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Autograph: Zürich StA, E II 370, 43f (ohne Siegel) a Ungedruckt
[1]Haller schickte lange keinen Brief weil er keinen zuverlässigen Boten finden konnte, aber
schon allein die Häufigkeit seiner früheren Briefe gibt zu erkennen, dass hier nicht etwa
Nachlässigkeit im Spiel ist. Nun schreibt er mit dem Diener [...]des Augsburger Kaufmanns
Stephan Veit, auch wenn es nur wenig Neues zu berichten gibt und nicht alles dem Brief
anvertraut werden kann. —[2]Zunächst zu Bullingers Schreiben (nicht erhalten]. Die Zürcher
Pfarrer (Lorenz Meyer und Rudolf Schwyzer) sind wohlbehalten (nach Augsburg]zurückgekommen.
Sie übermittelten auch die Briefe aus Zürich, u.a. das Schreiben von Bullinger und
das der Zürcher Ratsherren (vom 26. Oktober). Letztere berichteten genauso wie Bullinger
über den zwischen den Pfarrern auf ihrer Reise nach Zürich entstandenen Streit und über die
deswegen erfolgte Zurechtweisung von Schwyzer in Zürich. Außerdem forderten die Ratsherren
Haller in ihrem Brief auf Verstöße der Zürcher Pfarrer in Lehre oder Lebenswandel
gleich zu melden. Hoffentlich lassen diese von ihrem Eigensinn ab! Sie haben zunächst erneut
bei Haller Quartier bezogen. Da aber dessen Wohnung zu klein ist, und es für alle umständlich
gewesen wäre, weiterhin bei ihm zu leben, haben sie ein beheizbares Wohnzimmer und [je?]
ein Zimmer in einer Herberge in Augsburg bezogen, in der sie schon einige Zeit gewohnt
hatten, als sie zum ersten Mal in dieser Stadt ankamen. Die Besitzerfamilie ist ehrbar. Allein
die Tatsache ist zu bedauern, dass die [zwei]Pfarrer in einem öffentlichen Gasthof wohnen.
Doch werden sie bald in die für sie vorgesehenen und derzeit noch instandzusetzenden Unterkünfte
im Martinskloster ziehen. Heute oder morgen wird festgelegt, wann sie zu predigen
haben. Weiteres wird Bullinger möglicherweise von ihnen selbst erfahren. —[3]Auf Bullingers
Frage, wie es (Hans) Welser geht und wie er die Vorrede zum Lukaskommentar aufgenommen
hat, kann sich Haller leider nicht frei äußern. Denn an den Augsburger Stadttoren werden
häufig die Briefe von Abreisenden geöffnet, und es wird geprüft, ob nichts Verdächtiges darin
steht. Welser hat von Haller die [deutsche Fassung der] Vorrede dankbar empfangen. Er gab
sie auch seinen Vertrauten zu lesen, von denen manche sie sogar abschrieben. Er ist jedoch
ängstlich und gibt sich überaus beschäftigt. Wegen der regelrechten Feindseligkeit zwischen
ihm und (Georg) Frölich geht er Haller aus dem Weg. Dennoch bleibt Haller Frölich (mit dem
er sich oft trifft) treu. Trotzdem besucht Welser Hallers Predigten [weiterhin]vorzugsweise.
Frölich, mit dem Haller gestern allein zu Abend aß, könnte mehr über Welser berichten.
—[4]Der Termin der Bürgermeisterwahl steht bald an. Es ist nicht sicher, ob Welser wiedergewählt
wird. Es gibt seltsame Intrigen gegen ihn. Ob mit Recht, kann Haller nicht beurteilen.
