Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[2659]

[Bullinger]
an Oswald Myconius
[Zürich],
5. November 1546

Von unbekannter Hand a mit autographen Korrekturen und Schluß: Zürich StA, E II 342, 154f (Siegelspur) Ungedruckt

[1] Sebastian Schertlin, Hauptmann der Stadt Augsburg, ist am 13. Oktober auf Befehl seiner Herren unter großer Gefahr vom [schmalkaldischen] Hauptheer nach Augsburg zurückgekehrt. Seitdem unternahm er viele Angriffe auf die umherstreifenden Feinde. [2] Am 18. Oktober hat er dem Kaiser [Karl V.]acht Proviantwagen und fünf Karren Proviant entwendet und nach Augsburg geführt. Die Fuhrleute wurden freigestellt, die Pferde verkauft und die Beute verteilt. [3]Am 20. Oktober ist Schertlin bis nach Rain [am Lech] in Bayern gestreift und hat dabei 200 auf Raubzug befindliche kaiserliche [Reiter]überfallen und besiegt. Er hat etliche Pferde und Männer gefangen nach Augsburg geführt. [4]Am 21. Oktober hat er zwei Proviantwagen beschlagnahmt. [5] Die Augsburger Obrigkeit hat am Fischmarkt einen Galgen aufgestellt, an dem jeder erhängt werden soll, der angsteinflößende Gerüchte verbreitet, eine Meuterei anzettelt oder unredlich handelt. Rat und Bürger werden immer tapferer und wollen nichts mit dem Papst [Paul III.] zu tun haben. [6]Als einige [schmalkaldische] Reiter vom Hauptlager [bei Giengen an der Brenz] mit der Sturmfahne zur Fütterung herausritten, wurden sie von 2 '000 Kaiserlichen attackiert und zum Lager zurückgejagt. Trotz etlicher Toter und Gefangener entstand kein großer Schaden. Die feindlichen [italienischen] und deutschen Söldner erbeuteten zwar die Fahne und rissen sie im Streit darum in Stücke. Doch bei der sogleich darauffolgenden Rettungsaktion [der Schmalkaldener]haben die Kaiserlichen beträchtlichen Verlust erlitten. [7]Nach dem großen Scharmützel am 16. [und 17.] Oktober wurde ein Krämer ins kaiserliche Lager geschickt, um die Lage auszukundschaften. Dieser erfuhr, dass der Kaiser vier seiner besten Männer verloren hat, nämlich [Gian Giacomo de' Medici, Kastellan von]Musso, einen Grafen von Bremen, [Vladislaus] von Bernstein und den alten [Hans Gaudenz von]Madruzzo. Als die landgräflichen Truppen die Kaiserlichen heftig attackierten und diese eine Niederlage fürchteten, eilte ihnen Madruzzo mit 17 Fähnlein zu Hilfe. Dabei wurde er angeschossen und verstarb. Die Leichname der genannten vier Herren wurden mit 200 Pferden nach Dillingen gebracht und dort begraben. Um Panik im Lager zu vermeiden, ließ der Kaiser das Gerücht verbreiten, dass er sie der [ärztlichen Behandlung] und der Ruhe wegen nach Dillingen habe bringen lassen. Von den 12'000 Italienern sollen im Lager nicht viel mehr als 4'000 übrig sein; ein Teil ist desertiert, die Mehrheit ist gefallen. [8] Angeblich wollen die Böhmen in das Land des Kurfürsten [Johann Friedrich] von Sachsen einfallen, weshalb Herzog Moritz von Sachsen es selbst einnehmen will. [9] Der Kurfürst [von Sachsen]und Landgraf [Philipp von Hessen]schrieben am 31. Oktober aus dem Feldlager bei Giengen Folgendes nach Ulm: Als sie am Vortag etliche Reitergeschwader gegen die Feinde aussandten, zeigten sich diese nicht, so dass [die Schmalkaldener] wieder umkehrten. Am späteren Nachmittag aber kamen die Feinde hervor und vertrieben die [schmalkaldischen] Wachposten. Der Landgraf sandte daraufhin drei Kammerjunker aus, während der Feldmarschall Wilhelm von Schachten und sein Leutnant, Georg von der MaIsburg, mit etwa 20 Reitern den Feind wieder zurückdrängten. Als aber der Gegner die geringe Anzahl [der Schmalkaldener]bemerkte, griff er wieder an, doch [Graf Arnold von]Eisenberg[Grenzau?] und Daniel Scheuerschloss konnten ihn mit wenigen Reitern erneut abwehren. Die Feinde holten daraufhin an die 300 Reiter zur Verstärkung, die [Schmalkaldener] aber setzten zusätzlich 20 Büchsenschützen ein und vertrieben jene trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit

a Dieselbe Hand, die für Myconius den Brief Nr. 2696 abgeschrieben hat; s. Nr. 2696, Anm. a.


