Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2663]

Johannes Haller
an Bullinger
Augsburg,
8. November 1546

Autograph: Zürich StA, E II 370, 43f (ohne Siegel) a Ungedruckt

[1]Haller schickte lange keinen Brief weil er keinen zuverlässigen Boten finden konnte, aber schon allein die Häufigkeit seiner früheren Briefe gibt zu erkennen, dass hier nicht etwa Nachlässigkeit im Spiel ist. Nun schreibt er mit dem Diener [...]des Augsburger Kaufmanns Stephan Veit, auch wenn es nur wenig Neues zu berichten gibt und nicht alles dem Brief anvertraut werden kann. [2]Zunächst zu Bullingers Schreiben (nicht erhalten]. Die Zürcher Pfarrer (Lorenz Meyer und Rudolf Schwyzer) sind wohlbehalten (nach Augsburg]zurückgekommen. Sie übermittelten auch die Briefe aus Zürich, u.a. das Schreiben von Bullinger und das der Zürcher Ratsherren (vom 26. Oktober). Letztere berichteten genauso wie Bullinger über den zwischen den Pfarrern auf ihrer Reise nach Zürich entstandenen Streit und über die deswegen erfolgte Zurechtweisung von Schwyzer in Zürich. Außerdem forderten die Ratsherren Haller in ihrem Brief auf Verstöße der Zürcher Pfarrer in Lehre oder Lebenswandel gleich zu melden. Hoffentlich lassen diese von ihrem Eigensinn ab! Sie haben zunächst erneut bei Haller Quartier bezogen. Da aber dessen Wohnung zu klein ist, und es für alle umständlich gewesen wäre, weiterhin bei ihm zu leben, haben sie ein beheizbares Wohnzimmer und [je?] ein Zimmer in einer Herberge in Augsburg bezogen, in der sie schon einige Zeit gewohnt hatten, als sie zum ersten Mal in dieser Stadt ankamen. Die Besitzerfamilie ist ehrbar. Allein die Tatsache ist zu bedauern, dass die [zwei]Pfarrer in einem öffentlichen Gasthof wohnen. Doch werden sie bald in die für sie vorgesehenen und derzeit noch instandzusetzenden Unterkünfte im Martinskloster ziehen. Heute oder morgen wird festgelegt, wann sie zu predigen haben. Weiteres wird Bullinger möglicherweise von ihnen selbst erfahren. [3]Auf Bullingers Frage, wie es (Hans) Welser geht und wie er die Vorrede zum Lukaskommentar aufgenommen hat, kann sich Haller leider nicht frei äußern. Denn an den Augsburger Stadttoren werden häufig die Briefe von Abreisenden geöffnet, und es wird geprüft, ob nichts Verdächtiges darin steht. Welser hat von Haller die [deutsche Fassung der] Vorrede dankbar empfangen. Er gab sie auch seinen Vertrauten zu lesen, von denen manche sie sogar abschrieben. Er ist jedoch ängstlich und gibt sich überaus beschäftigt. Wegen der regelrechten Feindseligkeit zwischen ihm und (Georg) Frölich geht er Haller aus dem Weg. Dennoch bleibt Haller Frölich (mit dem er sich oft trifft) treu. Trotzdem besucht Welser Hallers Predigten [weiterhin]vorzugsweise. Frölich, mit dem Haller gestern allein zu Abend aß, könnte mehr über Welser berichten. [4]Der Termin der Bürgermeisterwahl steht bald an. Es ist nicht sicher, ob Welser wiedergewählt wird. Es gibt seltsame Intrigen gegen ihn. Ob mit Recht, kann Haller nicht beurteilen. Bestimmt spielt dabei die Eifersucht eine Rolle, auch wenn man zugeben muss, dass Welser ängstlich und demzufolge möglicherweise den anstehenden [politischen]Aufgaben nicht gewachsen ist. Man muss für ihn beten. Er hat ja viel für den Glauben und für die [Reformation] in Augsburg geleistet. [5]Auch Frölich steht unter scharfer Kritik und schwebt sogar in großer Gefahr. Seine neidischen Gegner würden ihn gerne aus seinem Amt und aus dem Rat verdrängen, um ungehindert vom [eingeschlagenen politischen] Kurs abkommen zu können, was sie sich nicht zu tun getrauen, solange er da ist. Er erzählte gestern Abend auch, dass in der vergangenen Woche seinetwegen ohne sein Wissen zwei Männer inhaftiert und ausgefragt wurden, um eine Anklage gegen ihn erheben zu können. Ein Zunftmeister [...]teilte ihm dies mit. Frölich hätte sogleich seinen Rücktritt eingereicht, wäre er nicht um die Zukunft der Amtsgeschäfte (an denen er zu einem Großteil beteiligt ist) besorgt. Frölich las ferner Haller einen sehr freundlichen Brief der Venezianer an die Augsburger vor. [6]Im Auftrag Bullingers

a Mit Schnittspuren.


