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Autograph: Zürich StA, E II 370, 39f (Siegelspur) Ungedruckt
Der [Augsburger] Stadtschreiber [Georg Frölich]empfing in dieser Woche einen Brief von
Bullinger [nicht erhalten], aus dem hervorgeht, dass Bullinger dem Rapperswiler [Hans Rych]
ein Schreiben für Haller [Nr. 2494] anvertraut hatte. Doch genauso wie Bullinger den an ihn
gerichteten Brief Hallers vom 1. Juni [richtig: 31. Mai, HBBW XVI, Nr. 2451] erst am 9. JuliBriefe_Vol_17-226 arpa
durch [Rich]empfangen hat, wird wohl auch Haller den [Rych] anvertrauten Brief Bullingers
mit Verspätung erhalten, zumal [Rych] vermutlich dem Feldlager nachgezogen ist. Und sollte
Bullingers Brief von den Gegnern geöffnet worden sein (was Haller natürlich nicht wünscht),
würde dies für die [Schmalkaldener]längst nicht solch schlimme Folgen haben, wie dies für
die Kaiserlichen der Fall war, als (wie Bullinger vielleicht schon von Frölich erfahren hat) bei
der in der Nähe von Füssen gelegenen Klause [Ehrenberg] etwa 800 Briefe aus der kaiserlichen
Post beschlagnahmt wurden und demzufolge alle geheimen Absichten des Kaisers [Karl
V.] ans Licht kamen. So macht der Herr die Pläne seiner Feinde zunichte! — Was Haller
vonseiten der Helvetier befürchtet hat, ist eingetroffen. Doch sollten sich wenigstens die Zürcher
als standhaft erweisen! Vielleicht gibt ihnen nun Gott die Möglichkeit, ihre [während des
Zweiten Kappeler Krieges]gefallenen Vorfahren zu rächen, denn Gott wird wohl die Helvetier
für ihre unzuverlässige, käufliche Treue bestrafen. Fest steht, dass Gott (Herr sowohl über die
Helvetier als auch über den antichristlichen Papst [Paul III.]und über die ganze Welt) auf der
Seite der [Schmalkaldener] steht. Dies kann man nämlich aus der Reinheit ihrer Lehre, aus
der Echtheit ihres Glaubens und besonders aus der von ihnen nun bekundeten Bußbereitschaft
schließen. — Die [schmalkaldischen Städte] haben zusammen mit Herzog [Ulrich von] Württemberg
mehr als 60 Fähnlein. Ulrich und [Kurfürst Friedrich] von der Pfalz haben je 1'000
Reiter. Landgraf [Philipp von Hessen]führt ferner ein großes Heer mit sich, dem sich zusätzlich
im fränkischen Mergentheim (dem Sitz des Deutschen Ordens) viele Reiter und Fußsoldaten
anschließen. Laut [Jakob] Herbrot soll der Landgraf nicht weniger als 5000 Kavalleristen
und 20'000 Infanteristen haben. Der Kaiser hat niemals so viel! [Kurfürst Johann
Friedrich und Herzog Moritz] von Sachsen und der Kölner [Erz]bischof [Hermann von Wied]
haben auch ihre Truppen und werden ihr eigenes Territorium und dasjenige des Landgrafen
schützen sowie einen Zuzug von Hilfstruppen für den Kaiser aus den Niederlanden verhindern.
