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Autograph: Zürich StA, E II 346, 209 (Siegelspur) Ungedruckt
Welser dankt für Bullingers Brief [nicht erhalten] und den ihm gewidmeten Lukaskommentar. Er ist umso dankbarer, als Bullinger dieses Werk einem Gelehrten hätte widmen können. Sobald sich eine Gelegenheit ergibt, wird sich Welser erkenntlich zeigen. Gott möge Bullinger noch lange am Leben erhalten! — Die gewerbetreibende Stadt Augsburg ist vom [Krieg] sehr betroffen. Noch nie hat man gegen den Türken [Sultan Suleiman I.] so viel Aufwand getrieben wie jetzt gegen die Anhänger Christi und dessen Evangelium. Die [Kaiserlichen]behaupten, dass es [ihre Gegner]Hab und Gut, Leib und Leben kosten müsse. Natürlich macht das Angst! Welser bittet aber Gott, ihm mit seinem Geiste beizustehen. Auch die Zürcher sollen beten: Für ihn, für Augsburg, für sich selbst und für alle, die dem Evangelium treu bleiben wollen. Die Gefahr ist nämlich groß! —Man versuchte zunächst, die Städte einzuschüchtern, um sie in die Knie zu zwingen. Doch wird der Herr sein Evangelium erhalten, zumal noch andere es empfangen müssen. Würde Gott den Antichristen zu Rom entfernen, erhielten viele kleinmütige Leute großen Mut. Gott wird dem Gegner bestimmt nicht erlauben, die Seinen zu besiegen, da sein Wille geschehen muss. —Die [Schmalkaldener]lagern bei Donauwörth. [Maximilian von Egmont, Graf] von Büren, soll heute oder morgen zum Heer des Kaisers [Karl V.]stoßen. Angeblich wird nun Augsburg angegriffen. Nach dem Zusammenschluss der Heere wird man wohl mehr über die Pläne [des Kaisers]erfahren. Es gilt nun, sich als beharrlich zu erweisen! Gott erbarme sich der Seinen! — Welser dankt für die Grüße der vier [Zürcher] Herren [Hans Rudolf Lavater, Johannes Haab, Hans Escher vom Luchs, Heinrich Rahn] und lässt auch grüßen.
Gnat unnd fryt durch Crystum von got sye ewch und unß allen zu vor.
Wyrdyger, hochgelerter her Heynrych Bulynger, ich hab ewer crystlych guthertzyg
schr[yben]1 myt sampt dem buch Auslegong iber den evangelysten
Lucam, 2 die vorschryft an mych gestelt, 3 enpfangen. 4 Unnd wiewol ir das vil
basß annlegen kynden 5 , sonder 6 eynem, der eyn Latiner und gelerter were, 7Briefe_Vol_17-474 arpa
so hab ich eß doch zu hochem dank an und aufgenomen, bedank mych auch
deß genaygt crystlychen willen gegen myr aufs bechst, wil mych auch befleysen,
ob 8 ich eß kinte 9 wyderum verdyenen und vergleychenn 10 . Das solt
ir ewch gewysßlych zu myr versechen. 11 Der almechtyg, ewyg got welle
ewch in seyner kyrchen lesu Crysti also fortfaren lassen, ewer leben frysten
12 , dan 13 der her durch ewer mytl 14 noch vil gutz schafen kann.
Bey unnß sinnt die lef 15 warlych beschwerlych und Augspurg am aller maysten alß handyerentleyt 16 . Wyder den Durkenn 17 hatt man keyn solyche macht under erst 18 nye vyrgewent 19 alß jetz wyder die, so lesum Crystum, seyn heylygeß evangelium lauter und reyn bekenen, dasselbyg lyeb haben, gleychwol noch synder sent 20 . In aber dieselben layt 21 , so muß eß ihen 22 hab und gut, leyb und leben, weyb und kynt gelten 23 . Ist nyt mynder 24 , fleysch a und blut 25 entsetzt 26 sich, aber got den heren wyl ich byten, das er myr den heylygen gayst je lenger je mer verleych und byß ins ent erhalt. Das wellet vyr 27 mych, die kyrchen alhie gebeten seyn, alß 28 die dyßmalß auf der hechsten gefar stet, 29 bey ewch auch zu donn 30 und don lassen, vyr ewch, ewer stat, alle, die dem heylygen evangelio annhangen. Dann wyr stent warlych hie in den hochsten gefar. Der almechtyg got stant unnß genedyglychenn bey.
Man 31 wollt hie geren 32 am ersten 33 tyranysch handlen, alle andere kleyne stet myt abzuschreken, das sy sych selbeß 34 , war zu man habenn welt, 35 gutwillyg erbgeben 36 . Aber der her wyrt nyt ansechen unsere mysetaten, 37 sonder b seynn heylygeß evangeliom aus seynem barmhertzygen willen noch lenger bleyben lassen. Dan eß mus weyter gen! Wyr syen nyt aleyn, die
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dyser groser genaden wert sennt. Andere werden auch barmhertzykayt vom heren ennpfangen. 38 So wurden 39 vil klaynnmyetigen hart gestossen 40 , wa 41 eß der ||209v. her den antykrysten 42 zu Rom ausreyteren 43 lyesß 44 [...]C were die warheyt deß evangelio lesu Crysti byß [...] recht gebredyget wordenn. Aber der her wyrt unß, die [...] an seynen sone lesu Crysti und nyt an antykryst glaubenn, barmhertzykayt myttaylen 45 , sych unser erbarmen, die gnat verleychen, das seyn heylygeß wort und die in lyeben und glabenn, nyt alßo, wie eß vyrgenomen 46 ist, ausgereyteret werdenn, weyl aler syg in seyner hant aleyn stet. 47 Wie halt 48 der d gegenteyl 49 schreyet unnd wyetet, so wyrt eß doch nychtz helfenn, wann eß deß heren will nyt ist. Dan 50 seyn will mus und billych 51 geschechen. 52
Das ganntz crystlych leger 53 lygt bey Wert 54 , und der von Buren 55 sol heyut oder morgen zu kay[serlicher]m[ajesta]tt 56 komen. 57 Gat die sag in dem felt, eß solle Augspurg gelten. 58 So er non her zuycht 59 das ander leger 60 auch zu, in wienyg tagen wyrt mann sechen, was seyn vyrnemen 61 ist. Die mayst sorg gang darauf, um die sachen auszuharren. 62 Der her schyk aleß nach seym getlychen 63 willen, seye unß genedyg unnd barmhertzyg.
Allen 4 heren 64 bedank ich mych irer grieß 65 frayntlych, myt byt, ir wellet myr die heren wyderum griesen unnd mein willyg dyenst antzaygenn. Alßo wysett von myr, auch dem heren, unserem getrewen got, ale zeyt in seynn genaden befollen. 60
Datum 15. settembris 1546, in Augspurg.
E[wer]e a[lzeyt]w[illiger] Hanns Welser.
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[Adresse auf f. 209a,v.:] [Dem w]yrdygen f , hochgelerten heren [Heynryc]h Bulynger, diener der [kylchenn] zu Zyrch, meyn gynstygen [hernn] unnd fraynt, zu handen.