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Autograph: Zürich StA, E II 345, 333 (Siegeifragment) Ungedruckt
Frölich empfing Bullingers Brief vom 7. September [nicht erhalten]. Er hat ebenfalls alle
anderen Schreiben Bullingers bekommen und, wenn er sich nicht irrt, alle beantwortet. Dass
jedoch seine eigenen Briefe erst so spät oder gar nicht bei Bullinger ankommen, liegt nicht an
ihm, sondern an den unzuverlässigen Boten. —Bullinger braucht sich nicht für die Schreibtätigkeit
Frölichs zu bedanken, zumal [seine Briefe] aus Zeitmangel nicht besonders sorgfältig
verfasst wurden. —Joachim Vadian schrieb wegen seines Verwandten Hieronymus Sailer einen
Brief an Frölich. Sein Anliegen ist berechtigt, doch erhofft er sich zu viel. Wenn Frölich auch
nur zur Hälfte leisten könnte, was von ihm erwartet wird! Er schätzt jedenfalls die Bekanntschaft
mit [Vadian] sehr. —[Hans Wilpert] Zoller ist wieder gesund. Gestern erhielt Frölich
einen eigenhändigen Brief von ihm, in dem er von seinen Erfolgen berichtet. —Die Augsburger
Obrigkeit, Landgraf [Philipp von Hessen] und die anderen Fürsten machen den [protestantischen]
Eidgenossen keine Vorwürfe. Sie glauben, dass sie auf diese zählen dürfen. Doch muss
man wissen, dass die [Schmalkaldener] schon etwa 1'5000'000 Gulden für den Krieg ausgegeben
haben und mehr als 100'000 Kriegsleute zu besolden sind. Ein so großes Heer hat noch
niemand gesehen! Wenn man also vor Beginn des Winters keine neuen Eidgenossen annimmt,
dann deshalb, weil man schon viel mehr Soldaten hat, als es gut ist, und [Kaiser Karl V]
immer noch den Kampf vermeidet, obwohl das niederländische Heer sich ihm angeschlossen
hat. Man wird ihn aber zum Kampf herausfordern! — Vor 14 Tagen verlor der heftig beschossene
Feind etwa 2'000 Mann. Er wäre sogar zur Flucht genötigt worden, wenn die [Schmalkaldener]
einen Tag länger am selben Ort geblieben wären. Diese werden durch die Verzögerungstaktik
des Feindes erschöpft. Doch sind sie bereit, alles aufzuopfern, zumal es ja um
alles geht! — Die gegnerische Seite sucht nach einen Frieden. Ein solcher kann jedoch nicht
akzeptabel sein, es sei denn, Gott würde ein Wunder wirken. — Der gelehrte und fromme
Thomas Naogeorg, der die Schrift "Pammachius" verfasste, wurde von den Lutheranern vertrieben
und floh nach Augsburg, wo er bei Frölich unterkam. Als Kurfürst [Johann Friedrich
I.] von Sachsen davon erfuhr, verordnete er seine Verhaftung durch die Augsburger Obrigkeit.
Einziger Grund dafür ist Naogeorgs Abendmahlsauffassung, die nicht lutherisch ist. Frölich
musste ihn in einem Dorf [Lauingen] verstecken. Es ist zu befürchten, dass wegen des "neuen
Papsttums"Naogeorg auch nach dem Krieg nicht in Augsburg bleiben kann. Vielleicht findet
Bullinger eine Lösung für ihn. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder. — Das kaiserliche Heer
hat Ingolstadt verlassen und zieht gegen das hilflose kleine Städtchen Neuburg [a.d. Donau].
Dieses wird wohl erobert werden. —Der Gegner steht nicht mehr als eine kurze Tagesreise von
Augsburg entfernt. Die [Schmalkaldener] werden ihn angreifen oder dann Stellung vor Augsburg
beziehen. Es könnte also noch vor dem Winter zum Kampf kommen. — Anbei, höchst
vertraulich, die "Artikel", derentwegen Naogeorg verfolgt wird. Sie wurden von Frölich aus
einem Brief des sächsischen Kurfürsten abgeschrieben. Frölich weiß jedoch nicht, ob sie
wirklich Naogeorgs Meinung entsprechen. — Was Bullinger wegen [des Augsburger GesuchsBriefe_Vol_17-485 arpa
um] Prädikanten an [Johannes] Haller schrieb, hat Frölich gerne vernommen. Sobald der
Bote [...] wieder zurück ist, wird [der Rat] erneut nach Zürich schreiben. —Grüße.
S. Quas 7. septembris scripsisti, 1 relique etiam omnes tuae literae, vir clarissime atque amicorum precipue, mihi allate sunt, ad quas etiam singulatim, ni fallor, semper respondi. Qui autem fiat, ut meae a aliquando tardius, partim vero omnino non offerantur, 2 haud satis scio. Tabellarii sunt incidentales 3 et per hoc incerti, quorum incuria facile peccatur. Tu autem fratri tuo nihil imputabis.
Gratie pro mea scripsione non sunt agende, nam oscitanter et negligenter scribo, prout porro negotia et tempus sinunt. Te autem plurimum oro, ne mea graveris et offendaris rusticitate.