Die sächsischen freien Hansestädte verhindern die Proviantzufuhr in die benachbarten Gebiete
des Feindes. Auch [Albrecht] von Preußen, Markgraf von Brandenburg, würde vieles
tun, wenn er könnte. Herbrot erfuhr durch einen Brief aus Antwerpen, dass König [Christian
III. / von Dänemark mit 400 Schiffen die Nordsee besetzt hat, so dass Flandern, Brabant,
Holland und Seeland keine Lebensmittel mehr erhalten. Deshalb herrscht in Antwerpen und in
den ganzen Niederlanden eine große Teuerung. [König Franz I. von] Frankreich soll dem
Landgrafen (wohl aus List) einen obersten Heerführer [Rheingraf Johann Philipp von Dhaun]
gesandt haben. Dieser schrieb an [Sebastian]Schertlin, dass er bald an dessen Seite kämpfen
werde und den vom französischen König zur Verfügung gestellten Soldaten befohlen habe, sich
nach Straßburg zu begeben und dort auf weitere Anweisungen zu warten. —[König]Ferdinand
hat in Regensburg seine Tochter [Anna von Österreich] mit dem jungen Herzog Albrecht von
Bayern verheiratet. Seine Tocher [Maria von Österreich] vermählte er mit Herzog Wilhelm
von Kleve (wohl, um sich beim klevischen Hause für dessen übles Verhalten gegen den Kaiser
zu "bedanken"). — Der Mainzer [Erz]bischof [Sebastian von Heusenstamm] musste die Anliegen
der anderen Kurfürsten bei Karl V. vortragen. Dieser aber war zu keinen Friedensverhandlungen
bereit, mit der Begründung, dass die [Schmalkaldener] sich als aufrührerisch
gegen ihn erweisen. [Heusenstamm] zog sich daraufhin zurück. Auch Ferdinand reiste aus
Regensburg ab. Der Kaiser aber, der weniger als 1'300 Soldaten um sich hat, weiß nicht
wohin. Vor zwei Tagen kam ein im selben Haus wie Haller wohnender Nachbar [...] aus
Regensburg zurück. Er erzählte, wie die kaiserlichen Soldaten bereits auf den Besitz der
Welser, Herwart und Herbrot spekulierten. Der aus Füssen vertriebene kaiserliche Haufen
sammelt sich in der Region Freising wieder. Bei Eichstätt liegen 6'000 [kaiserliche]Söldner.
Erst am 15. Juli sollen etwa 20'000 Italiener zu Bologna gemustert worden sein. Diese können
also nicht vor Mitte August in [Deutschland] ankommen. Die [Schmalkaldener] werden nicht
bis dahin warten. Auch hätten sie den Kaiser schon längst angegriffen, wenn sie nicht auf den
Landgrafen hätten warten wollen. Sie kontrollieren beinahe schon das ganze Bistum [Augsburg].
Die [Kaiserlichen] aber vergeuden das von ihnen gesammelte schmutzige Geld!
— Haller ermahnt seine Zuhörer, indem er diese vor dem schlechten Beispiel Achans und
Belschazzars warnt. Er nimmt auch keine Geschenke an, um zum großen Missfallen seiner
Kollegen allen den Mund stopfen zu können. — Mit den hier übermittelten Nachrichten will erBriefe_Vol_17-227 arpa
lediglich Bullinger auf dem Laufenden halten und nicht den Eindruck erwecken, als verließe er
sich auf menschliche Hilfe. Gott allein entscheidet über den Sieg! —Damit Bullinger feststellen
kann, mit welcher List Augsburg angegangen wurde, noch Folgendes. Zuerst forderte der
Kaiser die Augsburger brieflich auf sich ruhig zu halten, da er nicht gegen sie, sondern allein
gegen einige ungehorsame Fürsten ziehe wolle, zumal er den Städten wohlgesinnt sei. Diese
List wurde durchschaut, und Augsburg antwortete, den Fürsten durch das [schmalkaldische]
Bündnis verpflichtet zu sein und sich selbst betroffen zu fühlen. —Als [Karl V.]auf diese Weise
nichts erreichte, bestellte er u.a. die Fugger und die Welser zu sich und sprach sich mit ihnen
ab. Diese forderten brieflich ihre Angehörigen und Freunde auf [Augsburg] zu verlassen, weil
die Stadt in wenigen Tagen geplündert werden würde. Das sollte den übrigen Bürgern Angst
einflößen, sie davon abhalten, dem Landgrafen zu helfen, und sie dazu bewegen, den Kaiser
um Gnade zu bitten wie die treulosen Nürnberger. Beinahe wäre diese List aufgegangen, denn
die Bevölkerung geriet wegen der Flucht der Reichen in große Angst. Man fürchtet nämlich,
dass zum großen Nachteil aller alle Geschäfte der Stadt ausgesetzt würden. Doch wurden die
Zunftmeister sowohl auf der Kanzel als auch persönlich vom Rat gestärkt. — Da [die Kaiserlichen]
nicht alle Reichen aus Augsburg herauslocken konnten, behaupteten sie, dass das
gegen sie aufgebrachte Volk alle ihre Güter rauben würde. Dies blieb jedoch wirkungslos.
