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Autograph: Zürich StA, E II 370, 30-32 (zwei Siegel) Ungedruckt
[1]Haller vermochte mangels zuverlässiger Boten eine Zeitlang nicht zu schreiben. Jetzt aber
kann er durch [..., den Diener von Hans Wvss]einige aktuelle Nachrichten übermitteln, wobei
Bullinger diese wahrscheinlich schon kennen wird. —[2]Infolge der zweifellos auch in Zürich
eingebrochenen Kälte sind auf beiden Seiten so viele Soldaten gestorben, dass beide Heere an
den Abzug dachten. Doch aus Furcht vor dem Feind im Nacken wollte keines von beiden den
Anfang machen. Also harrte man unerhört lange bei Eiseskälte im Freien aus. Kaiser [Karl
V.]begab sich des besseren Schutzes wegen auf einen naheliegenden Hügel, zog aber nicht ab.
Die [Schmalkaldener] teilten sich auf: Die Truppen des Kurfürsten [Johann Friedrich von
Sachsen] zogen in Richtung [Schwäbisch] Gmünd; Landgraf [Philipp von Hessen] wandte
sich mit dem [Herzog Ulrich von] Württemberg nach Stuttgart; [Sebastian] Schertlins SoldatenBriefe_Vol_18-355 arpa
in Richtung Heidenheim. Dabei führte der Landgraf die Nachhut. Da er wusste, was
passieren würde, schloss er den Zug mit dem Geschütz ab und ordnete die Truppen und die
Reiterei so an, dass diese auf einen Angriff von hinten gefasst waren. Der Abzug begann am
22. November. —[3]Am Tag darauf wurden die abziehenden [Schmalkaldener]tatsächlich von
tausenden Reitern des kaiserlichen Heeres verfolgt. Als diese die Landgrafiichen im [schmalkaldischen]
Nachzug bedrohten, wandten sich Letztere um, feuerten ihr Geschütz mit großer
Wucht ab und stürmten mit ihrer Kavallerie gegen die Kaiserlichen an. Diese wurden im Nu in
die Flucht geschlagen, ja sogar bis nach Lauingen verfolgt. Mehr als 2'000 von ihnen sollen
dabei umgekommen sein, von den [Schmalkaldenern]hingegen nur wenige. Der Kaiser konnte
mit acht Pferden fliehen und soll Lauingen halbtot vor lauter Angst erreicht haben. Dies wurde
von einem (Spion der Schmalkaldener]berichtet, der seit der Ankunft des Kaisers in Lauingen
von dort aus glaubwürdige Berichte abfertigte und während des oben geschilderten Scharmützels
im Gefolge des Bischofs (von Augsburg, Otto Truchsess von Waldburg] die Flucht
ergriff Hätten die [Schmalkaldener] ihm nachsetzen können, oder genauer gesagt, ihm nachsetzen
wollen, wäre der Krieg nun beendet. Fest steht, dass schon seit acht Tagen zunehmend
die Rede vom Tod des Kaisers ist. Wenn das nur wahr wäre! Die Augsburger Obrigkeit zweifelt
daran. Vielleicht ist dieses Gerücht eine List. Ist aber der Kaiser nicht tot, dann ist doch
wenigstens der Gedanke tröstlich, dass er eines Tages sterben wird. Wenn er sich doch nur
dem Evangelium und nicht dem Antichristen (Papst Paul III.] zuwenden würde! — [4] Der
Kurfürst musste [Schwäbisch] Gmünd einnehmen wegen der antichristlichen und gewaltsamen
Gesinnung der Einwohner ihm gegenüber. Wie die Bevölkerung dabei behandelt wurde, ist
noch nicht bekannt. —[5] Die Kaiserlichen sollen Nördlingen und Dinkelsbühl besetzt haben.
Man sagt auch, dass das Heer von (Maximilian Egmont, dem Grafen von]Büren, dem Landgrafen
in Richtung Rhein nachsetzt, um diesen möglichst bald anzugreifen. In den Städtchen
Gundelfingen, Lauingen und Dillingen soll der Kaiser nur kleine Besatzungen zurückgelassen
haben. In Donauwörth befinden sich 300 kaiserliche Kavalleristen und ein paar Infanterie-Einheiten.
