Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2602]

[Ambrosius Blarer]
an Bullinger
[Konstanz],
30. September [1546]

Autograph: Zürich StA, E II 357a, 680-683; [Beilage:]a 632 b (Siegelspur)

Teildruck und zusammenfassende Übersetzung:

Blarer BW II 511-514, Nr. 1352

Blarer würde den gewissenhaften Schreiben Bullingers [ein nicht erhaltener Brief und Nr. 2598] gern ebenso gewissenhaft antworten wollen. Er bemüht sich auch, Bullinger so gut wie möglich auf dem Laufenden zu halten. Doch während etlicher Tage gab es nichts anderes zu berichten außer dem, was [Georg] Frölich [mit Nr. 2594] und er selbst [mit Nr. 2595] an Bullinger schrieb und der Konstanzer Rat ebenfalls an den Zürcher Rat mitteilte. Einzig neu ist das Gefecht [vom 25. September]mit Kaiser [Karl V.], über das der Konstanzer Rat Zürich informieren wird. Dem Feind wurden dabei 30 Soldaten getötet, den [Schmalkaldenern]keine. Dieser Krieg ist eigenartig. Man rückt hin und her. Der Kaiser hofft, dass den [Schmalkaldenern] das Geld ausgeht und er sie dann leicht vernichten kann. Gott kann zwar die Lage wenden, doch scheint derzeit etwas im Wege zu stehen. Möge er es den [Schmalkaldenern] zu erkennen geben! Ein berühmter Mathematiker [Peter Apianus?] soll dem Kaiser vorhergesagt haben, dass er noch in diesem Jahr sterben werde. Als er gefragt wurde, ob er denn nicht den Zorn des Kaisers befürchte, antwortete er, dass er sich darum nicht zu kümmern brauche, weil auch er in diesem Jahr sterbe, was auch kurz darauf geschah. Auch andere Zeichen deuten darauf hin, dass der Kaiser aufpassen sollte; dass er trotz aller Bedachtsamkeit nicht weit kommen wird, da Gott die Klugen in ihrer List fängt. In [Prun]trut (im Gebiet des Bischofs von Basel [Philipp von Gundelsheim]) soll eine Frau [...], in deren Arme! ein schwarzer Vogel schlüpfte, Feuer gefangen haben und verbrannt sein. Bullinger soll wissen, dass Blarer all seine Briefe empfangen hat. Wenn nur die [Schmalkaldener] die in Bullingers Briefen zum Ausdruck kommende Furchtlosigkeit auch hätten! [Die Schmalkaldener] sind der Auffassung, dass sie alles tun, was möglich ist. Gleicher Meinung ist auch der wegen seiner Gicht und anderer Leiden nach [Konstanz] zurückgekehrte Hauptmann [Hans] Egli. Dieser schwärmt vom furchtlosen und ausdauernden Landgrafen [Philipp von Hessen]. Er berichtete, wie die [Schmalkaldener] in vier Tagen für etwa 12'000 Gulden [Schieß]pulver und Kugeln verbrauchten, um damit das kaiserliche Lager zu beschießen. Hätten sie dies noch zwei Tage länger getan, wären die Kaiserlichen besiegt worden. Es fehlte aber an Munition. Bisher sollen etwa 3000 kaiserliche Soldaten gegen nur etwa 100 [Schmalkaldener] gefallen sein. Gott scheint also den [Schmalkaldenern] helfen zu wollen, doch ist es so, als stünde ihm etwas im Weg. Mögen die [Schmalkaldener] das Hindernis erkennen und beseitigen! Die italienischen und deutschen [kaiserlichen] Söldner sind unzufrieden. Etliche sind [desertiert]. Der Kaiser hat deren Festnahme und Hinrichtung angeordnet. Er organisierte ferner eine [von ihm gesteuerte] Meuterei im Lager, um die Aufrührer der Desertion identifizieren zu können. Er ließ etliche davon enthaupten. Auch Egli bestätigt dies. Man erwartet auch nicht

