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Autograph: Zürich StA, E II 370a, 530f [Anfang] und E II 370, 26 [Schluss] (Siegelspur) Ungedruckt
[1]Haller schrieb kürzlich [mit Nr. 2663]durch den Diener [...]des Kaufmanns Stephan Veit,
mit dem Bullinger bestimmt auch antworten wird. Heute empfing [der Stadtschreiber Georg]
Frölich einen Brief aus Konstanz von [Ambrosius]Blarer, dem auch ein Schreiben Bullingers
[nicht erhalten]beigelegt war. Und gerade eben, als Haller sowie Bernardino [Ochino] und
der den Protestanten wohlgesinnte, gelehrte Italiener [Francesco] Stancaro bei Frölich zum
Essen waren, haben sie Bullingers Brief gelesen. —[2]Dieser Krieg ist merkwürdig! Die Pläne
beider Seiten werden vereitelt (während Gottes Plan in Erfüllung geht), so dass Haller nicht
weiß, was er zur jetzigen Lage schreiben soll. Heute meldete Frölich, dass am 13. November
Kaiser [Karl V.] mit einigen Reitern insgeheim sein Lager verlassen habe und so weit in
Richtung Nördlingen und das Herzogtum Württemberg vorgerückt sei, dass das [schmalkaldische]
Heer ihn wohl kaum mehr einholen kann. Die Abwehreinrichtungen, das Geschütz
sowie das ihm noch bleibende Fußvolk soll er in Dillingen und Lauingen zurückgelassen
haben. Wegen der Pest und der völlig eingestellten Proviantzufuhr aus Bayern soll es ihm nicht
mehr möglich gewesen sein, im Lager zu bleiben. Unklar ist aber, ob hier nicht etwa eine
Kriegslist vorliegt. —[3] Drei Tage zuvor hatten die [Schmalkaldener] das kaiserliche Lager
angegriffen, 400 Mann erschlagen und 300 Stück Vieh erbeutet. —[4]Man weiß nicht, was sie
nun machen werden, sollte die Nachricht über den Wegzug des Kaisers stimmen. Wenn der
Kaiser nach Regensburg zur Überwinterung gezogen wäre, hätten die [protestantischen] Fürsten
[Landgraf Philipp von Hessen und Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen] nämlich
vorgehabt, bei den Bischöfen von Würzburg [Melchior Zobel] und Bamberg [Weigand von
Redwitz] ihr Winterlager aufzuschlagen. —[5] Was Haller am Ende seines letzten Briefes über
Herzog Moritz schrieb, stimmt leider! Mit Hilfe der Böhmen hat dieser bereits einige Städte im
Territorium des Kurfürsten besetzt. Manche meinen, dass er dadurch verhindere, dass die
Böhmen das Gebiet des abwesenden Kurfürsten besetzen. Doch angesichts der alten Animositäten
zwischen Moritz und dem Kurfürsten wird dies kaum zutreffen. Das Gerede, dass der
Kurfürst aus dem [schmalkaldischen Feldlager] abreisen wird, stimmt aber auch nicht.
—[6]Aus Ungarn verlautet, dass [Sultan Suleiman I.] einen Feldzug für kommenden Frühling
vorbereite. Er soll schon Geschütze und Proviant nach Buda (Ofen) schicken. O, das unglückliche
Deutschland, das von allen Seiten angegriffen wird! Sein einziges Glück besteht darin,
dass es das Licht des Evangeliums besitzt. Möge Gott ihm zu Hilfe kommen! — [7] Am 9.
November haben die [Kaiserlichen] bis auf eine Meile vor Augsburg Raubzüge unternommen.
