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Autograph: Zürich StA, E II 345, 329 (Siegelspur) Ungedruckt
[1] Heute erhielt Frölich Bullingers Brief vom 30. September [nicht erhalten]. Zwei weitere
Briefe Bullingers [nicht erhalten]trafen früher ein. Auf diese antwortete er nicht, übermittelte
aber Neuigkeiten an Ambrosius Blarer mit der Bitte, sie an Bullinger weiterzuleiten.
—[2]Angesichts seiner Freundschaft zu Bullinger und [Joachim] Vadian hat er sich gern für
Hieronymus Sailer eingesetzt. — [3] Um Hans Wilpert Zoller steht es gut. Bullinger soll das
dessen Mutter [Agnes Zoller, geb. Schmid] und Geschwistern melden. —[4] Die [Schmalkaldener]
sind mit den eidgenössischen Söldnern zufrieden. Nur konnte man wegen des plötzlichen
[Kriegsausbruchs die eidgenössischen Haupt]leute nicht sehr sorgfältig auswählen.
Künftig muss man umsichtiger handeln! — [5] Gut, dass Landgraf [Philipp von Hessen] an
Bullinger geschrieben hat [HBBW XVII, Nr. 2581]! Frölich leitete die von Bullinger mitgeteilte
[Sachlage betreffend die eidgenössischen] Bünde und die Rufschädigung [der protestantischenBriefe_Vol_18-099 arpa
Eidgenossen durch] Kaiser [Karl V.] weiter. Er weiß aber nicht, was darauf beschlossen
wurde, und wird erneut bei der Augsburger Obrigkeit nachfragen. —[6] Die Sache
mit [Thomas] Naogeorg ist sehr beunruhigend! Bis zum Kriegsende soll Bullinger darüber
schweigen. Inzwischen bemüht man sich, für Naogeorg eine Stelle zu finden. Frölich erfuhr
von diesem, dass er die ihm zugeschriebenen [Glaubens]artikel nicht in der Form behauptet
habe, wie sie niedergeschrieben worden sind. —[7]Zwischen den [Schmalkaldenern] und den
Kaiserlichen sind Glauben und Vertrauen zerstört, so dass kein Frieden zu erwarten ist. Zudem
hat Frölich nichts über Friedensverhandlungen gehört. Es besteht also kein Grund zur Sorge.
—[8]Das kaiserliche Heer ist von Bayern in einiger Entfernung von den Schmalkaldenern zum
Nördlinger Ries gezogen. Die [Schmalkaldener]folgten ihm sogleich. Am 4. Oktober gerieten
beide Seiten aneinander und stellten sich in Schlachtordnung auf Aber wegen der vorteilhaften
Stellung der Feinde, eines dazwischenliegenden Grabens und des Anbruchs der Nacht zog
man wieder ab. Dennoch kam es zu Scharmützeln. Es fielen über 30 Kaiserliche. Die [Schmalkaldener]
erlitten nur wenige Verluste. —[9]Die [Schmalkaldener]liegen bei Nördlingen, der
Kaiser nicht weit davon entfernt. Voraussichtlich wird es zu einer Auseinandersetzung kommen.
Der Kaiser steckt die Dörfer im Nördlinger Ries in Brand. Er und seine Sodomiten sind
schlimmer als die Türken! — [10] Eben wird gemeldet, dass die Kaiserlichen anscheinend
wieder nach Augsburg ziehen wollen. Dies scheint aber unwahrscheinlich, denn die Kälte
macht ein längeres Feldlager unmöglich. — [11] Den von Zürich nach Augsburg entsandten
Pfarrern [Rudolf Schwyzer d,Ä., Lorenz Meyer und Thoman Ruman] will Frölich in Freundschaft
begegnen. Er hörte, dass sie sowohl in der Lehre als auch in ihrem Lebenswandel seriös
seien. [Wolfgang]Musculus fürchtet aber Lorenz [Meyer] und hätte es gern, wenn dieser statt
in Augsburg auf dem Land tätig würde. — [12] Bullinger wird nun bekannt sein, was die
[deutschen Fürsten und] Stände an Zürich, an Bern und an die anderen [protestantischen
Orte]geschrieben haben. Möge das zu einem guten Verhältnis beitragen! Die [katholischen]
Fünf Orte lasse man einstweilen in ihrer feindseligen Haltung, bis Gott dem abhilft!
—[13]Bullinger soll den Briefinhalt den Zürcher Bürgermeistern [Johannes Haab und Hans
Rudolf Lavater] mitteilen. Der Herr stehe Bullinger, dessen Familie und allen [Protestanten]
bei!