a Die Zugehörigkeit dieser Beilage zum vorliegenden Brief geht aus unten Anm. 1 hervor. Bullinger fügte dieser Beilage zwei Randbemerkungen (s. unten Anm. j, Anm. k) und eine Schlussbemerkung an (s. unten Anm. 1).
b Davon gibt es in Zürich StA, E II 441, 25a, eine Abschrift von Myconius' Hand, in der die in Anm. a erwähnten Randbemerkungen Bullingers ebenfalls abgeschrieben wurden. Dies weist daraufhin, dass Bullingers Notizen für Myconius bestimmt waren und dass die vorliegende Beilage ihm weitergeleitet wurde. Möglicherweise wurde auch Blarers Brief Nr. 2595 an Myconius gesandt; vgl. nämlich Nr. 2595, Anm. b.
1 Das Jahr ergibt sich aus dem Inhalt.


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den Zuzug weiterer Italiener, da diese vor der im kaiserlichen Heer grassierenden Epidemie Angst haben und man schon auf die [kalte]Jahreszeit zugeht. Es ist leider sehr zu befürchten, dass der Krieg sich über den Winter hinziehen wird. Mit Freude hat Blarer aus Bullingers Bericht über die Tagsatzung zu Baden die Antwort des französischen Gesandten [Antoine Morelet du Museau] an die [Fünf] Orte vernommen. Gott möge aber eine Auseinandersetzung unter den Eidgenossen verhindern! Er wird [die katholischen Orte]wohl erleuchten oder dann bestrafen. Das Vorhaben der Berner [einen in Bezug auf das Abendmahl rechtgläubigen Pfarrer zu berufen] ist wahrhaft löblich. Die Zürcher sollen jemanden schicken, durch dessen Klugheit und Mäßigkeit dieser Wunsch bekräftigt werde. Die von den Baslern nach Augsburg entsandten Pfarrer [Sebastian]Lepusculus und Hieronymus Gunz reisten am [28. September] durch Konstanz. Von den eidgenössischen [Söldnern im schmalkaldischen Dienst] hört man nur Gutes. Man weiß nichts über die von Bullinger erwähnte Unordnung, die in Füssen unter diesen herrschen soll. Im Auftrag des Konstanzer Rats reitet Konrad Zwick noch heute nach Füssen ab. Er wird sich über die Lage erkundigen und sein Bestes tun. Nach seiner Rückkehr in acht Tagen wird Blarer Bericht erstatten. Blarer ist beruhigt zu wissen, dass [Hans] Schöner das von seiner Schwester [Sabina]zugeschickte Geld erhalten hat. Er hat dies sogleich der Schwester mitgeteilt. Grüße, besonders an [Hans Rudolf] Lavater. Bullingers Warnung zugunsten des Landgrafen werden die Konstanzer beherzigen, auch wenn viele diesen bereits darüber unterrichtet haben werden. Es ist sehr erfreulich, dass der Landgraf Bullinger geschrieben hat [Nr. 2581]! Grüße von [Thomas] Blarer und dem gerade abreisenden Zwick. Bullinger soll für das Gelingen des von Zwick erhaltenen Auftrags beten. [P.S.:]Eine reiche Witwe [...] aus Augsburg, die sich mit ihrer Tochter [...]einige Wochen in [Konstanz]aufhält, übermittelt eine von ihrem Sohn [...] erhaltene Nachricht über das üble Treiben und die Plünderungen der Spanier in Bayern. Diese sollen das Dorf Thierhaupten angegriffen und in Brand gesetzt haben. Die empörten Einwohner wehrten sich, töteten 300 Spanier und hängten 40 Gefangene. Sollte dies stimmen, hätte man hier ein schönes Beispiel dafür, wie Gott die Feinde bestraft, indem er sie dazu veranlasst, sich gegenseitig zu töten! Ein reicher Florentiner [Piero Strozzi], der sich am Kaiser rächen will, bot den [Schmalkaldenern] einen großen Geldbetrag zinsfrei an. Aus Memmingen schreibt man, dass eine alte Frau [...] in einem nahegelegenen Dorf [...] vor drei Wochen prophezeit habe, dass der Kaiser am 29. September auf dem Lechfeld erschlagen werde, und als Bestätigung ihrer Aussage datierte sie ihren eigenen Tod. Am gemeldeten Tag starb sie dann auch. Den Messen und den anderen heiligen Handlungen der Geistlichen wird der Kaiser wohl den Aufschub seines Todes zu verdanken haben! Blarer wundert sich, dass Bullinger nichts über die Reaktion der Eidgenossen berichtete, als diese erfuhren, dass in Memmingen ihrem Boten [Konrad Schweri](sobald man von dessen Auftrag erfuhr) der [von den Neun Orten]für den Kaiser bestimmte Brief entzogen und an den Landgrafen geschickt wurde. Man sagt nämlich, dass die [Neun Orte] sehr unzufrieden seien und einen Krieg entfachen wollen. Hoffentlich kommt es nicht dazu! In Bezug auf [Francesco di] Castellalto wird man auch etwas unternehmen, um im Klaren über dessen Vorhaben zu sein. Es wird sich wohl alles gut schicken.