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noch vor Eintreffen einer (weiteren schmalkaldischen] Verstärkung. Zu einem solch ernsthaften Kampf kam es im Krieg bisher selten. Die Feinde erlitten große Verluste, darunter auch hochrangige [Militärs], von denen drei vornehm Gekleidete auf dem Schlachtfeld blieben, während etliche andere von den Feinden geborgen werden konnten. Die [Schmalkaldener] trugen nur geringe Schäden davon; Konrad von Rheden, der keinen Harnisch trug, und das beste Pferd des Feldmarschalls kamen um. [10] Der Konstanzer [Rat] berichtete am 3. November anhand einer [Kopie eines] Schreibens aus Ulm vom 1. November, dass am Vormittag des 31. Oktober der Kaiser in dichtem Nebel aus seinem Lager [bei Sontheim an der Brenz] mit unbestimmtem Ziel aufgebrochen sei. Sein großes Geschütz ließ er auf der Donau nach Ingolstadt und Regensburg abtransportieren. Die zahlenmäßig überlegenen [Schmalkaldener] ziehen ihm nach und hoffen, ihm großen Schaden zuzufügen. [11] Am gestrigen Nachmittag wurde aus Konstanz berichtet, dass der Kaiser abgezogen wäre und viele kranke und verwundete Söldner in seinem Lager zurückgelassen hätte. Der Landgraf untersuchte das Lager, um sicher zu sein, dass man nicht mit einer neuen List des Kaisers konfrontiert sei. [12] An die 2000 [Reiter], darunter [Albrecht von]Rosenberg, sollen in diesem Winter Streifzüge im Gebiet der Reichsstädte unternehmen. Man vermutet, dass Rosenberg nach Regensburg ziehen wird. [13]Angeblich soll Herzog Moritz das Gebiet seines Verwandten [Johann Friedrich von Sachsen]für sich selbst einnehmen und ein Betrüger sein, was Bullinger sehr verwundert. Man wird sehen. [14] Der Zürcher Rat lässt Versammlungen in der Stadt und auf dem Land einberufen, an denen die Bevölkerung über den Stand des Krieges und über das Treffen mit Bern, Basel, Schaffhausen, etc., informiert wird. Dabei soll auch in Erfahrung gebracht werden, ob auf die Gemeinden in der Landschaft gezählt werden kann. In der Stadt sprachen die Zünfte sich einhellig für das Evangelium aus und kündigten dem Zürcher Rat und den (Vier protestantischen] Städten ihre volle Unterstützung an. [15]Grüße, auch an Dryander [Francisco de Enzinas], (Johannes]Gast und an die anderen Freunde.

Herrn Sebastian Schärtlin, houptman der statt Augspurg, ist deß 13. octobris usß beschriben 1 siner herren mit nodt unnd gfar gen Augspurg von deß rychs 2 gwalthuffen 3 kummen. 4 Hatt die zyt har 5 gar kein ruw 6 gehept. Ist vast 7 b vil diser zyt und b tagen hinuß gefallen unnd hatt vyl die streiffenden c fygend 8 angriffen. 9

d 18. octobris hatt 10 er dem keyser nidergele 11 8 proviandwägen unnd 5 karren, alles gen Augspurg gefürt. Die furlüt hatt man ledig 12 gelassen, die roß verkoufft unnd das gewunnen ussgepütet 13 .

20. octobris ist er hinab gestreifft biß uff Rhayn 14 an Peyern. Da hat er funden in 15 200 keyserischer, pferd roubend 16 . Die hatt er überfallen unnd geschlagen, ettlich ross unnd man gen Augspurg gefangen gefürt. 17

