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Autograph: Zürich StA, E II 345, 322 (Siegelspur) Ungedruckt
Frölich dankt für Bullingers Brief vom 4. September [nicht erhalten] und für den Lukaskommentar.
Entweder wird er das für Bürgermeister [Hans] Welser bestimmte Exemplar diesem
selbst überreichen oder [Johannes]Haller damit beauftragen. Frölich hat sich nie mit Welser
gestritten, bedauert aber, dass ein Mensch, der an der Spitze eines solch bedeutenden GemeinwesensBriefe_Vol_17-419 arpa
steht, dieses so arg beeinträchtigt, auch wenn er ansonsten freundlich und umgänglich
ist. Es fehlt ihm jedoch an Beständigkeit und Mut. Ferner ist dessen Frau [Barbara,
geb. Adler]schlimmer als Isebel! Seitdem Frölich sie in Gegenwart von [Johannes]Haller für
ihre schlechte Behandlung von Michael Keller und anderen rechtschaffenen Männern kritisiert
hat, will sie ihn nicht mehr sehen. Demzufolge wagt es auch ihr Ehemann nicht mehr, mit
Frölich zu verkehren. —Seit dem 17. August hat Frölich drei Briefe an Bullinger abgeschickt:
zweimal über Konstanz [Nr. 2537 und ein nicht erhaltener Brief] und einmal über Lindau
[nicht erhalten]. Ein vierter Brief [Nr. 2561]wird inzwischen vom Augsburger Stadtboten [...]
nach Zürich übermittelt worden sein. — Frölich weiß weder, wie hoch der [Geld]betrag war,
den der Sankt Galler Abt [Diethelm Blarer von Wartensee]für den Kampf gegen die Schmalkaldener
zahlte, noch, an wen und wann das Geld ausgezahlt wurde. Die Augsburger Gesandten
[auf dem Tag der oberdeutschen Städte] in Ulm behaupten aber, dass jener Abt sowie der
Konstanzer Bischof [Johann von Weeze] dem Kaiser [Karl V.] Geld für den Krieg gegeben
hätten. Es heißt ferner, dass der Abt von Weingarten [Gerwig Blarer] 6'000 Goldstücke von
[Blarer von Wartensee] empfangen habe. Diese Angabe soll aus abgefangenen Briefen der
Papisten stammen. — Aus der Mitteilung, die Frölich kürzlich dem Augsburger Stadtboten
anvertraute, hat Bullinger erfahren, dass der Kaiser nicht angreifen wolle. Es blieb dabei,
obwohl die [Schmalkaldener] ihn vier Tage lang zum Kampf herausforderten und dabei etwa
800 Mann töteten. —[Maximilian von Egmont, Graf] von Büren, zieht dem Kaiser mit 4'000
Pferden und 12'000 Kriegsknechten zu. Dieses [niederländische] Heer gelangte mit Hilfe des
Mainzer Bischofs [Sebastian von Heusenstamm] und anderer über den Rhein. Wohl erst nach
Eintreffen dieses Heeres wird der Kaiser den Angriff wagen. Die [Schmalkaldener]haben sich
von Ingolstadt in Richtung Donauwörth zurückgezogen, um Musterungen durchzuführen und
ihre Kriegsknechte zu bezahlen. Aufgrund der in [Nr. 2561] bereits erwähnten vorteilhaften
Lage des kaiserlichen Lagers hätten sie in Ingolstadt sowieso nichts ausrichten können. Zudem
fehlte es ihnen an Proviant. — Die [Schmalkaldener]verfügen über 80'000 Mann. Man muss
also sparsam sein, denn man wird den Krieg kaum noch in diesem Jahr beenden können.
— Der Eifer der Eidgenossen wird geschätzt, auch wenn deren Hauptleute als inkompetent
gelten. Man bräuchte solche mit mehr Erfahrung. — Die Tiroler konnten durch die Unentschlossenheit
der [Schmalkaldener] die Festung und die Klause Ehrenberg zurückerobern.
Dies ist allerdings nicht sehr schlimm, solange die [Schmalkaldener] das gut besetzte Füssen
weiterhin behalten. — In Summa: Alles hängt von der zukünftigen Hauptschlacht ab. Gott
verleihe seinen Sieg!