—Schließlich drohte der Kaiser die Güter all der [in Augsburg gebliebenen Reichen](Frölich
schätzt diesen Besitz auf 4'000'000 Florin) in deren Filialen in Italien, Spanien, Antwerpen
usw. zu blockieren, was natürlich zu Lohnausfällen der Angestellten in Augsburg führen würde.
Diese Anfechtung war groß, denn man musste sich entweder für Gott oder für den Mammon
entscheiden. Die Augsburger gaben aber nicht nach und antworteten dem Kaiser, er
könne doch nicht ehrbare Leute um ihr Eigentum bringen, zumal er Recht und Ordnung
garantieren müsse. — Der Große Rat beschloss, sich mit Leib, Hab und Gut an den eingeschlagenen
Kurs zu halten. Angesichts dieser Standhaftigkeit erklärten die Feinde der Stadt
offen den Krieg. Daraufhin rüstete sich auch diese. Bullinger kann nun feststellen, wie sehr
Gott unter den Augsburgern wirksam war. Diese sind bereit, für [das ewige Leben] zu sterben!
— Wenn doch nur die Helvetier auch solch einen Geist bekunden würden! Haller schämt sich
für sie! Er sprach mit [eidgenössischen Söldnern], u.a. mit Toggenburgern und Thurgauern,
die nicht heimkehren wollen. Sie verhalten sich anständig, kommen aber mit den [deutschen]
Landsknechten nicht gut aus. —Haller bittet Bullinger um Nachsicht für sein etwas chaotisches
Schreiben, dass er nicht ganz auf Latein, sondern zum größten Teil auf Deutsch verfasst hat.
Schuld daran sind nicht nur seine vielen Aufgaben, sondern auch seine momentan mit Freude
erfüllte, jedoch unkonzentrierte geistige Verfassung. Heute Nacht wurde ihm nämlich ein Sohn
[Johannes]geboren! —Grüße. Bitte um beständiges Gebet. In 14 Tagen wird man wohl erfahren,
wer Sieger und wer Besiegter ist. —[P.S.:] Haller hatte vor, das Buch Genesis auszulegen.
Die aktuellen Wirren bewogen ihn aber, das Buch Richter zu kommentieren. Er
benutzt dabei die Notizen, die er sich einst während Bullingers Predigten gemacht hatte. Hätte
nicht schon ein Kollege vor einigen Monaten das Buch Jona ausgelegt, hätte Haller gemäß
Bullingers Rat darüber gepredigt.
