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Autograph: Zürich StA, E II 365, 53 (Siegelspur) Druck: Graubünden, Korr. I 99f, Nr. 74
Jeder, der von Zürich nach Chur kommt, beschwert sich über die [angebliche]Fahrlässigkeit
der Churer, weil diese keinen Gesandten auf die Tagsatzung der [Vier protestantischen Stadtkantone
vom 29. August in Aarau]' abgefertigt haben. Doch wurde bereits mitgeteilt, dass der
Rat der Drei Bünde sich zwar willig erklärt hatte, jemanden [nach Aarau] zu senden, falls die
Churer darauf beharrten, dass er jedoch keinen anderen schicken wollte als denjenigen [vermutlich
Hans von Marmels, Herr zu Razüns]2 , der sich daraufhin [zur Tagsatzung] nach
Baden 3 hätte begeben sollen. Da dieser aber ein Heuchler und ein Feind der Frömmigkeit ist,
beschloss der Churer Rat, dass es besser sei, gar niemanden abzuordnen als jenen Bösewicht.
Bullinger möge die Gemüter beruhigen. —Noch Folgendes: Ein Mann [...], der eine Frau [...]
heiratete, mit deren Schwester [...] er früher heimlich geschlafen hatte, befindet sich in einer
großen Gewissensnot, seitdem er diesbezüglich über Gottes Verbot gehört hat [Lev 18, 6. 18].
Da Comander selbst nicht weiß, was zu tun sei, wendet er sich an Bullinger. Behält der Mann
seine Frau, plagt ihn sein Gewissen; schickt er sie von sich weg, wird dies Anlass zu einemBriefe_Vol_17-484 arpa
großen Skandal. Der Mann würde am liebsten beruhigt werden und seine Frau behalten.
—Aus Italien hört man, dass dem Kaiser [Karl V.]noch viele Söldner [nach]geschickt werden
sollen. Dem Herzogtum Mailand soll ferner eine enorme Steuer auferlegt worden sein. Der
Krieg ist anscheinend schrecklich. Gott helfe! —Bullinger soll Neuigkeiten mitteilen. —Grüße
an alle Kollegen. Johannes Blasius und Bürgermeister [Luzi] Heim lassen grüßen.