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informierten die [zwei] Zürcher Pfarrer Haller über den Beschluss der [Vier] helvetischen [Städte], den [Schmalkaldenern] 16'000 Söldner zur Verfügung zu stellen. Frölich war bereits aus Ulm über die ganze Verhandlung in Zürich benachrichtigt worden. Doch besteht weiterhin ein Problem! Auf wessen Kosten sollen denn diese Soldaten gemustert werden? Wenn auf Kosten der [Schmalkaldener], ist das Angebot vergebens. Denn es fehlt nicht an Menschen, sondern an Geld. Außerdem könnten die [Schmalkaldener] mit der Summe, die sie für die 16'000 eidgenössischen Söldner erlegen müssten, zweimal mehr Landsknechte anstellen. Man erwartet also nur eines, nämlich dass auch die helvetischen Städte etwas von sich aus für das Heil Deutschlands und für die evangelische Freiheit tun. Die Eidgenossen könnten ihre Ausgaben durch ihre Besetzung der Gebiete Österreichs und der Pfaffen begleichen. Die übrigen Stände des evangelischen Bündnisses tun dies ja auch. Man hört jedoch, dass die Eidgenossen dies gerade nicht vorhätten. Fest steht, dass die [Schmalkaldener] diesen hohen Betrag nicht aufbringen können! Jeden Monat erlegen sie bereits 600'000 Gulden, die fast allein aus Augsburg stammen, da die Kassen der anderen Städte schon längst leer sind. Hier stellt sich also eine große Frage. Haller weiß schon (und dies ist auch den [Schmalkaldenern] nicht verborgen), dass die Helvetier der Meinung sind, dass man den Händlern die Geldsäcke leeren muss. Und es stimmt auch, dass man das Geld nicht vergeuden sollte. Doch ist leider fast kein Geld mehr vorhanden, obwohl bisher nur wenig ausgerichtet wurde. Es wäre also schon gut, wenn die Eidgenossen etwas von dem Ihren beisteuern würden! Dies würde ihnen bei den [Schmalkaldenern]großes und ewiges Ansehen verschaffen. Da aber Haller weiß, dass [den Eidgenossen] mehr Menschen als Geldmittel zur Verfügung stehen, zweifelt er, dass hier etwas zu erwarten sei. Soviel dazu. Vielleicht wird Frölich auch darüber schreiben. [7] Die Ulmer sollen die acht eidgenössischen Fähnlein entlassen haben. Das ist verwunderlich, weil der Krieg ja nicht zu Ende ist! Wahrscheinlich will man sparen. [8]Über [Hans Wilpert] Zoller gibt es nichts Neues. Haller ermahnte diesen brieflich, sich von Huren und verheirateten Frauen fernzuhalten, ja an den Ausgang seines Erlebnisses zu denken! Zoller antwortete äußerst bissig. Darauf gab Haller ihm zu verstehen, dass dessen Reaktion auf seine freundliche Ermahnung unangemessen war. Seitdem hat Haller nichts mehr von ihm gehört. Bullinger soll Zollers Angehörigen ja nichts davon erzählen! [9]Im Nachwort seines Briefes bat Bullinger um die "Apologie" der [schmalkaldischen] Fürsten [Johann Friedrich von Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen], mit der diese sich gegenüber dem Kaiser rechtfertigten. Haller schickt sie nun und hofft, dass es sich dabei um den von Bullinger gewünschten Text handelt. Er legt ebenfalls den Absagebrief [Kaiser Karls V.] bei. Soviel zu Bullingers Schreiben. [10] Nun zu den inzwischen eingetretenen Ereignissen, auch wenn Haller genug hat, stets fast dieselben und noch schlechtere Nachrichten zu vermitteln, währenddem die Verantwortlichen der [Schmalkaldener] nichts vollbringen! [11] Am 25. Oktober schickte Haller seinen letzten Brief (mit Nachrichten bis zu diesem Datum) durch den Sohn [...] von [Hans]Schweiglin. [12] Am Abend des 26. Oktober wurden acht der gefangenen italienischen Brandstifter dem Profos [...]übergeben, der sie in der Wertach ertränkte. [13]Am 27., 28. und 29. wurde bei Scharmützeln heftig geschossen. Der Landgraf berichtete nach Augsburg, dass die [Schmalkaldener] sich äußerst tapfer verhalten hätten. [14]Am 28. sind die [Augsburger] Bürger und Söldner mit bis zu 200 Pferden zu Streifzügen ausgerückt und am Abend des 29. zurückgekehrt. Sie brachten ungefähr 25 Proviantwagen und hatten einige Kavalleristen erstochen und fünf weitere gefangen genommen, darunter einen spanischen Sekretär [...]. [15] Inzwischen brach der Kaiser wieder in Richtung Lauingen und Dillingen auf Die [schmalkaldischen] Truppen sind ihm nachgezogen. [16] Am 30. haben die [Schmalkaldener] sieben Proviantwagen erbeutet. [17] Am 1. und 2. November wurden [in Augsburg]Söldner gemustert und bezahlt. [18]Am 2. November kamen die Zürcher Pfarrer. [19]Am 3. brachten die Bauern etliche Gefangene in die Stadt. Schertlin war zornig, weil sie diese nicht gleich getötet hatten. So ertränkten die Bauern die Gefangenen im Fluss. [20]Am 4. haben die [Schmalkaldener] bis zu 40 feindliche Reiter erlegt, 18 Pferde sowie Geld erbeutet und drei Gefangene gemacht. [21] Am 5. wurde [aus Augsburg] Geld ins Lager geschickt, das bis nach Ulm von [augsburgischen] Reitern und 1'000 Hakenschützen begleitet wurde. [22] Dieser Tage sind wieder 40 Reiter ausgezogen und noch nicht zurückgekehrt.


