Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2616]

Philipp von Hessen und
Simon Bing
an Bullinger
Im Feldlager bei Nördlingen,
8. Oktober 1546

Abgeschickte Ausfertigung: Zürich ZB, Ms A 51, f. 33r.—34v., Nr. 23 (Siegel) b ; [Beilage:] 42r.—45v., Nr. 28; Erste Ausfertigung: c Marburg Hessisches Staatsarchiv, 3, 1797 (PA 1797), 54

Druck: Lenz, Bericht 10f (Nr. E). 41 (Brief und Beilage)

[1]Der Landgraf [Philipp von Hessen] hat Bullingers Schreiben vom 25. September [HBBW XVII, Nr. 2597]erhalten und dessen Bedenken zur Kenntnis genommen. Er bedankt sich auch für den von Bullinger bekundeten guten Willen und für dessen guten Wünsche. [2] Das Stillsitzen der [Vier] Orte ist nun wirklich nicht die richtige Haltung. Würde nämlich der Feind von mehreren Seiten angegriffen, müsste er seine Streitkräfte aufteilen und wäre umso leichter besiegbar. Man beachte auch, dass, falls Papst [Paul III.], Kaiser [Karl V.]und König [Ferdinand I.]siegten, sie die Vier Orte angreifen würden, ob diese in den Krieg gezogen sind oder nicht. Man denke zudem an den vom Herzog [Karl III.] von Savoyen auf Bern ausgeübten Druck [wegen der Besetzung der Waadt im Jahre 1536]. Dies alles ist gut in Erwägung zu ziehen! [3]Man befand sich etliche Male ganz in der Nähe des Feindes, doch kam es nicht zu einer Schlacht, weil Letzterer dies vermied. Über die Ereignisse bei Ingolstadt wurde schon berichtet [mit HBBW XVII, Nr. 2581]. In vorliegender Beilage findet Bullinger nun Aufzeichnungen über die jüngsten Ereignisse. (4] Die (Schmalkaldener] achten natürlich stets darauf nie völlig ihre vorteilhafte Position preiszugeben. Auch jetzt befinden sie sich in einem nur schwer einzunehmenden Lager. Will man aber zur Kampfhandlung kommen, muss man den Feind noch stärker herausfordern. [5] Dies als freundschaftliche Mitteilung. [6] [Beilage:] Als die [Schmalkaldener] am 3. Oktober gegen 14 Uhr erfuhren, dass der Feind nach Nördlingen zog, um diese Stadt einzunehmen, eilten sie ihm mit dem gesamten Heer nach. Da aber die Nacht anbrach, kam es nicht zum Angriff -[7]Am 4. Oktober hatten die [Schmalkaldener] als Ziel, die Stadt Nördlingen vor einem Angriff der Kaiserlichen zu schützen. Am

a Brief und Beilage von Kanzleihand (jedoch nicht von der des vorhergehenden Briefes und dessen Beilagen (HBBW XVII, Nr. 2581, vom 12. September 1546) mit autographen Unterschriften.
b Siehe unten Anm. c.
C Umfasst nur den Brief Sie wurde von derselben Kanzleihand wie die der abgeschickten Ausfertigung geschrieben. In dieser ersten, nicht abgeschickten Ausfertigung wurden von einer anderen Hand, wohl der des Landgrafen Philipp von Hessen, in großer Eile Nachträge zwischen den Zeilen oder am Rande eingefügt, welche im Apparat verzeichnet sind. Der Kanzlist hielt sich beim Übertragen dieser Stellen in die neue Ausfertigung nicht an die Orthographie Philipps. Die dabei (und auch in den übrigen Teilen des Briefes) beobachteten Abweichungen in der Orthographie wurden nicht im Apparat verzeichnet. Der Text der ersten Ausfertigung beanspruchte nur ein Blatt (recto/verso). Deren Adresse wurde auf ein heute nicht mehr erhaltenes Blatt geschrieben und z. T. als Verschlussband der abgesandten Ausfertigung benutzt, da auf der inneren Seite dieses noch z.T. erhaltenen und auf dem Siegel kleben gebliebenen Verschlusses die Worte Schrifft lehrern aus der Adresse (vgl. unten Z. 36) zu lesen sind.
1 Südlich von Nördlingen; s. Paulus, Schertlin 72.