S. Diligentissimis literis tuis 2 utinam non minus diligenter respondere liceret, mi venerande pariter et charissime Bullingere! Supra modum certe hac in re gratificari tibi cupio, quando istuc toties ac tantopere flagitas. Dispeream autem, si quicquam hic mea culpa neglexero. lam diebus aliquot nihil est novi allatum extra illa, quae vel Laetus 3 et ego 4 ad te vel nostri ad vestrum senatum 5 scripserunt, et ne nunc quidem quicquam praeterea habeo.

2 Gemeint ist Nr. 2598 vom 26. September.
3 Georg Frölichs Brief an Bullinger vom 20. September (Nr. 2594).
4 Blarers Brief an Bullinger vom 22. September (Nr. 2595).


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Es ist gar nichts newes, das ich wisse, dann das den ewern yetz ouch geschriben wurt von dem scharmutz der unsern mitt dem kaiser 6 , da wir kainen man, er aber ob 7 dryssig verloren hat und im ouch vyl sind gefangen worden. 8 In summa: Es ist ain wunderbarlicher 9 krieg. Sy fretten 10 ainander, wie man den neunden stain zücht, 11 und understeht sich 12 der kaiser, die unseren arm ze kriegen. Darnach, maint er, werds kain not haben c13 , welle unser wol herr werden. Aber, wans zyt wurt, kans gott wol fügen, das er ainsmals die schantz 14 ubersechen wurt. Es lygt die sach naisman 15 nitt recht, und ist etwas im weg, was es joch 16 ymmer seye, das wir nitt fört mögen kommen. Gott wells hinweg rümmen 17 , ouch unß dasselbig zu erkennen und zu verbesseren geben! 18 Er wirt uns ye nitt lassen und entlich sein glory unnd herrlichait an uns sechen lassen 19 uff ain weg 20 , daran wir noch nie gedacht oder unß des versechen habend. 21

Man sagt gloplich, es habe ime (kaiser) d ain berumpter mathematicus 22 pronosticiert, er werde diß jar sterben. Und alls ettlich zu im gesagt, wie er so durstig 23 sein dörffe, das er sölichs anzög, ob er nitt sorge, der kaiser werds nitt zu gut halten, habe er geantwurt: "Nihil curo caesaris iram, nam ipse quoque hoc anno moriar", und seye ouch bald darnach gestorben.