Salus et pax per dominum lesum, etc. Accepit d. archigrammataeus 1 hac
septimana a te literas 2 , in quibus inter caetera significas etiam ad me te
misisse literas 3 per Rapersvilensem 4 , qui tibi etiam meas calendis iunii datas
5 9. demum iulii reddiderit. 6 Miraris, an has acceperim. Sed sicut ille tibi
meas sero tradidit, ita forsan etiam mihi tuasa; nam nondum vidi nec ipsumBriefe_Vol_17-228 arpa
nec literas. Credo eum recta secutum esse castra. Metuo, ne aperiant, si quae
scripsisti decreta. Sed non puto nobis harum tantum noceri posse apertione
(quamvis libenter vellem esse servatas) nec talia ullos hostes posse ex eis
invenire, qualia nostri invenerunt ex literis nuper circiter 800 una cum posta
interceptis caesarea apud clausulas Füßenses 7 , quas nostri occupatas adhuc
obtinent. Omnia enim adversariorum secreta revelata sunt, sicuti ex d. Laeto
to 8 forsan intellexisti. Caesar 9 inventus talis esse, qualis tamen hactenus
videri noluit. Ita dominus benignus non cessat revelare cogitationes hominum
10 et dissipare consilia hostium suorum. 11
De Helvetiorum 12 , quod timui, ope accidit, quamvis, quid illis fidendum, dudum compererim. Estote vos modo fortes et infracti! Quid, si et vobis aliquando daretur occasio caesos ulcisci parentes 13 ? Domino tamen committo, qui eorum 14 venalern fidem 15 inultam non feret. Habemus eum a partibus nostris, 16 qui et Helvetiorum et pontificis antichristi 17 et totius mundi dominus est. 18 Eum autem nobiscum stare religionis indicat puritas, fidei veritas et, quod maximum, ea, qua nunc se populus ad deum nostrum convertit, ex animo poenitentia. 19 Quae argumenta me unice consolantur et de divina certum et indubitatum reddunt ope. Nec, quod ad humana attinet media, quicquam nobis deest.
Habent nostri cum duce Wirtenbergensi 20 60 et ultra vexilla, Wirtenberg equites 1'000, Palatinus 21 1'000, landtgrafius 22 adducit exercitum numerosissimum. In itinere multos offendit apud Merggido 23 in Franconia (potentissimum collegium Teutonicum)24 tam equites quam pedites, quos omnes sibi iurare fecit secumque ducit contra hos, quibus erant servituri prius. 25 Herbrotus 26 heri mihi dixit, quod non infra 5'000 equitum et 20'000 peditum
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habeat. Talem exercitum caesar habuit nunquam. Duces Saxoniae 27 cum episcopo Coloniensi 28 habent etiam suas copias, quibus interim fines tuebuntur suos et lantgrafii et prohibebunt, si quae imperatori ex Inferiori Germania 29 venirent auxilia. Civitates Saxonicae liberae, quas Confoederatas vocant et Maritimas, 30 fortissime se gerunt prohibituri copiis, quas iam habent non paucis, vicinos, quos habent malevolos. Item der hochmeister b uß Prüßen, marchio Brandenburgensis 31 , faceret multum, si posset. Rex Daniae 32 (hoc certissimum est: Ita ex Antwerpia Herbroto hac nocte literae advenerunt) occupavit 400 navibus Oceanum Germanicum 33 , ita ut Flandris, Brabantis, Hollandis et Selandis nihil admittant commeatus; unde tanta est caritas annonae Antwerpiae et in omni Inferiori Germania, ut ipsis intollerandum sit. Gallus 34 , nescio quo dolo, landgrafio misit summum suum ducem 35 (nomen mihi excidit), qui Schertlio scripsit, sin spieß 39v || müß in kurtzen tagen nebendt sim 36 stäcken seque suos milites, scilicet a Gallo missos, Argentoratum proficisci iussisse ab illis 37 expectantes, quid ultra agendum. Haec omnia ex Herbroto habeo.