Dieser Landstrich wird schrecklich verwüstet! In dieser Woche kamen andauernd Wagenladungen
voller Kinder und Hausrat von Flüchtlingen in die Stadt. Man begegnet ihnen mit
Barmherzigkeit. Gott sei Dank! — [8] Bullinger soll nun aber erfahren, was man mit einem
Flüchtling namens Georg Caesar erlebt hat! Es handelt sich um einen noch jungen Pfarrer,
der wie seine drei Brüder Magister der Wittenberger Universität ist und völlig hinter den dort
unterrichteten Dogmen steht. Er floh mit drei oder vier anderen nach Augsburg. Das Dorf[...]
bei Neuburg [a.d. Donau], in dem er als Pfarrer gewirkt hatte, wurde nämlich von den
Kaiserlichen geplündert. Obwohl er und seine Gefährten in Augsburg freundlich aufgenommen
wurden, begann er sich mit [Wolfgang] Musculus und [Michael] Keller über das Abendmahl
zu streiten, so dass seine krasse Abendmahlsauffassung sogar Musculus zu weit ging.
Gestern [Sonntag] stand er mit einigen von den Seinen auf dem Platz, in der Nähe der
Herberge, in der Lorenz [Meyer] und Rudolf [Schwyzer] wohnen, und sprach schlecht über
die [Prediger in Augsburg]. [Leonhard] Bächlin traf die Flüchtlinge dort an und wurde vonBriefe_Vol_18-278 arpa
Caesar gefragt, wohin er denn ginge. Bächlin antwortete, dass er auf dem Weg zu den Schweizer
Pfarrern wäre, um sich eventuell mit diesen zur Predigt zu begeben. Caesar bedauerte
daraufhin ganz verbittert, dass die Augsburger nicht Schwaben, sondern Schwärmer aus Heivetien
als Prediger berufen haben. Bächlin antwortete, dass Helvetien das Land Kanaan sei, in
dem hervorragende Kirchendiener ausgebildet werden. Caesar entgegnete, dass es vielmehr
das Land Belials [des Teufels] sei, in dem zwinglianische Häretiker ausgebildet werden! Er
solle ihm doch einen Helvetier zeigen, der richtig über die Sakramente lehre! Bächlin nannte
Haller, der vom Pfarrkollegium und von der Obrigkeit Augsburgs nur deshalb angestellt
wurde, weil er richtig lehrt. Doch Caesar bestand weiterhin darauf dass Haller ein Schwärmer
sei und trotz seiner Jugend schon allein im ersten Jahr vier andere nach sich gezogen
habe: drei Zürcher [Meyer, Schwyzer, Thoman Ruman] und einen Basler [Sebastian Lepusculus].
Bächlin fragte, ob denn Zwingli nicht richtig gelehrt hätte. Caesar antwortete: "So wie
er gelebt und gelehrt hat, so ist er auch gestorben!" Bächlin erzählte dies Haller und den
anderen Schweizer Pfarrern. Man beriet sich sogleich darüber mit Frölich und beschloss, dass
gemäß Christi Anweisung [in Mt 18, 15-18] Caesar heute vor dem Essen nur in Anwesenheit
der Betroffenen, Haller, Lorenz und Schwyzer, und des Zeugen Bächlin vorgeladen würde.