Die gnad des herrn mit unns, furgeliebtister herr unnd bruder. Heut ist mir eur schriben, von ultima septembris geben, 1 zukumen. Darvor hab ich auch zwien brief 2 von uch empfangen, doruff ich euch in gemain nit geantwurt, aber unnserm lieben herrn unnd bruder, herr A. Blarero, wie es allenthalb stee 3 , soviel mir bewisst, geschriben, mit angehengter bitt, euch sollichs furter ylends mitzetailn. 4
Was ich her Hieronymi Sailers halb gethon, 5 ist gutwillig gern unnd billich geschehen, dann 6 eur namen ist bei mir groß; so gildt herrn Vadiani kundschafft 7 bei mir a auch viel. Darff kaines danncks.
Hanns Hilpert Zollers sach steet wol. 8 Mogt sein erliche mutter 9 unnd geschwistert 10 desselben wol anzaigen.
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Der Aidtgenossen halb syen die unnsern wol zufrieden. Die sach ist jhee 11 zugangen, darumb unns die waal der lewt 12 nit gedeihen mögen 13 . Hinfuran 14 musst man furderlicher darzu thun 15 . Ich höre gantz gern, das euch der landgrafe geschriben hatt, 16 dann seine ding sind satt 17 und gegrundt. Ich hab die sach mit den punden 18 unnd des keisers 19 verunglimpffen 20 dem landgrafen zitlich 21 angezeigt. 22 Waiß nit, ob doruff geschriben oder annders gehandlt worden. So will ichs by meinen herren yetzt abermals anregen.
Causa Naogeorgi, viri optimi, me valde terret, sed facit me cautiorem, ne quorundam evangelio fidam. 23 Tu rem celabis, donec isti motus sedati fuerint. Interim cogitabimus, quomodo bono viro prospiciendum sit. 24 Articulos transmissos negat se eo modo, quo positi sunt, asseruisse. 25
Ich kan mich kaines friden zwischen unns unnd den feinden versehen 26 , da ist kain mittl, dann trawen 27 und glauben schon erloschen. So hab ich auch von kainer underhandlung gehört. Darumb seyt deshalb on sorg. Der keyser ist mit allem seinem volkh uß dem Bairland 28 gewichen unnd durch ainen umschweiff 29 ettwas feer 30 von den unnsern uff das Rieß 31 ain
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meil wegs von Nordlich 32 zogen - dem unnser hauff eilennds ||329v. nachgehenngt 33 , allso das sie den 4. dits monats hartt aneinannder kumen 34 ir schlachtordnung bederseits gemacht unnd ob 35 6 stunden darinn gegenainander gestanden. Diewyl aber die feynndt ein grossen vortail 36 gehapt unnd ain graben 37 zwüschen ine gewest, allso das die unnsern uber denselben graben angriffen hetten müssen mit sorg und gefar (desgleichen der feynndt gar nit uß dem vortail gewollt) b , ist man abzogen; dann es auch die nacht verhindert. Aber grosse scharmutzel sind erganngen 38 und namlich inn dem ainen ob dreissig der feynnden nidergelegen. Unnd haben die unnsern, Gott lobe, bishere gar wenig schaden empfangen.
Die unnsern ligen bei Nördlingen, der kaiser nit ferr darvon. Unnd dhweil er im abzug ist, wurdt es nit feeln mögen, sie werden an den wassern oder enngen wegen, die es derselben ort hat, zusamen stossen und on schlahen 39 kaum von ainander kumen. Der keyser lasst das lannd im Rieß, alles was er mag, verprennen. 40 Unnd ist mehr als turckische tyranni bei ime unnd seinen zodomiten 41 .
Yetzt kumbt zeittung 42 , das sich der feynndt stelle, als wollt er wider nach Augspurg ziehen, wiewol ichs nit sorg, dann die keldt 43 wird nit leiden, lanng mehr zu velde ze ligen.
Eure hergesandte kirchendiener 44 sollen mir angeneme liebe freunnd unnd brueder syn. Vernimme auch, das sie lere und lebens halb alles guten
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werdt 45 . Musculus 46 noster magistrum Laurentium 47 timet et ob id vellet ipsum ruri agere. 48 Quid constitutum fuerit, dies declarabit. Quod autem singulis bene prospitietur, nihil dubitabis.
Ir wisst numehr, was eurn herrn, Bern, etc., von unnsern stennden geschriben worden 49 unnd wie sieß maynen. Verhoffe, es soll gute freundschafft bringen. Dorumb laß man die V ort 50 ubelgesynnt pliben, bis gott weitter gnad verleihet!
Wollend diese ding eurn herrn, dominis consulibus 51 , mit erpietung miner willigen dinst anzaigen. Die gnad des herrn sy mit eurm hauß unnd uns allen. Amen. 7. octobris 1546.
Georg Froelich, statschreiber zw A[ugspurg].
[Adresse auf f. 330v.:] Herrn Henrichen Bullinger, vorgeern 52 im wort gottis. Zurch, etc. 53