Während der zwei letzten Wochen zogen dem Kaiser 1'500 Reiter zu (darunter kaum
400 aus Neapel). Sie sollen jedoch bereits durch Bayern wieder nach Italien zurückkehren!
—(6) In Kürze: Die beiden Armeen sind abgezogen, und über den Verbleib des Kaisers weiß
man nichts. Mal ist er tot, dann wieder am Leben, einmal in Nördlingen, dann in Regensburg
oder in München! Auch die [schmalkaldischen] Reichsstädte [Süddeutschlands] entlassen ihre
Söldner und behalten nur wenige Fähnlein zu ihrem Schutz. —[7]Gestern kam [Hans Wilpert]
Zoller. Er wurde beurlaubt. Sein Dienstherr (Schertlin]bemüht sich um eine andere Stelle für
ihn, da seine Geldmittel knapp geworden sind, nachdem er wegen der von ihm aufgenommenen
Zürcher und Eidgenossen erhebliche Ausgaben hatte. —[8]Bullinger wird bereits gehört
haben, dass der unverschämte [Jakob] Reinhart von seinen Soldaten gefangen nach Frauenfeld
geführt wurde. —[9](Pankraz] Mötteli (vom Rappenstein], dank dem Reinhart Hauptmann
wurde, war dieser Tage in München. Auf dem Rückweg nach Augsburg überfiel er zwei
Bauern, die Proviant in das kaiserliche Lager gebracht hatten, und raubte ihnen alles Geld. Er
verschwieg seine Tat der Augsburger Obrigkeit. Als der Herzog [Wilhelm] von Bayern davon
hörte, klagte er Mötteli auf Leib und Leben an (denn er hatte beiden Kriegsparteien verboten,
Personen der gegnerischen Seite auszurauben). Daraufhin legten die Augsburger Mötteli in
Ketten. Noch ist unklar, was mit ihm geschehen wird. —[10] Gestern schrieb (Hieronymus]
Sailer an [Hans] Vogler (d.J.], dass die Eidgenossen am 5. Dezember in Baden über einen
Frieden zwischen dem Kaiser und den Reichsständen beraten werden. Sie wollen beschließen,
dass, falls eine Kriegspartei die ihr von der anderen Kriegspartei gemachten zumutbaren
Friedensbedingungen ablehnen sollte, sie letzter Partei mit allen Kräften helfen werden.
Stimmt dies? Ein ehrloser Frieden ist mehr zu befürchten als die Fortsetzung eines ehrenhaften
Krieges! Obwohl Haller einen gerechten Frieden wünscht, kann er in diesem Fall nicht
erkennen, wie ein solcher zu akzeptablen Bedingungen für beide Seiten erreicht werden könnte.
Der Herr möge helfen, dass man nicht solche Friedensbedingungen erhält wie einst die
Zürcher mit ihren Gegnern [im 2. Kappeler Landfrieden]! — [11] Nun zu den [Zürcher]
Kollegen und zu den Kirchenangelegenheiten. Über [Georg] Caesar hat Haller neulich [mit
Nr. 2677 und Nr. 2685] berichtet. Da die Augsburger Ratsherren sehr beschäftigt sind, zogBriefe_Vol_18-356 arpa
sich die Angelegenheit in die Länge. Doch obwohl Caesar und seine Gefährten etliche einflussreiche
Unterstützer hatten, ist er schließlich gegangen. Zwar ärgern sich Hallers Kollegen
darüber, dass Lorenz [Meyer] und Rudolf [Schwyzer] von der Obrigkeit nicht bestraft wurden.