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frühen Morgen aber wandte sich der Feind gegen den Nachzug des Obersten [Friedrich von Reifenberg], wohl mit der Absicht, die [Schmalkaldener] davon abzuhalten, eine Anhöhe bei Nördlingen einzunehmen, die er möglicherweise zuvor besetzen wollte. Deshalb ließ der Landgraf der den Mittelzug führte, den Kurfürsten mit dem Vorzug weiterziehen, damit diese Höhe besetzt werden konnte. Währenddessen zog der Mittelzug nur langsam nach, und der Nachzug wurde aufgefordert, näher an den Mittelzug zu ziehen. [8] Nachdem der Vorzug den [Forellen]bach überquert hatte, lagerten die landgräflichen Truppen des Mittelzuges auf einer Anhöhe, von wo aus sowohl der Nachzug als auch der Vorzug beobachtet werden konnte. [9] Es sah so aus, als hätte das kaiserliche Heer vorgehabt, den Mittelzug und den Nachzug anzugreifen. Deshalb entsandte der Landgraf dem Nachzug einige starke Reitergeschwader zu Hilfe und postierte sich mit den Kanonen in einer breiten Schlachtordnung (hätte der Mittelzug auch den [Forellenbach] überquert, um sich dem Vorzug anzuschließen, hätte der Nachzug wohl Schaden erlitten). Der Kurfürst, der über die Lage informiert wurde, schickte auch etliche Reitergeschwader zurück und zog auch mit seinen Truppen in Richtung Mittelzug. [10] Als der Feind sah, dass die [Schmalkaldener] sich in Schlachtordnung befanden, zögerte er vorzurücken. Doch kam es trotzdem den ganzen Tag zu Gefechten, bei denen die Kaiserlichen ziemlich große Verluste erlitten, die [Schmalkaldener] aber nur zwei Kavalleristen und vier oder fünf Infanteristen verloren. Danach zog der Feind wieder ab, währenddem die [Schmalkaldener] in Position blieben und sich erst gegen Abend ins Lager begaben. [11]Am 5. Oktober provozierte der Feind heftige Gefechte, bei denen er 50 bis 60 Soldaten verlor. Auch aufseiten [der Schmalkaldener]gab es etliche Verluste. Dem [Prinzen]Albrecht von Braunschweig-[Grubenhagen] wurde eine Wange durchbohrt; hoffentlich genest er wieder (er ist unterdessen gestorben). Graf Johann von Waldeck wurde nur angeschossen, ein polnischer Diener [...] am Arm getroffen, Philipp Schenk an einem Bein, Andreas Finck an einem Schenkel (dieser verstarb dann). Johann Awerswalt wurde in den Rücken geschossen (auch er verstarb mittlerweile). Zudem fiel [Henning] von Burtfeld. Die [Schmalkaldener] selbst erschossen versehentlich einen der Ihren, den Adligen Stenilz.