Man zeigte sich verwundert, dass er als Flüchtling, der in Augsburg freundliche Aufnahme
gefunden hatte, sich nicht schämte, solche Reden von sich zu geben. Er wurde ermahnt, dies
künftig zu unterlassen. Er habe ferner nach einem Schweizer, der richtig über die Sakramente
lehrt, gefragt; er habe drei vor sich, vor allem Haller. Wie kann er diesem Schwärmerei
vorwerfen, wo er ihn doch nie über die Sakramente sprechen hörte? Außerdem habe er den
seligen Zwingli verdammt, dessen Werke er ja gar nicht gelesen oder dann nicht richtig
verstanden hat! In Summa: Er handelt gegen die Kirche, bei der er Zuflucht gefunden hat; er
verleumdet die Seelen der Verstorbenen sowie das ganze Volk der Helvetier und dessen Kirchendiener,
ja sogar die Prädikanten und die Kirche Augsburgs, welcher die Zürcher Prediger
angehören, wie dies aus deren [Teilnahme] am heiligen Abendmahl hervorgeht. Er müsse sich
also bessern! Er entgegnete, dass er keinen dieser Vorwürfe abstreiten wolle, denn er wisse
ganz bestimmt, dass Zwingli ein Ketzer sei, dessen Anhänger ihm alle ähnlich seien. Er sei
sogar bereit, privat oder öffentlich darüber zu disputieren. Die drei Zürcher Pfarrer gaben
ihm zu verstehen, dass sie ebenfalls bereit seien, anhand der Heiligen Schrift Rechenschaft
über ihren Glauben und ihre Lehre abzulegen, und zwar öffentlich, zumal die standhafte
Kirche in Augsburg solch ein streitsüchtiges Verhalten nicht dulden könne. Er solle vielmehr
aufhören, Unschuldige zu verdammen! Darauf meinte er, dass nicht einmal Musculus ihre
Meinung teile. Die Zürcher antworteten ihm, dass, auch wenn Musculus sich etwas anders als
sie über das Abendmahl ausdrückt, sie schließlich der gleichen Auffassung seien. Dann sei
ihnen Musculus halt gleich, erwiderte er! Es ist zu befürchten, dass er noch andere mit seinem
Gift anstecken könnte. Er schrie sogar: "Ich werde über Zwingli nie anders denken oder
reden. Lebt wohl mit eurem Zwingli!" und fügte hinzu: "Ich hab's euch gesagt!" Alles wurde
zunächst Frölich, danach auch Musculus vorgetragen. Die Zürcher Pfarrer begaben sich
daraufhin zu den Bürgermeistern, nahmen aber Musculus mit sich, um den Behörden klarzumachen,
dass sie nicht im Alleingang handelten. Die Angelegenheit wurde den Bürgermeistern
vorgebracht. Betont wurde, dass man niemanden dulden sollte, der behauptet, dass die Zürcher
Pfarrer über das Abendmahl falsch lehrten, zumal diese von der Obrigkeit berufen und in
ihrem Amt von den übrigen Augsburger Pfarrern bestätigt wurden. Falls man sie nun dennoch
für Ketzer halte, sollte man sie entlassen. Wenn nicht, müsse man solche Wölfe [wie Caesar]
von der Herde entfernen. Dies beunruhigte die Bürgermeister sehr. Die Angelegenheit bot
aber zugleich eine gute Gelegenheit, die Gesinnung eines jeden Bürgermeisters zu erkunden.
Diejenigen, die bis dahin den Schweizer Predigern wenig geneigt waren, wagten keinen
Mucks. Doch ausgerechnet jener Bürgermeister [Georg Herwart?], der als ziemlich lutherisch
gilt, empörte sich über die grobe Auffassung der Angreifer. Morgen soll die Angelegenheit vor
den Rat kommen. Der Ausgang ist ungewiss. Das Gute dabei ist, dass die Zürcher [vielleicht]
zukünftig vor solchen Angriffen verschont bleiben. —[9]Schwyzer ist überaus verwegen und
unvorsichtig! In Gegenwart von Musculus sagte er: "Hätte ich [Caesar] vor mir gehabt, als er
vor dem Tor stand, hätte ich ihn mit meinem Dolch erstochen!" Haller sah, wie Musculus sichBriefe_Vol_18-279 arpa
darüber entsetzte und zudem erwiderte: "Du weißt nicht, wessen Geistes Kind du bist und was
du sagst!"Außerdem hat sich Schwyzer in einer Predigt auf ganz ungeschickte Weise über die
erdichtete Präsenz Christi im Abendmahl geäußert. Haller schämte sich dafür; gab er sich
doch bis dahin so große Mühe, mit Bescheidenheit und Ernst den Streit zu schlichten und den
Ruf Zürichs bei den Augsburgern wiederherzustellen! Nun aber könnte die alte Wunde erneut
aufbrechen. Denn wenn Haller Schwyzers Geschwätz verteidigen müsste, wie es die Ehre
gebietet, würde er all seine vergangenen Bemühungen vereiteln. Lässt er aber den starrsinnigen
Schwyzer fallen, dann könnten einige der Auffassung sein, dass er die Wahrheit preisgebe.