c In der Vorlage habe. —
d Klammern ergänzt. Das Wort kaiser am Rande nachgetragen.
5 Nach einem Schreiben vom 25. September (s. Nr. 2598, Anm. 27) hatte der Konstanzer Rat den Zürcher Rat erneut am 28. und am 29. September über den Krieg informiert (Zürich StA, A 177, Nr. 491). Darauf folgte am 2. Oktober ein weiterer Brief (aaO, A 205/1, Nr. 228), dem wahrscheinlich A 177, Nr. 51. 55. 57 mit vielen Nachrichten beigelegt wurden.
6 Karl V.
7 über, oder: etwa.
8 Während des Gefechts zwischen schmalkaldischen und kaiserlichen Truppen vom 25. September; s. PC IV/1 405, Nr. 380. — Der Konstanzer Rat benachrichtigte davon den Zürcher Rat mit einem Schreiben vom 29. September (Zürich StA, A 177, Nr. 50) und mit einem wohl diesem Schreiben beigelegten Nachrichtenblatt (A 177, Nr. 58).
9 eigenartiger.
10 mühen sich ab.
11 den neunten Stein ziehen: Mühle spielen; s. Grimm XVIII 1993.
12 understeht sich: versucht.
13 werds kain not haben: werde es nicht schwierig sein.
14 Gelegenheit.
15 irgendwie.
16 auch.
17 räumen.
18 In Anlehnung an biblische Erzählungen, wie z.B. die in Jos 7f.
19 Vgl. Jes 44, 23.
20 uff ain weg: auf solch eine Weise. 21 Vgl. Mi 4, 12.
22 Sollte damit der berühmte und vom Kaiser hochgeschätzte Mathematiker Peter Apianus (Bennenwitz; Bienenwitz) gemeint sein, den Karl V. einige Wochen zuvor nach Regensburg bestellt hatte (s. Siegmund Gunther, Peter und Philipp Apian. zwei deutsche Mathematiker und Kartographen. Ein Beitrag zur Gelehrten-Geschichte des 16. Jahrhunderts, Prag 1882, S. 121), liegt hier wohl ein Gerücht vor, da Apianus am 21. April 1552 starb, was mit der Angabe unten Z. 24 nicht übereinstimmt, sollte diese richtig sein. Während dieses Krieges ist ferner die ständige Anwesenheit eines weiteren Mathematikers beim Kaiser belegt, die des Lombarden Juanelo Turriano (s. Günther, aaO, S. 16), der allerdings auch erst später (1585) starb.
23 waghalsig; s. SI XIII 1689.


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So zögend warlich die anderen zaichen etwas grosses an, das sich der kaiser billich 24 zu besorgen hat. Wurt inn ouch, ob 25 gott will, nichts helfen, das er alls 26 gewarsamlich 27 handelt und hofft, unß allso gemach und langsam ausszemachen 28 . Dominus est, qui comprehendit sapientes in astutia ipsorum. 29

||681 Man hat her geschriben, das zu Trutbrun 30 oder Trutbach oder Truthausen (ist mir der namm abgefallen, dann das 31 die erst 32 sylb Trut haist, und ist in des bischoffs zu Basel 33 dition 34 diser fleck) e da seye ain weyb 35 an der gassen vor irem haus gesessen und ain schwartzel 36 vogel daher geflogen, ir zu ainem ermel eingeschloffen 37 , und von stund an habe sy annfachen brinnen 38 , allso 39 das ir nieman habe mögen zu hilf kommen. Seye allso gar verbrunnen. Achten, seye etwas daran. Werdt irs 40 nunmehr bericht sein.

Ewere schreiben sind mir alle wol zukomen, deren ich mich zum flyssigsten bedanck. Zögs ouch allweg 41 an, da ich verhoff, das es nutz möge bring[en]f . Wellt gern, es weren die unseren frutigs 42 gmüts und dermassen gesinnet, wie ir mutig und dapfer davon schreibend! 43 By dem herren werden wir durch anherrig 44 gepett vyl erlangen mögen; den lasst uns on underlasß anrüffen.

Unsere leut schreibend sonst und mainen, es werde nichts versumpt an allem, das man thain 45 köndt. Das sagt hoptman Eckle 46 ouch. Der ist die tag 47 herkomen kranck am podagram und sonst. Er spricht, er seye ain alter landsknecht und kriegsman, habe aber sölich kriegen all sein tag nie mehr 48