Haller meint aber, dass diese nach dem Rat von [Michael] Keller und [Georg] Frölich geregelte
Angelegenheit ziemlich umsichtig von der Obrigkeit behandelt wurde! Denn es wäre
bestimmt unklug gewesen, auch alle anderen aus der Stadt zu verweisen, die den Zürchern
übelwollen. Es genügt, dass es Letzteren erlaubt ist, auf mehr Reinheit [in den kirchlichen
Bräuchen] zu hoffen. Wobei in einer Stadt wie Augsburg, in der so viele Menschen aus verschiedenen
Nationen und so viele Kaufleute leben, es wohl unmöglich sein wird, dass eines
Tages alle der gleichen Meinung sein werden. Es würde schon reichen, wenn der größere Teil
aufrichtig wäre. [Dies ist aber nicht die Haltung von Schwyzer und Meyer], mit denen Haller
die größte Mühe hat. Denn sobald sie hören, dass die Lutheraner etwas [gegen die Zürcher]
vorhaben, wollen sie schon ihre Stellung aufgeben; und ihre unvorsichtigen Außerungen werden
an Böswillige weiterberichtet. —[12] Neulich wurde bekannt, dass private Abendmahlsfeiern
stattfinden. Haller wusste bisher nichts davon und ging der Sache heimlich nach. Von
Keller erfuhr er, dass dieser Brauch schon auf die Zeit der streitstiftenden [Wittenberger]
Konkordie zurückgeht. Damals wurden den für längere Zeit bettlägerigen Kranken solche
Feiern gestattet. Bei der Feier aber muss ein Pfarrer amtieren und wie in der Kirche ein
ordentlicher Tisch vorbereitet werden. Ferner müssen andere Gläubige bzw. Familienangehörige
am Abendmahl teilnehmen. Zudem steht es dem Pfarrer frei, solch eine Anfrage abzuschlagen
(Keller z.B. hat sich nie darauf eingelassen und hat es auch künftig nicht vor). Als
Haller mit den anderen [Schwyzer und Meyer] darüber sprach, sahen diese sogleich einen
Grund, um nach Zürich zurückzukehren. Da er diese Meinung nicht teilte, warfen sie ihm vor,
dass er alles dulden würde, ja sie misstrauen ihm sogar! — [13] Haller bittet um Bullingers
Meinung, denn er will sich auch künftig daran halten. Seiner Ansicht nach ist es besser, mit
Geduld und Güte zu versuchen, das Ubel zu beseitigen, statt sogleich die Flucht zu ergreifen!
Auf diese Art hat er ja in einem Jahr recht viel erreicht. Es gelang ihm sogar, die Augsburger
den Zürchern gegenüber freundlich zu stimmen. Dabei hätte er noch besseren Grund als
(Schwyzer und Meyer]gehabt, sich nach Zürich zurückzuziehen. Private Abendmahle wird er
keine feiern! Dass Kollegen aber so etwas tun, wird er dulden, bis eine geeignete Gelegenheit
die Abschaffung dieses Brauches ermöglicht. Und wie Haller früher schrieb, spürt man bereits
eine Besserung in Augsburg. Greift man aber vorzeitig ein, macht man die Sache nur schlimmer!
—[14]Schließlich hat Haller in Augsburg gelernt, was Kirche bedeutet, und was es heißt,
ein Bischof zu sein. In Augsburg muss man nämlich ganz anders vorgehen als im bäuerlichen
Zürich. Ferner zielt Haller darauf ab, nicht nur die Stadt Augsburg für die Zürcher (d.h. für
die christliche) Meinung zu gewinnen, sondern auch die anderen schwäbischen Städte, indem
er Beziehungen mit deren Pfarrern anknüpft. Und meist sind diese leicht zu gewinnen, denn es
bleibt nur noch, sie zu überzeugen, sich in Übereinstimmung mit ihrer bereits richtigen Auffassung
zu äußern. Bei denen, die zurückhaltend sind, muss man mit Klugheit vorgehen, nach
der Regel des Apostels [Paulus]: "Ein Diener des Herrn soll nicht streiten, sondern zu allen
freundlich sein; er soll ein geschickter Lehrer sein, der das Böse erträgt und in Sanftmut
zurechtweist, die sich widersetzen. So führt Gott sie vielleicht noch zur Umkehr, dass sie zur
Erkenntnis der Wahrheit kommen"[2Tim 2, 24-26]. —[15]Bullinger soll bitte offen mitteilen,
ob ihm diese Vorgehensweise gefällt. Die bäurische, ungehobelte Art [von Meyer und Schwyzer]
missfällt Haller sehr. Sie macht ihm auch zu schaffen. [Meyer und Schwyzer] beneiden
ihn, weil er einen so großen Zulauf zu seinen Predigten hat, weil die Bürgermeister ihn
schätzen und zu all seinen Predigten kommen, wenn sie davon nicht durch Amtsgeschäfte
abgehalten werden. Sie beneiden ihn auch um seine spannungsfreie Beziehung mit den Pfarrkollegen.
Und dies, obwohl er sich so bemüht, ihren Neid einzudämmen! Sie benutzen seine
Bücher, seine Wohnung, seine Kleider und sein Geld und profitieren von seinem guten Ruf
Doch es schmerzt sie wahrscheinlich, dass er, der jüngere von ihnen, ihnen vorgezogen wird.