21. octobris hatt er aber 18 2 proviandwagen nidergelegt. 19

b-b Von Bullinger am Rande nachgetragen.
c Von Bullinger am Rande nachgetragen.
d-d Diese Abschnitte finden sich fast wortwörtlich in Bullingers Notizen zum Verlauf des Krieges (s. dazu Nr. 2640, Anm. 8) in Zürich ZB, Ms A 43, f 529r.
1 usß beschriben: auf Anordnung.
2 d.h. dem schmalkaldischen.
3 Hauptheer; s. SI II 1049.
4 Siehe dazu Hallers Bericht vom 18. Oktober in Nr. 2631,17-74.
5 die zyt har: seit dieser Zeit.
6 Ruhe.
7 sehr.
8 Feinde.
9 Zu Schertlins Streifzügen s. Nr. 2640, Anm. 11.
10 Karl V.
11 weggenommen; s. SI III 1190.
12 frei.
13 als Beute verteilt; s. Fischer I 454 s.v. ausbeuten. — Zur Angelegenheit s. Hallers


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Uff dem vischmerckt am radthuß habend die von Augspurg uffgericht ein galgen. Welche reden, zu erzegen den gemeinen man, ussgussind, 20 zwytracht ze machen understündint 21 , unredlich handletind, werdend daran erhenckt. 22 Die rädt unnd burger sind je lenger je dappferer. Wellend nüt deß bapsts 23 , etc.

Im houptläger 24 sind ettliche vom rych geritten mit einem rennfenli 25 uff die füteri 26 Deren sind nit vil gsin, aber in 2'000 keyserischer habend zu roß an sy gesetzt unnd sy widerumb dem läger zügejagt, da ettliche umbkommen unnd gefangen. Ist doch nit grosser schad beschehen. Das fenli ist den fygenden bliben, darumb sich die Weltschen 27 unnd Tütschen 28 gerissen, das 29 es zu stucken zerzert ist. In der rettung 30 aber des rychs habend die keyserischen nit wenig schadens erlitten. 31d

||154v. Es ist ein kundtschaffter 32 nach dem grossen scharmutz, 16. octobris beschähen, 33 in deß keysers lager mit kram 34 gesandt, zu erfaren, wie es in dem läger stande. Der hatt erfaren unnd eigentliche 35 kundtschafft gebracht, das der keyser siner besten kriegslüten 4 verloren: den Herren von Müß 36 , den graven von Bremen 37 , den herren von Berneck oder Bernstein 38 , der herr 40 von Madrutz der alt 39 . Als die landgravischen hart zß dem grossen ge

Bericht vom 23. Oktober in Nr. 2640,16-19.
14 Rain am Lech.
15 etwa.
16 raubend.
17 Siehe dazu Hallers Bericht in Nr. 2640.24-29.
18 erneut.
19 Siehe dazu Hallers Bericht in Nr. 2640,30.
20 Welche reden, zu erzegen den gemeinen man, ussgussind: Diejenige, die Gerüchte in Umlauf bringen, um das Volk mutlos zu machen.
21 versuchen.
22 Siehe dazu Hallers Bericht in Nr. 2631,91-95.
23 Paul III.
24 Bei Giengen an der Brenz; s. unten Anm. 31.
25 die zu Pferd geführte Sturmfahne; s. Fischer V 307.
26 geritten uff die futeri: herausgeritten zur Fütterung (der Pferde).
27 Italiener; s. Nr. 2607, Anm. 16.
26 die deutschen Söldner im kaiserlichen Heer.
29 so dass.
30 Rettungsaktion.
31 Zu dieser Begebenheit vom 27. Oktober s. den von einem Unbekannten aus dem Feldlager bei Giengen an Konstanz gerichteten Brief, 27. Oktober (Zürich StA, A 177, Nr. 107 — das Schreiben wurde mit einem Brief der Konstanzer an Zürich vom 4. November -aaO, Nr. 124 — weitergeleitet); Heinrich Thomann an den Zürcher Rat, 28. Oktober (aaO, Nr. 109); PC (VII 458, Nr. 432, mit Anm. 1; Viglius van Zwichem 162f, Anm. 61; Rommel III 151f.
32 Ein Krämer aus Lauingen, wie Thomann am 30. Oktober nach Zürich (Zürich StA, A 177, Nr. 112) berichtete.
33 Zu den Scharmützeln vom 16. und 17. Oktober s. Nr. 2640, Anm. 8.
35 Ware.
35 genaue.
36 Marchese Gian Giacomo de' Medici di' Marignano, Kastellan von Musso.
37 Unbekannt; s. Nr. 2643, Anm. 10.
38 Vladislaus von Bernstein; s. Nr. 2643, Anm. 10.
39 Gemeldet wurde der angebliche Tod von Eriprando Madruzzo (s. dazu Nr. 2643, Anm. 7), nicht der seines Vaters Hans Gaudenz von Madruzzo.
40 nahe.