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[23] Der Kaiser, der jetzt angeblich bei Dillingen liegt, lässt viele elende Söldner ziehen. Diese verheeren und brandschatzen das Land des Bischofs [Otto Truchsess von Waldburg] bis nach Augsburg. [24] Haller will nichts über die [schmalkaldischen] Truppen schreiben, sonst droht ihm der Galgen auf dem Fischmarkt. Er ist aber über jene ungehalten, auch wenn Frölich über ihr Zaudern nicht so streng urteilt wie er. [25] Viele kaiserliche Söldner sterben [an der Seuche]. Beim Abzug hat der Kaiser das Lager in Brand stecken lassen. Es wurden viele tote Pferde und Menschen darin gefunden; auch Verwundete und Kranke, von denen 800 noch lebten und ein Teil davon im Brand umkam. [26]Hoffentlich sind die Italiener und Niederländer bald alle tot! Dann würden sich die Deutschen [im kaiserlichen Lager] wohl nicht mehr wehren, und man würde ein Blutvergießen [unter Deutschen] vermeiden. Doch Haller schweigt lieber. [27] Hallers einziger Trost ist Gott. In Anbetracht des drohenden Bösen erscheint die [von den Menschen erwiesene]Bußfertigkeit ungenügend. Der Herr möge helfen! [28]Herzog [Ulrich] von Württemberg soll oft einen Boten [den Postmeister von Ebersbach] mit Briefen zum Landgrafen geschickt haben. Doch der Bote zog mit den Briefen zum Kaiser. Letzterer öffnete sie, fälschte das Siegel des Landgrafen und ließ dem Herzog durch den Boten, unter dem Anschein, er sei der Landgraf immer wieder antworten, er solle [mit seinen Truppen] noch daheim bleiben. Als das Ganze dem [Herzog] verdächtig wurde, ließ er den Boten ergreifen. Dieser gestand alles und wurde gevierteilt, wie einst Mettius Fufetius von den Römern. [29][Hans] Vogler [d.J.] ist schon merkwürdig! In dieser Woche ist er ohne Hallers Wissen mit einigen Soldaten ausgezogen. Er hatte sich von einem Bürger [...] Waffen ausgeliehen. Am anderen Tag kam er zurück und wollte von Haller die Erlaubnis, mit einer Schar von Bauern umherschweifende Feinde anzugreifen und deren Beute zu ergattern. Haller wies ihn scharf zurecht und drohte ihm mit der Räumung all seiner Sachen aus der Wohnung, falls er doch ginge. Er konnte ihn erst davon abhalten, als er diesem zu verstehen gab, dass er genauso gut von den [Schmalkaldenern] wie auch von den Feinden umgebracht werden könnte, da [seine Bande] weder Feldherrn noch Feldzeichen besitze und er zudem etwas [südländisch] aussehe. Haller führte ihn dann dem Stadtschreiber Frölich vor und beide tadelten Vogler erneut. Dieser hat zwar ein gutes Wesen, ist jedoch unbeständig. Haller wird den Vater [Hans Vogler d.A.] davon benachrichtigen. [30] Größe von den [zwei] Zürcher Pfarrern. Nikolaus [Müller, gen.] Maier ist einer der Kriegsräte in Ulm. Grüße an [Konrad]Pellikan, Theodor [Bibliander], [Rudolf]Gwalther, an die anderen Kollegen und an die Familie. [31] [P.S.:] Soeben kommt die Meldung, dass Herzog Moritz [von Sachsen] in das Territorium des Kurfürsten [Johann Friedrich von Sachsen] eingefallen sei oder im Begriff stehe, dort einzufallen. Haller begab sich sogleich zu Frölich, der dies bestätigte und sagte, dass auch der Herzog [Kurfürst Joachim II.] von Brandenburg mit Herzog Erich [II.] d.J. von Braunschweig-[Calenberg-Lüneburg] in das Herzogtum Braunschweig einfalle, welches bisher unter der Herrschaft des Kurfürsten [von Sachsen] und des Landgrafen stand. Das sind doch teuflische Anschläge! Nichts ist mehr sicher, nicht einmal vonseiten der eigenen Verbündeten! Der Herr bewahre die Seinen!

S. per Christum, etc. Non dubito, quin iterum mireris, praestantissime vir, quod meus denuo tam diu cessant calamus. 1 Atqui hoc non b negligentia accidit nostra, sed tabellionum raritate. Neminem enim his diebus omnibus invenire potui, per quem tuto ad vos scribere possem. Nullam enim me intermittere scribendi commoditatem abunde priorum literarum testabitur continuitas. 2 Cum ergo hic commodus se mihi offerat nuncius, famulus 3

b Über der Zeile nachgetragen.
1 Hallers letzter Brief datierte vom 25. Oktober (Nr. 2643).
2 Haller hatte nämlich im Oktober sehr oft an Bullinger geschrieben.
3 Unbekannt.


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Stephani Viti 4 , civis et mercatoris Augustani, non possum intermittere, quin vel aliquid scribam, quamvis novarum rerum (quae nec tuto etiam scribere licet)5 pauca habeam memoratu digna.

Primum ergo ad tuas 6 respondebo. Redierunt salvi et incolumes domini fratres nostri 7 , qui tuas mihi una cum multis aliis amicorum literis attulerunt, maxime etiam dominorum Tigurinorum, 8 qui idem mihi scribunt, quod et tu de orta in itinere inter ipsos contentione et obiurgatione Schwitzen. Monent itaque me, ut, sicubi eos videam offendiculose vel docentes vel viventes, ipsis hoc in tempore significem, ut tollant. Spero autem eos aliquantulum morositate sua cessuros. Diverterunt apud me iterum. 9 Sed quoniam hospitium meum perexiguum, nec ipsis commodum nec mihi utile visum est, ut 10 mecum sint, conduxere ergo hypocaustum et cubiculum in hospitio illo, ubi primo Augustam venientes diverterant. 11 Est familia 12 honesta et pia, sed solo hoc nomine ipsis 13 non admodum laudabile, ut illic agant, quia publicum diversorium. 14 Arbitror autem eos brevi tempore c illic mansuros. Iam enim deputatae sunt illis habitationes in coenobio Martini 15 , quae, quoniam

c Über der Zeile nachgetragen.
4 Stephan Veit, Augsburger Bürger, zünftig zur Kaufleutestube von 1541 bis 1565; s. Augsburger Eliten 853.
5 Nämlich wegen des im Oktober in Augsburg unter Androhung des Galgens erlassenen Verbots, heikle Nachrichten aus der Stadt zu übermitteln; s. dazu Nr. 2631,91-95; Nr. 2635,7-9; Nr. 2640,32— 36; Nr. 2659,13-16.
6 Nicht erhalten.
7 Die in Augsburg angestellten Zürcher Pfarrer Lorenz Meyer (Agricola) und Rudolf Schwyzer d.Ä., die sich für kurze Zeit nochmals nach Zürich begeben hatten, um ihre Sachen nach Augsburg zu holen. Sie trafen am 2. November 1546 wieder in Augsburg ein (s. unten Z. 124; dementsprechend kann das Datum ihrer Rückkehr in HBBW XVII 417, Anm. 21, genauer bestimmt werden). Im Gegensatz zu Thoman Ruman, der erst zwischen dem 15. und 19. November 1546 nach Augsburg gelangte (s. Nr. 2677, Anm. 44), kehrten Meyer und Schwyzer ohne ihre Familien nach Augsburg zurück, was dem Augsburger Rat missfiel; s. Nr. 2685,94-97.
8 Das Schreiben von Bürgermeister und Rat von Zürich an Haller vom [26.] Oktober 1546 (Zürich StA, B IV 16, f. 67v.; Paraphrase in: Samuel Scheurer, Nachricht
von dem Leben und Verrichtungen Joh. Hallers, in: Bernerisches Mausoleum, 6. Stück, Bern 1743, S. 484-486). Damit wurde Haller aufgefordert, auf die Zürcher Pfarrkollegen, besonders auf Schwyzer, aufzupassen, damit es zu keinem neuen Streit unter ihnen kommen würde, und darauf zu achten, dass diese sich in Augsburg anständig verhielten.
9 Sie hatten sich nämlich kurz nach ihrer ersten Ankunft in Augsburg bei Haller niedergelassen; s. HBBW XVII 493, 17f; Nr. 2612,161-164.
10 einen großen, beheizbaren Raum.
11 Vgl. Nr. 2612,161-164.
12 Gemeint sind die unbekannten Vermieter der Wohnräume.
13 den Zürcher Pfarrern.
14 Eine diskrete Anspielung auf die Vorliebe der Zürcher Pfarrer für die Wirtshäuser; vgl. Nr. 2612,174-176; Nr. 2640,50.
15 Das ehemalige Kapuziner-Terziarinnen-Kloster St. Martin am Kesselmarkt in Augsburg; s. Paul von Stetten, Beschreibung der Reichs-Stadt Augsburg, Augsburg 1788, S. 88, und Plan, D 159. Am 15. November waren die Wohnräume noch immer nicht bereitgestellt; s. Nr. 2677,161f. — Zu Rumans Wohnsituation s. Nr. 2685 und Anm. 63.