Die Zürcher haben ihm also mit Schwyzer wahrlich eine schwere Last aufgebürdet! Ein
heftiger Konflikt ist zu befürchten, weil Schwyzer die von ihm nicht verstandenen sakramentalischen
Redewendungen [der augsburgischen Kirchenordnung] so scharf und ungelegen
verdammt. Bullinger weiß ja, wie sehr Musculus an diesen Redewendungen hängt. Durch
polemische Vorstöße wird man ihn nie davon abbringen; eher durch Geduld und häufiges
Gespräch. Lorenz [Meyer] ist gelehrter als Schwyzer und somit auch viel umsichtiger. Bullinger
soll nicht etwa denken, dass Haller ängstlich sei! Diese Redewendungen machen auch ihn
ungehalten; er sinnt aber dauernd darüber nach, wie man den Streit vermeiden und den
schlechten Ruf den die Zürcher Kirche hat, beseitigen kann. Ja, alle sollen begreifen, dass
auch die Zürcher in spirituellen Angelegenheiten kluge und angemessene Meinungen vertreten,
mit dem Ziel, bei möglichst wenigen Menschen Anstoß zu erregen und möglichst viele zu
erbauen. Es ist schließlich Hallers einjährigem Wirken in Augsburg zu verdanken, dass die
dortigen Behörden weitere Zürcher Pfarrer berufen haben. Nun aber berichtet er über Schwyzer,
nicht etwa, damit Bullinger diesen zurechtweist, sondern weil er ihn um Rat ersucht. Wie
soll er denn Schwyzer von seiner zerstörerischen Verwegenheit abbringen? Erst wenn Haller
ausdrücklich darum anfragt, soll Bullinger an Schwyzer schreiben. —[10]Die Zürcher Pfarrer
wurden beauftragt, zweimal wöchentlich im Katharinenkloster zu predigen. Dort fristen noch
viele Nonnen ihr Dasein. Im Martinskloster werden die Wohnungen für die Zürcher hergerichtet.
—[11][Sebastian] Schertlin unternahm am 10. November mit 200 Reitern, 2'000 Büchsenschützen
und Lanzenträgern sowie mit vier leichten Kanonen einen Angriff auf das zuvor
von den Kaiserlichen besetzte Schloss Bocksberg (dieses gehört einem geizigen Bürger, Georg
[I.] von Stetten). Die Besatzer wehrten sich und töteten durch Geschosse und Steine so viele
Belagerer, dass Letztere in die Flucht geschlagen wurden, zumal sie bei einer längeren Belagerung
den Einsatz der Kavallerie aus dem nahe gelegenen Lager des Kaisers hätten fürchten
müssen. Der erfolglose Zug kam unter großem Spott nach Augsburg zurück -[12] Heute
sind wieder Reiter aus der Stadt ausgezogen. Auch kam ein kaiserlicher Trompeter [...] an.
Angeblich wird mit der Obrigkeit über einen Gefangenenaustausch verhandelt. — [13] Die
Nürnberger haben gegen Beleidiger der kaiserlichen Majestät scharfe Strafen erlassen. Eine
Frau [...]wurde mit 50 Gulden gebüßt. Man sagte ihr, dass die Strafe noch großer ausgefallen
wäre, wenn sie ein Mann gewesen wäre. Dies ist also Nürnbergs Halbevangelium!
—[14]Neues wird Haller baldmöglichst mitteilen. Gruß, auch an [Konrad]Pellikan, Theodor
[Bibliander], [Rudolf] Gwalther und an die anderen Kollegen, an die Familie und an Hallers
Schwiegervater [Ulrich Kambli]. Grüße von den Kollegen und von Frölich.