Meyer hat es sogar deutlich bedauert: Er sei nichts; man ehre ihn nicht; seine Aussprache
gefalle niemandem! Dieser Zustand ist umso gefährlicher, als die Gegner alles versuchen, um
die Zürcher gegeneinander auszuspielen. Haller hat sie diesbezüglich schon gewarnt.Briefe_Vol_18-357 arpa
—[16]Bullinger soll dies alles für sich behalten. Haller ist den Tränen nahe. Er weiß nämlich,
dass Schwyzer auf der Reise [nach Zürich]behauptet hat, er lehre nicht die Wahrheit (er hörte
es zuletzt noch von [Thoman]Ruman). Dass die Lutheraner so reden, lässt ihn kalt. Aber wie
sollte es ihn nicht schmerzen, wenn die eigenen Landsleute so etwas behaupten? Ist das etwa
der Lohn für seine Mühe, nämlich dafür, dass er ihnen so treulich den Weg geebnet hat? Trotz
allem hat er sich nicht an Schwyzer gerächt. Er hat seinen Schmerz verborgen. Er stellte ihm
all seine selbst niedergeschriebenen Predigten zur Verfügung. Als Schwyzer diese gelesen
hatte, fragte Haller ihn, ob er denn die Wahrheit lehre oder nicht? Ob er denn nicht ausreichend
die Laster und Irrtümer tadele? Schwyzer antwortete, dass die Predigten ihm gefallen
würden. Daraufhin mahnte Haller ihn, künftig vorsichtiger in seiner Kritik zu sein. Er vergebe
ihm, weil er wisse, dass die Zürcher Ratsherren (die ihm diesbezüglich geschrieben haben) ihn
bereits zurechtgewiesen haben. Schwyzer erwiderte nur: Einen anderen [Meyer] sollte man
auch ermahnen! Seitdem hat Schwyzer kaum noch Umgang mit den anderen Zürchern. Dies
schmerzt Haller mehr als der Krieg selbst! Er freute sich auf Freunde. Nun aber muss er
fürchten, dass die Zürcher Kollegen ihm feindlicher sein werden als die Fremden. Über all
dies hat Haller kein Wort, weder an Frölich noch an Keller noch an [Wolfgang] Musculus
verloren. Er hofft weiterhin, die Zürcher durch Güte und Sanftmut zu gewinnen. Bullinger soll
dies auch niemandem erzählen, nicht einmal Hallers Bruder [Wolfgang]. Sobald sich die
Unruhen ein wenig gelegt haben werden, wird man wohl einige der Zürcher Pfarrer in die
umliegenden Dörfer versetzen. Dann werden sie tun können, was sie wollen. Man sagt über
sie, dass sie ihre Frauen wohl kaum lieben, weil sie diese zu Hause gelassen haben
—[17] Über [Hans] Vogler [d.J.] nur das eine: Wegen der räumlichen Enge kann Haller ihn
nicht bei sich behalten. Solange Ruman bei ihm ist, schlaft Vogler bei einem seiner Freunde
oder bei seinem Bruder [Leodegar], der nun auch in Augsburg ist. Haller hat sein Versprechen
dem Vater [Hans Vogler d.A.] gegenüber gehalten und wird dies weiterhin tun, indem er
dessen Sohn zwei bis drei Monate bei sich haben wird. Länger aber geht es nicht! Denn er
muss das Zimmer für tägliche Besucher freihalten. Zudem würden auch viele junge Leute ihn
als Präzeptor haben wollen. Doch kann er sie derzeit nicht aufnehmen, weil die Wohnung viel
zu klein ist. Bullinger möchte bei Frölich nachfragen, ob Haller nicht ein größerer Wohnraum
zur Verfügung gestellt werden könnte? In dieser schweren Zeit, wo die Wohnungen vieler
Pfaffen nicht besetzt sind, ließe sich das doch leicht einrichten. —[18] Soviel für diesmal. Der
Bote [...] will aufbrechen. Bullinger möge den vorliegenden Brief freundlich aufnehmen; er
kann nämlich aus Hallers Offenheit entnehmen, wie sehr dieser ihn schätzt. —[19]Gruß an die
Ratsherren und an die Amtskollegen. Ruman, der immer noch bei Haller lebt, lässt auch
grüßen. —[20] Anbei ein sehr unterhaltsames Pasquill, das leider schlecht gedruckt ist!
