Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[380]

Hans Vogler an
Bullinger
St. Gallen,
22. Mai 1534

Autograph: Zürich StA, E II 351, 157 (Siegelspur) Ungedruckt

Bittet im Namen von Vadian um Nachrichten [über den Krieg in Württemberg]. Berichtet vom Städtetag in Augsburg, von der Kapitulation von Hohenasperg sowie von der Flucht [Dietrich]Späts und der Herzogin [Sabine] nach Innsbruck. Voglers Frau ist im Rheintal wieder nicht zu ihrem Recht gekommen. Hofft auf die nächste Tagsatzung. Grüße.

a vor meis gestrichen tuis.
1 Gemeint ist wahrscheinlich der Kampf gegen Ungeziefer, Holz- und Bücherwürmer in der Bibliothek [des Ministeriums?] in Bern.
2 Claude d'Aliod, vgl. oben S. 158, 86-97 und 171,3-22.
3 Simprecht Vogt.
4 Vgl. 1 Petr 3, 15.
5 Gemeint sind die von Bullinger an Haller zugesandten Nachrichten vom siegreichen Krieg zur Wiedereinsetzung Herzog Ulrichs von Württemberg, vgl. unten S. 195, 3f.
6 Bullingers Brief an Haller ist nicht erhalten.
7 Vgl. Spr 1 ,7 u. a.


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Gott syg ewig lob, der abermals sin hilff bewisen 1 , der gebe unns och starcke gemütt 2 . Amen.

Gliepter herr unnd bruder, nüwe zittung 3 , achtend min herr Doctor von Wadt, der getrüw, und ich, ir tragend 4 mer dann wyr. Desshalb, was ir witers hapt, thund im 5 zu wissenn. Wir hörnn, der tag zu Ougspurg 6 syg angangen; wirtt etwas bringen. Hohen Aspar das schloss ist ufgeben 7 . Es ist die sag, der Spätt 8 der syg mitt hertzog Ulrichs gnannte frowen 9 gen Rafenspurg komen 10 , hab begert, sich da zu setzen. Also syg im gsagt: mög er das rechtt in ir statt gen 11 etc. Also ist er davon, die sag: gen Insprug. Die vorcht ist hie. Ob ir achtend, daß der hertzog bald prediger ins land stellen etc., oder was ir vernemend. Es hat gott die find gejagt, und nit der mensch. Ob der hertzog stillston oder witer handlenn etc., lond üch nit blangen 12 .

Mir 13 frowen 14 ist abermals im Rinthal von des aptz amptman 15 alle

1 Vogler spielt wohl auf den erfolgreichen Kriegszug Philipps von Hessen in Württemberg an.
2 Gesinnung, Willen (SI IV 587).
3 Gemeint sind Neuigkeiten zum Krieg in Württemberg.
4 ihr habt (SI XIV 453f).
5 Vadian.
6 Gemeint ist wohl eine nach Augsburg einberufene Tagung von Mitgliedern des bereits aufgelösten Schwäbischen Bundes Ende Mai/Anfang Juni, auf der über eine Friedensvermittlung in Württemberg beraten werden sollte, s. Fabian, Städtetage III 31. 131-136.
7 Ein nicht zutreffendes Gerücht, kapitulierte doch die Besatzung der Festung Hohenasperg erst nach starker Beschießung am 2. Juni, s. Wille 191.
8 Dietrich Spät (von Speth), gest. 1536, von Zwiefalten, seit 1510 Erbtruchseß des Herzogs von Württemberg, an dessen Hofe er der reichste Edelmann war. Seit der Ermordung Hans von Huttens durch Herzog Ulrich war Spät mit dem Herzog verfeindet und unterstützte seine Vertreibung. 1519 wurde er österreichischer Obervogt in Urach. Sein freundschaftliches Verhältnis zu Herzogin Sabine gab zu Gerüchten Anlaß. Nach der Flucht aus Württemberg 1534 war er kaiserlicher Rat. - Lit.: Wille 6. 185; Werner-Ulrich Deetjen, Studien zur Württembergischen Kirchenordnung Herzog Ulrichs 1534-1550. Das Herzogtum Württemberg im Zeitalter Herzog Ulrichs (1498-1550), die Neuordnung des Kirchengutes und der Klöster (1534-1547), Stuttgart 1981. - Quellen und Forschungen zur Württembergischen Kirchengeschichte,
Bd. VII, S. 11f. 24. 40. 48; Frida Sauter, Herzogin Sabine von Wirtemberg, in: Zeitschrift für württembergische Landesgeschichte, VIII. Jg., 1944-1948, S. 314f. 325. 328. 335. 338; Theodor Schön, in: ADB XXXV 146.
9 Herzogin Sabine von Württemberg, 1492-1564, geborene Herzogin von Bayern, 1511 mit Ulrich verheiratet, entfloh 1515 in Begleitung Dietrich Späts der völlig zerrütteten Ehe nach München. Nach der Vertreibung Ulrichs aus Württemberg 1519 kehrte Sabine nach Urach zurück. Erfolglos setzte sie sich für eine Wiedereinsetzung ihres Sohnes Christoph ins Herzogtum ein. Die Rückkehr Ulrichs in sein Land veranlaßte sie 1534 zur erneuten Flucht, wieder zusammen mit Dietrich Spät. Die Jahre bis 1550 verbrachte sie an verschiedenen Orten in Bayern. Ulrichs Tod ermöglichte ihr schließlich die Rückkehr nach Württemberg. In Nürtingen verbrachte sie ihren Lebensabend. 1552 trat sie öffentlich zum evangelischen Glauben über. - Lit.: Sauter, aaO, S. 298-355.
10 In Begleitung von Dietrich Spät und vielen anderen Adligen übernachtete Sabine auf ihrer Flucht nach Österreich am 18. Mai 1534 in Weingarten bei Ravensburg, s. Sauter, aaO, S. 338, Anm. 103; noch Blarer BW I 499.
11 sich dem Gericht stellen (SI VI 251).
12 in Sorge versetzen.
13 Meiner.
14 Appolonia Vogler, geb. Baumgartner.
15 Wohl Hans Hasler, seit 1533 Amtmann des Abtes von St. Gallen im rheintalischen Altstätten, s. HBLS IV 87.


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rechtt abgschlagen 16 . Es hilft der acht orten 17 ghaiß noch nüt. Wils gott, so wird ich uff den tag 18 wider by üch sin. Der her tröste üch sampt üwer husfrowen 19 und muter 20 .

Actum yn yl, S. Gallen, fritag vorm pfingstag anno 34 jar.

Grützend mir Leonem 21 und andre.

Üwer williger

Hans Vogler.

[Adresse auf der Rückseite:] An min geliepttenn hernn und frundt M. Hainrich Bullingernn, prediger zu Zürych, zu handen.