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Von unbekannter Hand a mit autographen Korrekturen und Schluß: Zürich StA, E II 342, 154f (Siegelspur) Ungedruckt
[1] Sebastian Schertlin, Hauptmann der Stadt Augsburg, ist am 13. Oktober auf Befehl seiner
Herren unter großer Gefahr vom [schmalkaldischen] Hauptheer nach Augsburg zurückgekehrt.
Seitdem unternahm er viele Angriffe auf die umherstreifenden Feinde. — [2] Am 18.
Oktober hat er dem Kaiser [Karl V.]acht Proviantwagen und fünf Karren Proviant entwendet
und nach Augsburg geführt. Die Fuhrleute wurden freigestellt, die Pferde verkauft und die
Beute verteilt. —[3]Am 20. Oktober ist Schertlin bis nach Rain [am Lech] in Bayern gestreift
und hat dabei 200 auf Raubzug befindliche kaiserliche [Reiter]überfallen und besiegt. Er hat
etliche Pferde und Männer gefangen nach Augsburg geführt. —[4]Am 21. Oktober hat er zwei
Proviantwagen beschlagnahmt. — [5] Die Augsburger Obrigkeit hat am Fischmarkt einen
Galgen aufgestellt, an dem jeder erhängt werden soll, der angsteinflößende Gerüchte verbreitet,
eine Meuterei anzettelt oder unredlich handelt. Rat und Bürger werden immer tapferer
und wollen nichts mit dem Papst [Paul III.] zu tun haben. —[6]Als einige [schmalkaldische]
Reiter vom Hauptlager [bei Giengen an der Brenz] mit der Sturmfahne zur Fütterung herausritten,
wurden sie von 2 '000 Kaiserlichen attackiert und zum Lager zurückgejagt. Trotz etlicher
Toter und Gefangener entstand kein großer Schaden. Die feindlichen [italienischen] und
deutschen Söldner erbeuteten zwar die Fahne und rissen sie im Streit darum in Stücke. Doch
bei der sogleich darauffolgenden Rettungsaktion [der Schmalkaldener]haben die Kaiserlichen
beträchtlichen Verlust erlitten. —[7]Nach dem großen Scharmützel am 16. [und 17.] Oktober
wurde ein Krämer ins kaiserliche Lager geschickt, um die Lage auszukundschaften. Dieser
erfuhr, dass der Kaiser vier seiner besten Männer verloren hat, nämlich [Gian Giacomo de'
Medici, Kastellan von]Musso, einen Grafen von Bremen, [Vladislaus] von Bernstein und den
alten [Hans Gaudenz von]Madruzzo. Als die landgräflichen Truppen die Kaiserlichen heftig
attackierten und diese eine Niederlage fürchteten, eilte ihnen Madruzzo mit 17 Fähnlein zu
Hilfe. Dabei wurde er angeschossen und verstarb. Die Leichname der genannten vier Herren
wurden mit 200 Pferden nach Dillingen gebracht und dort begraben. Um Panik im Lager zu
vermeiden, ließ der Kaiser das Gerücht verbreiten, dass er sie der [ärztlichen Behandlung]
und der Ruhe wegen nach Dillingen habe bringen lassen. Von den 12'000 Italienern sollen im
Lager nicht viel mehr als 4'000 übrig sein; ein Teil ist desertiert, die Mehrheit ist gefallen.
— [8] Angeblich wollen die Böhmen in das Land des Kurfürsten [Johann Friedrich] von
Sachsen einfallen, weshalb Herzog Moritz von Sachsen es selbst einnehmen will. — [9] Der
Kurfürst [von Sachsen]und Landgraf [Philipp von Hessen]schrieben am 31. Oktober aus dem
Feldlager bei Giengen Folgendes nach Ulm: Als sie am Vortag etliche Reitergeschwader
gegen die Feinde aussandten, zeigten sich diese nicht, so dass [die Schmalkaldener] wieder
umkehrten. Am späteren Nachmittag aber kamen die Feinde hervor und vertrieben die
[schmalkaldischen] Wachposten. Der Landgraf sandte daraufhin drei Kammerjunker aus,
während der Feldmarschall Wilhelm von Schachten und sein Leutnant, Georg von der MaIsburg,
mit etwa 20 Reitern den Feind wieder zurückdrängten. Als aber der Gegner die geringe
Anzahl [der Schmalkaldener]bemerkte, griff er wieder an, doch [Graf Arnold von]Eisenberg[Grenzau?]
und Daniel Scheuerschloss konnten ihn mit wenigen Reitern erneut abwehren. Die
Feinde holten daraufhin an die 300 Reiter zur Verstärkung, die [Schmalkaldener] aber setzten
zusätzlich 20 Büchsenschützen ein und vertrieben jene trotz zahlenmäßiger UnterlegenheitBriefe_Vol_18-225 arpa
noch vor Eintreffen einer (weiteren schmalkaldischen] Verstärkung. Zu einem solch ernsthaften
Kampf kam es im Krieg bisher selten. Die Feinde erlitten große Verluste, darunter auch
hochrangige [Militärs], von denen drei vornehm Gekleidete auf dem Schlachtfeld blieben,
während etliche andere von den Feinden geborgen werden konnten. Die [Schmalkaldener]
trugen nur geringe Schäden davon; Konrad von Rheden, der keinen Harnisch trug, und das
beste Pferd des Feldmarschalls kamen um. — [10] Der Konstanzer [Rat] berichtete am 3.