Salus et pax. Scripsi proxime per Stephani Viti mercatoris famulum, 1 per
quem etiam te rescripturum puto. Hodie allatae sunt d. Laeto 2 ex Constantia
literae a d. Blaurero, 3 in quibus etiam tuas mittit inclusas ad ipsum datas 4 ,
quas legimus modo, cum apud ipsum pranderem una cum d. Bernhardino 5 et
d. Stanggaro Italo 6 , viro doctissimo nostrarumque partium studiossissimo.Briefe_Vol_18-280 arpa
Res belli mirabiliter procedunt. Utriusque partis consilia infringuntur et irrita fiunt (consilium domini promovet) a . sicque res hac hora et hoc momento se habet, ut, quid tibi scribam, certo nesciam. Indicavit hodie nobis d. Laetus proxima die sabbati, 13. scilicet novembris, caesarem 7 cum selectiore equitum copia castra sua reliquisse integraque nocte, antequam nostri rescirent, procul adeo abiisse, ut difficile sit exercitui nostro, maxime peditatui, eum iterum assequi posse. Caeterum abiisse eum Nördlingam versus et ducatum Wirtenbergensem. 8 Impedimenta omnia simul cum tormentis in oppidula Dilligen et Laugingen disposuisse cum peditum, quae ei reliqua est, copia. Tantam enim ipsius castra invasisse luem et pestem et foetorem simulque coenositatem, 9 ut impossibile ei fuerit illic manere inprimis etiam deficiente commeatu ex Bavaria, 10 quae his tumultibus non modo exhausta, sed et disperdita est prorsus. Caeterum, dolusne subsit necne, dubitatur.
Nostri tertio, antequam hoc factum sit, die 11 castra eius aggressi sunt, 300 pecorum abduxerunt et eripuerunt plusquam 400 trucidatis tam equitibus quam peditibus.
Nunc, quid agant (si verum est, quod de caesaris narratur discessu), adhuc ignoramus. Statuerant nostri principes 12 apud episcopum Herbipolensem 13 et Pabergensem 14 hyemare, 15 si caesar Ratisponam 16 se contulisset. Quoniam autem res aliter evenit, consilium mutabitur.
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Quod in fine proximarum 17 apposui de duce Mauritio, 18 proh dolor, verum est! Occupavit aliquot civitates electoris 19 ope Bohemorum, quamvis multi hoc factum in bonam ei interpretentur partem, quod scilicet hac ratione provinciae electoris consuluerit, ne ipso absente ab hostibus Bohemis diriperetur. 20 Sed an hoc ita se habeat, valde dubito, cum non ignorem veterem illam inter hos principes, licet sanguinis propinquitate coniunctissimos, 21 odiosam simultatem. 22 Electorem quidam a nostris discessurum nugati sunt; 23 sed nihil est.
Turcam 24 ad maximam praeparari expeditionem in futurum ver scribitur ex Pannonia. Bombardas suas omnes et commeatum ad Budam praemittit. Sic undique (hoc uno foelix, quod evangelii lucem habet 25 — caetera infoelicissima) vexatur et impetitur Germania! Nec ullus malorum finis apparet, nec salus speranda, nisi dominus tandem cum hostibus suis iudicium suum ineat; id quod ipsum brevi facturum omnes pii sollicite exoptant et expectant. 530v.