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nondum hactenus ad habitandum habiles fuerunt, parabuntur tamen interim, dum familias ipsi suas accersunt. 16 Concionandi horae illis nondum sunt ordinatae. 17 Puto hodie hoc sive cras futurum. Haec de illis. Ipsi forte plura ad te. 18

De W[elsero] petis, ut scribam, qualem se gerat; quomodo tuam a me acceperit praefationem 19 ; de quo quidem scribere plura satis tutum non est. Frequenter enim apud portas egredientium aperiuntur literae, si aliquid tantum subsit suspitionis. 20 Caeterum praefationem benignissime et gratanter a me 21 accepit. Legendam eam dedit plurimis ex suis familiaribus, quorum plurimi etiam eam descripserunt et sanctissime de ea iudicant. Quoniam autem ipse iam occupatus, tantoque magis, quanto pusillanimior est, 22 ego rarius eum convenio. Accedit et haec causa, quod simultas (non dico simultas, sed capitale tantumnon odium) d est inter ipsum et dominum compatrem meum L[aeturn]23 . Cui, dum ego adhaereo totus, ille alter e24 aliquantulum etiam me relinquit, quamvis conciones meas diligentissime ut nullius alterius frequentet. Posset igitur rectius eum tibi describere d. L[aetus], cum quo ego heri noctu solus cum solo coenavi plurimaque de hoc f ipso aliisque rebus contuli. Convenimus nos duo frequenter, dumque alter alteri sua conqueritur onera. Mutuum ex ipsis malis capimus solatium.

Appropinquat iam iterum tempus, quo sit 25 in consulatum eligendus. Mirabiles autem contra ipsum fiunt practicae, ut degradetur; quod, an meruerit, iudicare non possum. Accusatur valde timiditatis. 26 Id, si verum est (quod suspicor), vereor, ne gravissimis his rebus gerendis sit inferior. Orabimus tamen pro eo fideliter dominum. Et quia hactenus nostrae se praebuit religioni

d Dieses und das nächste Klammerpaar ergänzt.
e Über der Zeile nachgetragen.
f Über der Zeile nachgetragen.
16 Siehe dazu oben Anm. 7.
17 Wenig später wurde beschlossen, dass sie zweimal pro Woche im Katharinenkloster predigen sollten; s. Nr. 2677,159-161; Bähler, Haller 38. Doch scheint ihnen auch mit der Zeit keine besondere Kirche zugeordnet worden zu sein; s. Pf-Augsburg unter ihren Namen.
18 Von den Zürcher Pfarrern sind aus dieser Zeit keine Briefe erhalten.
19 Die an den Augsburger Altbürgermeister Hans Welser gerichtete Widmungsvorrede vom 24. August 1546 in Bullingers Lukas-Kommentar (HBBW XVII, Nr. 2545). Welser hatte das Buch am 9. September empfangen (s. aaO, 5. 425,5) und mit einem Brief vom 15. September verdankt; s. aaO, Nr. 2588.
20 In Zusammenhang mit der von Augsburg verordneten Nachrichtenkontrolle; s. dazu oben Anm. 5.
21 Haller hatte die auf Latein verfasste Widmungsvorrede Bullingers für Welser ins Deutsche übersetzt; s. HBBW XVII 377 und Anm. 16; 425; 466.
22 Siehe dazu HBBW XVII 101. 149. 267. 292. 313. 386. 419f. 477.
23 Georg Frölich, Taufpate von Hallers Söhnchen Johannes d.J.; s. HBBW XVII 376,5-15. — Zu der zwischen Frölich und Welser bestehenden Abneigung s. HBBW XVII 419f mit Anm. 6.
24 Welser
25 Subjekt ist Welser der im Jahr 1546 Altbürgermeister war. Für das Jahr 1547 wurde er erneut zum Bürgermeister gewählt. Siehe dazu und zum Zeitpunkt der Wahlen bzw. des Amtsantritts HBBW XVI 261f, Anm. 20.
26 Siehe die oben in Anm. 22 angeführten Verweise.


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fautorem optimum plurimumque nostram iuverit in hac urbe causam 27 , non puto eum ita prorsus reiiciendum aut damnandum, sed colligendum, confortandumque potius. Sed fit, quod semper fieri solet, quod fortunae comes sit invidia. 28

||43v. D. L[aetus] quoque gravissima iniquorum hominum premitur invidia, ita ut pericula sustineat aliquando non parva. Libenter eum ab officio suo 29 eque senatu pellerent, ut liberius aliquantum possent deflectere ab aequitate, id quod ipso praesente et carpente 30 ipsos non audent. Conquestus est mihi bonus vir heri hac septimana clam ipso duos 31 esse sui causa incarceratos et examinatos, si quid haberent contra ipsum. Hoc a tribuno quodam 32 ei indicatum. Parum abfuit, quin veniam 33 petiisset ab officio sibi dari. Et profecto fecisset, nisi pericula illa publica, quorum magna ipsi incumbit pars, prohibuissent eum. Legit etiam mihi literas a Venetis ad nostrum senatum datas humanissimas et amicissimas profecto. 34