Bestimmt spielt dabei die Eifersucht eine Rolle, auch wenn man zugeben muss, dass Welser
ängstlich und demzufolge möglicherweise den anstehenden [politischen]Aufgaben nicht gewachsen
ist. Man muss für ihn beten. Er hat ja viel für den Glauben und für die [Reformation]
in Augsburg geleistet. —[5]Auch Frölich steht unter scharfer Kritik und schwebt sogar in
großer Gefahr. Seine neidischen Gegner würden ihn gerne aus seinem Amt und aus dem Rat
verdrängen, um ungehindert vom [eingeschlagenen politischen] Kurs abkommen zu können,
was sie sich nicht zu tun getrauen, solange er da ist. Er erzählte gestern Abend auch, dass in
der vergangenen Woche seinetwegen ohne sein Wissen zwei Männer inhaftiert und ausgefragt
wurden, um eine Anklage gegen ihn erheben zu können. Ein Zunftmeister [...]teilte ihm dies
mit. Frölich hätte sogleich seinen Rücktritt eingereicht, wäre er nicht um die Zukunft der
Amtsgeschäfte (an denen er zu einem Großteil beteiligt ist) besorgt. Frölich las ferner Haller
einen sehr freundlichen Brief der Venezianer an die Augsburger vor. —[6]Im Auftrag BullingersBriefe_Vol_18-238 arpa
informierten die [zwei] Zürcher Pfarrer Haller über den Beschluss der [Vier] helvetischen
[Städte], den [Schmalkaldenern] 16'000 Söldner zur Verfügung zu stellen. Frölich war
bereits aus Ulm über die ganze Verhandlung in Zürich benachrichtigt worden. Doch besteht
weiterhin ein Problem! Auf wessen Kosten sollen denn diese Soldaten gemustert werden?
Wenn auf Kosten der [Schmalkaldener], ist das Angebot vergebens. Denn es fehlt nicht an
Menschen, sondern an Geld. Außerdem könnten die [Schmalkaldener] mit der Summe, die sie
für die 16'000 eidgenössischen Söldner erlegen müssten, zweimal mehr Landsknechte anstellen.
Man erwartet also nur eines, nämlich dass auch die helvetischen Städte etwas von sich aus
für das Heil Deutschlands und für die evangelische Freiheit tun. Die Eidgenossen könnten ihre
Ausgaben durch ihre Besetzung der Gebiete Österreichs und der Pfaffen begleichen. Die
übrigen Stände des evangelischen Bündnisses tun dies ja auch. Man hört jedoch, dass die
Eidgenossen dies gerade nicht vorhätten. Fest steht, dass die [Schmalkaldener] diesen hohen
Betrag nicht aufbringen können! Jeden Monat erlegen sie bereits 600'000 Gulden, die fast
allein aus Augsburg stammen, da die Kassen der anderen Städte schon längst leer sind. Hier
stellt sich also eine große Frage. Haller weiß schon (und dies ist auch den [Schmalkaldenern]
nicht verborgen), dass die Helvetier der Meinung sind, dass man den Händlern die Geldsäcke
leeren muss. Und es stimmt auch, dass man das Geld nicht vergeuden sollte. Doch ist leider
fast kein Geld mehr vorhanden, obwohl bisher nur wenig ausgerichtet wurde. Es wäre also
schon gut, wenn die Eidgenossen etwas von dem Ihren beisteuern würden! Dies würde ihnen
bei den [Schmalkaldenern]großes und ewiges Ansehen verschaffen. Da aber Haller weiß, dass
[den Eidgenossen] mehr Menschen als Geldmittel zur Verfügung stehen, zweifelt er, dass hier
etwas zu erwarten sei. Soviel dazu. Vielleicht wird Frölich auch darüber schreiben.
—[7] Die Ulmer sollen die acht eidgenössischen Fähnlein entlassen haben. Das ist verwunderlich,
weil der Krieg ja nicht zu Ende ist! Wahrscheinlich will man sparen. —[8]Über [Hans
Wilpert] Zoller gibt es nichts Neues. Haller ermahnte diesen brieflich, sich von Huren und
verheirateten Frauen fernzuhalten, ja an den Ausgang seines Erlebnisses zu denken! Zoller
antwortete äußerst bissig. Darauf gab Haller ihm zu verstehen, dass dessen Reaktion auf seine
freundliche Ermahnung unangemessen war. Seitdem hat Haller nichts mehr von ihm gehört.
Bullinger soll Zollers Angehörigen ja nichts davon erzählen! —[9]Im Nachwort seines Briefes
bat Bullinger um die "Apologie" der [schmalkaldischen] Fürsten [Johann Friedrich von
Sachsen und Landgraf Philipp von Hessen], mit der diese sich gegenüber dem Kaiser rechtfertigten.