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schütz deß keysers trungen, in maassen das sorg 41 , sy werdents gewünnen, hatt gedachter von Madrusch mit 17 fenli hinzu geylt zur rettung. Unnd alls er sin bests gethan, ist er umb die 3 nach mittag geschossen. Ist ouch daruff gestorben. 42 Dise 4 herren sind mit 200 pferden gen Dillingen ze begraben gefürt. 43 Hatt aber der keyser imm läger umb minder schreckens willen ussgan 44 lassen, er habe sy dahin füren lassen umb mee radts 45 unnd ruwen willen. Von den 12'000 Italienern söllend nit vil mee dann 4'000 überig in dem läger sin. Sind zum teil hingloffen 46 , merteils erschlagen unnd erschossen.

Die Behem 47 sollend dem churfürsten zu Saxen 48 in sin land ziehen wöllen. Darumb hertzog Moritz Saxen selbs ynzenemmen understan 50 soll. 51

Churfürst unnd Hessen 52 schribend gen Ulm also: 53 "Als wir gestern, 30. octobris, ettlich geschwader rüter ussgesandt, uff die find ze halten 54 , habend sich die find nit harfür gethan. Dorumb die unnsern abgeritten sind. Amm abend 55 aber spaat habend sich die find herfür gethan unnd unsere wacht abgetriben. Deß wurdent wir, der landgraf, gewar, sanndtend hin dry camerjunger 56 . Da kam unnsers veldmar-|| 155r. schalchs lütinampt, Jörg von der Malßberg 57 , unnd der veldmarschalch selbs, Wilhelm von Schachten 58 ,

41 in maassen das sorg: dermaßen, dass zu besorgen war.
42 Zum falschen Gerücht über die Tötung dieser Männer s. Nr. 2643,16-20 und Nr. 2646,13-15.
43 Dies wurde im oben in Anm. 32 erwähnten Brief berichtet. Siehe ferner das oben in Anm. 31 erwähnte Schreiben von Konstanz an Zürich.
44 umb minder schreckens willen ussgan: zur Beruhigung verkünden.
45 Pflege.
46 desertiert. — Siehe dazu Nr. 2612,76-80 mit Anm. 55; Nr. 2614,13-15; Nr. 2643,28, sowie Thomanns Brief an Zürich vom 30. Oktober (Zürich StA, A 177, Nr. 112).
47 Böhmen, also die Truppen König Ferdinands I.
48 Johann Friedrich I. von Sachsen.
49 Siehe dazu Nr. 2649 mit Anm. 11; Nr. 2654.
50 versuchen.
51 Siehe Thomanns Brief an Zürich, 30. Oktober (Zürich StA, A 177, Nr. 111), in dem berichtet wird, dass Moritz von Sachsen das Land auf Geheiß des Kaisers einnehmen wolle; Nr. 2653,27-31 mit Anm. 23; Konstanz an Zürich, 4. November
(Zürich StA, A 177, Nr. 124); Nr. 2664 mit Anm. 15 und Anm. 16; und unten Z. 79-81.
52 Landgraf Philipp von Hessen. Er war der einzige Adressat dieses Briefes; s. auch unten Z. 46.
53 Es handelt sich hier um den Bericht aus der landgräflichen Kanzlei, der am 31. Oktober oder kurz danach verfasst wurde (Zürich StA, A 177, Nr. 119; Lenz, Bericht 14f, Nr. H). Konstanz hatte ihn mit einem Brief vom 3. November (aaO, Nr. 122) an Zürich weitergeleitet; s. Nr. 2655,19-24 mit Anm. 10. Diese Informationen finden sich auch im dritten Brief, den Thomann am 31. Oktober an Zürich schrieb (aaO, Nr. 118).
54 uff die find ze halten: um den Feinden aufzulauern; s. Fischer III 1086.
55 Hier als Nachmittag zu verstehen; s. SI I 35.
56 Unbekannt.
57 Georg von der Malsburg; s. Heike Preuß, Söldnerführer unter Landgraf Philipp dem Großmütigen von Hessen (1518— 1567). Aufbau und Verwaltung einer personalen Friedensorganisation in "Kriegssachen", Darmstadt/Marburg 1975 — Quellen und Forschungen zur hessischen