S. Quod aliquot iam diebus ad te nihil scripsi, 1 venerande pater, non mea negligentia, sed tabellionum a , qui certi essent, inopia factum est. Nunc autem, quoniam commodum hunc nactus sum nuncium 2 , pauca de rerum praesentium statu dabo, quamvis non dubitem, quin omnia haec prius resciveris". b . Tamen ne meo ego defuisse videar officio, ea, quae mihi cognita sunt, communicabo.
Postquam frigus illud magnum, 3 quod et apud vos fuisse non dubito, divina providentia incidit, neuter exercitus istud sustinere diutius valens de abitione cogitarunt. Magnus enim militum numerus nudorum sola frigoris vehementia in utrisque castris periit. 4 Sed metuens utraque pars, ne (sicut
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plerumque fieri solet discedentibus ita a se invicem exercitibus) ab altera parte magnum acciperet in fuga damnum, tam diu sustinuerunt, ut inauditum sit in tanto frigore tantas copias sub diu 5 castrametasse 6 . Tandem caesar 7 in vicinum, ut audio, collem se subduxit, non ut discessurus, sed velut locum magis munitum occupaturus. Nostri contra rebus suis dispositis exercitum sunt partiti: Electoris 8 copiae versus Gmünd 9 , langrafius 10 cum Wirtenbergense" 11 Stugardiam 12 versus, Schertlii milites ad Heidenem 13 (quod etiam sub imperio Wirtenbergensis est 4 ) c profecti sunt langraflo in discessu postremas 15 tenente. Is non ignarus earum, quae futurae essent, rerum, sic exercitum duxit instructum tanquam a tergo cum hoste praelium initurus. Bombardas acie occlusit, equitum turmas ordine disposuit sicque movere loco coepit, ita ut, si singuli milites tantum se verterent, iam in instructa contra hostem starent acie. 16 Factum hoc 22. novembris.
Crastina 17 insecuti eos caesareani multis equitum millibus postremisque ordinibus iamiam imminentes. Illi 18 conversi et aperientes aciem tormentis tanto fragore omnibus in eos immissis irrumpentibusque langrafii equitibus sine mora eos in fugam pepulerunt et usque ad Laugingam 19 insecuti sunt, et, ut audio, non minus 2'000 caesareanorum desiderata sunt, pauci nostrorum. 20 Tantusque tremor in universo caesaris exercitu obortus, ut ipse caesar tantum cum 8 equis ex primo fugiens aggere 21 in oppidum se contulerit.
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Omniumque testimonio d contriti essent omnes toturnque negotium confectum, si vel hac hora nostri vel potuissent instare vel (meo iudicio) si voluissent. Cum ad portam Lauginga[e]e venisset imperator, ita in angustiis pressus est (sicut quidam 22 nostrorum retulit, qui, cum tum esset episcopus 23 in castris caesaris, una cum ipsis fugere et saluti suae consulere coactus est -is simu[1] cum Carolo Laugingam venit et, sicut omnia gesta, bona fide retulit), ut tantumnon expirant. Unde rumor apud nos toto iam octiduo 24 increbuit ipsum mortuum, 25 et multi magna deponunt 26 . Quod si certum esset, o quas grates ageremus deo nostro! Quod miraculum maius potuisset hoc tempore fieri? 30v. || Hoc me solatur, quod, licet non firmiter ipsum mortuum esse credam, mortalem tamen esse certo sciam. Dubitant etiam domini nostri 27 ; ita ab omnibus scribitur civitatibus. Dolum tamen subesse non incredibile est. Si vivit adhuc, utinam domino vivere 28 discat tandem, non suo antichristo 29 !
Interim elector Gmünd (civitatem prorsus antichristianam et sanguinariam, cum negaret ei transitum et vi resisteret) f vi expugnavit et coepit. 30 Quomodo eos 31 tractant, adhuc g non certum habeo quicquam.