Exposuerunt nobis fratres nostri 35 consilium Helvetiorum evangelicorum 36 ipsis a te revelatum de deligendis 16'000 ad partes nostras 37 ; id quod etiam d. Laetus ex aliis habet. Nam ex Ulma 38 omnia ea, quae Tiguri acta sunt, ipsi perscripta sunt. Sed hic nodus nondum est solutus, 39 cuius sumptibus hi milites vivere debeant; id quod in dubio relictum est. Si enim imperii 40 sumptibus, iam se nihil impetrasse putant, quibus non homines, sed sumptus desint, 41 atque duplo plures lanciferos 42 possint colligere his pecuniis, quas cogerentur exponere his 16'000. Hoc ergo unum querunt, ut evangelicae

27 Zu Welsers Verdiensten um die Reformation in Augsburg s. HBBW XVII 308f mit Anm. 34.
28 Zu diesem Sprichwort s. Velleius Paterculus, Historiae Romanae, 1, 9; vgl. auch Adagia, 3, 10, 52 (ASD II/6 567, Nr. 2952).
29 Frölich war Augsburger Stadtschreiber.
30 Im Sinne von "tadeln, schelten"; s. Kirsch 444 s.v. carpere. 31 Unbekannt.
32 Von einem unbekannten Zunftmeister (s. Kirsch 2877 s.v. tribunus); vielleicht Jakob Herbrot?
33 Urlaub; vgl. Zedler XLVI 1617.
34 Zu der wohlwollenden Haltung Venedigs gegenüber den deutschen Protestanten s. schon HBBW XVII 482 mit Anm. 10; 489. Siehe ferner Nr. 2673,15-19; PA I 567, Nr. 904. — Diese Haltung erklärte sich in erster Linie daraus, dass Venedig einen Sieg des Kaisers in Deutschland fürchtete, da ein solcher diesem die Möglickeit geben würde, seine Machtansprüche
auf der italienischen Halbinsel durchzusetzen und auszuweiten; s. dazu die zutreffende Analyse von Johann Friedrich Le Bret, Staatsgeschichte der Republik Venedig, Bd. 2/2, Riga 1775, S. 1260-1263.
35 Die zwei Zürcher Pfarrer.
36 Das Treffen der Vier protestantischen Orte in Zürich vom 19. bis 26. Oktober; s. Nr. 2606, Anm. 60.
37 Gemeint sind die Schmalkaldener. — Zu diesem Vorhaben s. HBBW XVII 391. Allerdings fehlte es den Schmalkaldenern an Geld, um neue Söldner aufnehmen zu können. Dies geht aus den unten stehenden Ausführungen und aus Nr. 2662,9— 18, hervor.
38 Ulm war der Tagungsort des schmalkaldischen Kriegsrats.
39 Vgl. Adagia 1, 1, 6 (ASD II/1 118f, Nr. 6).
40 Gemeint sind die Schmalkaldener.
41 Siehe dazu Nr. 2662, Anm. 13.
42 deutsche Landsknechte.


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urbes Helvetiorum etiam de suo 43 aliquid faciant pro Germaniae totius salute evangelicaque libertate. Et hoc omne postea ipsis restituendum occupatis pfafforum Austriacisque ditionibus, 44 sicuti hoc idem et reliqui faciunt confoederationis Protestantium ordines. 45 Illud autem Helvetiis non audio cordi esse. So mögend die unseren den unmenschlichen kosten nitt erschwingen 46 Singulis enim mensibus plusquam 600'000 exponunt florinos 47 ; id quod omne nostra fere exponit urbs caeterarum iam pridem urbium loculis deficientibus 48 . Magna ergo hic erit quaestio. Scio, quid Helvetii dicant, nec nostros ipsorum voces latent: "Man muß den ballenbinderen 49 dseck 50 leren." Man darff aber inn der warheit nitt güden. 51 Ich bsorg, man kratz schier amm boden, 52 wiewol noch wenig usgricht ist. Gott erbarms! Vellem igitur, si ullo modo fieri posset, ut Helvetii aliquid saltem suis facerent stipendiis et expensis. Non enim dubito ipsos aliquid effecturos maximamque sibi et sempiternam paraturos apud imperium benevolentiam. Sed quoniam non ignoro vires eorum 53 magis in hominibus quam pecuniis sitas, dubito etiam ipse, si quid hic ab ipsis possit impetrari. Haec obiter tibi volui significare ex his, quae a d. Laeto audivi. Ipse forte plura ad te scribet. Promisit enim se hoc facturum.

Audio etiam ab Ulmensibus 8 vexilla Helvetiorum esse dimissa data venia. 54 Qui fiat hoc, miror, meruerintne ipsi necne, cum nondum sit finitum bellum. Nullam invenio causam, nisi quod sumptibus forte parcunt 55 .

De Zollero 56 nihil est, quod scribam. Monui eum aliquando per literas, 57 ut frugi esset et caveret sibi a scortis, maxime mulieribus maritatis, exemplo proprio perpendens, quam hoc sibi bene cesserit! 58 Ad quas literas, quibus meum ego officium feci g tam caninas, inhumanas convitiosasque ille remisit, ut iustam mihi dolendi dederit causam iudicandique de ipso, ut, si

g Über der Zeile nachgetragen.
43 de suo: von dem Ihrigen (gemeint sind die Geldmittel); vgl. Kirsch 2778.
44 Dazu wurden bereits die Vier Orte mit einem Schreiben der protestantischen Fürsten vom 26. September aufgefordert; s. Nr. 2605, Anm. Il.
45 Vgl. z.B. HBBW XVII 176,19-21; 224,10f; 260,22-24; 268,44-48; 320,35— 41.
46 aufbringen.
47 In seinem Schreiben vom 20. November 1546 an den Zürcher Rat (Zürich StA, A 177, Nr. 146) berichtet Heinrich Thomann, dass die Schmalkaldener bis jetzt zusammengerechnet drei Millionen Gulden für den Krieg ausgegeben haben.
48 Zu verstehen: weil die Kassen (s. Kirsch 1675 s.v. loculus) der anderen Städte schon längst leer sind.
49 Händlern; vgl. SI IV 1354.
50 die (Geld)säcke.
51 (das Geld) vergeuden; s. SI 11125.
52 Zu verstehen: Man ist mit dem Geld fast am Ende.
54 der Helvetier.
54 Siehe dazu Nr. 2660, Anm. 6.
55 Subjekt sind die Schmalkaldener.
56 Hans Wilpert Zoller d.J. — Zu der hier angesprochenen Angelegenheit s. die Verweise in Nr. 2612, Anm. 135.
57 Zu Hallers Ermahnungsbrief an Zoller und dessen scharfe Reaktion darauf s. Nr. 2612,158-160.
58 Ironisch gemeint, da Zoller damals zusammengeschlagen wurde; s. HBBW XVII 344. 377. 387.


