Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[803]

Bullinger an
Johannes Stumpf [und
weitere Dekane]
Zürich,
21. April 1536

Original von der Hand Rudolf Gwalthers(?) a Zürich ZB, Ms A 69, 19 (Siegelspur) Ungedruckt

Da in den vergangenen vier Jahren zahlreichen Zürcher Pfarrern das Pfrundeinkommen entzogen oder reduziert worden ist, verlangt der Rat eine Abklärung. Die betroffenen Pfarrer sollen daher aufgefordert werden, bis zum Vorabend der Synode (vom 9. Mai] Berichte über ihre Lage, über die Ursachen des Mangels und über Möglichkeiten der Abhilfe einzureichen. Bittet um Mitteilung an den Dekan in Uster [Utz Eckstein].

Gnad und frid von gott durch unßernn herren Iesum Christum.

Demnach klag under vilen brüderen gewesen, das inen innet b vier jaren ir bestimpt korpus 2 abgebrochen 3 und sy nütt habind, das sy bliben mögend, und die pfarren zu verlaßen mit der tzitt genötigt, hab ich die klag minen herren fürtragen mit antzeigung, was schadens daruß entstan etc. 4 Hieruff habend sy mir befolhen, gruntlich zu erkundigen, weliches doch die personen syend. Dann wo das corpus bliben, nitt abbrochen, und ein c zimliche naarung sye, laßend sy es bliben, wo aber berlicher 5 mangel und die provisionen 6 abbrochen und die bestimpten competentzen 7 durch ungunst der lähenherren nitt bezalt, söllend sich antzeigen 8 .

Uff sömlichs ist min meinung und bitt, du wellist nütt allen, sonder den brüderen allein, umb die es ein gstalt hatt, wie da oben gemeldet, miner herren meinung antzeigen und verschaffen, das von innen ein gschrifft gestelt, darin volgender artikel erklärtt: 1. Wie es ein gstalt umb die pfarrer habe, wer lähenherr und was der kilchen vermögen sye; 2. Was und wo der mangel, was und wie vil abgangen, wer es habe abgesprochen 9 und wie es abgangen sye; 3. Antzeigung, wie der sach zu helfen wäre, und wo man es (so es vorhanden) nemmen mochte.

a Nachsatz und Adresse (Z. 26-29) von Bullinger eigenhändig hinzugefügt. Auf der Vorder- und auf der Rückseite Tintenflecken und Spuren von Federübungen. Vom selben Schreiber ist noch eine weitere Ausfertigung (ohne den Nachsatz Z. 26f und ohne Adresse) vorhanden (Zürich StA, E II 335, 2019). Eine Vorlage Bullingers ist nicht erhalten.
b vor innet gestrichenes v bzw. u.
c vor ein gestrichenes v bzw. u.
1 Weitere gleichlautende Briefe sind offensichtlich
an andere Dekane der Zürcher Kirche verschickt worden (vgl. Anm. a).
2 Pfrundeinkommen (SI III 476).
3 entzogen, eingeschränkt (SI V 324f).
4 Ein schriftlicher "Fürtrag" ist nicht erhalten. —Zur Sache vgl. Bächtold, Bullinger vordem Rat 155f.
5 deutlicher, empfindlicher (SI IV 1435).
6 Einkünfte (SI V 506).
7 die Gesamtheit der dem Pfarrer zustehenden Einkünfte (s. SI III 305).
8 sich melden (Grimm I 524).
9 aberkannt, aufgekündet (SI X 761-763).


Briefe_Vol_06_249arpa

Wenn sölliche geschrifft vertzeichnet, so verfugents mir ilends, oder bringends uff das lengst 10 in synodum, 8. may, das ist mentags nach dem meytag; wie wol, so es müglich were, vor dem synodo geschikt, will ich dann sölichs nach befelch d den verordneten fürtragen 11 .

Lassend üch die kilchen Christi inn truwen befolhen sin.

Datum Zürich, frytags nach osteren 1536.

Heinrich Bullinger. Diß verckünd ouch dem decano zu Uster 12 , wie wol ich acht 13 , er habe ghein under imm 14 .

[Adresse auf der Rückseite:] Dem frommen und getruwen Johansen Stumppffen, dechan za Bubickon, sinem lieben bruder.