His diebus fama fuit Nördlingam 32 a caesareanis captam; item Dinckelspühel. 33 Sed nec hoc certum. Aiunt item Bürensem 34 exercitum proficisci versus Rhenum eosque h iam langrafium 35 sequi, si quo modo posset cum illis adhuc congredi, priusquam Rhenum traiicerent. In oppidulis illis Gundelfingen, Laugingen, Dillingen, etc., pauci adhuc sunt caesareani; Werdae 36 300 equites et aliquot peditum cohortes. Intra 14 dies venere adhuc 1'500
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equi (equites vero vix 400 Neapolitani ad caesarem), quos iam per Bavariam versus Italiam redire certo narratur. 37
In summa: Sicut nives ita uterque dissolvitur et diffluit exercitus. 38 Et ubi nam sit caesar (inter vivosne an mortuos, an Nördlingae, an Ratisponae, an Monaci 39 ), sicut varia sunt iudicia, ignoramus prorsus. 40 Urbes 41 etiam suos dimittunt milites paucis vexillis ad earum praesidia reservatis.
Heri rediit demum Zollerus 42 , qui et ipse veniam 43 habet; sed iam prospiciet ei de alia conditione 45 suus dominus 44 . Pecuniam habet non multam. Conqueritur sumptum immensum, quem fecerit cum Tigurinis et Helvetiis omnibus ad ipsum divertentibus. Quod quidem ipsi facile credo, cum etiam mihi id contigerit.
Quid cum Reinhardo 46 , insigni nebulone, fiat, ipse nosti. Iam enim sui milites captivum eum secum abduxere ad Frawenfäld 47 (ut audio).
Metellin 48 ille, cuius ope capitaneatum nactus est, 49 cum hisce diebus fuisset Monaci et in itinere versus Augustam in ditione Bavari 50 invenisset duos rusticos 51 venientes 52 ex castris caesaris cum karris , quibus commeaturn in ea vexerant, vi eos omnibus spoliavit nummis neque id dominis indicavit nostris. Relatum hoc principi Bavariae (qui, qualiscunque fuerit in his turbis, neutrae tamen parti 53 concessit alterius partis homines intra suos fines spoliari, quod praeconium multo iam habuit tempore), is iniuriam hanc intra suos fines factam his duobus ab Augustano capitaneo graviter questus est et capitaliter hunc accusavit. Nostri itaque domini eum in vincula coniecerunt. Quid futurum sit, ignoro.
De Helvetiis heri ad Voglerum 54 scripsit d. Seilerus 55 , quod ad 5. decembris sint conventuri Thermis 56 et de pace facienda inter caesarem et imperii
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status consultaturi ea ratione, ut, si quae pars aequas renuerit pacis conditiones, se alteri parti omnibus viribus auxiliaturos esse. 57 Verumne hoc sit necne, abs te expecto. Inhonestam pacem magis metuo quam belli honestum progressum! Pacem aequam ex animo desidero. ||31r. Unde cum poeta dico: "Nulla salus bello. Pacem te poscimus omnes!"58 Ego autem non video, quibus tandem conditionibus pax fieri possit, quas ferre possint ambae partes. Dominus eas solus novit. Is custodiat nos, ne tales recipiamus conditiones, quales cum suis Tigurini aliquando adversariis. 59 Haec de rebus novis.
Nunc pauca de fratribus 60 et ecclesiae negotiis. De negotio, quod nobis fuit cum Caesare 61 , illo Lutherano, proxime scripsi. Protracta est haec causa a dominis nostris occupatissimis alias. Habuit ipse cum suis sociis 62 fautores 64 non paucos nec parvos; omnibus tamen invitis abiit. 63 Abominantur fratres Laurentium et Rodoiphum, quod non aliter sint mulctati 65 a dominis. Mihi quidem ex consilio Cellarii 66 et d. Laeti 67 videtur hac tempestate satis prudenter actum. Non enim magnas libenter turbas nunc excitant domini inter ministros verbi, ut eiicerent statim omnes nobis malevolos; nec esset consultum. Agimus domino gratias, qui tantum aurae iam nobis dederit, ut liberam habeamus spem tandem ad veram data occasione perveniendi puritatem; quamvis impossibile sit, ut in tanta hominum ex omnibus nationibus mercatorumque colluvie in unum omnes redigi possint stabulum, 68 ut idem omnes sentiant. Sufficit, si maior pars sit syncera. Multum ergo mihi negocii est cum eis 69 . Nam quandocunque audiunt Lutheranos esse potentes aliquid mohn, statim de deserenda cogitant et loquuntur vocatione, imprudenterque effutiunt apud eos, qui singula eorum verba malevolis sine ambiguitate deferunt.
