Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

[122]

Ludwig Zehender
an Bullinger
[Aarau?] ,
13. August 1532

Autograph: Zürich StA, E II 360,261. Siegelspur. —Ungedruckt

Bedankt sich für den Brief Bullingers an den Stadtschreiber [Gabriel Meyer]und die Förderung seiner Heiratspläne. Legt im Hinblick auf eine weitere Vermittlung Bullingers in dieser Angelegenheit seine Vermögensverhältnisse dar.

Min früntlich gruß, und waß ich eren, liebs und gutz vermag zevor, erender, lieber her schwager 2 .

Üwer schriben 3 , ann minen fetteren statschriber 4 minenthalb gelangtt, hab ich lutt inhaltz wol verstanden und des ersten harus 5 üwer frünlich gemüött gegen mir erkänndt. Sölichs und merers stat mir 6 mit minem dienst 7 um üch ze beschulden 8 .

b nach ecclesiis gestrichen Helvetiae [?].
9 Oben S. 153,20-154,22.
10 Nach PC II 170f zogen am 12. August 1532 die Reiter und am 29. Juli das Fußvolk von Straßburg ab. Am 15. August sollten sich die Truppen in Wien versammeln, s. Janssen 248 und Westermann 216. Zum Aufgebot gegen die Türken siehe den Abschnitt «Das große internationale Kreuzzugsheer des Jahres 1532 gegen die Türken» bei Turetschek 306—317.
1 Der gebürtige Aarauer hielt sich möglicherweise noch in seiner Vaterstadt auf, vgl.
auch seine Beziehungen zum Stadtschreiber (Z. 3) und zum Pfarrer, Johannes Zehnder (s. oben S. 165,10f).
2 Zur Verschwägerung s. oben S. 165, Anm. 2.
3 Ein Brief Bullingers nach Aarau aus dieser Zeit ist nicht erhalten.
4 Gemeint ist der Aarauer Stadtschreiber Gabriel Meyer, ein enger Vertrauter auch von Johannes Zehnder (s. oben S. 112,4 und Anm. 2).
5 daraus.
6 steht mir zu, geziemt sich mir (SI XI 531).
7 Dienstbereitschaft, Diensterbietung (SI XIII 763).
8 vergelten (SI VIII 659).


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Danne deß fürschlags 9 halb, harin angezöügtt, gefalt mir zu dem höchsten wol, dan 10 das ich in sorgen stan, sölichen lüten gutz halb nitt verglichen mögen 11 .

Derohalben, lieber schwager, ich min vermögen üch hie angezöügt wil haben, darüber üwers witern entscheids ze erwarten, domitt die sach 12 , ee und vor 13 sy lutprechtt 14 gemachtt, beider siten wol erwägen und nit nachmals unfruchbar an die hand genommen wärde; dan ich je nitt besint 15 , mer, wan 16 mins inkommens, yemans fürzeschlachen 17 , das nachmals üch, einem getrüwen vorstender 18 der warheitt, minemm underthädiger 19 , und ouch mir nachtheilig sin möchte.

Min müöterlin 20 württ diser zitt mich mitt fünfhundert oder filichtt mer gulden beratten 21 , und nach irem abgang (den gott lang wend) mir 800 oder 900 gulden gedigen 22 samptt ander kleinnotten 23 und husratz etc. Das ich üch alß minem vertruwten fründe in geheimd wil angezöügt haben, harüber mir 24 ze erfragen, ob ich der sach verer 25 nachfrag bedörffe 26 gäben oder anderschwo mich gedenken ze versächen 27 , ouch mir hiemitt zu schriben, weß willens der fatter der dochter halb sin wurde, wie vil der kinden und ob eß inen 28 nit zewider, mich etwaß erlichen gwärbs ze bruchen 29 , unser ußkommen dester bas 30 ze haben. Danne so ir über sölicheß mir witter nachjagens 31 anzelegen 32 raten bedörften, welte ich one verzug zu üch hinüber kummen, dan dis aller miner meinung inhalt ist, alß ob ich sälbs persänlich [!]by üch wäre. Sunst bin ich guter hofnung, die dochter keins wägs vervälen 33 , dan wir ein erlich, lustig 34 und folkummen 35 wäsen (wie ir wol wüssend) by unß hand. Ouch wurde min müöterlin a uns ir müeterlich trüw mitdeilen und ich (wie einem frommen, redlichen zustatt) mich halten; deshalb kein mangel, dan das ich sorg trag 36 , söliche eerenlütt ab minem gegenwurff 37 vilicht bedurens 38 erholen 39 . Dorum ich dise meinung sälbs persönlich üch zuschriben, domitt ir min hertz erkennend, hiemit flissig bittende, mich in allen trüwen befolen ze haben. Ouch ist

a in der Vorlage müötelin.
9 Wahrscheinlich ein Vorschlag für das weitere Vorgehen.
10 außer, nur (SI XIII 30).
11 daß ich mich mit solchen Leuten in bezug auf das Vermögen nicht vergleichen kann.
12 gemeint die Heiratsangelegenheit.
13 ehe und bevor.
14 offenkundig, bekannt (SI V 393).
15 gesonnen (SI VII 1065f).
16 als.
17 in Aussicht stellen (SI IX 450f).
18 Bürge (SI XI 1001).
19 Vermittler, Unterhändler (SI XII 448f).
20 Anna Langnauer, 1501 als dritte Frau mit Markwart II. Zehender verheiratet, s. Walther Merz, Wappenbuch der Stadt Aarau, enthaltend die Siegel und Wappen der bis 1798 in Aarau verbürgerten Geschlechter, Aarau 1917, Stammbaum der Zehender, zw. S. 312 und 313.
21 aussteuern (SI VI 1613).
22 zuteil werden (SI XII 1202).
23 Kleinodien, Schmuck (SI III 655).
24 für mich.
25 weiter.
26 dürfe (SI XIII 1538).
27 sich versehen (gemeint in Sachen Brautwerbung).
28 Gemeint die Familie der Braut, weiter nicht bekannt.
29 daß ich ein redliches Handwerk betreibe (SI V 354f).
30 desto besser.
31 eifriges Streben, Verfolgen (s. Grimm IV/II 2215).
32 vorzunehmen (SI III 1181).
33 daß die Tochter (mit der Heirat) keineswegs einen Fehler begeht.
34 fröhlich, angenehm.
35 Hier vielleicht im rechtlichen Sinn gebraucht: durchaus rechtsfähig (s. Grimm XII/II 682).
36 mir Sorgen mache.
37 Einwand, Bedenken (vgl. Grimm IV/I 2 2304).
38 Kränkung, Mißfallen (SI XIII 1309).
39 zuziehen (SI II 1154).


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min begär, wellends nitt verargens haben, daß min antwurtt nitt angentz 40 uff üwer schriben gfallen; dan obbemelter min fetter nitt anheimsch 41 gewäsen.

Aldan begär ich undericht ze wärden, waß üch uffgehalten, unser hochzitt 42 ze besuchen, do wir mit sunderer begird üwer gewartett etc.

Datum 13. augusti anno domini 32.

Ludwig Zechender,

üwer gutwilliger.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem erwürdigen, wolgelertten herrenn Meister Heinrichen Bully 43 , forstendern 44 götlichs worttes zu Zürich, minem lieben schwager.