Haller schickt sie nun und hofft, dass es sich dabei um den von Bullinger gewünschten
Text handelt. Er legt ebenfalls den Absagebrief [Kaiser Karls V.] bei. Soviel zu Bullingers
Schreiben. —[10] Nun zu den inzwischen eingetretenen Ereignissen, auch wenn Haller genug
hat, stets fast dieselben und noch schlechtere Nachrichten zu vermitteln, währenddem die
Verantwortlichen der [Schmalkaldener] nichts vollbringen! — [11] Am 25. Oktober schickte
Haller seinen letzten Brief (mit Nachrichten bis zu diesem Datum) durch den Sohn [...] von
[Hans]Schweiglin. —[12] Am Abend des 26. Oktober wurden acht der gefangenen italienischen
Brandstifter dem Profos [...]übergeben, der sie in der Wertach ertränkte. —[13]Am 27.,
28. und 29. wurde bei Scharmützeln heftig geschossen. Der Landgraf berichtete nach Augsburg,
dass die [Schmalkaldener] sich äußerst tapfer verhalten hätten. —[14]Am 28. sind die
[Augsburger] Bürger und Söldner mit bis zu 200 Pferden zu Streifzügen ausgerückt und am
Abend des 29. zurückgekehrt. Sie brachten ungefähr 25 Proviantwagen und hatten einige
Kavalleristen erstochen und fünf weitere gefangen genommen, darunter einen spanischen Sekretär
[...]. — [15] Inzwischen brach der Kaiser wieder in Richtung Lauingen und Dillingen
auf Die [schmalkaldischen] Truppen sind ihm nachgezogen. — [16] Am 30. haben die
[Schmalkaldener] sieben Proviantwagen erbeutet. —[17] Am 1. und 2. November wurden [in
Augsburg]Söldner gemustert und bezahlt. —[18]Am 2. November kamen die Zürcher Pfarrer.
—[19]Am 3. brachten die Bauern etliche Gefangene in die Stadt. Schertlin war zornig, weil sie
diese nicht gleich getötet hatten. So ertränkten die Bauern die Gefangenen im Fluss.
—[20]Am 4. haben die [Schmalkaldener] bis zu 40 feindliche Reiter erlegt, 18 Pferde sowie
Geld erbeutet und drei Gefangene gemacht. — [21] Am 5. wurde [aus Augsburg] Geld ins
Lager geschickt, das bis nach Ulm von [augsburgischen] Reitern und 1'000 Hakenschützen
begleitet wurde. —[22] Dieser Tage sind wieder 40 Reiter ausgezogen und noch nicht zurückgekehrt.Briefe_Vol_18-239 arpa
—[23] Der Kaiser, der jetzt angeblich bei Dillingen liegt, lässt viele elende Söldner
ziehen. Diese verheeren und brandschatzen das Land des Bischofs [Otto Truchsess von Waldburg]
bis nach Augsburg. — [24] Haller will nichts über die [schmalkaldischen] Truppen
schreiben, sonst droht ihm der Galgen auf dem Fischmarkt. Er ist aber über jene ungehalten,
auch wenn Frölich über ihr Zaudern nicht so streng urteilt wie er. — [25] Viele kaiserliche
Söldner sterben [an der Seuche]. Beim Abzug hat der Kaiser das Lager in Brand stecken
lassen. Es wurden viele tote Pferde und Menschen darin gefunden; auch Verwundete und
Kranke, von denen 800 noch lebten und ein Teil davon im Brand umkam. —[26]Hoffentlich
sind die Italiener und Niederländer bald alle tot! Dann würden sich die Deutschen [im kaiserlichen
Lager] wohl nicht mehr wehren, und man würde ein Blutvergießen [unter Deutschen]
vermeiden. Doch Haller schweigt lieber. — [27] Hallers einziger Trost ist Gott. In
Anbetracht des drohenden Bösen erscheint die [von den Menschen erwiesene]Bußfertigkeit
ungenügend. Der Herr möge helfen! —[28]Herzog [Ulrich] von Württemberg soll oft einen
Boten [den Postmeister von Ebersbach] mit Briefen zum Landgrafen geschickt haben. Doch
der Bote zog mit den Briefen zum Kaiser. Letzterer öffnete sie, fälschte das Siegel des Landgrafen
und ließ dem Herzog durch den Boten, unter dem Anschein, er sei der Landgraf immer
wieder antworten, er solle [mit seinen Truppen] noch daheim bleiben. Als das Ganze dem
[Herzog] verdächtig wurde, ließ er den Boten ergreifen. Dieser gestand alles und wurde
gevierteilt, wie einst Mettius Fufetius von den Römern. —[29][Hans] Vogler [d.J.] ist schon
merkwürdig! In dieser Woche ist er ohne Hallers Wissen mit einigen Soldaten ausgezogen. Er
hatte sich von einem Bürger [...] Waffen ausgeliehen. Am anderen Tag kam er zurück und
wollte von Haller die Erlaubnis, mit einer Schar von Bauern umherschweifende Feinde anzugreifen
und deren Beute zu ergattern. Haller wies ihn scharf zurecht und drohte ihm mit der
Räumung all seiner Sachen aus der Wohnung, falls er doch ginge. Er konnte ihn erst davon
abhalten, als er diesem zu verstehen gab, dass er genauso gut von den [Schmalkaldenern] wie
auch von den Feinden umgebracht werden könnte, da [seine Bande] weder Feldherrn noch
Feldzeichen besitze und er zudem etwas [südländisch] aussehe. Haller führte ihn dann dem
Stadtschreiber Frölich vor und beide tadelten Vogler erneut. Dieser hat zwar ein gutes Wesen,
ist jedoch unbeständig. Haller wird den Vater [Hans Vogler d.A.] davon benachrichtigen.