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Accidit et aliud quid nobis proxime. Percepirnus a quibusdam fieri privatas coenas dominicas; quod, me hercle, ignoravi ego hactenus. Ego itaque clam percontatus, unde hoc, quis hunc ritum introduxerit, etc. Respondit Cellarius ab initio discordis huius concordiae 70 esse etiam concessum, ut, si qui prorsus sint clinici, qui aedes exire non possint jar und tag 71 illis licere exhibere coenas privatim, hac tamen ratione, ut parochus mensa composita actum habeat, sicut in templo fieri solet, nec solus etiam communicet decumbens, sed et familia et alii quotquot adsunt corporis Christi membra 72 — stare tamen penes parochum, ut, si quis ab eo petat, ipseque commodis rationibus decumbentem dehortari possit, liceat (seque Cellarius nunquam hoc facere nec facturum dicebat) i . Quod ego cum communicare cum fratribus inciperem, statim illi putantes se occasionem redeundi nactos, tantumnon me, qui resisterem nec tales ob causas ecclesias deserendas censerem, in suspicionem aliquam malam, quasi omnia ferre possem, trahebant.
Proinde, venerande pater, peto et hac in re tuum j (sine quo nec hactenus quicquam egi, nec posthac acturus sum) consilium. Ego quidem hoc apud me invenio, talemque mihi dedit dominus spiritum, ut multa cum constanti mansuetudine mala subterfodere 73 et evertere consultius putem, quam re intentata prorsus arripere fugam. Et quid in hac urbe vel uno anno effecerim, testem invoco omnem ecclesiam. Maiorem profecto ego habui II 31v1. redeundi occasionem, cum omnes exacerbatissimis animis in me essent conversi, 74 tam ministri quam cives alii, quos omnes integritate et simplici prudentia reddidi omnibus Tigurinis amicissimos et benevolentissimos. Coenam privatam celebrare nec mihi imponi patiar. Alios hoc facere tantisper fero, donec data fuerit commoda hunc morem mutandi occasio. Et profecto, sicut nuper etiam significavi, 75 ulcus iam mollitum est. Statim speramus saniem omnem illam effluituram; at velle ante tempus exprimere nocivum magis quam salubre est.
Didici ego demum Augustae, quid sit ecclesia et quid sit episcopum esse. 76 Longe dispar hic ratio nobis est servanda modusque multum diversus ab eo, quem prius apud rusticos nostros secuti sumus. 77 Studeo ego non nostram modo attrahere urbem in nostram sententiam (imo non nostram, sed christianam), sed et aliarum Sueviae civitatum ministris facio me familiarem,
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si quo pacto et hi iungantur. Nec multo labore opus esse video apud multos, in k quibus hoc unum desidero, ut, quod recte intelligunt, aperte proferant. Apud alios contra, qui acerbiores sunt, artibus opus est, et talibus artibus, quales in suo canone ponit apostolus 78 , cum ait: "Servum domini non oportet pugnare, sed placidum esse erga omnes, propensum ad docendum, tolerantem malos cum mansuetudine, erudientem eos, qui obsistunt, si quando det illis deus poenitentiam ad agnoscendum veritatem et resipiscant e diaboli laqueo"79 , etc.
Quod meum consilium quomodo tibi placeat, aperte respondeas, oro, nec celes, si quid in eo desideres. Valde enim me vexat et excruciat illa rusticana et incivilis importunitas 80 (gravius nihil dico). Invident mihi populi concursum; invident magistratus erga me studium, nam omnes consules 81 singulis meis (nisi publicis impediantur negotiis) intersunt concionibus. 82 Invident me concordem cum fratribus et symmistis vivere posse (quam eis eximere invidiam studiose laboro!). Utuntur 83 meis libris, meis aedibus, meis vestibus omnes, meis pecuniis, meo apud dominos patrocinio. In summa me totum eis impertior 84 . Sed dolet eis fortasse me iuvenem 85 eis praeferri. Nam hoc apertis verbis Laurentius conquestus est: se nihil hic valere, nullum exhiberi ei honorem, nemini suam arridere vocem, 86 etc. Accedit huius mali fax exitiosa, quod adversarii nostri unum hoc studebunt, ut nos in diversas trahant partes et perniciosam inter nos seminent discordiam. Quod ego, quantum in me est, fieri non patiar. Et hortabor etiam eos, sicuti hactenus diligenter etiam eos monui, 87 ut caveant sibi.