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saperet, aliter ageret. Sed spero eum resipuisse, nam copiosissime ad suas ilias ipsi respondi ostendens ei, quam prudenter et merito amicam illam a me acceperit tanta insolentia admonitionem. Ad quas ille hactenus nihil. Nolo tamen quicquam de his suis dicas cognatis 59 . Nisi enim crederem te haec tecum conservaturum, certe non scripsissem.

||44r. Rogas praeterea in appendice tuarum, ut principum nostrorum tibi mittam apologiam, qua se contra caesarem purgant. 60 Mitto ergo, si modo illa sit, quam petis 61 . Adiunxi etiam den absagbrieff 62 , si forte illum existimes. Haec ad tuas.

Nunc paucis, quid interim sit actum, subiiciam, 63 quamvis magnum mihi taedium sit, subinde eadem ferme scribere et peiora prioribus nostris 64 nihil agentibus.

59 Darunter seine Mutter Agnes, geb. Schmid (s. zuletzt HBBW XVII Reg.), sowie seine Schwester Agnes, die Gattin von Bernhard von Cham (s. aaO, S. 377, Anm. 22).
60 Gemeint ist die Schrift "Bestendige und warhafftige Verantwortung" des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen und des Landgrafen Philipp von Hessen vom 2. September 1546 aus dem Feldlager vor Ingolstadt, als Reaktion auf die Achterklärung des Kaisers vom 20. Juli 1546 (s. dazu unten Anm. 62). Die Schrift wurde auch "Apologie" genannt, hauptsächlich von Sebastian Aitinger verfasst, und mit ihrer Veröffentlichung wurde Georg Frölich beauftragt; s. Lenz III 523f. Sie wurde mehrmals gedruckt, offensichtlich zunächst in Augsburg Ende September/Anfang Oktober, jedoch geschah bei der Drucklegung ein grobes, nicht weiter bestimmbares Versehen, so dass es bald darauf zu einem Neudruck kam, der bereits am 7. Oktober ins Feldlager sowie nach Ulm gesandt wurde; s. Lenz, aaO, 523-525. Die Fürsten erhielten die Schrift erst am 16. Oktober; s. Lenz, aaO, S. 525. Es sind verschiedene Drucke (VD16 S 995; S 996; S 997; S 999; ZV 13624; ZV 26746), aber längst nicht alle, erhalten geblieben; ein Augsburger Druck ist derzeit nicht bekannt. In dem von uns eingesehenen Exemplar [Ulm, Hans Varnier, 1546] (VD16 S 997) ist auf f. Giv,v.-Hiii,r. mitgedruckt der Text "Des Bapstes und Keyserlicher Maiestat Bündtnuß aus dem Latein ins Teütsch transferiert", datiert Rom, 26. Juni 1546
(s. dazu HBBW XVII 146, Anm. 52). Man weiß ferner, dass die Augsburger Auflagen auch den Ablass des Papstes vom 15. Juli 1546 (s. dazu HBBW XVII, aaO) abdruckten; s. Lenz, aaO, 524. —Als Bullinger seine Bitte um die Schrift an Haller richtete, konnte er nicht wissen, dass der Konstanzer Rat am 6. November ein gedrucktes Exemplar dieser Schrift nach Zürich schicken würde (Zürich StA, A 177, Nr. 125).
61 In einem nicht erhaltenen Brief.
62 Die Ächtungsschrift des Kaisers gegen Kurfürst Johann Friedrich und Landgraf Philipp vom 20. Juli 1546. Haller hatte am 24. August vor, die Achtungsschrift an Bullinger zu übersenden. Es kam jedoch nicht dazu, weil Haller sich damals kein Exemplar davon beschaffen konnte; s. HBBW XVII 347f, Anm. 79; 398,24; 430,70-72. - HBBW XVII 347f, Anm. 79, ist mit folgender Angabe zu ergänzen: In Zürich StA, A 176.1, Nr. 158, ist ein sehr großes Blatt mit kaiserlichen Siegeln erhalten, auf dem die vom Kaiser ausgehende Achtung des Kurfürsten und des Landgrafen auf einer Seite gedruckt ist. Auf der Rückseite des mehrmals gefalteten Bogens wurde von der Zürcher Kanzlei folgender Vermerk angebracht: "Zinstags den 17. August anno 46 ist einem geseßnen Rat [= während einer Sitzung des Rats] inn bisin her Haben [= Johannes Hub]durch den her Johan Muschet [= Jean Mouchet], pfennigmeister der grafschafft Burgund, ... uberantwort diese geschrifft".
63 Vgl. Nr. 2612,52.


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25. octobris ultimas 65 ad te dedi per filium Sveicklii 66 in quibus ad eum usque diem, quae habui, descripsi.

Amm 26. octobris hatt man znacht umb 7 nach dem nachtmal 8 der gfangnen Wältschen 67 , so befelch habend ghept zu brennen 68 herus gfürt und si dem profosen 69 überantwortet, der si den nechsten zur statt hinus gfürt, in die Werdach 70 gworffen und ertrenckt hatt.

Amm 27., 28. und 29. hatt man all tag hefftig hören schießen. Sind scharmütz geschehen, 71 also das der landtgraf 72 selb gen Augspurg gschriben, unser volk hab sich noch nie bas 73 ghalten.

28. sind unsere burger und söldner ufgsin 74 biß inn 200 pferd, hinuß gstreifft 75 , amm 29. znacht wider kommen, bis in 25 profanntwegen 76 bracht, deren etlich mitt win gladen, etlich erstochen und 5 gfangen bracht reisig 77 , deren einer ein hispanischer secretarius 78 ist.

Dazwüschend ist der keiser oben wider abhin 79 uff Laugingen und Dillingen zügruckt und imm unser volk nachzogen. 80

Amm 30. octobris habend die unseren aber 81 7 profanntwägen bracht. 82

1. und 2. novembris hatt man 83 gmusteret und zalt.

2. novembris sind auch die brüder 84 kommen.