—[30] Größe von den [zwei] Zürcher Pfarrern. Nikolaus [Müller, gen.] Maier ist einer der
Kriegsräte in Ulm. Grüße an [Konrad]Pellikan, Theodor [Bibliander], [Rudolf]Gwalther, an
die anderen Kollegen und an die Familie. — [31] [P.S.:] Soeben kommt die Meldung, dass
Herzog Moritz [von Sachsen] in das Territorium des Kurfürsten [Johann Friedrich von Sachsen]
eingefallen sei oder im Begriff stehe, dort einzufallen. Haller begab sich sogleich zu
Frölich, der dies bestätigte und sagte, dass auch der Herzog [Kurfürst Joachim II.] von
Brandenburg mit Herzog Erich [II.] d.J. von Braunschweig-[Calenberg-Lüneburg] in das
Herzogtum Braunschweig einfalle, welches bisher unter der Herrschaft des Kurfürsten [von
Sachsen] und des Landgrafen stand. Das sind doch teuflische Anschläge! Nichts ist mehr
sicher, nicht einmal vonseiten der eigenen Verbündeten! Der Herr bewahre die Seinen!
S. per Christum, etc. Non dubito, quin iterum mireris, praestantissime vir,
quod meus denuo tam diu cessant calamus. 1 Atqui hoc non b negligentia
accidit nostra, sed tabellionum raritate. Neminem enim his diebus omnibus
invenire potui, per quem tuto ad vos scribere possem. Nullam enim me
intermittere scribendi commoditatem abunde priorum literarum testabitur
continuitas. 2 Cum ergo hic commodus se mihi offerat nuncius, famulus 3Briefe_Vol_18-240 arpa
Stephani Viti 4 , civis et mercatoris Augustani, non possum intermittere, quin
vel aliquid scribam, quamvis novarum rerum (quae nec tuto etiam scribere
licet)5 pauca habeam memoratu digna.
Primum ergo ad tuas 6 respondebo. Redierunt salvi et incolumes domini fratres nostri 7 , qui tuas mihi una cum multis aliis amicorum literis attulerunt, maxime etiam dominorum Tigurinorum, 8 qui idem mihi scribunt, quod et tu de orta in itinere inter ipsos contentione et obiurgatione Schwitzen. Monent itaque me, ut, sicubi eos videam offendiculose vel docentes vel viventes, ipsis hoc in tempore significem, ut tollant. Spero autem eos aliquantulum morositate sua cessuros. Diverterunt apud me iterum. 9 Sed quoniam hospitium meum perexiguum, nec ipsis commodum nec mihi utile visum est, ut 10 mecum sint, conduxere ergo hypocaustum et cubiculum in hospitio illo, ubi primo Augustam venientes diverterant. 11 Est familia 12 honesta et pia, sed solo hoc nomine ipsis 13 non admodum laudabile, ut illic agant, quia publicum diversorium. 14 Arbitror autem eos brevi tempore c illic mansuros. Iam enim deputatae sunt illis habitationes in coenobio Martini 15 , quae, quoniam
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nondum hactenus ad habitandum habiles fuerunt, parabuntur tamen interim, dum familias ipsi suas accersunt. 16 Concionandi horae illis nondum sunt ordinatae. 17 Puto hodie hoc sive cras futurum. Haec de illis. Ipsi forte plura ad te. 18
De W[elsero] petis, ut scribam, qualem se gerat; quomodo tuam a me acceperit praefationem 19 ; de quo quidem scribere plura satis tutum non est. Frequenter enim apud portas egredientium aperiuntur literae, si aliquid tantum subsit suspitionis. 20 Caeterum praefationem benignissime et gratanter a me 21 accepit. Legendam eam dedit plurimis ex suis familiaribus, quorum plurimi etiam eam descripserunt et sanctissime de ea iudicant. Quoniam autem ipse iam occupatus, tantoque magis, quanto pusillanimior est, 22 ego rarius eum convenio. Accedit et haec causa, quod simultas (non dico simultas, sed capitale tantumnon odium) d est inter ipsum et dominum compatrem meum L[aeturn]23 . Cui, dum ego adhaereo totus, ille alter e24 aliquantulum etiam me relinquit, quamvis conciones meas diligentissime ut nullius alterius frequentet. Posset igitur rectius eum tibi describere d. L[aetus], cum quo ego heri noctu solus cum solo coenavi plurimaque de hoc f ipso aliisque rebus contuli. Convenimus nos duo frequenter, dumque alter alteri sua conqueritur onera. Mutuum ex ipsis malis capimus solatium.