Haec, charissime mi pater, tantumnon flens in sinum effundo tuum! Tecum maneant haec, quaeso. Tuus sum, sicut nosti, totus. Scis (quod ego a Romano 88 demum audivi reverso), quid in itinere de me dixerit Rodolphus, me non veritatem docere. 89 Oh, non haec mihi excuterent lachrimas (iam a Lutheranis hoc audio 90 —propter quod non doleo) l . Sed et a nostris dum haec audire cogor, cur non ex animo dolerem? Haeccine 32r. || meorum sunt laborum praemia et quod tamquam m fidelis ipsis praecursor paravi multis viam solus? Ego pro hac impudenti voce et maliciosa Rodolphi non tales ei reddidi, quales meritus esset, sed cum dolore supprimens dissimulavi, measque
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inter caeteros libros ipsi communicavi conciones, quas verbotim 91 scribo omnes. Quas ubi legit, interrogavi eum praesente Laurentio et Romano, quomodo ei placerent. Dixerimne veritatem, necne? Taxarimne vitia, necne idque gravitate senili, licet iuvenis? Carpserimne et refutarim errores, necne? Ille sibi perplacere respondit. Tum ego: "Parcius ista 92 viris tunc obiicienda memento, 93 sed ego tibi condono," dixi, "quia scio, quid tibi domini dixerint Tigurini, qui mihi scripserunt Ille hoc unum in me reiecit, etiam alii 95 aliquando dicendum esse, etc. Ex qua hora parum familiaritatis nobiscum habet. Quae res maiorem mihi parit dolorem quam ipsum bellum. Sperabam me amicos habituros, sed metuo, ne inimiciores sint futun peregrinis. Ego nemini ne verbum quidem, nec Laeto nec Cellario nec Musculo 96 . Spero enim annata mihi eos in viam redigendos mansuetudine et moderatione. Apud te solum haec dicere volui, ne fratri quidem proprio 97 quicquam dicerem. Maneant ergo tecum. Non dubito, quin mox ex n eis aliqui in pagos sint ablegandi, si vel aliquantulum modo turbae fuerint sedatae. Cupiunt et ipsi hoc fieri, ut pro arbitrio vivere possint o . laciuntur in eos scommata crebra: Man sech wol, das inn ire wyber nitt lieb syend, 98 quod domi eas reliquerint, etc.
De Voglero hoc unum scribo: Impossibile esse mihi, ut eum in aedibus habeam propter earum exiguitatem. Dum mecum iam est Romanus, cogitur ipse extra aedes apud quendam amicorum suorum cubare vel apud fratrem suum 99 , qui iam etiam hic agit. Promisi patri 100 , sicut per literas me rogavit, ut duos tantum vel tres menses eum servarem mecum. Hoc praestiti et praestabo; ulterius eum mihi non obtrudat. 101 Nam cogor ex honestate cubiculum illud p (id solum habeo vacans) p peregrinis servare quotidie ad me divertentibus. 102 In me profecto alias nulla esset mora. Offeruntur mihi iuvenes multi, qui sub mea cuperent esse disciplina. Sed hanc solam q ob causam q eos recipere non valeo, quia hospitium nimis habeo angustum. Vellem d. Laeto haec obiter insinuares, si quo pacto de amplioribus mihi prospiceret
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aedibus; id quod hac tempestate impetrare facile esset pfafforum domibus 103 inoccupatis .
Haec in praesentiarum 104 . Festinat nuncius 105 abire. Commendo me tibi tanquam filium. Haec mea boni consule. Vides, quantus in oculis meis sis, cui animum meum ita candide aperio.
Vale cum omnibus tuis foeliciter. Saluta dominos patres singulos et fratres omnes. Salutat te Romanus, qui etiam hodie adhuc mecum est cum sua familia. Augustae Vindelicorum, 4. decembris 1546.
Mitto hic pasquillum periucundum 106 , si non typographus 107 tam obscure excusisset s.
Inannes Hallerus tui observantissimus.
[Adresse auf der Rückseite:] Clarissimo viro d. Heinrycho Bullingero, yenerando suo patri. Tiguri. M. Heinrych Bullinger zu Zürich. t 108