November anhand einer [Kopie eines] Schreibens aus Ulm vom 1. November, dass am Vormittag
des 31. Oktober der Kaiser in dichtem Nebel aus seinem Lager [bei Sontheim an der
Brenz] mit unbestimmtem Ziel aufgebrochen sei. Sein großes Geschütz ließ er auf der Donau
nach Ingolstadt und Regensburg abtransportieren. Die zahlenmäßig überlegenen [Schmalkaldener]
ziehen ihm nach und hoffen, ihm großen Schaden zuzufügen. — [11] Am gestrigen
Nachmittag wurde aus Konstanz berichtet, dass der Kaiser abgezogen wäre und viele kranke
und verwundete Söldner in seinem Lager zurückgelassen hätte. Der Landgraf untersuchte das
Lager, um sicher zu sein, dass man nicht mit einer neuen List des Kaisers konfrontiert sei.
— [12] An die 2000 [Reiter], darunter [Albrecht von]Rosenberg, sollen in diesem Winter
Streifzüge im Gebiet der Reichsstädte unternehmen. Man vermutet, dass Rosenberg nach Regensburg
ziehen wird. — [13]Angeblich soll Herzog Moritz das Gebiet seines Verwandten
[Johann Friedrich von Sachsen]für sich selbst einnehmen und ein Betrüger sein, was Bullinger
sehr verwundert. Man wird sehen. —[14] Der Zürcher Rat lässt Versammlungen in der
Stadt und auf dem Land einberufen, an denen die Bevölkerung über den Stand des Krieges und
über das Treffen mit Bern, Basel, Schaffhausen, etc., informiert wird. Dabei soll auch in
Erfahrung gebracht werden, ob auf die Gemeinden in der Landschaft gezählt werden kann. In
der Stadt sprachen die Zünfte sich einhellig für das Evangelium aus und kündigten dem
Zürcher Rat und den (Vier protestantischen] Städten ihre volle Unterstützung an.
—[15]Grüße, auch an Dryander [Francisco de Enzinas], (Johannes]Gast und an die anderen
Freunde.
Herrn Sebastian Schärtlin, houptman der statt Augspurg, ist deß 13. octobris usß beschriben 1 siner herren mit nodt unnd gfar gen Augspurg von deß rychs 2 gwalthuffen 3 kummen. 4 Hatt die zyt har 5 gar kein ruw 6 gehept. Ist vast 7 b vil diser zyt und b tagen hinuß gefallen unnd hatt vyl die streiffenden c fygend 8 angriffen. 9
d 18. octobris hatt 10 er dem keyser nidergele 11 8 proviandwägen unnd 5 karren, alles gen Augspurg gefürt. Die furlüt hatt man ledig 12 gelassen, die roß verkoufft unnd das gewunnen ussgepütet 13 .
20. octobris ist er hinab gestreifft biß uff Rhayn 14 an Peyern. Da hat er funden in 15 200 keyserischer, pferd roubend 16 . Die hatt er überfallen unnd geschlagen, ettlich ross unnd man gen Augspurg gefangen gefürt. 17
21. octobris hatt er aber 18 2 proviandwagen nidergelegt. 19
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Uff dem vischmerckt am radthuß habend die von Augspurg uffgericht ein galgen. Welche reden, zu erzegen den gemeinen man, ussgussind, 20 zwytracht ze machen understündint 21 , unredlich handletind, werdend daran erhenckt. 22 Die rädt unnd burger sind je lenger je dappferer. Wellend nüt deß bapsts 23 , etc.
Im houptläger 24 sind ettliche vom rych geritten mit einem rennfenli 25 uff die füteri 26 Deren sind nit vil gsin, aber in 2'000 keyserischer habend zu roß an sy gesetzt unnd sy widerumb dem läger zügejagt, da ettliche umbkommen unnd gefangen. Ist doch nit grosser schad beschehen. Das fenli ist den fygenden bliben, darumb sich die Weltschen 27 unnd Tütschen 28 gerissen, das 29 es zu stucken zerzert ist. In der rettung 30 aber des rychs habend die keyserischen nit wenig schadens erlitten. 31d
||154v. Es ist ein kundtschaffter 32 nach dem grossen scharmutz, 16. octobris beschähen, 33 in deß keysers lager mit kram 34 gesandt, zu erfaren, wie es in dem läger stande. Der hatt erfaren unnd eigentliche 35 kundtschafft gebracht, das der keyser siner besten kriegslüten 4 verloren: den Herren von Müß 36 , den graven von Bremen 37 , den herren von Berneck oder Bernstein 38 , der herr 40 von Madrutz der alt 39 . Als die landgravischen hart zß dem grossen ge
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schütz deß keysers trungen, in maassen das sorg 41 , sy werdents gewünnen, hatt gedachter von Madrusch mit 17 fenli hinzu geylt zur rettung. Unnd alls er sin bests gethan, ist er umb die 3 nach mittag geschossen. Ist ouch daruff gestorben. 42 Dise 4 herren sind mit 200 pferden gen Dillingen ze begraben gefürt. 43 Hatt aber der keyser imm läger umb minder schreckens willen ussgan 44 lassen, er habe sy dahin füren lassen umb mee radts 45 unnd ruwen willen. Von den 12'000 Italienern söllend nit vil mee dann 4'000 überig in dem läger sin. Sind zum teil hingloffen 46 , merteils erschlagen unnd erschossen.