64 Mit "priores nostri" sind die im Krieg stehenden Fürsten des Schmalkaldischen Bundes gemeint.
65 Brief Nr. 2643.
66 [...] Schweiglin aus Augsburg, Sohn von Hans Schweiglin; s. Nr. 2643, Anm. 23 und Anm. 24.
67 Vielleicht die in Nr. 2631,6-9, erwähnten acht kaiserlichen Italiener und Deutschen, die am 7. Oktober gefangen nach Augsburg geführt worden waren.
68 zu brennen: Brände zu legen.
69 Ein für die Vollstreckung der Strafe zuständiger Militärbeamter. — Unbekannt.
70 Die Wertach, ein Fluss, der bei Augsburg mit dem Lech zusammenfließt.
71 Zum Scharmützel vom 27. Oktober 1546 s. Nr. 2659 mit Anm. 31.
72 Philipp von Hessen.
~ besser.
74 aufgebrochen, ins Feld gerückt; s. SI VII 1042. — Zu den Streifzügen der Schmalkaldener vom 28. und 29. Oktober s. Viglius van Zwichem 163-165, Anm. 63f.
75 haben einen Streifzug (Raub- oder Beutezug) gemacht; s. SI XI 2132f.
76 Wagen mit Proviant.
77 Kavalleristen.
78 Unbekannt.
79 oben wider abhin: d.h. hier die Donau abwärts. — Am 31. Oktober verließ Karl V. sein Feldlager bei Sontheim an der Brenz; s. Nr. 2655, Anm. 15. Dem Bericht eines unbekannten Absenders an Konstanz vom 3. November (Zürich StA, A 177, Nr. 123) zufolge wollte der Kaiser am 3. November in Richtung Donauwörth aufbrechen. Am 10. November lag er aber immer noch zwischen Lauingen und Dillingen; s. den Brief Heinrich Thomanns an Zürich vom 10. November 1546 (Zürich StA, A 177, Nr. 131).
80 Laut einem Bericht des Landgrafen vom 2. November (Zürich StA, A 177, Nr. 121) sandten die Schmalkaldener dem Kaiser bei dessen Abzug einige Einheiten nach, die "ettliche vil" des "nachzugs" töteten.
81 abermals.
82 Es handelte sich um die von Sebastian Schertlin bei Rain am Lech an diesem Tag erbeuteten Proviantwagen; s. dazu Viglius van Zwichem 139.
83 in Augsburg.
84 Die zwei Zürcher Pfarrer; vgl. oben Z. 10f.


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3. novembris brachtend die puren etlich gfangen heim. Do was der Schertlin schellig 85 über si, worumb sis nitt zdodt schlügind. Also habends die puren wider müißen nein, hinuß füren und ins wasser werffen.

4. novembris sind die unseren 86 aber duß 87 gsin, an die find troffen, iren bis in 40 rüter erlegt, 18 pferd mitt inn bracht und zimlich vil gält, auch 3 gfangner.

Amm 5. hatt man gält ins leger gschickt. 88 Das habend unsere rüter und ongfar 1'000 haggenschützen bleitet 89 gen Ulm. Die tag sind wider 40 pferd hinus, noch nitt kommen. Weiß nitt, was si bringend.

Der k[eiser] laßt vil bättelvolk, auch etlich rüter, ziehen. Die raubend, brennendt, verhergend 90 jemerlich deß bischoffs 91 land bis nach uff Augspurg zühen 92 . Er sol jetz zu Tillingen liggen.

Was unser volk the, kan ich kein wort schriben. Ego impatientissimus sum. Darff aber nüt sagen. D. Laeto non admodum eorum mora displicet. Ego autem 94 causas ignoro. Ist gut schwigen. Der galgen stat am vischmerckt.

Das ist gwüß, das deß keisers volk hefftig stirpt. 95 Als er oben abzogen und das läger verbrennt, hatt man groß huffen dodter roß und mentschen funden und bis inn 800 wunder 96 und sonst krancker, die dahinden bliben und 97 zum theil verbrunnen sind imm läger.

85 zornig; s. SI VIII 539. — Zu Schertlins Arger s. Nr. 2640,27-29.
86 In Anbetracht der hier nachfolgend genannten Zahlen handelt es sich um das von Thomann am 7. November und vom Konstanzer Rat am 9. November nach Zürich (Zürich StA, A 177, Nr. 126 bzw. 128) berichtete Ereignis, bei dem die Schmalkaldener den von den Spaniern geraubten Proviant zurückerbeuteten, mehr als 30 Personen töteten und 20 Pferde erbeuteten. Bei Thomann ist die Begebenheit nicht datiert; im Konstanzer Brief ist sie auf den 5. November angesetzt.
87 draußen.
88 Das Geld stammte aus Augsburg und Ulm und sollte am 7. oder 8. November im Feldlager eintreffen. Zusammen mit dem restlichen Geld des Bundes und dem Wert des ebenfalls als Zahlungsmittel verwendeten Stoffs stellte dies etwa eine Summe von 1 10'000/120'000 Gulden dar; s. den Brief des württembergischen Kanzlers und Gesandten nach Ulm, Dr.
[Johann] Fessier, an Herzog Ulrich von Württemberg, 6. November (PC IV/1 467, Nr. 443). Am 10. November berichtete auch Thomann nach Zürich, dass viele Wagen mit Stoff beladen ins Lager gekommen waren und man die Landsknechte "halb mit tuch und halb mit gelt" bezahlt hatte (Zürich StA, A 177, Nr. 130).
89 begleitet.
90 verheeren.
91 Otto Truchsess von Waldburg, Bischof von Augsburg. — Ähnliches berichtet Viglius van Zwichem 138 unter dem 26. Oktober.
92 bis nach uff Augspurg zuhen: bis in die Nähe von Augsburg zu.
93 Gemeint ist das Schmalkaldische Heer.
94 Siehe dazu oben Anm. 5.
95 Siehe dazu Nr. 2606 mit Anm. 48, und die in Nr. 2643, Anm. 18, angegebenen Stellen.
96 Verwundeter.
97 Siehe dazu Nr. 2659, Anm. 74.


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Man hofft, das wältsch und niderlentsch volk werd bald grech 98 sin. So werdend sich dann die Tütschen nitt mee weren, und kömm man also on blutvergießen dardurch. Aber, etc., ich schwig.

