Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2491]

Oswald Myconius
an Bullinger
Basel,
8. Juli 1546

Autograph: Zürich StA, E II 336a, 234 (neu: 252)(Siegelspur) Ungedruckt

Myconius freut sich über Bullingers Briefe, weil sie nützliche Informationen vermitteln. Dass die Eidgenossen dermaßen willig sind, gegen Kaiser [Karl V.] zu ziehen, freut ihn sehr. Die Tagsatzung [zu Baden] wird wohl dadurch angeregt, Beschlüsse zu fassen, die sowohl dem Vaterland als auch dem Worte Gottes förderlich sind. Bullingers Brief [nicht erhalten] hat Myconius dazu bewogen, seine [Pfarrgemeinde] zu einem besseren Leben und zu einem entschlossenen Verhalten gegen den verschlagenen und gottlosen Feind anzuhalten. Myconius hat die Nachricht über den Bannerträger [Hans Wilpert] Zoller und über die Eintracht zwischen den in Ulm versammelten Fürsten und [Reichs]städten mit Interesse vernommen. Die Bezeichnung "gottspüssiges Spangerli", die sich wohl auf Karl V. bezieht, hat er jedoch nicht verstanden. Ebenfalls unklar ist, warum Bullinger meint, dass die von [König] Ferdinand verbreitete Nachricht über das Heranrücken des [Sultans Suleiman I.] unwahr sei. Was aber Bullinger über den rheinischen Adel schrieb, hat er nun begriffen. Die Churer werden wohl [von den Eidgenossen]Unterstützung brauchen. Die Lage wird bestimmt besser werden, wenn man sich den italienischen Truppen in den Weg stellt. Der Verräter [Karl V.] hat den Brudermörder [Alfonso Diaz] schön verteidigt! Was für ein gutes Gedächtnis im Dienste des Bösen! Myconius hat bis jetzt gehört, dass die Böhmen keine Hilfe gegen die Deutschen leisten wollen. Aus Straßburg erfährt er aber nun etwas anderes. Doch warum sollten die Ungarn und die Österreicher dem Kaiser ihre Hilfe anbieten, wenn sie schon genug bei sich selbst zu tun haben? Ein frommer Mann [Martin Bucer]hofft, dass Gott die Kräfte [der Eidgenossen] mit denjenigen der Schwaben und der Rheinanwohner vereinigen werde, zumal alles, was zwischen Frankreich, Franken und Bayern liegt, im Grunde genommen nur ein Volk, und zwar ein zahlreiches Volk ist. Man sollte jedoch rasch handeln. [Johann Friedrich von] Sachsen und Landgraf [Philipp von Hessen] rüsten und wollen dafür sorgen, dass die [gegnerischen]Truppen keinen Anschluss aneinander finden. Der Landgraf soll von den südlichen Niederlanden bedrängt werden, kann aber diesbezüglich auf die Streitkräfte des frommen [Königs Christian III. von] Dänemark zählen. Auch [Herzog Albrecht von]Preußen wird wohl seinen Pflichten nachkommen. Myconius hat den Brief Karls V. an die Eidgenossenschaft gelesen. Was für eine Verschlagenheit und Frechheit! Offenbar hält er die Eidgenossen für dumm! Hoffentlich werden diese wie der Wolf in der äsopischen Fabel merken, dass alle Spuren in [die Höhle des Löwen], aber keine wieder herausführen. Beweis für die Frevelhaftigkeit des Kaisers ist eine in Italien geprägte Münze, die auf einer Seite den Kopf des Kaisers abbildet und auf der anderen eine Frau (welche in der Rechten ein Kruzifix und in der Linken einen Kelch hält) mit der Inschrift: "Verfechter der katholischen Religion." Dies entspricht Bullingers Mitteilung über die Argumente, mit welchen man in Italien Söldner gegen die Deutschen anwirbt. Dem Kaiser könnte aber ein ähnliches Schicksal wie dem [Herzog Heinrich von] Braunschweig widerfahren. Letzterer betrachtete sich auch als einen treuen Diener des Papsttums, als einen Anführer des Kaisers, des Nürnberger Bundes und der alten Religion. Herzog Moritz [von Sachsen] soll durch die Schmeicheleien des Kaisers seinen Eifer aufgegeben haben. Vom Pfalzgrafen [Friedrich] hört man gar nichts. Herzog [Ulrich von] Württemberg erweist sich hingegen als standhaft und hat vor, den Kaiser am 15. Juli anzugreifen. Möge er "Fercilandus" [König Ferdinand] und dessen Bruder [Karl V.] um Deutschland bringen, wie er einst von dem Erstgenannten um sein Land gebracht wurde! Man weiß nicht, was die Nürnberger tun. Sie sollen hundert kleinere Bombarden (,,tonulae"), die gegen die Türken bestimmt waren, für den gegenwärtigen Krieg zur Verfügung stellen. Myconius lässt Bullingers Familie, [Rudolf] Gwalther und [Konrad] Pellikan grüßen.