e Klammern ergänzt.
f Text im engen Einband verdeckt.
24 zu Recht.
25 wenn.
26 alles.
27 vorsichtig.
28 zu vernichten.
29 Hi 5, 13; 1 Kor 3, 19.
30 Porrentruy (Pruntrut, Kt. Jura).
31 dann das: außer dass.
32 Richtig: die zweite.
33 Philipp von Gundeisheim.
34 Herrschaftsbereich.
35 Unbekannt.
36 schwarzer.
37 hineingeschlüpft.
38 brennen.
39 auf eine Weise.
40 ihr des.
41 stets.
42 eines furchtlosen.
43 Vgl. Nr. 2598,23-26. 37-41.
44 anhaltendes. —Vgl. Lk Il. 5-10; 18, 2-8.
45 tun.
46 Hans Egli, Sohn eines Fischers aus Konstanz (Petershausen), gelernter Bäcker
und zeitweilig Bürger von Konstanz. Er trat Ende der 1520er Jahre als Hauptmann in österreichische Dienste; 1546 war er Hauptmann unter Herzog Christoph von Württemberg. Ab 1547/48 war er in Radolfzell ansässig. Bei den Verhandlungen über die Übergabe von Konstanz an Österreich im Herbst 1548 fungierte er als Unterhändler des königlichen Oberst und nachherigen ersten Stadthauptmanns von Konstanz, Freiherr Nikolaus von Pollweil. Er starb 1555 (Rublack, Konstanz 328, Anm. 63). — Lit.: Kind/er von Knobloch I 281; Anton Maurer, Der Uebergang der Stadt Konstanz an das Haus Oesterreich nach dem schmalkaldischen Kriege, in: Schriften des Vereins für Geschichte des Bodensees und seiner Umgebung 33, 1904, 62-66; Konstanz 145.
47 Am 24. September; s. den Brief des Konstanzer Rats an den Zürcher Rat vom 25. September (Zürich StA, A 177, Nr. 45).
48 nie mehr: noch nie.


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gesechen, alls der landtgrauff 49 thüe: so gantz frutig und anherrig 50 seye er. Sy habind in vier tag für 12'000 guldin bulfer und kuglen 8 in des kaisers leger verschossen. Und hetten sy es noch zwen tag beharren mögen, hetten sy 51 sich ergeben oder schentlich fliechen müssen. 52 Es seye aber nitt bulfer gnug da gewesen, dann die buchsenmaister hetten sich nitt versechen 53 , das man in so kurtzen tagen ain sölichen lasst verschossen sollt haben. Man acht, das dem kaiser bysanher in die 3'000 man umkomen, den unseren allerding nitt uber 100.

Gott thut nitt anderst, dann alls wellt er unß gern helffen, es lige im aber etwas am weg, das inn noch unserhalb hindere. Ach, das ers unß zu erkennen geb und gnad verlich, das es abgestellt und verbessert werd!

||692 Die Italiäner sind unlustig 54 gewesen; 55 ouch die Teutschen. 56 Und habend ir vyl sich vornenzu 57 abgezogen, allso das sy der kaiser allenthalb preys geben 58 und, wa sy hinkomen, 59 zu hencken bevolchen hat. Hat ouch myeteryen 60 under den knechten gemacht und im leger ussrüffen lassen, welche lenger nitt dienen wellen, sollind uff ain ort ston, die anderen ouch uff ain ort. Allso ist ain grosser hauff auff ain ort gestanden, die nitt haben weyter dienen wellen. Aber 61 man hat der fürnemen und uffwigler 62 wargenommen 63 und iren vylen die köpff abgeschlagen, das yetz die anderen mitt unlust bleyben. Diß zögt ouch der hoptman Eckle an.

Man achtet 64 gar nitt, das frisch Italiäner herauß 65 ziechind, dann sy forchten den sterbet 66 gar ubel 67 der dann yetz in des kaiser heer ouch etwas