Appropinquat iam iterum tempus, quo sit 25 in consulatum eligendus. Mirabiles autem contra ipsum fiunt practicae, ut degradetur; quod, an meruerit, iudicare non possum. Accusatur valde timiditatis. 26 Id, si verum est (quod suspicor), vereor, ne gravissimis his rebus gerendis sit inferior. Orabimus tamen pro eo fideliter dominum. Et quia hactenus nostrae se praebuit religioni
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fautorem optimum plurimumque nostram iuverit in hac urbe causam 27 , non puto eum ita prorsus reiiciendum aut damnandum, sed colligendum, confortandumque potius. Sed fit, quod semper fieri solet, quod fortunae comes sit invidia. 28
||43v. D. L[aetus] quoque gravissima iniquorum hominum premitur invidia, ita ut pericula sustineat aliquando non parva. Libenter eum ab officio suo 29 eque senatu pellerent, ut liberius aliquantum possent deflectere ab aequitate, id quod ipso praesente et carpente 30 ipsos non audent. Conquestus est mihi bonus vir heri hac septimana clam ipso duos 31 esse sui causa incarceratos et examinatos, si quid haberent contra ipsum. Hoc a tribuno quodam 32 ei indicatum. Parum abfuit, quin veniam 33 petiisset ab officio sibi dari. Et profecto fecisset, nisi pericula illa publica, quorum magna ipsi incumbit pars, prohibuissent eum. Legit etiam mihi literas a Venetis ad nostrum senatum datas humanissimas et amicissimas profecto. 34
Exposuerunt nobis fratres nostri 35 consilium Helvetiorum evangelicorum 36 ipsis a te revelatum de deligendis 16'000 ad partes nostras 37 ; id quod etiam d. Laetus ex aliis habet. Nam ex Ulma 38 omnia ea, quae Tiguri acta sunt, ipsi perscripta sunt. Sed hic nodus nondum est solutus, 39 cuius sumptibus hi milites vivere debeant; id quod in dubio relictum est. Si enim imperii 40 sumptibus, iam se nihil impetrasse putant, quibus non homines, sed sumptus desint, 41 atque duplo plures lanciferos 42 possint colligere his pecuniis, quas cogerentur exponere his 16'000. Hoc ergo unum querunt, ut evangelicae
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urbes Helvetiorum etiam de suo 43 aliquid faciant pro Germaniae totius salute evangelicaque libertate. Et hoc omne postea ipsis restituendum occupatis pfafforum Austriacisque ditionibus, 44 sicuti hoc idem et reliqui faciunt confoederationis Protestantium ordines. 45 Illud autem Helvetiis non audio cordi esse. So mögend die unseren den unmenschlichen kosten nitt erschwingen 46 Singulis enim mensibus plusquam 600'000 exponunt florinos 47 ; id quod omne nostra fere exponit urbs caeterarum iam pridem urbium loculis deficientibus 48 . Magna ergo hic erit quaestio. Scio, quid Helvetii dicant, nec nostros ipsorum voces latent: "Man muß den ballenbinderen 49 dseck 50 leren." Man darff aber inn der warheit nitt güden. 51 Ich bsorg, man kratz schier amm boden, 52 wiewol noch wenig usgricht ist. Gott erbarms! Vellem igitur, si ullo modo fieri posset, ut Helvetii aliquid saltem suis facerent stipendiis et expensis. Non enim dubito ipsos aliquid effecturos maximamque sibi et sempiternam paraturos apud imperium benevolentiam. Sed quoniam non ignoro vires eorum 53 magis in hominibus quam pecuniis sitas, dubito etiam ipse, si quid hic ab ipsis possit impetrari. Haec obiter tibi volui significare ex his, quae a d. Laeto audivi. Ipse forte plura ad te scribet. Promisit enim se hoc facturum.