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Gaudeo, quoties manum tuam video. Semper habet aliquid, quod nosse et iuvat et prodest. Adfecit me pulchre postrema epistola tua 1 , quia continet de Helvetiorum contra caesaris 2 arma scelestissima profectione. 3 Spes est enim consilia capi jam in comitiis 4 ab ea occasione commodius. 5 Det dominus, ut et pro patria sint et pro verbo domini.

Ex tuis illis hodie meos 6 sum pro virili hortatus, ut tuorum sequantur exemplum, subiectos ad vitae et morum emendationem diligentemque precationem extimulando. Manebo, quid effecerim. Orandum est enim prorsus, ut dominus corda et animos nostros accendat ad nominis sui studium, subpeditet consilia salutaria et fortiter agendi contra hostem versutissimum et impiissimum 7 praestet fortitudinem ac robur, si res huc queat perduci, ut et ipse de domino recte sentire condiscat.

De vexillario Zollero 8 libenter audivi. Et de concordibus animis principum et civitatum, qui fuerunt Ulmae, 9 adhuc audivi libentius. Spero etenim concordiam eam esse in domino. Quod, si sic est, sine dubio adest dominus, utpote deus pacis 10 . Titulum facis, Carob puto, gottspüssigen Spangerli 11 ; non capio. 12 Miror autem, quod Ferdinandi nuncium de Turce 13 adventatione 14 putes mendaciter confictum a . Ad quid enim confingeret, nisi forsitan hoc modo suorum pedes referre conaretur alio, postquam intelligit nostros tam animose concursare? Nam quod nostros terrere sic tentet, non possum coniicere. 15 Intelligo nunc de nobilitate Rhenensi. 16 Curienses opus haberent subsidio; 17 Italico enim exercitu praepedito omnia per dominum melius sunt

a In der Vorlage confictam.
1 Nicht erhalten. — Damit hatte Bullinger auf Myconius' Brief Nr. 2482 vom 29. Juni geantwortet; s. unten Anm. 16.
2 Karl V. Zur Bereitschaft vieler Eidgenossen, u.a. aus dem Gebiet von Zürich, den schmalkaldischen Verbündeten gegen den Kaiser zuzuziehen, s. Nr. 2483,35f; Nr. 2489,25-34; Nr. 2493,2-8. 21-23; Nr. 2494,36f. 47-50.
4 Die Badener Tagsatzung, die am 5. Juli begonnen hatte; s. Nr. 2474, Anm. 6.
5 Siehe aber Nr. 2489, Anm. 33.
6 Die Kirchgänger des Basler Münsters, in dem Myconius predigte.
7 Damit ist Kaiser Karl V. und seine Anhängerschaft gemeint.
8 Hans Wilpert Zoller, der als Bannerträger im Dienste des Schmalkaldischen Bundes stand; s. Nr. 2467,23f.
9 An der Tagung der oberländischen Städte des Schmalkaldischen Bundes; s. Nr. 2471, Anm. 14.
10 Phil 4, 9; 1 Thess 5, 23.
11 gottspössigen Spangerli: Wohl als "kleiner Spanier, der Gott essen will" zu verstehen, da "spossig"(,,spisig") im Sinne von "ässig"gebraucht werden kann; s. SI I 500; X 546. — Spöttische Anspielung Bullingers auf die Ehrerbietung des Kaisers für die Hostie, durch welche der Kommunizierende gemäß römischer Lehre Gott empfängt. —Vgl. auch oben Nr. 2474,3.
12 Weil "spüssig" (spissig) auch spitzig, scharf oder rauh bedeuten kann; s. SI X 559.
13 Sultan Suleiman I.
14 adventatio: das Heranrücken; vgl. Thesaurus Linguae Latinae, Bd. I, Leipzig 1900, Sp. 834.
15 Dieses Gerücht diente wohl dazu, die Musterungen in Österreich und Vorderösterreich zu rechtfertigen. Vgl. auch HBBW XVI 27 und Anm. 127.
16 Vgl. Nr. 2482,19-21.
17 Um den für den Kaiser in Italien gemusterten Truppen keinen Durchzug durch