S. Literas tuas 4. septembris datas 2 et Lucam tuum 3 , omnium charissime
atque observandissime frater, hodie accepi. Pro codice hoc sacrosancto ago
tibi gratias, quas possum, maximas, donec vicem rependere licebit. Domino
consuli Welsero 4 librum tuum ipse ego offeram vel d. Hallero id faciendum
committam. 5 Ipse haud dubie tam liberale munus gratissima mente amplexurus
est. Mihi cum illo nihil simultatis unquam fuit nec est; quod autem
scripsi, 6 veritas et necessitas coegit. Non potui autem non acerbissime dolere
eum, qui tantae reipublicae preesse debet, 7 tam fede impingere. Utinam dominusBriefe_Vol_17-420 arpa
reducat ipsum in viam, quod etiam fieri potent! Vir per se est satis
humanus et tractabilis. Quod, si gravitas et constantia istis etiam a virtutibus
accederet, nobis esset vir b venerabilis. Uxorem 8 autem habet Isabele ipsa
molestiorem 9 , quae iureiurando affirmavit se eo in diversorio non mansuram,
in c quo ego sim. Hinc est, quod ipse Welserus me non audet ad sese vocare
neque aliquid commune mecum habere, tantum eam ob causam, quod ei
presente Hallero suas ineptias et peccata in bonos viros, Michaelem nempe
c Cellarium 10 atque alios, exprobrarim. Haec tibi sint dicta.
Ich hab euch seit 17. augusti dreimal geschriben. Zweimal sind die brieff 11 uff Costantz unnd das ain mal uff Lynda 12 gesanndt. So wurdt unnser statbott 13 seit eurs schrybens 14 mynen virten brieff 15 gar gen Zürch bracht haben.
De abbatis Sangallensis 16 contributione adversum nostros 17 non possum certa significare, quantum pecuniae. cui et quando dederit. Sed nostri legati, 18 cum adhuc Ulmae essent, istum abbatem et episcopum Constantiensem 19 inter 20 eos recensebant, qui caesari pecunias ad hoc bellum suscipiendum erogassent. Aiebant etiam abbatem a Vineto sive Wingarten 21 percepisse Sangallensis presidium, nempe 6'000 aureorum. Unde autem legatis nostris haec nuntiata sint, nec ipsi satis explicare possunt, nisi quod dicunt per quasdam papistarum literas interceptas 22 hoc proditum esse.
Ich hab euch kurtzlich inn einer summa bei unnserm statbotten geschriben, 23 das der keiser bishere keinen stannd thun 24 wollen, unangesehen, das
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die unnsern bis an den 4 tag hart an 25 ime vor seiner schantz 26 gelegen, hinein zu lime geschossen unnd ob 27 800 mann erlegt haben. 28
Nun kumpt der herr 29 von Burn . Bringt ob 4'000 pferd unnd 12'000 knecht. Die synnd durch hilf des bischofs von Mentz 30 unnd annder pfaffen 31 zu Bingen uber Ryn komen. 32 Unnd wann 33 sie zum keyser stossen, so wurdt er sich alsdann starckh genug düncken unnd villicht schlahen 34 wellen.
Die unnsern synnd wider 5 myl von Ingolstat heruff gen Werde 35 gerückht, damit sie musstern unnd die knecht bezaln mogen. Gewarten nun und sehen, was der feynd gegen ine oder sie gegen dem fynnd anfahen mögen. Dann inn bemelten 36 vortail, der hartt an der stat Ingolstat unnd dem wasser 37 ligt, ist ine 38 nit abzeprechen gewest 39 . So hat auch an proviand groß manglen wollen.
||322v Wir uff unnserm teil haben ain treffenlich groß volkh. Unnd mag euchs wol vertrwen, wann es alles zusamen stosst, das streitbarer mann zu roß unnd zu fueß gern und wol achtzigtausent seien. Darumb unnd damit auch am geldt nit mangle, muß man an sich halten 40 Ist zu besorgen, dieser krieg werde dits jars schwerdlich zum ennde lauffen.
Ich sag euch, das die Aidtgnossen 41 unns werdte, liebe leut synnd. Unnd wurdt ir guter eiffer wol gespuert. Glychwol will man irer hauptleut nit für viel achten. 42 Deswegen mussten hinfuran 43 annder unnd geubter verhanden syn.
Die Tyroler haben uns das schloß unnd die clauß Ernberg per quorundam nostrorum oscitantiam wider abgewonnen. 44 Ist aber nit hoch daran gelegen, wann wir nur mögen Füessen erhalten 45 , welchs wol besetzt ist. 46
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In summa, es stat alles uff ainer hauptschlacht; wer dieselb erobert 47 , der hat lannd unnd lewt. Der almechtig, ainig, starckh gott gebe unnd verleihe unns, die uff me sehen und wartten, seinen sieg, sterckh und gnad. Amen.
[Ohne Unterschrift.]
[Adresse auf f. 325v.:] Incomparabili viro domino Henricho Bullingero, anthistiti Tigurino vigilantissimo, domino et fratri coniunctissimo.