Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[202]

[Wolfgang Capito] an
Bullinger
[Straßburg],
26. März [1533]

Autograph: Zürich StA, E II 348, 380. Siegelspur Regest: Capito, Corr. 169, Nr. 505

Man weiß in Straßburg, wie es um Zürich und seine Gegner steht. Die Zürcher sollen wachsam sein und rechtzeitig den früher gegebenen Rat befolgen. An militärischer Hilfe wird es nicht fehlen. Philipp von Hessen ist durch den Straßburger Rat unterrichtet worden. Capito ist besorgt, die Zürcher könnten sich zu weich zeigen.

Myn willig dienst zuvor, fruntlicher, lieber her.

Wir wyssen, wie es mit uch und dem gegenteil fur 14 tagen gestanden 2 , wes sorg auch syn mag, was hilf und hofnung by dem gegenteil, welches alles nit zu verachten. Daruff ist unser bitte, ir wollen wachen und by zitten den rhat fir handen nemen 3 , davon wir hievor geschriben 4 : Es solle zu rosß und fuß so furderlich und dapfer hilf zukommen, das, ob gott will, kein not haben wirt, ja die zall und manheit 5 jenner ubertreffen. Doch das nit furgenomen, man welle dann ein dapferkeit 6 und bestandt 7 oder ußtrag 8 tun 9 . Ir werden unverlassen syn. Das haben kein zwifel, alleyn suchen by zitten an. Es ist der lanttgraf durch unser heren auch verwarnet 10 etc.

Tuus quem nosti.

Durch vertruwt heimlich muntlich bottschafft, die nit den namen haben, als ob sy botten weren, ist in der still ze handeln. Lassen uch nit bewegen, das sich die funff ort etwas erschrocken 11 erzeigen. Sye handeln alle ding mit forteil 12 . Wie ir gemüt stoe 13 , syndt ir bericht a , leyder nur b zuvil. Sunst ist zu besorgen, das angenomner frid verderblichen schaden mit bringen werde. Ich darf nit schriben, was mich itzend bekumbert; die somm aber ist, das ich besorg, ir fursteher werden zu weich syn und hertz 14 nemen, do zu geben were. Der almechtig welle uns gnadig syn und syn rich by uns erhalten. Amen. 26. tag marcii.

a in der Vorlage beriecht.
b in der Vorlage nurt.
1 Die erwähnten Ereignisse verweisen den Brief ins Jahr 1533.
2 Am 11. März 1533 hatte in Luzern eine den Mandatstreit betreffende Verhandlung der Schiedorte Glarus, Freiburg, Solothurn und Appenzell mit den V Orten stattgefunden. Ein von den Schiedorten gemachter Vermittlungsvorschlag wurde von den V Orten abgelehnt mit dem Hinweis, man beharre auf der Forderung nach Abhaltung eines Gerichtsverfahrens, s. EA IV/1c 35-37.
3 den Rat vornehmen, befolgen.
4 Siehe die Briefe Bucers und Capitos vom 14. Januar 1533 (oben Nr. 176 und 177).
5 Tapferkeit (Grimm VI 1587).
6 feste, energische Haltung (SI XIII 976).
7 Waffenstillstand (SI XI 1014).
8 eine (kriegerische) Entscheidung (SI XIV 421-423).
9 Der Sinn des Satzes könnte sein: Doch das (die Stellung von Hilfstruppen) wird nicht ausgeführt, außer man (die Zürcher) wolle eine feste Haltung einnehmen, einen Waffenstillstand oder eine kriegerische Entscheidung herbeiführen.
10 Der Straßburger Rat der Dreizehn informierte Philipp von Hessen über die Lage in der Eidgenossenschaft in einem Schreiben vom 28. März 1533, s. PC II 185f.
11 Schrecken erregend (SI IX 1613).
12 List, Betrug (SI XII 1506-1508).
13 stehe; was sie im Sinn haben.
14 Hartes.


Briefe_Vol_03_0093arpa

[Adresse auf der Rückseite:] Dem hochgelerten, achtbaren hernn Heinrich Bullinger, predicanten zu Zirich, sym lieben heren und frund. Zirich.