g und kuglen am Rande nachgetragen.
49 Philipp von Hessen.
50 ausdauernd; s. SI II 1512. 51 die Kaiserlichen.
52 Siehe schon die Verweise in Nr. 2594, Anm. 22.
53 sich nitt versechen: nicht erwartet.
54 unzufrieden.
55 Vgl. Nr. 2595,91.
56 Vgl. Nr. 2595,10-13.
57 vor kurzem; s. Fischer II 1667.
58 sy allenthalb preys geben: ihre ausnahmslose Hinrichtung befohlen hat. — Vgl. Nr. 2595,91.
59 wa sy hinkomen: wo immer sie hingelangen.
60 "Meuterei". — Hier ist wohl eine vom Kaiser heimlich organisierte Meuterei gemeint, die es ihm erlaubte, die unwilligen Söldner zu identifizieren.
61 Ferner.
62 Aufrührer.
63 identifiziert.
Man achtet gar nitt: Man vermutet gar nicht.
65 von Italien nach Deutschland. —Vgl. aber die in Nr. 2593 übermittelte Nachricht von einer erneuten Entsendung italienischer Söldner nach Deutschland, sowie auch die Angabe in einem Schreiben vom 16. September aus Nürnberg, laut dem "der kaiser hat begert vom bapste noch 8'000 mann oder so viel besoldung, so daruf gehen [=entsprechen] möchte"; s. Georg Voigt, Die Geschichtschreibung über den Schmalkaldischen Krieg, Leipzig 1874, S. 755.
66 Seuche (Grippe?). —In einem undatierten Nachrichtenblatt des Konstanzer Rats (Zürich StA, A 177, Nr. 58), das wohl dessen Brief vom 29. September (A 177, Nr. 50) beigelegt war, ist ausdrücklich von der "Pestilentz" die Rede.
67 gar ubel: sehr.


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ingebrochen hat. 68 So 69 ists der zeyt halb 70 ze spat, und ubel, ubel zu besorgen, wir messen ain wynterleger haben.

Das ir mir ab 71 dem tag zu Baden geschriben 72 , hab ich des Frantzosen 73 bottschafft 74 halber gern vernommen, das sy 75 den ortern 76 mitt sölicher antwurt begegnet ist. Der lieb gott welle verhütten, das ain Aidgnosschafft nitt zertragen werde, 77 wiewol zu vermuten, aintweders gott werde sy bald ouch erleuchten oder grausamlich und erschrockelich strauffen. Die anderen kann und wirt er wol erreddten.

Der Berner fürnemmen ist gantz loblich. 78 Vos ne negligite 79 oblatam occasionem, et mittite, quorum christiana prudentia et modestia consilium hoc confirmetur. 80

Nudius tertius 81 hac Augustam profecti sunt Lepusculus 82 et Hieronymus Guntius 83 a Basiliensibus illuc missi, ut ecclesiis ministros desiderantibus praeficiant[ur]h .

Von eweren Aidgnossen 84 hörend wir nichts dann alles guts. Wissend noch nichts von der unordnung, davon ir schribt, 85 die under inen zu Fiessen sein soll. Aber min l[ieber] vetter Conrat Zwick verreyt uff heutt zu den unsern daselbst uss bevelch meiner herren. Der wirt alles erkundigen und darinn das best, so im möglich, handlen. So er widerum kompt in acht tagen, als wir hoffend, bericht ich euch weyter. 86

h Textverlust durch Papierverlust.
68 Vgl. Nr. 2595,10-13.
69 Zudem.
70 der zeyt halb: wegen der Jahreszeit.
71 über.
72 Vgl. Nr. 2598,1-17.
73~ König Franz' I.
74 Antoine Morelet du Museau, Seigneur de la Marche-Ferrière.
75 die Botschaft.
76 Fünf Orten.
77 zertragen werde: Streit bekomme; s. Fischer VI/1 1154.
78 Gemeint ist das Vorhaben der Berner, einen Pfarrer aus Zürich anzustellen, der sich an die Abendmahlslehre hält, die 1528 von der Berner Disputation gutgeheißen wurde; s. Nr. 2598,33-36.
79 Zu erwarten wäre der Konjunktiv Perfekt. Siehe aber Z. 100f.
80 Gemeint ist: et mittite unum ex quibus, quorum prudentia et modestia hoc consilium [= das Vorhaben der Berner] confirmetur.
— Zur Entsendung Jodocus Kilchmeyers s. Nr. 2583, Anm. 5.
81 28. September.
82 Sebastian Lepusculus, damals Pfarrer am Basler Spital. Er wurde als Prediger an die Stadt Augsburg entliehen und fungierte dort als Helfer an der Barfüßerkirche; s. Roth, Augsburg III 541.
83 Der ehemalige Famulus Zwinglis, der Biberacher Hieronymus Gunz, damals Pfarrer in Münchenstein (Kt. Basellandschaft); s. Pf-Basel 80. — Dass Gunz damals ebenfalls als Pfarrer nach Augsburg entsandt wurde, war bislang unbekannt.
84 Die eidgenössischen Söldner im schmaldkaldischen Heer.
85 Vgl. Nr. 2598,18-26. — Zur Sache s. Nr. 2596,125-135, sowie Blarers Bericht in Blarer BW II 517f, Nr. 1354 vom 6. Oktober; 519, Nr. 1355 vom 10. Oktober.
86 Mit den in Anm. 85 erwähnten Briefen Blarers an Bullinger.