Audio etiam ab Ulmensibus 8 vexilla Helvetiorum esse dimissa data venia. 54 Qui fiat hoc, miror, meruerintne ipsi necne, cum nondum sit finitum bellum. Nullam invenio causam, nisi quod sumptibus forte parcunt 55 .
De Zollero 56 nihil est, quod scribam. Monui eum aliquando per literas, 57 ut frugi esset et caveret sibi a scortis, maxime mulieribus maritatis, exemplo proprio perpendens, quam hoc sibi bene cesserit! 58 Ad quas literas, quibus meum ego officium feci g tam caninas, inhumanas convitiosasque ille remisit, ut iustam mihi dolendi dederit causam iudicandique de ipso, ut, si
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saperet, aliter ageret. Sed spero eum resipuisse, nam copiosissime ad suas ilias ipsi respondi ostendens ei, quam prudenter et merito amicam illam a me acceperit tanta insolentia admonitionem. Ad quas ille hactenus nihil. Nolo tamen quicquam de his suis dicas cognatis 59 . Nisi enim crederem te haec tecum conservaturum, certe non scripsissem.
||44r. Rogas praeterea in appendice tuarum, ut principum nostrorum tibi mittam apologiam, qua se contra caesarem purgant. 60 Mitto ergo, si modo illa sit, quam petis 61 . Adiunxi etiam den absagbrieff 62 , si forte illum existimes. Haec ad tuas.
Nunc paucis, quid interim sit actum, subiiciam, 63 quamvis magnum mihi taedium sit, subinde eadem ferme scribere et peiora prioribus nostris 64 nihil agentibus.
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25. octobris ultimas 65 ad te dedi per filium Sveicklii 66 in quibus ad eum usque diem, quae habui, descripsi.
Amm 26. octobris hatt man znacht umb 7 nach dem nachtmal 8 der gfangnen Wältschen 67 , so befelch habend ghept zu brennen 68 herus gfürt und si dem profosen 69 überantwortet, der si den nechsten zur statt hinus gfürt, in die Werdach 70 gworffen und ertrenckt hatt.
Amm 27., 28. und 29. hatt man all tag hefftig hören schießen. Sind scharmütz geschehen, 71 also das der landtgraf 72 selb gen Augspurg gschriben, unser volk hab sich noch nie bas 73 ghalten.
28. sind unsere burger und söldner ufgsin 74 biß inn 200 pferd, hinuß gstreifft 75 , amm 29. znacht wider kommen, bis in 25 profanntwegen 76 bracht, deren etlich mitt win gladen, etlich erstochen und 5 gfangen bracht reisig 77 , deren einer ein hispanischer secretarius 78 ist.
Dazwüschend ist der keiser oben wider abhin 79 uff Laugingen und Dillingen zügruckt und imm unser volk nachzogen. 80
Amm 30. octobris habend die unseren aber 81 7 profanntwägen bracht. 82
1. und 2. novembris hatt man 83 gmusteret und zalt.
2. novembris sind auch die brüder 84 kommen.
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3. novembris brachtend die puren etlich gfangen heim. Do was der Schertlin schellig 85 über si, worumb sis nitt zdodt schlügind. Also habends die puren wider müißen nein, hinuß füren und ins wasser werffen.
4. novembris sind die unseren 86 aber duß 87 gsin, an die find troffen, iren bis in 40 rüter erlegt, 18 pferd mitt inn bracht und zimlich vil gält, auch 3 gfangner.
Amm 5. hatt man gält ins leger gschickt. 88 Das habend unsere rüter und ongfar 1'000 haggenschützen bleitet 89 gen Ulm. Die tag sind wider 40 pferd hinus, noch nitt kommen. Weiß nitt, was si bringend.
Der k[eiser] laßt vil bättelvolk, auch etlich rüter, ziehen. Die raubend, brennendt, verhergend 90 jemerlich deß bischoffs 91 land bis nach uff Augspurg zühen 92 . Er sol jetz zu Tillingen liggen.