Philips, vonn gots gnadenn lanndgrave zu Hessenn, grave zu Catzenelnnpogen, etc. Unnsernn gnedigenn grus zuvor. Hochgelerter, lieber, besonnder, ewer widerschreybenn, welchs gegebenn ist denn 25. septembris, 2 habenn wir seines inhalts verlesen unnd ewer bedencken allenthalben gnediglich vermerckt, d unnd bedanncken uns ewers guten willenns unnd wunschung, das unns gott sieg gebe. d

Wir e lassenn uns aber nit beduncken, 3 das solchs der recht weg sey, f das die christlichen ort 4 stil sitzenn unnd itzo (dieweill es die ausrottung der

d-d In der ersten Ausfertigung von Philipp zwischen den Zeilen nachgetragen.
e In der ersten Ausfertigung
f-f von Philipp am Rande nachgetragen. — In der ersten Ausfertigung von Philipp am Rande nachgetragen.
2 HBBW XVII, Nr. 2597. — Bullingers Brief traf am Abend des 2. Oktober im Lager ein, doch wegen der am 3. Oktober erfolgten Truppenverlagerung von Donauwörth nach Nördlingen und den danach ausgebrochenen Gefechten konnte er dem Landgrafen erst am Vormittag des 7. Oktober überreicht werden; s. Heinrich Thomanns Briefe an den Zürcher Rat
vom 2. und 7. Oktober (Zürich StA, A 177, Nr. 61 bzw. Nr. 70). Laut Thomann war der Landgraf über die Antwort Zürichs zwar nicht erfreut, aber doch auch nicht erzürnt.
3 Wir lassenn uns aber nit beduncken: Wir glauben aber nicht.
4 die Vier protestantischen Orte der Eidgenossenschaft.


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religionn betrifft) g nit mehr dartzu thuen f . 5 Dann h wann der vheind an mehrerm dan einem ende angegriffen wurde, so must er seinn macht theilen, unnd 6 were als dann mit ime desto ehr nacher zu kommen 7 . Ir durffet nit anders dencken (es sitzen gleich die vier ortter, so unnserer religion seinn, still oder nit): Wo der vheinndt gegen unns oblege (welchs gott gnedigliche verhuete), das allsdann ||33v. doch nichts desto minder dieselbenn vier ortt 10 vom babst 18 , kayser 9 unnd könig unangefochten nicht pleybenn wurdenn! Dartzu wisset ir, wie Bern j gegen dem hertzogenn vonn Sophey 11 stehet, 12 k_ das noch unvergessenn ist. k Dem ir weiter habt mit vleis nachtzudenckenn! 1

So viel aber sonstet die kriegssachen betrifft, seint wir dem vheindt numehr zu etzlichenn malen unnder augen getzogen. Er hat aber nie schlagenn wollen. Was sich bey Ingelstat zugetragen, 13 das haben wir euch hiebevor 14 berichtet. Was aber newlicher tag bescheen, das fienndet ir beyliegenndt zu sehenn. 15

Nun gedencken wir auch nicht altzeit unsern vortheyl 16 gentzlich zu übergeben. Haben unns derwegen in ein solch lager gelegt, darinne er 17 unns schwerlich schlagen unnd abbrechen 18 kan. Soll aber geschlagen unnd etzwas ausgerichtet, werden wir inen, denn vheindt, noch besser suchen mussen. 19 Dartzu unns gott sein gnade verleihen wolle. m Dann uns nit duncken will, das er zu uns lusten, zu schlagen tm hett.