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habitura. Proditor 18 Ratisbone 19 recte defendit fratricidam 20 ; sed vide in malis quae memoria! 21

Bohemos audieram nihil laturos auxilii contra Germanos. Nunc ex Argentina aliud accipio. 22 Nescio, utrum verum. Et miror, quod Ungari et Austriaci dicuntur subpetias ferre Carob, cum ipsimet habeant domi, quod agant. 23 Scribit vir quidam egregius 24 in haec verba: "Orandus est dominus, ut iungat nostram gentem cum piis Suevis et Rhenanis; sic quam minimo b negocio confieret, ut unus populus esset, quicquid inter Galliam est et Franciam Orientalem 25 et Bavaros."Aliquid tum contra tantam multitudinem per dominum posset confici. Sed opus est celeritate, etc. Saxo 26 et lantgravius 27 se parant fortissime (nam ita scribunt) c , 28 ac impediunt pro virili, ne impiorum exercitus conveniant. Premit interim lantgravium vis magna Belgarum. 29 Atqui Danus 30 his se totum obiiciet - rex eximie pietatis, virtutis et

b In Bucers Autograph (s. Anm. 22): parvo. —
C Klammern ergänzt.
Graubünden zu gewähren; s. Nr. 2484, 1-4. — Am 4. Juli baten tatsächlich die Bündner um eine Hilfe der Eidgenossen, falls das "frömbde volgk [ ... ] mitt gwalt durchziehen wölt" (Rat zu Chur an Rat zu Zürich, Zürich StA, A 248/1, Nr. 140).
18 Der Kaiser.
19 Am Reichstag.
20 Alfonso Diaz. — Karl V. verteidigte diesen, indem er auf das Gesuch der protestantischen Stände, sich doch nicht dem in Innsbruck laufenden Prozeß gegen Alfonso Diaz und seinen Komplizen Juan Prieto zu widersetzen, eine dilettantische Antwort gab; s. Nr. 2480 und Anm. 49.
21 Anspielung auf die in Nr. 2480,51-53. von Ambrosius Blarer übermittelte Nachricht, die Bullinger offensichtlich an Myconius weitergeleitet hatte.
22 Aus einem Brief Martin Bucers vom 3. Juli 1546 (Zürich ZB, Ms F 80, 132-133; Teildruck: PC IV/1 203-204, Nr. 179): "Quicquid et doli et virtutis est penes Hispanos, Italos, Burgundos, Belgas, Germanos, Boemos, Hungaros, id omne contra nos confiatum est."
23 Nämlich sich gegen die Einfälle der Türken zu verteidigen.
24 Bucer, im oben erwähnten Brief.
25 Francia orientalis: das Frankenland; s. Dasypodius, Dic. 261v.
26 Johann Friedrich I. von Sachsen.
27 Philipp von Hessen.
28 Die unten angeführten Informationen stammen fast wortwörtlich aus Bucers
Brief: "Saxones [gemeint sind Johann Friedrich und Moritz von Sachsen] et Landgravium non dubito, ut scribunt se facere, instruere se fortissime, et in impediendis impiis, ne conveniant, non cessabunt. Sed magna vis Belgarum Landgravium premit et urget. At Danus his se totum obiiciet, rex eximiae pietatis, virtutis et felicitatis in proeliis. Pruteni pietas etiam et virtus perquam eximia est, quem [gemeint ist Albrecht von Preußen] non dubito suum quoque officium facturum."
29 Ein Gerücht; s. PC IV/1, Nr. 225. — Zu den Rüstungsvorkehrungen des Landgrafen s. Karl Ebel, Kleine Beiträge zur Geschichte Hessens im Schmalkaldischen Krieg, in: Philipp der Grossmütige. Beiträge zur Geschichte seines Lebens und seiner Zeit, Marburg 1904, S. 563-571.
30 König Christian III. von Dänemark. — Er hatte 1544 einen Friedens- und Freundschaftsvertrag mit dem Kaiser geschlossen. Demzufolge lehnte er es während des schmalkaldischen Bundestags in Frankfurt von 1545/46 (s. dazu HBBW XVI Reg. s.v. Frankfurt) ab, sich mit den Schmalkaldenern solidarisch zu erklären, und unterstützte diese im Laufe des Krieges nicht, außer vielleicht mit etwas Geld; s. Heyd, Ulrich von Württ. III 362; Martin Schwarz Lausten, Religion og Politik. Studler i Christian Ills forhold til det tyske rige i tiden 1544-1559 [Religion und Politik. Studien über das Verhältnis