Was unser volk the, kan ich kein wort schriben. Ego impatientissimus sum. Darff aber nüt sagen. D. Laeto non admodum eorum mora displicet. Ego autem 94 causas ignoro. Ist gut schwigen. Der galgen stat am vischmerckt.
Das ist gwüß, das deß keisers volk hefftig stirpt. 95 Als er oben abzogen und das läger verbrennt, hatt man groß huffen dodter roß und mentschen funden und bis inn 800 wunder 96 und sonst krancker, die dahinden bliben und 97 zum theil verbrunnen sind imm läger.
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Man hofft, das wältsch und niderlentsch volk werd bald grech 98 sin. So werdend sich dann die Tütschen nitt mee weren, und kömm man also on blutvergießen dardurch. Aber, etc., ich schwig.
Gott welle es zum gnedigsten schicken! Illum invocare, illi conqueri unicum est meum solarium. 99 Exigua profecto apparet poenitentia, cum tamen malum foribus inniteat 100 ; quod dominus clementer avertat!
||44v. Wie der hertzog 101 von Wirtemberg eim botten 102 thon hab, weiß ich nitt, ob ir es wüßend. Er hatt ein botten offt mitt briefen zum landtgrafen gschickt (als man sagt). Der bott ist zum keiser zogen. Der k[eiser] hatt deß landtgrafen sigel lan abstechen 103 und durch den botten dem hertzogen wider gschriben, als thets der landtgraf, inn immerdar ghinderet, gheißen 104 daheim bliben. Ist der bott etlich mal hin und wider zogen, selchen bscheid bracht, das es dem fürsten ist suspect gsin. Deßhalb er den botten ergriffen und alle ding uß imm erfaren hatt. Deßhalb inn gheißen mitt roßen von einanderen zerrißen, wie Metio Fuffetio h105 von den Römeren beschehen ist.
Voglerus 106 est mirabilis. Hac septimana, cum non domi coenarem et egrederentur milites, ipse mutuo acceptis a cive quodam 107 armis una cum ipsis egressus est. Crastina reversus, cum ego ignorarem, ubi fuisset, confessus est et petiit a me, ut darem ei veniam amplius egrediendi; se cum manu aliqua rusticorum aggressurum vagantes hostes, sperans aliquam se eis erepturum praedam. Ego illius impudentem petitionem severissime obiurgans iussi eum omnem suam suppellectilem amovere ex aedibus, si non velit manere. Nolle enim me ipsum habere mecum, si talia sit tentaturus. Persuasi illi, ut maneat. Hac sola tamen ratione eum movi, quod, si tale quid tentaret et a nostris inveniretur militibus, eum aeque ab ipsis quam ab hostibus occidendum, ut qui nec ducem habeat nec tesseram 108 , habituque et facie quodammodo referat Hispanum. Compuli itaque eum, ut rediret ad archigrammateum 109 , statimque ipsum secutus d. Laeto omnem causam explicui gravissimeque tam ipse quam ego eum obiurgavimus. Ingenium habet foelix,
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sed inconstans et versatile. De his ego ipse ad patrem eius 110 quaedam scribam, ut non necesse sit de haec ei indicare.
Vale. Salutant te fratres nostri diligenter omnes. D. Nicolaus Maior 111 ist der der kriegsraten einer zu Ulm. Salutabis tu d. Pellicanum, Theodorum, 112 Gvaltherum et alios, item familiam honestissimam. Augustae Vindelicorum, 8. novembris anno 1546.
Tuus ax animo loan.
Hallerus.
Ecce, dum has concludere paro, advolat fama ducem Mauritium 113 ditionem invasisse aut invasurum esse electoris 114 . Ego me statim ad d. Laetum percontatum recipio. Is mihi verum esse affirmat addens ducem etiam Brandenburgensem" 115 cum Erycho, juniore duce Brunsvicensi, 116 invadere Brunsvicensem ducatum 117 hactenus ab electore et landgrafio obtentum. 118 Ecce, quid non moliatur sathan? Hoc fit nobis a consortibus nostri foederis! O deus, quam est nusquam tuta fides 119 ! Recessit fides a filiis hominum. Periit sanctimonia. Vana loquitur quisque cum proximo suo. 120 Tu ergo, domine, custodi nos a generatione ista in sempiternum! 121
[Ohne Adresse.]