Quod ad caesarem, haec habeo: Ferdinandus filiam 38 dedit nuptui Alberto 39 , iuveni duci Bavariae. Nuptiae factae Ratisponae 40 , in quibus et alteram
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filiam 41 Guilhelmo, Clivensi duci, 42 dedit zlon, das si imm vor so redlich pürstet habendt. 43 Is etiam Ratisponae celebravit nuptias. 44
Moguntinus episcopus 45 proposuit caesari, 46 quae habuit in mandatis a reliquis electoribus. Imperator respondit se nullas posse pacis invenire conditiones, cum nos ita seditiöse contra illum agamus. Hinc discessit iterum. 47 Ferdinandus etiam Ratispona discessit. 48 Caesar, ubi maneat, nescit. 49 Secum habet non ultra 1'300 milites, sicut mihi dixit hospes 50 , qui mecum easdem inhabitat aedes. Is enim ante biduum demum ex Ratispona venit. Ilios 51 ait petulantissimos esse: Si werffind mummschantz 52 umb deß Wälsers, Herwärts, Herbrots, etc., schuben 53 , theilend dhut, 54 eb si den bären gstochen. 55 Globus ille et examen dissipatum a nostris apud Füßen colligitur iterum apud Frysingen 56 . Apud Eichstett circiter 6'000 habet. Praeterea nihil. Itali uff 20'000 söllend 15. iulii erst zu Bononia gmusteret sin. 57 Könnendt vor mitten Augst nitt ankummen zu uns. Interea nostri non different usque ad eorum adventum. Spero, wir wellind vor bischoff oder bader werden. 58 Unus expectatur landgrafius; alioqui recta aggrederentur 59 caesarem. Nostri episcopatum fere omnem iam subegerunt. Aurum illud Tolosanum 61 diripitur, sicut collectum est.
Ego fideliter moneo publice, ne eo abutantur. Propono illis Achan 62 et regem Balthaßar 63 , etc Ego omnia reiicio munera, 44 ne adulari cogor. Nolo
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me participem facere horum, wils gott. lili, 65 quia os eis obstructum, tacent magna caeterorum symmistarum 66 indignatione.
Haec omnia ad te scribo, observande pater, non ut fidam ullis humanis auxiliis (scio, quis sit ille 67 , qui in manu habet victoriam; scio, quomodo ad illum converti debeamus, si volumus bene sperare), d , sed ut te de singulis redderem certiorem. Ignosce ergo, quod te his nugis occupo, quamvis, si tibi hoc meum studium ingratum esse intellexissem unquam, parcius ad te ita singula scriberem.
Hoc unum adiiciam, ut videas, quam mirabilibus artibus urbs nostra ad defectionem sit sollicitata, quomodo tamen divino afflante spiritu nostri 68 has tentationes gravissimas superarint. Primo e scripsit nostris caesar 69 petens, ut securi domi se contineant sibique in hoc suo non adversentur instituto. Se enim immorigeros quosdam imperii principes puniturum. Ex animo autem se bene velle civitatibus. Hoc nostri intelligentes et olfacientes monstrum, quod suberat, simul qui deberent principibus ex foedere 70 , et quod sua etiam hic ageretur res, responderunt 71 ||40r. caesari se hoc nullo pacto posse facere citra honestatis et veritatis adeoque totius imperii iacturam.
Hac ubi nil potuit, alia aggressus est via. Vocavit ad se Fuggeros, Welseros, etc., cum quibus conspiravit. 72 llli literas gravissimas passim in urbem 73 ad suos miserunt amicos et cognatos sollicitantes, ut fugiant ex urbe. Intra paucos enim dies urbem miserabiliter diripiendam esse. Hoc ideo fecerunt, ut metum incuterent civibus reliquis, quo in pace quieti consisterent f nec opem ferrent landtgrafio, sed caesaris niterentur clementiae (sicut perfidi Norinbergenses)74 . Et profecto hac arte effecissent aliquid, nisi dominus praevenisset. Tantus enim tremor occuparat urbem ut nihil supra ita diffugientibus ditioribus. 75 Erat et hoc artis, quod instillabant plebeis: Diframfugientibus
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divitibus illos non habere, unde viverent; omnem eorum quaestum et negotiationem atque officinas sisti; inde sequi perniciem pauperum etiam et totius urbi. Et profecto apud plebem hoc argumentum multum valuisset, nisi dominus aliud dedisset consilium. Omnes enim plebei publice (privatim a magistratu) g tribunis 76 a nobis etiam pro concionibus animati sunt.