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felicitatis in proeliis. Pruteni 31 pietas et virtus eximia est; de quo non dubium est, quin sit facturus officium.

Literas Caroli Hispani ad Helvetios 32 legi. Bone deus, quam sunt et vafre et mendaces et impie! Possem haec omnia vel ego probare. Putat simplices (ne dicam stultos) Helvetios, non intellecturos suam fraudem, dum promittit aureos montes. 33 Equidem spero dominum daturum, ut simplici prudentia fallacem Hispanum 34 sine labore sint intellecturi, ut dicant cum vulpe Aesopico 35 : "Vestigia me terrent omnia, te adversum spectantia nulla retrorsum." 36 Mentitur contra principes evangelium hactenus foventes, 37 ut nihil eis adscribat nisi tyrannidem et totius imperii occupationem, si nemo praepediret.

Impietatis signum est numisma, quod ex Italia hic circumfe[r]tur d . Ab una parte Caroli caput habens et hanc scripturam: "Carolus V. Augustus, imperator, ce[sar]." Ab altera mulieris imaginem, quae religio est, in dextra gerens crucifixum, in sinistra cali[cem] cum hostia, ad pedes libros Moysi; scriptura marginal is haec est: "Propugnator religio[nis}catholice."38 Convenit hic cum literis, ubi scribis, quibus utatur in Italia technis 39 , ut milites e[x]citet contra Germanos. Mirum, si illi 40 non eveniant, quae Brunsvicensi 41 , qui

d Hier und unten Textverlust durch Papierverlust. Fehlstellen ergänzt aus dem Kontext und aus der Abschrift von Johann Jakob Simler (Zürich ZB, Ms S 61, 13).
Christians III. zu dem deutschen Reich während der Jahre 1544-1559], Kopenhagen 1977, S. 43-69 (deutsche Zusammenfassung auf S. 344f).
31 Herzog Albrecht von Preußen.
32 Gemeint ist der Brief Karls V. an die Eidgenossen vom 12. März 1546 (s. Nr. 2452, Anm. 5). Offensichtlich ließ Bullinger davon eine Kopie für Myconius anfertigen. Siehe dazu schon Nr. 2452,4; Nr. 2469,12f; Nr. 2479,6.
33 Adagia 1, 9, IS (AS!) 11/2 338, Nr. 815).
34 fallacem Hispanum: Karl V.
35 Anspielung auf die Fabel des griechischen Dichters Äsop vom alternden Löwen und vom Fuchs, in der der schlaue Fuchs erkennt, dass zwar viele Spuren in die Höhle des Löwen hinein-, aber keine wieder herausführen; s. Äsop, Fabeln. Griechisch-deutsch. Hg. und übersetzt von Rainer Nickel, Düsseldorf/Zürich 2005, S. 142f, Nr. 142.
36 Horaz, Epistulae 1, 1, 74f.
37 Indem er den protestantischen Fürsten versprach, einen neuen Religionsfrieden mit ihnen auszuhandeln; s. HBBW XV 241.
38 Eine entsprechende Münze konnte nicht
ermittelt werden. — In Robert und Jack Friedberg, Gold Coins of the World. Complete from 600 AD. to the Present. An Illustrated Standard Catalogue with Valuations, New York 2 1965, S. 276, Nr. 831 (unter "Italy-Naples"), findet sich die Abbildung einer Münze, deren Motive den hier beschriebenen entsprechen, die Legenden jedoch nicht. Auf der Kopfseite steht: "CAROLVS. V. ROM. IMPE." Auf der Münzvorderseite: "MAGNA OPERA DOM." Eine ähnliche, aber nicht ganz identische Münze ließ sich im September 2014 unter folgender Adresse finden: http://www.coingallery.de/KarlV/ Neapel_D.htm (wir danken Rainer Henrich für diese Hinweise).
39 Möglicherweise überlieferte Bullinger die ihm von Ambrosius Blarer mitgeteilte Nachricht (Nr. 2485,48-53), dass in Italien die Söldner angeworben wurden, indem man ihnen einen Ablass sowie auch das Hab und Gut der Lutheraner versprach.
40 Karl V.
41 Herzog Heinrich d.J. von Braunschweig-Wolfenbüttel.