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So bin ich uss sorgen 87 , so 88 ich vemym, 89 das dem Schöner 90 das gellt zukommen ist. Habs seiner schwöster 91 zugeschriben. Hapt diß mal für gut 92 Kan, waiß ouch dismal nitt mehr.

||683 Saluta amicos et fratres, administros tuos, nosque domino sacris interpellationibus christiane commendate. Lavatero 93 me vicissim officiose commenda.

Quae de lantgravio admonuisti, 94 cure nobis erunt, quamquam ille a multis subinde admonetur, ut sibi summa diligentia caveat. Quod ad te scrispit, 95 maximopere gratulor. Vivimus certe, si ille steterit in domino.

Iterum atque iterum vale, mi charissime frater. Ultima septembris. Salutem tibi adscribere iubent germanus frater 96 cum Zviccio iam abituriente 97 , pro quo rogabis, ut dominus iter ipsius bene fortunet. Non licuit relegere. Ignosces igitur multis erratis.

[Ohne Unterschrift.]

[Adresse darunter:] D. Heinricho Bullingero Tiguri, fratri et amico summo et fidelissimo suo.

II 632r [Beilage:]

Item, yetz kompt ainer reychen wyttfrauwen 98 von Augspurg (die sich ettlich wochen sampt iren tochteren 99 hie gehalten hat) i zeytung 100 von irem son 101 , wie das die Spanyer 102 so gar überauss übel hausind im Payerland. Habind an vyl orten geraubt alles, das sy funden, und geplündert. 103 Und wie sy aber ouch ain dorff mitt nammen Tierhopten 104 angryffen ouch anzundt habind, alls 105 die leut unwillig seyen gewesen, hab sich ain tail des landvolcks daselbst zusamen geschlagen 106 und der Spanyer in 107 300 erschlagen,

i Klammern ergänzt.
87 uss sorgen: nicht mehr besorgt.
88 da.
89 Mit Nr. 2598,27f.
90 Hans Schöner. 91 Sabina Schöner.
92 Gemeint ist: seid für diesmal zufrieden mit dem, was ich geschrieben habe.
93 Hans Rudolf Lavater.
94 Wohl mit dem in Nr. 2598,28f, bezeugten, aber nicht erhaltenen Brief Bullingers an Blauer.
95 Mit Brief Nr. 2581 vom 12. September, den Bullinger bereits am 20. September erhalten hatte; s. Nr. 2597,2-5.
96 Thomas Blarer.
97 Vgl. oben Z. 85-88.
98 Witwe. — Unbekannt.
99 Unbekannt.
100 Nachricht.
101 Unbekannt.
102 des kaiserlichen Heers.
103 Vgl. Nr. 2596,52-66, und den Brief Wilhelms IV. von Bayern an Karl V. vom 21. September, in dem der Herzog über zahlreiche Spanier und Italiener berichtet, die sich verlaufen haben und die besser beim Kaiser bleiben sollten, "weil sonst üble Dinge von seinen gequälten Unterthanen gegen dieselben vorgenommen werden könnten"; s. Druffel, BA I 22, Nr. 49.
104 Thierhaupten (Lkr. Augsburg), etwa 30 km südwestlich von Neuburg an der Donau.
105 da.
106 getan.
107 etwa.


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ouch byß in viertzig gefangen und gehenckt. Das wer ain schon gottesurtail. 108 das sich unsere find selbs allso wüstind 109 und wurgtind 110 !