|| 9. novembris habend die fyndt gar nach 26 uff ein myl 27 wägs nach 28 zur statt 29 , gstreifft 30 und plünderet. Incredibile est, quam misere regio haec vastetur. 31 Continua plaustra hac septimana urbem ingressa sunt onusta liberis et suppellectile fugientium incursiones hostium. Exercetur non poenitenda profecto in ipsos misericordia. Deo optimo maximo sit laus! Sed, quid nobis acciderit b cum exule quodam et profugo, audi! Est quidam, m. Georgius Caesar 32 nomine, unus ex tribus fratribus (qui omnes 33 et
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magistri Wittenbergenses et eiusdem dogmatis, quod ibi sanctum habetur, acerrimi doctores) c , vir iuvenis adhuc et in literis aliquantulum exercitatus. Is cum tribus aut 4 aliis 34 Augustam venit fuga elapsus, cum suus pagus prope Neoburgum 35 , in quo pastorem egit, a caesareanis diriperetur. Huc postquam appulit, Musculum 36 et Cellarium 37 allocutus est et inter caetera etiam de sacramento contendere incepit ita, ut nec Musculus quidem crassam illius potuerit ferre ignorantiam, sed ad nos omnes detulerit, qualis ille sit. Is autem cum suis sociis 38 honeste exceptus omniumque nostrum praesidio et intercessione a dominis 39 etiam impetravit tantum, quantum hoc tempore ad vitam sustinendam sufficiat. Is Caesar heri 14. novembris, 40 cum quibusdam ex suis stans in foro de nobis quaedam male locutus est. Est autem ille locus, ubi steterunt, non procul ab hospitio Laurentii 41 et Rodolphi 42 nostri. His igitur una stantibus venit quidam ex symmistis nostris, Leonhardus Rivulus 43 , qui se eis iunxit, quem Caesar, quo abiret, percontatus. Respondit se iturum ad dominos Tigurinos 44 et visurum, si forte velint
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ad concionem. Ille 45 fel suum amarum comprimere ultra impotens in haec verba erupit: "Ecquis malus daemon vexat Augustanos, quod non sibi quaerant in Suevia praedicatores, sed subinde tales schvermeros 46 ex Helvetia vocent?" — Tunc ille 47 : "O,"inquit, "Helvetia est terra Canaan, optima ministrorum dei nutrix et alumna!" 48 — Tum Caesar iterum: "Est terra Belial , alumna haereticorum Zvinglianorum. Ostende mihi,"ait, "unum ex omnibus Helvetiis, qui syncere doceat de sacramentis!" —Ille vero commotus inquit: "Ostendam tibi Hallerum nostrum, qui, nisi solide et sane doceret, utique a nostro nunquam esset receptus nec collegio nec magistratu."49 — Tum ille: "Scimus,"ait, "qualis sit schvermerus ille Hallerus! Is iam, licet iuvenis 50 4 alios peperit primo anno: 3 Tigurinos 51 et unum Basiliensem 52 . Quid porro faciet?" — "Ecquid ergo Zvinglius non recte docuit?" — "Sicut docuit et vixit," ait, "ita morixit 53 ."Has ille 54 audiens blasphemias ad nos venit; indicavit. Nos mox cum archigrammateo 55 negotium contulimus et hodie ante prandium vocavimus eum 56 soli nos iuxta regulam Christi 57 adhibito uno Leonhardo ||53lr. teste, qui haec ab ipso audiverat. Allocuti sumus eum humaniter et fraterne mirantes, quod eum, hominem exulem nostris precibus promotum, non puderet talia in nostris ecclesiis, quibus inculpate praesimus et doctrina et vita, effundere; monere itaque eum, ne posthac similia effundat; praeterea eum petiisse unum sibi ostendi Helvetium, qui recte doceat de sacramentis; iam ergo ipsum videre tres 