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ettwan mit 20 pferden, trungend den fygend wider zurugg. Als der aber gewar ward, wie unser so wenig, trang er wider uff die unnsern. Indem kam der von Isenberg 59 unnd unnser diener Daniel Schürnschloß 60 ouch mit wenig pferden unnd trungends wider hinder sich. Do starcktend sich die find in 300 pferd. Dorumb wir ouch den unnsern zuthatend 20 büchsenschützen. Unnd als wir, sy mee ze stercken, yltend, trang unnser klein hüffli die find ab unnd tribendts uss dem veld, ee dann unnser sterckung inen zukäme. Unnd ist nit bald 61 ein so klein ernstlich handlung disers kriegs beschähen. Die find habend grossen schaden empfangen unnd sind grosse Hansen 62 todt bliben. Insonders sind dry personen, kostlich 63 bekleidet, uff dem platz todt funden; ettlich habend sy mit inen gfürt. Uff unnser syten habend wir kein sonderen schaden erlitten. Ein edler, Conradt von Rheden 64 , als er nit bezüget was, 65 ist todt bliben, und dem veldmarschalch sin bestes pferd erschossen. Datum imm veldiäger by Giengen, 31. octobris."66

Wyter ist von Ulm 1. novembris unnd dasselb von Constantz 3. novembris geschriben unnd gesandt: 67 "Hütt 68 ist gewüsse kundtschafft kummen,

Geschichte 30, S. 380. — In dem in oben Anm. 53 angeführten Bericht der landgräflichen Kanzlei wird er als Jörg von der Malsperg bezeichnet (in der in Lenz, Bericht veröffentlichten Fassung dieses Berichtes als "Jorge von der Molspurg").
58 Wilhelm von Schachten (so auch in dem oben in Anm. 53 angeführten Bericht der landgräflichen Kanzlei) war wie Maisburg ein hessischer Adeliger; s. Preuß, aaO, S. 379f.
59 Der oben in Anm. 53 angeführte Bericht der landgräflichen Kanzlei erwähnt einen "von Isenberg"; ein am 3. November an den Konstanzer Rat gerichtetes Schreiben eines Unbekannten (Zürich StA, A 177, Nr. 123) bezeichnet ihn als "Anton von Isenburg". Mameranus, Rebel. B2r. führt einen "N. Comes ab Isenburgo" im hessischen Regiment des Obersten Friedrich von Reifenberg auf. Gerber, Kriegsrechnungen I 85. 245 und III 279 identifiziert ihn als Graf Anton von Isenburg, Hauptmann über die kurpfälzischen Reiter, später im Regiment Reifenbergs. Welcher Anton von Isenburg allerdings gemeint ist, bleibt offen. Es handelt sich dabei nicht um Graf Anton von Isenburg-Büdingen-Ronneburg (1501-1560), da dieser kaisertreu war; s. NDB X 193. Gemeint ist vielleicht Graf Arnold von Isenburg-Grenzau, wie Lenz, Bericht 14,
Anm. 4, vermutet (dort als Arnold von Eisenberg, Herr von Grensau, angeführt).
60 Daniel Scheuerschloss, hessischer Rittmeister; s. Herberger, Schertlin 158f; Zürich StA, A 177, Nr. 119.
61 nit bald: nicht oft; s. SI IV 1195f.
62 grosse Hansen: angesehene Persönlichkeiten bzw. hochrangige Militärs; s. SI II 1471f; Grimm X 4561.
63 kostbar.
64 In dem oben in Anm. 53 erwähnten Bericht der landgräflichen Kanzlei, wie auch in Thomanns Brief vom 31. Oktober (Zürich StA, A 177, Nr. 118), wird er wie hier als "Cunrat von Rheden" angeführt. Näheres über ihn konnte nicht ermittelt werden. Lenz, Bericht 15, Nr. H, liest "Churdt" von Rheden. Voigt, Geschichtschr. 133, korrigiert den Nachnamen zu "von Roden".
65 als er nit bezüget was: weil er seinen Harnisch nicht trug.
66 Zu diesen Nachrichten s. schon Nr. 2655,19-24.
67 Bullinger bezieht sich auf die Kopie eines Schreibens des Konstanzer Gesandten in Ulm vom 1. November (Zürich StA, A 177, Nr. 120), die der Konstanzer Rat seinem Brief an Zürich vom 3. November (aaO, Nr. 122) beilegte.
68 Am 1. November.