Item, das ain reycher Florentiner 111 herußkommen seye, dem der kaiser grossen schaden zugefügt hab und er sich gern an im rechen wellt. Der empiett, ain grosse namhaffte sum golds darztileychen on alles interesse, den krieg damitt ze underhalten J.

Item, so schreibt man von Meiningen für ain gantz warhait 112, das ain alt weyb 113 naisman 144 in ainem dorff 115 nitt weyt von Meiningen vor drey Wochen propheceyet habe, der kaiser werde an sanct Michels tag 116 uff dem Lechfeld 117 erschlagen, und das es war seye, so werde sy auch in ettlichen tagen, die sy bestympt hat, sterben. Und seye aber das weyb yetz gestorben. Da wellen wir yetz all stund warten, wie es um den kaiser stand. Aber zu besorgen, seine gaistlichen werdind mitt irem andechtigen messlessen unnd andern hailigen übungen ime lengerung seins lebens wol erwerben! 118 Beschech der gut will gottes in dem und allem, etc.

Mich befrembdt, das ir mir alls gar nitt geschriben habend, wie sich die aidgnossen erzögind von des botten 119 wegen, der in des kaisers leger gewellt und aber sich dermassen zu Memmingen erzögt, 112 das man die brieff von im genommen und dem landtgrauffen überschickt hat. Dann man sagt grausam ding, wie ubel sy zufriden seyen und ain krieg anfachen wellind. Muß man beschechen lassen, man wurt sich aber ains bessern versechen 121 . k

j Rand eine für Myconius (s. oben Anm. b) verfasste Bemerkung Bullingers: [P]etrus [S]trotius, het schon erlegt 40'000 cronen; s. dazu unten Anm. 111 —
k An: Rand erneut eine für Myconius verfasste Bemerkung Bullingers, die durch das Einkleben vorliegender Beilage in den Handschriftenband E Il 357a nur noch zum Teil lesbar ist, doch dank der von Myconius erstellten Abschrift (s. oben Anm. b) wie folgt entziffert werden kann: [H]abs ie[t]zund al[le]s abgericht [= erledigt].
108 In Anspielung auf Ri 7,22; I Sam 14, 20.
109 verwüsten.
110 töten.
111 Piero Strozzi. — Er erbot sich, die 40'000 Kronen, die er Franz I. ausgeliehen hatte und die dieser ihm gerade zurückerstattet hatte, "uf ein, zwei oder drei jar diesen stenden [dem Schmalkaldischen Bund] auch gerne fur[zu]strecken"; s. PC IV/1 402 (in einem Schreiben vom 26. September); Heinrich Thomann an den Zürcher Rat, 27. September (Zürich StA, A 177, Nr. 47): "Ein Florentiner genant Stolze" will den "cristenlich stenden" "viertzig tusent kronen 3 jar lang on zins" leihen.
112 für ain gantz warhait: als beglaubigtes Geschehen.
113 Unbekannt.
114 irgendwo.
115 Unbekannt.
116 29. September, der allerdings bereits Vergangenheit war. Karl V. starb 1558.
117 Eine Schotterebene südlich von Augsburg, etwa 60 km ostnordöstlich von Memmingen, auf der im 10. Jh. wichtige Schlachten gegen Ungarn stattgefunden hatten.
118 Ironisch.
119 Konrad Schweri, ein Bote des Landvogts zu Baden, der die Antwort der Neun Orte auf das kaiserliche Schreiben vom 1. August (s. Nr. 2546, Anm. 13) an den Kaiser überbrachte und auf dem Rückweg in Memmingen festgehalten wurde; s. EA IV/1d 684 n. 687f zu n. 771 a. 780 zu a.
120 Gemeint ist: als er sich als solcher [als Gesandter an den Kaiser] zu erkennen gab.


Briefe_Vol_17-522arpa

Mitt dem Castelalter 122 wurt man ouch handlen, das man wisse, wa 123 man daran seye. Man hofft noch ymmer und billich, die sachen werdind sich wol schicken. Das verlich der lieb gott mitt vyl gnaden! Dem sind bevolchen.

Datum ut in literis. 1

[Ohne Unterschrift.]

[Adresse auf der Rückseite:] An Meister Heinrich Bullinger zu Zurich.