g Dieses und die zwei nachfolgenden Klammerpaare ergänzt.
h Dann in der ersten Ausfertigung von Philipp über gestrichenem Sonndern nachgetragen.
1 In der ersten Ausfertigung von Philipp am Rande nachgetragen.
j In der ersten Ausfertigung von Philipp über gestrichenem Behern nachgetragen.
k-k In der ersten Ausfertigung von Philipp hinzugefügt.
1 In der ersten Ausfertigung folgen die von Philipp gestrichenen Worte unnd zu richtenn. —
m-m In der ersten Ausfertigung von Philipp zwischen den Zeilen nachgetragen.
5 Bullinger hatte argumentiert, dass das Stillsitzen der Vier protestantischen Orte den Schmalkaldenern am dienlichsten sei, weil ihre offene Unterstützung zur Folge hätte, dass die katholischen Orte aufseiten des Kaisers, ja sogar gegen die Vier Orte ziehen würden; s. HBBW XVII, 499f, 16-31.
6 eher (möglich).
7 mit ime nacher zu kommen: sich ihm auf bedrohliche Weise zu nähern; s. SI IV 635.
8 Paul III.
9 Karl V.
10 Ferdinand I.
11 Karl III. von Savoyen.
12 Anspielung auf die Besetzung der Waadt durch die Berner im Jahr 1536.
13 Zwischen dem 29. August und dem 2. September.
14 Mit den Beilagen (HBBW XVII 450-454) des Briefes Nr. 2581.
15 In der vorliegenden Beilage mit Nachrichten zu den Ereignissen, die sich zwischen dem 3. und 5. Oktober abspielten.
16 Gemeint sind vorteilhafte Positionen, um nicht vonseiten des Gegners in Bedrängnis zu geraten.
17 Karl V.
18 Schaden zufügen; s. SI V 324.
19 Zu verstehen: Wollen wir, dass es zu einer Schlacht mit dem Feind kommt, müssen wir ihn noch stärker herausfordern.


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||34r. welchs wir euch hinwider 20 gnediger meynung nit wolten pergen 21 , dem wir mit sondern gonnsten geneigt sein. Datum inn unnserm veltlager bey Nortlingen 22 denn 8. octobris anno, etc., 46.

Philips l[andgrave] z[u] Hessen s[ub]scr[ipsit].

P[ro] c[ancella]r[io]

S. Bing s[ecretarius] s[ub]scr[ipsit].

[Adresse auf f. 34v.:] Dem hochgelartenn, unnserm lieben besondern Heinrico Bullingero n , der hayligenn geschrift lehrern zu Zurich.

[Beilage:]o

||45v 1546. Was sich zugetragen mit den veinden 3., 4., 5. P octobris. q

||42r. Alls wir am drittenn octobris gleichwol etzwas spadt, ethwo umb zwo uhren 23 nachmittagk, erfaren, das der veindt nach der stadt Nordtlingen zohe 24 , darselbst seinen vortheil, auch die stadt, einzunemen, seindt wir inn eil mit allem kriegsvolck zu roß unnd fueß uffgewesen unnd nach dem veinde getzogen. Es fiel aber die nacht ein, das wir den dritten octobris zu abents nichts sonnders mit einander handeln 25 mochten. 26

Denn viertenn octobris aber war unnser enntlich vorsatz 27 , die stadt Nordtlingen, 28 da sich der feindt darumb angenommen 29 (dan ehr sie uffgefordert 30 ) r mit macht zu entsetzen 31 . Gleich gegen dem tag macht sich der veindt an unnser obersten einen 32 , welcher den dritten octobris der nacht halber im nachzug hinder unns plieben war und derowegen den viertenn octobris auch nachziehen must. Nuhn dachten wir, der veindt wolt uns gern verhindern, uff das wir eine hohyn unnd berg 33 hier bei Nordtlingen nit erlangenn, sonndern das der veindt die zuvor uns einbekommen mochte.

n In der Vorlage Bullingnero. —
o F. 45r. unbeschrieben.
—p Tageszahlen senkrecht untereinander geschrieben.
q Darunter von der landgräflichen Kanzlei (s. Lenz, Bericht 4, wobei aus diesem Beispiel hervorgeht, dass die Nummerierung dieser Nachrichtenblätter bereits im Feldlager und nicht erst in Kassel entstanden ist) der Vermerk E (vgl. HBBW XVII 450f Anm. i und m; 453f Anm. q und u).
r Klammern ergänzt.
20 weiterhin, ebenfalls; s. SI XV 620.
21 verbergen, vorenthalten.
22 Dort befand sich seit dem 3. Oktober das Feldlager der Schmalkaldener; s. Nr. 2609,1-3.
23 Vgl. Nr. 2609, Anm. 5.
24 zöge. — Die kaiserlichen Truppen zogen von Marxheim ins Nördlinger Ries; s. Nr. 2613,27-44.
25 mit einander handeln: gegeneinander kämpfen.
26 Lenz, Bericht 10, Anm. 4, präzisiert den Ort, an dem die Schmalkaldener ihr Lager aufschlugen.
27 enntlich vorsatz: Ziel.
28 Vgl. Nr. 2609, Anm. 9.
29 sich darumb angenommen: vorhatte sie zu besetzten, einzunehmen; s. FNHDW I 1340.
30 dan ehr sie uffgefordert: da er sie zur Übergabe aufgefordert (hat); s. FNHDW II 414.