Gott welle es zum gnedigsten schicken! Illum invocare, illi conqueri unicum est meum solarium. 99 Exigua profecto apparet poenitentia, cum tamen malum foribus inniteat 100 ; quod dominus clementer avertat!

||44v. Wie der hertzog 101 von Wirtemberg eim botten 102 thon hab, weiß ich nitt, ob ir es wüßend. Er hatt ein botten offt mitt briefen zum landtgrafen gschickt (als man sagt). Der bott ist zum keiser zogen. Der k[eiser] hatt deß landtgrafen sigel lan abstechen 103 und durch den botten dem hertzogen wider gschriben, als thets der landtgraf, inn immerdar ghinderet, gheißen 104 daheim bliben. Ist der bott etlich mal hin und wider zogen, selchen bscheid bracht, das es dem fürsten ist suspect gsin. Deßhalb er den botten ergriffen und alle ding uß imm erfaren hatt. Deßhalb inn gheißen mitt roßen von einanderen zerrißen, wie Metio Fuffetio h105 von den Römeren beschehen ist.

Voglerus 106 est mirabilis. Hac septimana, cum non domi coenarem et egrederentur milites, ipse mutuo acceptis a cive quodam 107 armis una cum ipsis egressus est. Crastina reversus, cum ego ignorarem, ubi fuisset, confessus est et petiit a me, ut darem ei veniam amplius egrediendi; se cum manu aliqua rusticorum aggressurum vagantes hostes, sperans aliquam se eis erepturum praedam. Ego illius impudentem petitionem severissime obiurgans iussi eum omnem suam suppellectilem amovere ex aedibus, si non velit manere. Nolle enim me ipsum habere mecum, si talia sit tentaturus. Persuasi illi, ut maneat. Hac sola tamen ratione eum movi, quod, si tale quid tentaret et a nostris inveniretur militibus, eum aeque ab ipsis quam ab hostibus occidendum, ut qui nec ducem habeat nec tesseram 108 , habituque et facie quodammodo referat Hispanum. Compuli itaque eum, ut rediret ad archigrammateum 109 , statimque ipsum secutus d. Laeto omnem causam explicui gravissimeque tam ipse quam ego eum obiurgavimus. Ingenium habet foelix,

h In der Vorlage Suffetio.
98 tot, erledigt; s. SI II 700.
99 Vgl. Ps 119 (VuIg. 118), 50.
100 Von inniteo, innitere: "scheinen"; so auch z.B. in Erasmus, Gedicht "Illustrissimo principi Philippo" (Incipit: "O semper memoranda dies"), in: Collected Works of Erasmus, Poems, translated by Clarence H. Miller, edited and annotated by Harry Vredeveld, Toronto/Buffab/London 1993, S. 138, Nr. 64, Vers 4.
101 Ulrich von Württemberg.
102 Gemeint ist der Postmeister von Ebersbach. — Bullinger hatte durch Hieronymus Gunz bzw. durch Myconius davon erfahren; s. Nr. 2658,31.
103 nachbilden.
104 befohlen.
105 Mettius Fufetius (8./7.Jh. y. Chr.), Herrscher über Alba Longa, der vorgab, aufseiten der Römer zu sein, während er sich gegen diese verschwörte. Man ließ ihn deshalb von zwei Viergespannen zerreißen; s. KP II 625.
106 Hans Vogler d.J., der beim Stadtschreiber Georg Frölich arbeitete; s. Nr. 2639,65— 69.
107 Unbekannt.
108 Hier wohl im Sinne von "Feldzeichen"; s. Kirsch 2816.
109 Georg Frölich.


Briefe_Vol_18-248arpa

sed inconstans et versatile. De his ego ipse ad patrem eius 110 quaedam scribam, ut non necesse sit de haec ei indicare.

Vale. Salutant te fratres nostri diligenter omnes. D. Nicolaus Maior 111 ist der der kriegsraten einer zu Ulm. Salutabis tu d. Pellicanum, Theodorum, 112 Gvaltherum et alios, item familiam honestissimam. Augustae Vindelicorum, 8. novembris anno 1546.

Tuus ax animo loan.

Hallerus.

Ecce, dum has concludere paro, advolat fama ducem Mauritium 113 ditionem invasisse aut invasurum esse electoris 114 . Ego me statim ad d. Laetum percontatum recipio. Is mihi verum esse affirmat addens ducem etiam Brandenburgensem" 115 cum Erycho, juniore duce Brunsvicensi, 116 invadere Brunsvicensem ducatum 117 hactenus ab electore et landgrafio obtentum. 118 Ecce, quid non moliatur sathan? Hoc fit nobis a consortibus nostri foederis! O deus, quam est nusquam tuta fides 119 ! Recessit fides a filiis hominum. Periit sanctimonia. Vana loquitur quisque cum proximo suo. 120 Tu ergo, domine, custodi nos a generatione ista in sempiternum! 121

[Ohne Adresse.]

110 Hans Vogler d.Ä.
111 Nikolaus Müller, gen. Maier, Syndikus (Stadtadvokat) in Augsburg. Uber seine Gesandtschaft als Kriegsrat nach Ulm s. Sebastian Schertlins Brief an Bürgermeister und Rat von Augsburg vom 30. Juli 1546 aus Donauwörth, in: Herberger, Schertlin 113f, Nr. 27.
112 Theodor Bibliander.
113 Der protestantische Moritz von Sachsen. —Zu seiner Kriegserklärung an den Kurfürsten s. Nr. 2664, Anm. 15 und Anm. 16. Erst damals gelangte diese Nachricht an die Öffentlichkeit; vgl. Nr. 2659,79-81.
114 Johann Friedrich I. von Sachsen.
115 Kurfürst Joachim II. von Brandenburg.
116 Herzog Erich II. (d.J.) von Braunschweig-Calenberg-Lüneburg.
117 Das Herzogtum des damals vom Landgrafen gefangen gehaltenen Heinrich d.J. von Braunschweig-Wolfenbüttel-Lüneburg.
118 Es bestanden damals tatsächlich Bedenken, der Kurfürst von Brandenburg werde das Land Wolfenbüttel erobern; s. PA II 220 unter November 1546.
119 nusquam tuta fides: Vergil, Aeneis, 4, 373.
120 Ps 12 (Vulg. Il), 2f.
121 Ps 12 (Vuig. 11), 8.