58 , maxime me, de cuius peculiariter conquestus sit schvermeritate; cur hoc dicere audeat, cum me nunquam adhuc de sacramentis audierit dicentem? Praeterea ipsum damnare virum sanctum Zvinglium, cuius tamen nec opera legerit nec, si legerit, recte intellexerit! Agere ergo eum contra ecclesiae pacem, ad quam profugit; contra animas sanctas, quibus maledicat condemnando; contra totam Helvetiorum gentem eiusque ministros et ecclesias; contra nos item et universam nostram ecclesiam, in cuius membra nos recepti simus; 59 hocque 60 simus illo ipso sacrae coenae symbolo, de quo ille nos condemnet, testati. Orare ergo ipsum, ut ad meliorem frugem redeat 61 , ne in se provocet crabrones. 62 Ad quae
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ille: se non inficias ire omnium horum. Se enim scire, quod Zvinglius damnatum sit greck 63 (haec eius fuere verba), omnesque eius complices ei similes esse seque velle nobiscum certare disputationibus publice et privatim, aliaque his similia, etc. Nos vero esse paratos respondimus scripturis divinis reddere rationem fidei et doctrinae nostrae 64 non tam privatim quam publice. Scire vero nos illam ecclesiam tam solide esse institutam, ut non passura sit eum tales serentem turbas et seditiosas altercationes. Monere ergo eum, ut desistat et innocentes non ita contumeliose damnet. Ubi vero innumera ille reiiceret maledicta et inter caetera etiam hoc diceret: "Tamen nec Musculus vobiscum sentit!" — "At vero maxime," nos diximus; "licet verba aliquantum adhuc discrepent, idem tamen est sensus." — "Tunc vestri quoque similis est!" ait. Tam vero exacerbatum et morosum ubi eum esse deprehendimus, metuentes, ne sua clam contra nos diffundat venena suoque contagio inficiat vix ad sanam mentem reversos, adhaec non ferentes amplius (non tam nos sic calumniari et dehonestari, sed et sanctos viros alios, patriam venerandam omnesque ecclesias puras) d , jussimus eum omnium horum memorem esse verborum. Ad quae ipse: "Memor ero, nec aliter de Zvinglianis dicam aut sentiam, quoad vixero! Valete (addens) cum vestro Zvinglio!" Et magna virulentia etiam postremum reclamitans "Dixi!"e , quasi rem bene gessisset tam proterve in faciem nobis locutus. Nos negotium ad archigrammateum, inde ad ||531v. Musculum detulimus iterum eumque nobiscum sumentes, ne soli hoc agere videremur, sed tanquam publica ecclesiae huius membra, consulibus 65 rem exposuimus querentes nos ferre non posse, ut ulli liberum sit dicere neminem nostrum sane de sacramentis docere, cum simus ab ipsis dominis vocati habeamusque ecclesiarum, quibus praesimus, sufficientia testimonia, adhaec simus coaptati caeteris huius urbis ministris; aut ergo nos dimittant, si pro haereticis nos habeant, aut tales lupos amoveant a grege nostro. 66 Quae res plurimum consules turbavit, sed tamen materiam dedit egregiam, ut omnium animi revelarentur. 67 Hic etiam illi, qui alioqui nostris partibus parum sunt propitii, ne hiscere quidem sunt ausi. Imo alter consulum 68 , qui maxime lutherizare videbatur, apertam habuit confessionem contra eorum crassitiem. 69 Deferretur cras negotium ad
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senatu. Quid futurum sit, 70 ignoro. Laetor, nobis datam occasionem hoc unum agendi, ut posthac ab aliis tutiores simus.