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pariter gloriab[atur] commissarium se esse et ministrum fidelem sanctimonie papalis, item ducem summum caesaree maiestatis et foederis Nurembergensis 42 et veteris religionis.

Ducem Mauricium 43 dicunt esse blandiciis Caroli sic captum, ut plane tepescat. Et de Palatini [o]44 ne verbum quidem audio, etiam dum rogo. De duce Wirtembergensi 45 omnia bona, sancta ac [for]tia. Dominus robur addat, ut, quemadmodum ipse prius a Fercilando 46 privatus est patria, ita [nunc] contra et hunc et fratrem 47 spoliet Germania. e De hoc et illud fertur, quod Carob nunciarit se in diem 15. huius mensis cum eo conflicturum, ubiubi inveniat. e

Nurembergenses an aliquid agant, nescio. R[u]mor erat tonulas 48 (ut quidam vocant) centum apud illos esse ad bellum Turcicum collectas et nunc servituras bello praesenti. Hac de re vellem reddi certior.

Bene vale in Christo cum domo tua, Gvalthero et Pellicano et piis fratribus omnibus. Oremus una cum ecclesiis vestris ad dominum, ut nostr[i] misereatur in tentatione hac multo gravissima. Basileae raptim, 8. iulii anno 1546.

Tuus Os. Myconius.

[Adresse auf der Rückseite:] D. Heinricho Bullingero, viro doctissimo ac fratri in Christo colendissimo suo."

e-e Am Rande nachgetragen. f - Darunter von Bullingers Hand eine für ein ganzes Bündel von Briefen Myconius' dienende Überschrift: Osvaldi Myconii pauculae 1543, reliquae anni 1544, 45, 46, 1547 usque ad 20. martii.
42 Der katholische Nürnberger Bund von 1538.
43 Moritz von Sachsen.
44 Friedrich II. von der Pfalz.
~ Ulrich von Württemberg. 46 Gemeint ist (s. unten Z. 61) König Ferdinand I. Doch wurde dieser erst 1521 Erzherzog von Österreich, während Herzog Ulrich wegen seines Überfalls auf Reutlingen bereits 1519 vom Schwäbischen Bund aus seinem Land vertrieben wurde. — Liegt hier vielleicht ein Wortspiel mit "Ferculum" (Tragsessel; s. Kirsch s.v.) vor, so dass "Fercilandus" als Anspielung auf den "herumzutragenden" Ferdinand zu deuten wäre (vgl. nämlich HBBW XIV 565,58-60)? Oder liegt hier etwa ein Wortspiel mit Ferkel vor?
47 Karl V.
48 Das Wort stammt wohl aus dem Wortschatz der eidgenössischen Söldner (die des öfteren im Dienste Frankreichs standen)
und vom Französischen "tonnelle", kleine Bombarde (Geschütz zum Verschießen von Projektilen); s. Algirdas Julien Greimas und Teresa Mary Keane, Dictionnaire du moyen francais. La Renaissance, Paris 1992, S. 626. Seit "Mitte des 15. Jh. galt Nürnberg als eines der bedeutendsten Zentren für den Geschützguss"; s. Alois Ruhri, Der Geschützguss in der frühen Neuzeit mit einem Ausblick in das 19. Jh., in: Ferrum. Nachrichten aus der Eisenbibliothek, Stiftung der Georg Fischer AG, 75, 2003, 65. — 1546 hatte der Kaiser bei einigen Nürnberger Bürgern mit Wissen des dortigen Rates nicht nur Pulver (s. Nr. 2489 und Anm. 70), sondern auch andere Waffen und Rüstungen (u.a. Spieße, Gewehre und Harnische) bestellt; s. Franz Ludwig von Soden, Kaiser Karl V. in Nürnberg. Zur Kriegs- und Sittengeschichte des 16. Jhs. Nach archivarischen Quellen bearbeitet, Nürnberg 1858, S. 51-63.