31 mit macht zu entsetzen: mit Gewalt zu befreien; s. Grimm III 620.

32 Laut Lenz, Bericht 10, Anm. 45, handelte es sich um Friedrich von Reifenberg (1515-1595).
33 eine hohyn unnd berg: eine Anhöhe.


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||42v. Derowegen wir, der lanndtgraf, den churfursten zu Sachsßen 34 mit dem vorzug immer zu hin nach solchem berg und hohen ziehen lasßen. Unnd wir zohen allgemach 35 hernach mit dem mittellzugk, unnd waren bedacht, unnsern nachzug vom scharmutzell abzufordernn 36 , unns nachzuziehen, etc. 37

Alls nuhn der vorzug uber ein wasßer 38 gantz getzogen unnd einen zimlichen weg furuber 39 wahret, eyltenn wir nicht zu sehr mit dem veltzug, sonndern namen einen bergk ein unnd hielten ein zeitlang daruff, also das wir den vorzug und nachzug wahren 40 khonten.

Da worden wir innen 41 , das der feindt sich mit allen heuffen herfür thet unnd, dieweil unnser vorzug einen guten weg furuber wahr, so stalte sich der veindt, alls wolte er 43r. || (achtenn auch, das seiner meinung gewesen sei) uff unnsernn mittelinzug und nachzug zihen. Und lisßen etzliche starck geschwader reutter 42 nach unnserem nachzug rennen. Nuhn war ein wasßer 43 zwischen unnserm vorzug und mittellzugk. Da wir da understannden 44 hetten, mit dem mittelzug auch uber solich wasßer zu setzen, so were dem nachzug nit moglich gewesen, ohne schaden zu uns zu khommen. Derowegen bedachten wir unns kurtz und sterckten unnsern nachzug mit etzlichen geschwader reuttern. Machten unnsere schlachtordenung, theilten die woll breit uß, ordneten unser veltgeschutz darbei. Unnd nachdem 45 unnser liber vetter und bruder, der churfürst zu Sachsßen, beim vorzug wahr, schickten wir zu seiner liebden, das sein l[iebden] unns etzliche geschwader reutter wider ||43v. zuruck schickten; welchs sein l[iebden] thaten. Und alls sein l[iebden] vernommen, das der feindt so starck wahr, da zohen sein l[iebden] wider mit den heuffen des vorzugs nach uns und dem mittellzug.

Alls nuhn die veinde sahen, das wir unns mit unnser schlachtordenung und allem dermasßen schickten, schutzten 46 sie ze stundt vortzudrucken 47 ; aber allerlei guter scharmutzell geschohen den ganntzen tag, da 48 die veinde zimtlichen grossen schaden empfangen, 49 und wir, uff unnser seiten, got lob, nit uber zwen reisigen 50 und etwo vier oder funff knecht lisßen. Darnach zohen die veindt wider ab unnd umb mehrers brangens willen 51 schossen ire