Tertium aggressi modum, cum non omnes divites elicere possent, suggerunt illis, nisi fugiant, omnia eorum bona direpturam esse plebem iam in illos commotam. Sed nec hic multum effecerunt.
Quarto, quoniam caesar videat eos ita contra ipsius maiestatem esse praefractos, eum velle occupare omnia mercatorum 77 bona, quae passim habeant in Italia, Hispania, Antverpia, etc. Quod si faciat, iam omnes cives amisisse, quicquid habeant, et pessum isse, quia omnes suas pecunias habeant in his sodalitiis. So es dann der keiser allthalb 78 aristier 79 und die gsellschafften verderbe, so mög der gmein burger darnach nitt bsalt 80 werden; müß also jederman das sin verlüren. Dicit enim d. Laetus, quod habeant in ditione caesaris ultra 4'000'000 fl. Vides, Bullingere clarissime, quantae hae fuerint tent[ationes]h ! Hic profecto oportuit aut deo adhaerere aut mammoni 81 . Sed ne[c hic] nostri fracti sunt. Imo hoc argumentum in ipsos converterunt: Si ach[ten] kaiserliche majestät für erbarer, dann das si selche bubenstuck 82 thu, biderblüten 83 das iren mitt gwalt nemm, diewyl er das recht und die billikeit schirmen söll. Ita egregie eluserunt. 84
Undt hatt sich hieruff ein gantzer Großer radt endtschlossen, 85 das si bi disem fürnemmen 86 , diewyl si sehind, was man such, laßen wellind lyb, eer, gut, mut undt blut, ir eigen gält darstrecken, so lang si habindt. Hanc videntes illi nebulones constantiam apertum bellum indixerunt. Daruff sich die unseren auch grüst. Undt stat also der handel, sicut supra dixi. Vides, quam deus fuerit in medio nostri! Certe opus fuit precibus, hortationibus publicis et privatis. Dominus conservet hunc nobis animum perpetuo! Bi gott und der warheit begert jederman zsterben und zgnesen 87 .
Utinam omnes Helvetii tales 88 essent! Pudet me nunc illorum, cum ita male respondent tantae, quae de eis fuit, expectationi. 89 Allocutus sum multos hic, qui aegre revertentur in patriam. Sunt plaerique Toggici et Turgavi.
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Bene se gerunt, sed cum landtskechtis illis non bene convenit. Si gend 90 einander gut kappen 91 , wiewol man streng drob halt 92 .
Haec omnia ad te seria mixta ridiculis scribo tanquam ad eum, cuius mihi ita cognita est humanitas, ut certe sciam tibi molesta non esse. Ignosce autem, ||40v. obsecro, quod ita Germanice, barbare, vix tertiam partem Latine scribo. 93 Partim enim negotiorum me festinare facit numerus, partim quod animus meus iam sit vagus et laetus propter filium 94 qui mihi hac nocte natus est. Ignosce ergo et vale.
Saluta familiam et fratres omnes. Orate, obsecro, indesinenter. 95 Videmus fructum et intra 14 dies videbimus aut victores nos aut victos! Instemus 96 ergo! Dominus pugnabit pro nobis. 97 Augustae Vindelicorum, 24. iulii anno 1546.
Tui ex animo studiosissimus Ioannes Hallerus.
i 'Genesim eram incepturus, sed ingruentibus his turbis librum ludicum sumpsi, in quo exponendo et applicando plurimum me iuvat ea diligentia, qua olim ex ore tuo tuos descripsi in hunc librum sermones. 98 bonam, ut suades, sumpsissem, ni paucos ante menses alius ex ministris eum enarrasset. 99i
[Adresse darunter:] Clarissimo viro d. Heinrycho Bullingero, domino ac patri suo unice colendo. Zürich an m. Heinrich Bullinger.