Heinrich-Bullinger-Briefwechseledition, Universität Zürich © Heinrich Bullinger-Stiftung Arpa Bibliothek Textbreite Schriftgröße

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Johannes Adlischwyler an
Bullinger
Rheinfelden,
18. Juni 1532

Autograph: Zürich StA, E II 355,40. Siegelspur. —Ungedruckt

Bedauert das Unglück und die Verluste, die Bullinger und seine Frau durch die Kriegsereignisse erlitten haben, freut sich, daß ihnen nichts Ernsthaftes zugestoßen ist, und beglückwünscht Bullinger zu seinem neuen Amt. Grüße.

Mein früntlich willig diennst unnd was ich eerenn liebs unnd guts vermag, sye euch alzeit zuvor, früntlicher lieber herr unnd schwager.

Ewer schrybenn 1 der cleglichen verendrung, die sich verschiner 2 zeit by euch so unversehenlichen zugetragen 3 , darzu die groß widerwertigkeit, so euch und miner schwöster 4 inn solcher enpörung 5 zugestanden 6 , hab ich alles inhallts vernomen, unnd ist mir sölches alles inn trüwenn leyd. Ich hab ouch inn berürter hanndlung miner schwöster halben vil sorgelicher anfechtungen 7 gehept und erlitten; dann ich alwegen 8 besorget, das irn 9 etwas untzucht 10 und schmach von den unverwütten 11 lütten begegnette, das doch, gott sye lob, inn allweg verhüt worden. Nachdem

175 zu ihrer Zeit.
176 ungefähr, zufällig.
177 entdeckt worden, bekannt geworden.
178 Kaiser Karl V. Offenbar zielte diese Übersetzung der Ratramnusschrift auch auf den Kaiser.
179 weil der Name übereinstimmt.
1 Nicht erhalten.
2 vergangener (SI VIII 824f).
3 Gemeint ist die Niederlage im Zweiten Kappelerkrieg.
4 Bullingers Frau Anna, geb. Adlischwyler.
5 Erhebung, Aufbruch in Waffen (SI IV 1510).
6 zugestoßen (SI XI 745f). — Gemeint ist die Vertreibung der Familie Bullinger aus Bremgarten, s. Pestalozzi 66f; Blanke 129f und 149f.
7 Sorgen, Ängste (s. SI I 666. VII 1320).
8 allewege, immer (Grimm XIII 2923f).
9 ihr.
10 Zuchtlosigkeit (Grimm XI/III 2306f).
11 durch die Vorsilbe «un-» wohl verstärktes


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aber euch hieruff uß göttlicher fürsehung dermassen ein christliche amptsversehung 12 angevallen 13 , zu derselben thun ich euch vil glücks wünschen, dann mir sölchs ein grosse freyd ist, inn gutter hoffnung, ir werden dasselbig zu pflantzung götlicher eeren und zu nutz der mentschen seelen versehenn. Desglichen wöllent ir mein schwöster alzeit inn trüwem bevelch 14 haben, auch iren von minettwegenn 15 vil guts sagen 16 .

Mein husfraw 17 , die nun zwentzig wuchen ein bedtrys 18 gewesenn, laßt euch und mein liebe schwöster gar früntlichen grüssen, mit hertzlichem begeren, ir wöllent gott den herren für sy und unns alle pitten, auch unns alzeit lassen bevolhen sein.

Datum inn il uff den 18. tag juny anno etc. 32.

Ewer gutwilliger Johann Adlischwyler,

statschryber zu Rynfelden.

[Adresse auf der Rückseite:] Dem ersamen wolgelertten herrn Heinrichen Bullinger, fryer künsten Meister und des wirdigen stiffts Sannt Felix und Regula zu Zürch predicannt, minem früntlichenn liebenn schwager.