegert, darinn ettlich kaiserische fennlin seind. 13 Der payerisch adel will unverderbt sin 14 .

Die unseren haben ir bottschafft zu Nürenberg gehapt. 15 Und wie 16 die 6 gehaimen herren sy verhören wellen, haben sy fur ain gantzen rath begert; das inen gestattet. Allso wie sy ain wissen begert ze haben, wesß und zu wem sy 17 sich halten wellen, haben sy 18 sich empotten, inen 19 nach all irem

der Beobachtung, dass Blarer noch nichts über den am 19. August erfolgten Abbruch dieser Belagerung wusste. Erst am 23. konnte der Konstanzer Rat den Zürcher Rat davon benachrichtigen (Zürich StA, A 177, Nr. 27).
2 den Schmalkaldenern.
3 angezeigt.
4 Kavalleristen.
5 Friedhof.
6 Schertlin berichtet über diese Spanier, nicht aber von einer etwaigen Belagerung oder Tötung; s. Herberger, Schertlin 129f.
7 Francesco di Castellalto (Franz von Castelalt, 1480-1550), Generalstatthalter König Ferdinands I. in Tirol. 8 Karl V.
9 Am 26. Juli meldete man, dass Castellalto mit 2'000 Tirolern in Richtung der Klause Ehrenberg ziehe (PC IV/1 261, Nr. 240), am 27. August, dass er am 24. in Heiterwang (Bezirk Reutte, Tirol, Österreich) mit sechs Fähnlein und sechs
Kanonen eingetroffen sei und auf vier weitere Fähnlein warte (Zürich StA, A 177, Nr. 29, Rat von Konstanz an den Rat von Zürich), und am 1. und am 2. September, dass er um die Rückeroberung der Klause kämpfe; s. Herberger, Schertlin 172 (vom 1. September); Zürich StA, A 177, Nr. 30 (Berner Rat an den Rat von Zürich, 2. September). —Siehe auch Nr. 2507, Anm. 7.
10 Hansestädte.
11 Groningen.
12 Siehe dazu Nr. 2540,7-11.
13 Zu den Truppenbewegungen bei Ingolstadt s. Nr. 2537, Anm. 6.
14 Gemeint ist: neutral bleiben.
15 Zu dieser kurz vor dem 5. August abgefertigten Gesandtschaft des Schmalkaldischen Bundes s. Nr. 2541,6-9.
16 als.
17 die Nürnberger.
IS die Nürnberger.
19 den Schmalkaldenern.


Briefe_Vol_17-332arpa

vermögen hilfflich ze sin, das man sy allso sytzen lasse 20 . Daran aber die bottschafft nitt beniegig gewesen 21 , sonder hat ain luthers 22 begert. Nitt waiß ich, was zu antwurt gefallen. Die unseren haben sich ouch in der werbung vernemmen lassen, sy tragind gut wissen, 23 das ir gemaind 24 gutwillig seye.

Des kaisers her lygt die Teutschen by Lantzhut, 25 die Walchen 26 aber zu Mospurg 27 , etc.

[Ohne Unterschrift.]

[Ohne Adresse.]