Die Behem 47 sollend dem churfürsten zu Saxen 48 in sin land ziehen wöllen. Darumb hertzog Moritz Saxen selbs ynzenemmen understan 50 soll. 51
Churfürst unnd Hessen 52 schribend gen Ulm also: 53 "Als wir gestern, 30. octobris, ettlich geschwader rüter ussgesandt, uff die find ze halten 54 , habend sich die find nit harfür gethan. Dorumb die unnsern abgeritten sind. Amm abend 55 aber spaat habend sich die find herfür gethan unnd unsere wacht abgetriben. Deß wurdent wir, der landgraf, gewar, sanndtend hin dry camerjunger 56 . Da kam unnsers veldmar-|| 155r. schalchs lütinampt, Jörg von der Malßberg 57 , unnd der veldmarschalch selbs, Wilhelm von Schachten 58 ,
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ettwan mit 20 pferden, trungend den fygend wider zurugg. Als der aber gewar ward, wie unser so wenig, trang er wider uff die unnsern. Indem kam der von Isenberg 59 unnd unnser diener Daniel Schürnschloß 60 ouch mit wenig pferden unnd trungends wider hinder sich. Do starcktend sich die find in 300 pferd. Dorumb wir ouch den unnsern zuthatend 20 büchsenschützen. Unnd als wir, sy mee ze stercken, yltend, trang unnser klein hüffli die find ab unnd tribendts uss dem veld, ee dann unnser sterckung inen zukäme. Unnd ist nit bald 61 ein so klein ernstlich handlung disers kriegs beschähen. Die find habend grossen schaden empfangen unnd sind grosse Hansen 62 todt bliben. Insonders sind dry personen, kostlich 63 bekleidet, uff dem platz todt funden; ettlich habend sy mit inen gfürt. Uff unnser syten habend wir kein sonderen schaden erlitten. Ein edler, Conradt von Rheden 64 , als er nit bezüget was, 65 ist todt bliben, und dem veldmarschalch sin bestes pferd erschossen. Datum imm veldiäger by Giengen, 31. octobris."66
Wyter ist von Ulm 1. novembris unnd dasselb von Constantz 3. novembris geschriben unnd gesandt: 67 "Hütt 68 ist gewüsse kundtschafft kummen,
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das gester zwüschen 10 und 11 ur vor mittag der keyser uss sinem läger 69 , darinn er jetzund ein zyt lang 70 gelägen, in einem näbel (da er verhofft, die unnsern söltendts nit gewaren) e uffgebrochen ist. Doch weist man nit, wohin er sin zug nemmen wirt. Sin groß geschütz aber hatt er gefertigt uff die Tünow nach Ingolstatt unnd Regenspurg. Die unnsern aber ziehend uff inn. Sind imm seer überlegen. Hoffend, imm vil mit gottes hilff abzebrächen 71."72
f Erst hinächt umb die 3 nach mittag 73 kumpt von Constantz die eigentliche kuntschafft 74 , das der keyser abgezogen, vil armer krancker ||155v. und wunder 75 knachten hinder imm in sinem läger verlassen hat. Daryn der lantgraff gefallen 76 , dann 77 sy dem abzug nitt wol gedören vertruwen 78 ; gedacht, es sye siner allten betrügen einer.
Es söllind uff 2'000 pferd geordnet 79 sin ze streyffen disen wynter uff die rychstett, under welchen ouch der Rosenberger 80 . Man acht, er zühe uff Regenspurg.
Hertzog Mauritz sol sinem vettern 81 selbs das land ynnemmen und, alls man besorgt, valsch sin, deß ich mich doch hochlich verwunderte. Man wirts aber sähen. 82
Min herren lassend gemeinden 83 in statt und uff dem land. 84 Tragend für die gantze handlung diß kriegs, und was man mitt Bern, Basel, Schaffhusen,
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etc., zu tagen 86 gemacht, etc., was uns zu erwarten, weß man sich zu den gmeinden versähen 87 . In der statt in allen zünfften ist ein gemeine, einhällige, trostliche antwort gefallen, lib und gut zu dem evangelio und minen herren, ouch zu den stetten, ze setzen, etc. 88
Gott mitt üch und d. d. Dryandro 89 , Gastio und andern fründen.
In yl, frytags 5. novembris zu 4 urn nach mittag 1546.
[Ohne Unterschrift.]
[Adresse darunter:] [Opti]mo g viro d. [Osvaldo] Myconio, [Basiliensis] ecclesiae [antistiti fi]delissimo, [charissimo] suo fratri, Basel. f