34 Johann Friedrich I.
35 langsam; s. Fischer I 144.
36 zurückzurufen, abzuhalten.
37 Zu der Truppenverteilung vom 4. Oktober s. die anschauliche Skizze 6 bei Schüz, Donaufeldzug 62.
38 Der Forellenbach; s. die oben in Anm. 37 angeführte Skizze.
39 weiter.
40 schützen, (oder auch) beobachten, wahrnehmen; s. Grimm XXVII 772. 774.
41 worden wir innen: merkten wir.
42 geschwader reutter: Kavallerieeinheiten.
43 Siehe oben Anm. 38.
44 versucht.
45 da.
46 Hier wohl im Sinne von "zögerten" (von "Schutzen", Schaukel, oscillum; s. Lexer 836).
48 vorzurücken.
48 in denen.
49 Frölich erwähnt über 30 Gefallene auf kaiserlicher Seite; s. Nr. 2613,36-38.
50 Kavalleristen.
51 umb mehrers brangens willen: um weiter zu prahlen.


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schutzen zu roß aller lois 52 . Wir aber blieben halten bis an den abend, das die veind alle abgezogen wahren. Darnach zohen wir mit unsern heuffen auch in guter ordenung nach unserm lager. ||441.. Unnd war warlich ein feiner handell anntzusehen.

Gesternn, am funfften tag octobris, zohen die veind hart vor uns unnd fingen mit uns einen scharmutzell an, welcher hart anging also, das uff ihener 53 seiten woll bis inn funffzig oder sechzig plieben. 54 Und worden uff unnser seiten auch woll etzlich gut leuth beschedigt. Herzog Albrecht von Braunschweigk wardt mit einem spieß durchs maul gerendt. Hoffen, es soll seiner l[iebden] nit schaden s (ist seither gestorben) s . 55 Graff Johan vonn Waldeck 56 ward auch etzwas geschosßen. Es schadt ime aber nichts. Unnser diener einer t , ein Polack 57 , wardt durch ein arm, Philips Schenck 58 durch ein bein unnd Andreß Finck 59 durch ein schenckell am dicken 60 geschossen. Hoffen, es werde ime gantz nit schaden (obiit). Aber Johan Awerswalt 61 wardt inn rucken hart geschosßen (obiit). II 44v. Daruber ist einer vonn Burtfelldt thodt bliebenn. Unnd ward noch einer, genant Stenilz 63 , einer vom adell, vonn den unnsern erschossen, dan er hat gar kein veltzeichen; und meineten die unsern, er were der veinde einer.

s-s Die hier und unten von uns in Klammern gestellten Angaben wurden vom Briefschreiber am Rande nachgetragen.
t — Über der Zeile nachgetragen.
52 schossen ire schutzen zu roß aller lois: schossen alle ihre Schützen zu Ross los.
53 jener: der des Kaisers.
54 Haller berichtet von 80 Opfern auf kaiserlicher Seite; s. Nr. 2612,134-136.
55 Zum Schicksal von Albrecht von Braunschweig-Grubenhagen s. Nr. 2612, Anm. 113.
56 Graf Johann I. von Waldeck (1521/22 — 9. April 1567) war ein Neffe des Bischofs von Münster, Franz von Waldeck. — Auch Thomanns Brief vom 6. Oktober an den Zürcher Rat (Zürich StA, A 177, Nr. 66) berichtet dies.
57 Ein nicht ermittelter Pole.
58 Vielleicht der spätere Kanzler Philipp Schenk.
59 Lenz, Bericht 11 las "Funk".
60 Oberschenkel; s. SI XII 1224.
61 Ähnliches meldet der oben in Anm. 56 erwähnte Brief, der die betroffene Person als "edelman Aurschwald" bezeichnet. Lenz, Bericht 11 las "Johann von Aurswallt".
62 Henning von Burtfeld (Bortfeld), braunschweigischer Edelmann; vgl. HBBW XVII 300 und Anm. 81. In dem oben in Anm. 56 angeführten Brief Thomanns wird er als "Lening von Bardtfeld" bezeichnet, und Lenz, Bericht 11 las "Levin von Bortfeld".
63 Lenz, Bericht 11 las "Stenitz".