Svitzerus 71 est supra modum temerarius et imprudens. Dicebat in praesentia Musculi: "Hett ich inn 72 vor dem thor ghan ich welt ein dolchen in inn gstochen han"; darab ich sach 74 , das sich der Musculus hefftig endtsatzt (dicebat enim: "Nescis, cuius spiritus filius sis, 75 q[uod]d[icis]!" etc. ) f . Praeterea statim omnem aestum in concione instante effudit 76 inepta de ementita Christi praesentia garriens, ut me puderet haec eum effutire in huius causae procinctu. Metuo, ne vulnus antiquum refricet, quod vix aliquantulum summa modestia et gravitate sanavi nomenque Tigurinum, quantum in me fuit, omnibus gratum feci. Vereor enim, ne, dum suas ineptias aliquando defendam, sicut honestas exigit, importunitate aliqua multa destruam, aut, si eum suo relinquere velim capiti nec eum defendere, videar ipsam (quod absit procul!) veritatis deseruisse causam. Itaque magnum mihi imposuistis per illum onus. Nam locutiones ilias sacramentales 77 , dum non intelligit, ita importune damnat, ut metuenda sit contentio non parva. Scis enim, quam Musculus his adhuc haereat. Eas ei contentionibus eximere nunquam, mansuetudine et frequenti collocutione facile poterimus. Laurentius 78 hac in re ut doctior ita prudentior est. Nec est, ut putes me forte pusillanimem aut tergiversari. Nihil minus! Aeque impatiens sum illius pludermenti 79 quam illi 80 , sed, qua g optima sine offendiculo ratione hoc tolli possit, considero et meditor, et, quam maxime possum, caveo, ne Tigurinae ecclesiae nomen per me male audiat, sed ut omnes videant etiam nos de rebus spiritualibus spiritualiter, prudenter et ut convenit posse iudicare, id tamen tanta simplicitate, tanto candore, ut quam paucissimos offendamus, 81 quam plurimos lucrifaciamus. 82 Quo consilio quantum in hac ecclesia hoc uno anno effecerim, tota testabitur ecclesia, nec parvum eius est argumentum, E || ||370, 26r. quod denuo iam domini nostri a Tigurina ecclesia ministros vocarint. 83 Haec h ad te solum
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scribere volui, non ut illi 84 modo quicquam scribas aut moneas (non enim consultum videtur hoc tempore) i , sed in hoc solum scribo, ut tuo mihi adsis consilio. Video enim, quanto labore opus sit, ut hunc hominem a temeritate destructrice 85 cohibeam. Nec scribo, ut ei male velim, sed tanto magis ei bene volo, quanto magis communi negotio ecclesiae consulere cogito. Nihil ergo hac de re ad ipsum scribas, velim, priusquam moneam. Conciones eis 86 destinatae sunt due per hebdomadam in coenobio divae Catherinae, 87 ubi multae obstinatissimae adhuc aluntur nonnae, quoad aut resipiscant aut moriantur. Habitationes eis in coenobio divi Martini 88 parantur.
A nostris quid interim sit actum (urbanis scilicet) miraris. Dicam: Schertlius 10. novembris cum 200 equitibus, 2'000 bombardistis 89 et greck 90 egressus est habens etiam secum 4 falckanetli 91 . Venit ad arcem Bocksperg 92 , quae fuit civis cuiusdam avarissimi, Georgii a Stetten 93 . Illa, cum prius a quibusdam esset occupata caesareanis, voluit eos ibi comprehendere Schertlius. llli vero in arce eis adventantibus restiterunt emissisque in eos tormentis, plurimos ex nostris vulnerarunt j et neci dederunt lapidibusque plurimos nostrorum dilacerarunt ita, ut re infecta discedere iterum sint coacti, ea enim arx cum non ita procul abesset a castris caesaris, metuentes, 94 ne, si diutius illic oppugnando arcem moram traherent , superveniret caesaris equitatus eosque omnes disperderet. Regressi itaque sunt in urbem mitt großem spott und schanden. Hoc enim interim actum.
Hodie iterum equites egressi. Venit etiam hodie buccinator 95 caesareanus. Quid agat apud dominos, nescio, nisi quod audio eum de captivis redimendis agere.
Norinbergenses gravissimo edicto cavere, ne quis caesareae maiestati maledicat. Hoc mulier quaedam 96 transgressa 50 fl multata est. Dixerunt tamen ei, si vir esset, ipsos alia poena eam punituros. Hoc illud semivangelium. 97 ...
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Haec in praesentiarum 98 . Porro, si quid novi habuero, quamprimum potero, scribam. Vale. Saluta d. Pellicanum, Theodorum 99 , Gvaltherum aliosque dominos ac fratres charissimos, familiam tuam omnem socerumque meum 100 . Salutant te fratres et Laetus. Augustae Vindelicorum, 15. novembris anno 1546.
I. H. totus tuus.
[Adresse auf f. 26v.:] Praestantissimo viro d. Heinrycho Bullingero, Tigurinae ecclesiae antistiti fidelissimo, venerando suo domino ac patri. Zürich. An m. Heinrych [Bulling]er k101