D. loachimus Vadianus, vir optimus, amicissimam et doctissimam ad me dedit epistolam 4 argumento a Hieronimo Sailer, affine suo, 5 sumpto. Quamquam oratio ipsa honestum quendam instigatorem referat, nimium profecto illi predicor et fib. Utinam dimidium praestare queam! Sed viderint illi, qui plus de me sentiunt et spargunt, quam par sit. Ego certe maximi facio tanti viri cognitionem et qualecunque sodalitium.
Zollerenus 6 optime convaluit, 7 cuius inditium infallibile est manus sive chirographus sua, quam heri accepi, qua etiam felices ipsius successus mihi significavit.
Ir sollennd mir glauben, das gemaine Aidgnoschafft nit allain by meinen herren, sonnder auch bei dem landgraven 8 und anndern fürsten zum hochsten entschuldigt 9 sind unnd wir unns alle aller eren, trewe unnd beistands bei inen versehen 10 . Ich verhoffe auch zu verursachen, das weitter verstannd unnd freundschafft bedersyts soll gesucht unnd gefunden werden. Wir sparend warlich des geldts nit, unnd will euch inn vertrwen nit bergen, das wir schon ob 11 15 mal hundert tausent gulden verkrigt 12 . Haben auch weitt ob hundert tausent kriegßleut zu besöldnen. Unnd, da 13 nit der winter so nahend vor der thure, wurden die Aidgnossen inn merer anzal angenumen unnd nach inen gestellt 14 , wiewol wir mehr lewt haben, als schier 15 gut ist. Ich vernimme von kainem kriegßman, der desglichen hauffen 16 ye beisamen
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gesehen het. Unnd ist mir glaublich, das die ubermessig anzal gegen gott, unnd sunst zu rechnen, nit gut sei. 17 Dann wiewol der veindt 18 das niderlendisch volkh 19 und reutter alles zusamen gebracht, so ligt er doch noch vergraben 20 und will nit schlahen. 21 Man wurdt ine aber dannocht suchen!
Der fynndt hat durch der unnsern schießen vor 14 tagen ob 2'000 man verlorn, 22 und ist so verzagt worden, das er sich inn die flucht gegeben het, wa 23 die unnsern noch ainen ainigen tag desselben orts verharrt. Wir haben aber solche gelegenheit nit wissen mögen. Die sach wurdt inn die harr gezogen 24 unnd vermaint der fynndt, unns ußzematten 25 . Wir wollen aber darstrecken 26 , weil 27 wir haben und vermögen. Dann es gildt seel, leib, weib, kynnd, freihait, ere unnd gut
||333v. Uff des fynnds seitten wurdt fried gesucht unnd von mittlen gedicht 28 . Aber ich kan kainen erlichen göttlichen und nützlichen friden nit sehen noch erkennen, gott schicke me dann wunderbarlich. 29
Ich kan euch nit verhalden, das ain treffenlicher, gelerter, fromer theologus, Thomas Naogeorgus genannt, qui scripsit Pamachium tragediam doctissimam, 30 von den Lutherischen vertrieben unnd hiehere gen Augspurg geflohen. 31 Ist zu mir einkheret unnd unns allen gottwilkumb unnd angeneme gewest. Als nun der churfürst von Saxen 32 sollichs erfarn, hat er an myne herrn durch ein schriben begert, den erbern fromen man fencklich annemen 33 ze lassen. Unnd ist die ainig ursach, das er des herrn nachtmals halb nit lutherisch sein will, sonnder mit unns heldt. Darumb ich den fromen man von mir b thun und b uff ain dorff 34 inn hohen gehaimb verpergen mussen.
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35 Besorg, ob schon diser krieg hienuber käme, meine herrn wurden me dannocht vor dem newen babstumb 36 nit erhalten mögen. Darumb denckht ime 37 nach, wa 38 wir doch den lieben man mit sein weib 39 und 2 jungen kynnden 40 mogen underbringen. Lasst mich eur bedenncken wider wissen.
Nach c diesem kumbt zeittung, das sich der fynndt uß seinem geleger vor Ingelstat heruff baß gen Nuiburg gethon. Unnd ist zu besorgen, nachdem es ein ring 41 , unbefesstnet stedtlin, er werds erobern, eh man rettung bringt. 42
Die unnsern werden dem vheindt, der mit aller macht uber ain cleine tagreiß 43 nit mehr von Augspurg ist, entgegenkumen oder sich vor Augspurg
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lägeren, allso das noch vor winters die sach dieses grossen wercks zum ennde lauffen mag. Der almechtig stee unns bei. Amen.
Im höchsten vertrauen ubersennde ich euch hiemit die articul 44 , darumb Thomas Naogeorgus verfolgt wurdt. Isti articuli per me sunt descripti ex literis principis Saxonic, quamvis ignorem, an ipse ita vel secus sentiat.
Was ir mynem lieben herrn und bruder Hallero geschriben 45 von wegen der predicanten, hab ich gern gehört. Sobald unnser bott 46 wider kumbt, soll euch witter geschriben werden.
Valeant omnes et singuli nostri fratres Tigurini! 20. septembris 1546.
Tuus Georgius Laetus, etc.
[Adresse auf f. 336v.:] Dem christenniichen, hochgelerten herrn Heinrichen Bullinger, vorgeern 47 der kirchen Zurch, meinem gunnstigen herrn zu hannden."