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das gester zwüschen 10 und 11 ur vor mittag der keyser uss sinem läger 69 , darinn er jetzund ein zyt lang 70 gelägen, in einem näbel (da er verhofft, die unnsern söltendts nit gewaren) e uffgebrochen ist. Doch weist man nit, wohin er sin zug nemmen wirt. Sin groß geschütz aber hatt er gefertigt uff die Tünow nach Ingolstatt unnd Regenspurg. Die unnsern aber ziehend uff inn. Sind imm seer überlegen. Hoffend, imm vil mit gottes hilff abzebrächen 71."72

f Erst hinächt umb die 3 nach mittag 73 kumpt von Constantz die eigentliche kuntschafft 74 , das der keyser abgezogen, vil armer krancker ||155v. und wunder 75 knachten hinder imm in sinem läger verlassen hat. Daryn der lantgraff gefallen 76 , dann 77 sy dem abzug nitt wol gedören vertruwen 78 ; gedacht, es sye siner allten betrügen einer.

Es söllind uff 2'000 pferd geordnet 79 sin ze streyffen disen wynter uff die rychstett, under welchen ouch der Rosenberger 80 . Man acht, er zühe uff Regenspurg.

Hertzog Mauritz sol sinem vettern 81 selbs das land ynnemmen und, alls man besorgt, valsch sin, deß ich mich doch hochlich verwunderte. Man wirts aber sähen. 82

Min herren lassend gemeinden 83 in statt und uff dem land. 84 Tragend für die gantze handlung diß kriegs, und was man mitt Bern, Basel, Schaffhusen,

e Klammern ergänzt.
f-f Zusatz von Bullingers Hand.
69 bei Sontheim an der Brenz; s. Nr. 2635, Anm. Il.
70 jetzund ein zyt lang: seit einer längeren Zeit (nämlich seit dem 14. Oktober; s. aaO).
71 Schaden zuzufügen; s. Fischer 17.
72 Zu diesen Nachrichten s. Nr. 2655,25f
72 hinächt umb die 3 nach mittag: am Vorabend um 3 Uhr nachmittags.
74 Mit dem oben in Anm. 31 angeführten Brief Konstanz' vom 4. November, dem auch der düstere Bericht des Landgrafen vom 2. November (siehe dazu Nr. 2655, Anm. 15) beigelegt war. Im Letzteren beschrieb der Landgraf seine am 1. November unternommene Inspektion des verlassenen kaiserlichen Lagers. Siehe dazu ferner Viglius van Zwichem 166f, Anm.
75 verwundeter (Genitiv).
76 Daryn der lantgraff gefallen: wohin sich der Landgraf rasch begeben (hat).
77 da, weil.
78 gedören vertruwen: zu vertrauen wagten.
79 abgeordnet, bestimmt.
80 Reichsritter Albrecht von Rosenberg, kaiserlicher Rittmeister. Die Nachricht über diese Streifzüge kommt aus Thomanns
Brief an den Zürcher Rat, 31. Oktober (Zürich StA, A 177, Nr. 117), wo allerdings von 3'000 Reitern die Rede ist. Siehe ferner Viglius van Zwichem 178, Anm. 5. 260; Volker Press, Albrecht von Rosenberg. Reichsritter an der Schwelle der Zeiten, in: ders., Adel im Alten Reich. Gesammelte Vorträge und Aufsätze, hg. v. Franz Brendle und Anton Schindling in Verbindung mit Manfred Rudersdorf und Georg Schmidt, Tübingen 1998 —Frühneuzeit-Forschungen 4, S. 369.
81 Hier im Sinne von "Verwandten". Gemeint ist der Kurfürst Johann Friedrich von Sachsen, der mit Moritz von Sachsen einen gemeinsamen Urgroßvater, Friedrich II. den Sanftmütigen von Sachsen (1412-1464), hatte.
82 Siehe dazu oben Z. 401 und die Verweise oben in Anm. 51.
83 Gemeindeversammlungen abhalten; s. SI IV 307.
84 Nämlich ab Sonntag, den 7. November; vgl. Nr. 2651,11f; Nr. 2652,26f; Nr. 2653,65-68. 74.
85 Tragend für: Sie tragen vor.


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etc., zu tagen 86 gemacht, etc., was uns zu erwarten, weß man sich zu den gmeinden versähen 87 . In der statt in allen zünfften ist ein gemeine, einhällige, trostliche antwort gefallen, lib und gut zu dem evangelio und minen herren, ouch zu den stetten, ze setzen, etc. 88

Gott mitt üch und d. d. Dryandro 89 , Gastio und andern fründen.

In yl, frytags 5. novembris zu 4 urn nach mittag 1546.

[Ohne Unterschrift.]

[Adresse darunter:] [Opti]mo g viro d. [Osvaldo] Myconio, [Basiliensis] ecclesiae [antistiti fi]delissimo, [charissimo] suo fratri, Basel. f